Coraline - Neil Gaiman

Coraline

Roman zum Film

(Autor)

Buch | Softcover
176 Seiten
2009
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-50376-2 (ISBN)
7,95 inkl. MwSt
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Eine Reise an einen Ort voller skurriler Schrecken


Hinter einer vermauerten Tür entdeckt Coraline einen verborgenen Weg in eine albtraumhafte Parallelwelt: Dort trifft sie ihre „andere Mutter“, ein Wesen mit glänzenden Knöpfen anstelle der Augen, das sie freundlich umgarnt und das hungrig auf Coralines Seele blickt. Eine Reise an einen Ort voller skurriler Schrecken und ein Märchen vom Sieg über die Angst.


Neil Gaiman is the critically acclaimed and award-winning author of novels and a collection of short fiction. Among the many awards he has won are the World Fantasy Award and Bram Stoker Award. Originally from England, Gaiman now lives in America.

Cornelia Krutz-Arnold, geb. 1950, lebt als freiberufliche Lektorin und Übersetzerin in Frankfurt/Main. Ihre Übersetzungen wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet. 2002 erhielt sie für ihr bisheriges übersetzerisches Gesamtwerk den Sonderpreis für Übersetzungen des Deutschen Jugendliteraturpreises.

Kurz nach dem Umzug entdeckte Coraline in dem Haus, in das sie gezogen waren, die Tür. Das Haus war schon sehr alt. Unter dem Dach hatte es eine Mansarde und tief unten im Boden einen Keller und es gehörte ein überwucherter Garten mit riesigen alten Bäumen dazu. Coralines Familie besaß nicht das ganze Haus - dafür war es zu groß. Ihnen gehörte nur ein Teil davon. Es gab noch andere Leute, die in dem alten Haus wohnten. In der Wohnung unter Coraline, im Erdgeschoss, wohnten Miss Spink und Miss Forcible. Beide waren alt und rund und sie lebten in ihrer Wohnung mit einer ganzen Reihe von alternden weißen Terriern, die Namen wie Hamish und Andrew und Jock hatten. Früher einmal waren Miss Spink und Miss Forcible Schauspielerinnen gewesen, wie Miss Spink Coraline gleich bei ihrer ersten Begegnung erzählt hatte. "Du musst nämlich wissen, Caroline", sagte Miss Spink und brachte Coralines Namen durcheinander, "sowohl ich als auch Miss Forcible waren zu unserer Zeit berühmte Schauspielerinnen. Wir standen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, Herzchen. Ach, gib Hamish nichts von dem englischen Kuchen, sonst kriegt er wieder Bauchschmerzen und kann die ganze Nacht lang nicht schlafen." "Ich heiße Coraline. Nicht Caroline. Coraline", sagte Coraline. In der Wohnung über der von Coraline, unterm Dach, wohnte ein verrückter alter Herr mit einem großen Schnurrbart. Er erzählte Coraline, dass er einen Mäusezirkus trainierte. Den durfte aber niemand sehen. "Eines Tages, kleine Caroline, wenn sie alle so weit sind, wird jeder auf der Welt die Wunder meines Mäusezirkus sehen. Du willst wissen, warum du ihn jetzt noch nicht sehen kannst. Darum hattest du mich doch gebeten?" "Nein", sagte Coraline leise. "Ich hatte Sie gebeten mich nicht Caroline zu nennen. Ich heiße Coraline." "Es gibt einen Grund dafür, dass du den Mäusezirkus jetzt noch nicht sehen kannst", sagte der Herr von oben. "Die Mäuse sind noch nicht so weit, haben ihre Kunststücke noch nicht eingeübt. Außerdem weigern sie sich die Lieder zu spielen, die ich für sie geschrieben habe. Die Lieder, die ich den Mäusen geschrieben habe, gehen alle humbawumba. Aber die weißen Mäuse spielen immer nur dideldüdel, so was in der Art. Ich hab mir schon überlegt, ob ich es mal mit anderen Käsesorten probieren soll." Coraline glaubte nicht daran, dass es wirklich einen Mäusezirkus gab. Bestimmt hatte sich der alte Mann das alles nur ausgedacht. Als sie eingezogen waren, ging Coraline gleich am nächsten Tag auf Entdeckungsreise. Sie machte einen Erkundungsgang durch den Garten. Der Garten war groß - ganz hinten war ein alter Tennisplatz, aber niemand im Haus spielte Tennis, der Zaun um ihn herum hatte Löcher und das Netz war so verrottet, dass der größte Teil davon fehlte. Es gab einen alten Rosengarten mit kümmerlichen, verlausten Rosensträuchern; einen Steingarten, der nur aus Steinen bestand, und einen Feenring aus matschigen braunen Pilzen, die einen entsetzlichen Gestank verbreiteten, wenn man versehentlich drauftrat. Außerdem gab es noch einen Brunnen. Miss Spink und Miss Forcible war es sehr wichtig gewesen, Coraline bei ihrem Einzug gleich am ersten Tag darauf hinzuweisen, wie gefährlich der Brunnen war, und sie ermahnten sie eindringlich, sich von ihm fern zu halten. Also zog Coraline los, um ihn zu erkunden, damit sie wusste, wo er war, und sich auch ordentlich von ihm fern halten konnte. Am dritten Tag entdeckte sie ihn hinter einer Baumgruppe auf einer wild wuchernden Wiese neben dem Tennisplatz - ein niedriger Kreis aus Backsteinen, der vom hohen Gras fast verborgen wurde. Der Brunnen war mit Brettern abgedeckt, damit niemand hineinfiel. Eins der Bretter hatte ein kleines Astloch und Coraline verbrachte einen ganzen Nachmittag damit, Kieselsteine und Eicheln durch das Loch zu werfen und zu warten und zu zählen, bis sie das Plopp hörte, mit dem die Sachen tief unten auf dem Wasser aufschlugen. Außerdem ging Coraline auf Entdeckungsreise nach Tieren. Sie fand einen Igel und eine Schlangenhaut (aber keine Schlange) und einen Stein, der genau wie ein Frosch aussah, und eine Kröte, die genau wie ein Stein aussah. Dann gab es noch einen hochmütigen schwarzen Kater, der auf Mauern und Baumstümpfen saß und sie nicht aus den Augen ließ, aber gleich davonhuschte, wenn sie zu ihm ging und mit ihm spielen wollte. So brachte sie die ersten beiden Wochen im neuen Haus zu - mit der Erkundung von Garten und Gelände. Ihre Mutter verlangte, dass sie zum Abendessen und auch zum Mittagessen ins Haus kam. Und Coraline musste sich warm einpacken, bevor sie hinausging. Der Sommer war in diesem Jahr nämlich sehr kalt. Aber sie ging hinaus und machte jeden Tag ihre Erkundungsgänge, bis es eines Tages regnete und sie im Haus bleiben musste. "Was soll ich nur machen?", fragte Coraline. "Lies doch ein Buch", sagte ihre Mutter. "Schau dir ein Video an. Spiel mit deinen Spielsachen. Geh zu Miss Spink oder Miss Forcible und fall ihnen auf die Nerven. Oder dem verrückten alten Herrn von oben." "Nein", sagte Coraline. "Dazu hab ich keine Lust. Ich will auf Entdeckungsreise gehen." "Mir ist es eigentlich ganz egal, was du machst", sagte Coralines Mutter, "solange du kein Durcheinander anrichtest." Coraline trat ans Fenster und sah zu, wie der Regen herunterprasselte. Das war nicht so ein Regen, bei dem man ins Freie gehen konnte - es war die andere Art Regen, so ein Regen, der sich vom Himmel herabstürzte und mit lautem Platschen aufspritzte, wenn er auf dem Boden landete. Es war ein Regen, der seine Aufgabe ernst nahm, und zur Zeit bestand seine Aufgabe darin, den Garten in eine nasse, matschige Suppe zu verwandeln. Inzwischen hatte Coraline sämtliche Videos angeguckt. Ihre Spielsachen waren langweilig und ihre Bücher hatte sie alle schon ausgelesen. Sie machte den Fernseher an und schaltete von einem Programm zum anderen, aber auf allen Sendern kamen nur Talkshows oder Männer in Anzügen, die über die Börsenkurse redeten. Schließlich fand sie dann doch etwas Sehenswertes: die letzte Hälfte einer Natursendung über etwas, das Tarnfarbe hieß.

Erscheint lt. Verlag 8.5.2009
Reihe/Serie Heyne Bücher
Übersetzer Cornelia Krutz-Arnold
Sprache deutsch
Original-Titel Coraline
Maße 118 x 187 mm
Gewicht 150 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy
ISBN-10 3-453-50376-7 / 3453503767
ISBN-13 978-3-453-50376-2 / 9783453503762
Zustand Neuware
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