Wellen - Peter Watts

Wellen

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
688 Seiten
2009
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-52565-8 (ISBN)
9,95 inkl. MwSt
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Ein grandioser Wissenschaftsthriller
In den Tiefen der Meere hat sich eine bakterielle Lebensform entwickelt, die - einmal an Land gekommen - zum Zusammenbruch unserer Zivilisation geführt hat. Ganze Landstriche sind verseucht, die Städte verwüstet, die letzten Menschen versuchen verzweifelt, der Bedrohung Herr zu werden. Doch das scheint aussichtslos: Denn die Lebensform aus dem Meer ist offenbar die nächste Stufe der Zivilisation.

Peter Watts hat lange Jahre als Unterwasser-Biologe gearbeitet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit seinen Romanen "Blindflug" und "Abgrund" hat er Leser wie Kritik begeistert. Er lebt in Toronto.

Gesetzesbrecher
Wenn jemand das Augenlicht verloren hatte, erhielt er es in seinen Träumen wieder zurück - so hatte Achilles Desjardins zumindest gehört.
Und das galt nicht nur für Blinde. Jeder Mensch, der in seinem Leben Teile seines Körpers verloren hatte, war in seinen Träumen wieder vollkommen unversehrt. Leute, denen mehrere Gliedmaßen amputiert worden waren, liefen umher und spielten Fußball. Taube hörten Symphonien. Menschen, die einen schweren Verlust erlitten hatten, konnten wieder Liebe empfinden. Der menschliche Geist war einer gewissen Trägheit unterworfen - wenn er sich über Jahre an eine bestimmte Rolle gewöhnt hatte, trennte er sich nur ungern von alten Denkmustern.
Irgendwann geschah es dann aber doch. Die leuchtenden Bilder verblassten, die Musik verklang, die eingebildeten Sinneseindrücke wurden auf ein Maß heruntergefahren, das leeren Augenhöhlen und zerstörten Innenohrschnecken eher angemessen war. Doch das dauerte Jahre, Jahrzehnte - und während all dieser Zeit quälte sich der Geist immer wieder aufs Neue mit nächtlichen Erinnerungen an die Dinge, die er einstmals besessen hatte.
Bei Achilles Desjardins war es nicht anders. Er träumte davon, dass er ein Gewissen besaß.
Seine Träume führten ihn in die Vergangenheit zurück, als er noch ein gefesselter Gott gewesen war. Millionen von Menschenleben hatten damals in seinen Händen gelegen, und sein Einflussbereich hatte sich von der geosynchronen Umlaufbahn bis in die tiefsten Tiefen des Marianengrabens erstreckt. Er kämpfte wieder unermüdlich für das Wohl der Allgemeinheit, in Tausende Kanäle gleichzeitig eingeklinkt, seine Reflexe und Fähigkeiten zur Mustererkennung mithilfe von umgerüsteten Genen und maßgeschneiderten neurotropen Substanzen um ein Vielfaches verstärkt. Wenn das Chaos ausbrach, stellte er die Ordnung wieder her. Wenn zehn Menschen getötet werden mussten, um hundert zu retten, brachte er das Opfer. Überall auf der Welt isolierte er Krankheitsherde, löste Blockaden auf, vereitelte terroristische Anschläge und verhinderte den Zusammenbruch von Ökosystemen. Er schwebte auf Funkwellen dahin, schlüpfte durch die dünnsten Glasfaserkabel, war in einem Moment in einer Meeresfarm in Peru und im nächsten in einem koreanischen Nachrichtensatelliten. Er war wieder der beste Gesetzesbrecher der BRIKS, der das zweite Gesetz der Thermodynamik bis an seine Grenzen auszureizen vermochte und vielleicht sogar ein Stück weit darüber hinaus.
Er war der sprichwörtliche Geist in der Maschine - und damals war die Maschine allgegenwärtig gewesen.
Und dennoch waren es nicht Träume von Macht, die ihn Nacht für Nacht heimsuchten, sondern von Knechtschaft. Nur im Schlaf konnte er erneut die paradoxe Unfreiheit erfahren, die ganze Ströme von Blut von seinen Händen gewaschen hatte.
Man nannte es das Schuldgefühl, und es handelte sich dabei um eine ganze Reihe von künstlich erzeugten Neurotransmittern. Desjardins hatte sich nie die Mühe gemacht, sich ihre genauen Bezeichnungen zu merken. Schließlich konnte er mit einem einzigen Befehl Millionen Menschen töten. Und eine solche Macht verlieh man jemandem nicht, ohne ein paar Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Das Schuldgefühl machte es einem körperlich unmöglich, gegen das Wohl der Allgemeinheit zu handeln. Es kappte die Verbindung zwischen allumfassender Macht und uneingeschränkter Korruption. Jeder Versuch, seine Macht zu missbrauchen, hätte den allerschwersten epileptischen Anfall nach sich gezogen. Desjardins hatte nie nachts wach gelegen und die Rechtmäßigkeit seines Handelns oder die Reinheit seiner Motive angezweifelt. Beides war ihm von anderen, skrupelloseren Menschen in die Blutbahn geimpft worden.
Es war eine solche Erleichterung, vollkommen frei von Schuld zu sein!
Also träumte er von Knechtschaft. Und von Alice, die ihn befreit, seine Ketten gelöst hatte. In seinen Träumen wünschte er sich diese Ketten zurück.
Irgendwann verblassten die

Erscheint lt. Verlag 6.8.2009
Reihe/Serie Heyne Bücher
Übersetzer Sara Riffel
Sprache deutsch
Original-Titel Behemoth: B-Max / Behemoth: Seppuku
Maße 118 x 187 mm
Gewicht 410 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Science Fiction
ISBN-10 3-453-52565-5 / 3453525655
ISBN-13 978-3-453-52565-8 / 9783453525658
Zustand Neuware
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