Nachwehen - Tagebucheintragungen 1974-2008

Tagebuchaufzeichnungen aus einer sehr schwierigen Periode des Lebens des Autors, deren unterschwelliger Inhalt ohne Kenntnis der tragischen Ereignisse seiner Jugendjahre, die er in seinem ersten Buch beschrieben hat, nämlich einer über zehn Jahre dauernden traumatischen inzestuösen Beziehung mit seiner seelisch schwer kranken, sehr begabten Malerinmutter, vielleicht nicht ohne Weiteres ersichtlich ist. Sensible Menschen werden jedoch beim Lesen dieser Aufzeichnungen fühlen, was sich hinter ihnen als latenter Inhalt verbirgt; nämlich nicht bewusste Erinnerungen an jene traumatische Beziehung, in der er sie unendlich geliebt hat und von ihrer Kunst und ihrer Sensibilität sehr angezogen war und sie dann wiederum unendlich gehasst sowie auch gefürchtet hat. Es sind dies Ausdrücke von seelischen Spätfolgen jener traumatischen Ereignisse. Nachwehen.
Diese Tagebuchaufzeichnungen umspannen rein rechnerisch eine Periode von über 30 Jahren, sind aber hauptsächlich auf die 1990er Jahre und die frühen 2000er konzentriert. Sie beschreiben malerische und zum Teil romantische Eindrücke von Landschaften, Stadtansichten, von altertümlichen Ruinen und der Natur einschließlich Naturschauspielen – vor allem Herbststimmungen und Schneefall. Eine unerklärliche, leise Melancholie, eine unterschwellige Trauer durchziehen, durchdringen sie. Ein lang andauerndes Trauern – im psychologischen Sinne –, um die Ereignisse seiner Jugend zu bewältigen.

Die Tatsache, dass die Anzahl dieser malerischen und von einer leisen Melancholie durchtränkten Beschreibungen von Landschaften, Stadtansichten und Naturschauspielen ab 2003 abnimmt, wird vom Autor als ein Zeichen gewertet dass die darunterliegenden Traumata der Vergangenheit geheilt sind, sodass sich nicht bei jeder Gelegenheit jene unterschwellige Schwermut einstellt. Es besteht die Hoffnung dass auf diese längere Periode eines Adagio sostenuto endlich ein Allegretto folgen wird.