Die geteilte Krone - Isabel Glass

Die geteilte Krone

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
480 Seiten
2009
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-442-24312-9 (ISBN)
8,95 inkl. MwSt
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Kabale und Liebe am Königshof


Abenteuerlich-romantische Fantasy um eine schöne, willensstarke Lady und ihre Suche nach der Wahrheit


Niemand ist überraschter als Lady Angarred und ihr Ehemann, der Magier Mathewar, als sie an den königlichen Hof gerufen werden. Doch in der Hauptstadt angelangt, schlägt die Überraschung um in Furcht. Beinahe der gesamte Hofstaat wurde durch Magie seines freien Willens beraubt. Ihre Suche nach Rettung führt Angarred und Mathewar bis ans Ende der Welt – und tief in die eigenen Ängste ...


Isabel Glass ist ein Pseudonym der amerikanischen Autorin Lisa Goldstein, die seit Beginn der 80er Jahre mit so ungewöhnlichen und unterschiedlichen Romanen wie "Der Rabbi und der Magier" oder "Im Zeichen von Sonne und Mond" auf sich aufmerksam gemacht ha

Sämtliche Arbeit kam zum Erliegen, als das Schiff in den Hafen segelte. Seeleute, Händler und Hafenarbeiter trieben sich in der Nähe herum und taten sehr geschäftig, und hinter ihnen bildete sich ein lockerer Halbkreis aus Handwerkern und Kaufleuten, Dienern und Adligen. Es war ein bauchiges Handelsschiff unter König Jerrets Flagge, dem Schloss mit zwei Türmen, das da heimkehrte. Die Besatzung vertäute das Schiff am Kai und begann die Ladung zu löschen, Kisten und Kästen voller Muskat, Orangen und Jade aus dem Süden. Die Menge trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Um sie herum fluchten die Hafenarbeiter und brüllten Befehle. Möwen stritten sich kreischend um Fische. Nun gingen die Passagiere und Pferde von Bord; vorsichtig wateten sie durch die Pfützen, das silbrige Fischgekröse und die zerbrochenen Transportkisten auf dem Kai. Schließlich, fast am Ende der langen Reihe, entdeckten die Leute, worauf sie gewartet hatten: den Ersten Meister der Akademie der Magier und seine Frau, die Hexe. Ein enttäuschtes Murmeln lief durch die Menge. Sie sahen so gewöhnlich aus. Meister Mathewar war nicht wesentlich größer als der Durchschnitt, wenn auch kräftig gebaut; er hatte blaugraue Augen und langes, glattes, weizenblondes Haar, das er zurückgebunden trug. Es hieß, er sei der jüngste Mann, der jemals zum Ersten Meister ernannt worden war, doch jetzt war er nicht mehr jung. Sein Gesicht war von der Sonne gebräunt, und weiße Falten des Alters strahlten von seinen Augen aus. Seine Frau, Lady Angarred Hashan, war beinahe so groß wie ihr Mann, hatte dunkelblaue Augen und üppiges rotgoldenes Haar, das ihr offen über den Rücken fiel. Beide trugen Kittel und Hosen aus grobem Tuch und abgenutzte Stiefel. Ihr Gepäck bestand aus fleckigen Lederbeuteln. Mathewar wandte sich Angarred zu und sagte etwas, und sie lachte. Vor vierzehn Jahren hatten sie durch ihre Magie den Krieg Aller Reiche beendet, allerdings kannte niemand die ganze Geschichte. Die Leute erzählten sich auch einiges über Angarred, doch diese Gerüchte waren noch verschwommener: Es hieß, sie beherrsche seltsame Formen der Magie, Waldmagie, Zauber, die man innerhalb der Mauern zivilisierter Städte und Dörfer noch nie gesehen hatte. Eine Delegation des Königs trat ihnen entgegen, um sie willkommen zu heißen, und nun bekamen die Leute endlich etwas von der Pracht zu sehen, die sie erwartet hatten. Die Männer des Königs trugen lange Umhänge in Rot und Gold; ihre Waffenröcke zierte das königliche Emblem mit den zwei Türmen, und auf den Fibeln an ihrem Hals glänzte jeweils ein großer, grüner Edelstein. Sie sprachen eine Weile mit dem Paar und deuteten auf die Pferde, die sie mitgebracht hatten. Die Tiere waren sanftmütig und graubraun, eine weitere Enttäuschung für die Menge, die zumindest schnaubende pechschwarze Hengste erwartet hatte. Der Meister und seine Frau saßen auf und folgten ihrer Eskorte. Die Menge starrte ihnen nach. Später schworen einige Leute, sie hätten etwas gesehen, als das Paar davonritt - eine Präsenz, eine fast greifbare Macht -, doch ihre Freunde und Nachbarn lachten sie aus und erklärten, die Sonne habe sie wohl geblendet. Angarred sah sich neugierig um, während sie durch die Hauptstadt von Karededin ritten. Sie war seit zwei Jahren nicht mehr in Pergodi gewesen, seit dem Tod von Königin Rodarren. Rodarren hatte fast dreizehn Jahre lang regiert und das Land wohlhabend und friedvoll hinterlassen; und in den zwei Jahren seit ihrem Tod schien sich in Pergodi nicht viel verändert zu haben. Leute drängten sich auf den Straßen und gingen ihren Geschäften nach; Karren rumpelten über das Kopfsteinpflaster; Händler priesen den Vorübergehenden ihre Waren an; Glocken schlugen die Stunde. Allerdings hatten sie und Mathewar in letzter Zeit beunruhigende Nachrichten erhalten, von Magiern, die den Hof besucht hatten. Ein Mann namens Noldeth Haru, zu Rodarrens Zeiten ein Höfling von bescheidenem Rang, übte immer stärkeren Einfluss auf König Jerret, Rodarrens Erben, aus; der Knabenkönig hatte Noldeth Titel, Ländereien und Schlösser übertragen und wollte allem Anschein nach Noldeths Tochter heiraten. Dann waren die Magier, die eigentlich in Jerrets Diensten standen, an die Akademie zurückgekehrt: Der König habe sie entlassen, erklärten sie, doch sie waren überzeugt davon, dass Noldeth hinter dieser Entscheidung steckte. Angarred kannte Lord Noldeth von früher. Zu Rodarrens Zeiten war er ein gewöhnlicher Bürger gewesen, der irgendein kleines Amt innehatte, übereifrig und sehr von sich überzeugt, ein Mann, der keine Gelegenheit ausließ, sich wichtig zu machen. Sie und Mathewar hatten beschlossen, die Hauptstadt zu besuchen, sobald das Semester vorbei war, um selbst nachzusehen, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen und Jerret ihre Hilfe brauchte. Immerhin war der Junge erst vierzehn; durch den Tod seiner Mutter war die Königswürde unerwartet früh auf ihn übergegangen. Im Frühjahr, als die Studenten der Akademie sich auf den Heimweg machten, erhielten sie einen merkwürdigen Brief von Jerret, der sie bat, nach Pergodi zu kommen und »einer bedeutenden Zeremonie beizuwohnen«. Am Schluss des Briefes, als sei ihm das eben noch eingefallen, hatte Jerret geschrieben: »Ach ja, ich habe übrigens die Harus verbannt.« Inzwischen hatte sich bis zur Akademie herumgesprochen, dass die Harus unverschämter geworden seien, dass es Scharmützel und kleine Aufstände gegeben habe, und Angarred und Mathewar machten sich nun wirklich Sorgen. Es erschien ihnen zu gefährlich, ihre drei Kinder in die Hauptstadt mitzunehmen; sie baten Atte, Mathewars Tochter aus seiner ersten Ehe, sich auf ihrem Bauernhof um sie zu kümmern. Sobald alles geregelt war, schrieb Angarred an Jerret und kündigte ihren Besuch an. Sie erzählte Mathewar nicht, dass sie aus einem weiteren Grund unbedingt verreisen wollte. Die Akademie stand auf einer Klippe hoch über dem Meer, den wilden, unzugänglichen Wald von Tiranon im Rücken; sie musste fort, musste endlich wieder andere Menschen sehen als Studenten, die Meister und das Waldvolk. Sie vermutete jedoch, dass Mathewar so etwas ahnte; immerhin waren sie seit vierzehn Jahren verheiratet und konnten manchmal die Gedanken des anderen erraten. Nun folgten sie den Männern des Königs durch mehrere Stadtviertel und über zwei der Brücken Pergodis. Die Häuser an den Straßen wurden größer und prunkvoller, geschmückt mit Kupfer und Marmor, schönen Kacheln und Schmiedeeisen. Schließlich ritten sie den Hügel hinauf zum Schloss Pergodi, einer klotzigen Burg mit zahllosen Türmen, Dächern und Zinnen. Das Schloss war in Schichten an der Hügelflanke erbaut worden - jeder Herrscher hatte das Werk seiner Vorfahren ergänzt und Treppen und Flure, welche die einzelnen Bauteile verbanden, willkürlich irgendwo angefügt. An manchen Stellen verliefen Wände mitten durch Kuppeln oder Bogengänge, weil ein König ein bestehendes Bauwerk ignoriert hatte, um seine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.

Erscheint lt. Verlag 12.3.2009
Reihe/Serie Blanvalet Taschenbuch
Übersetzer Katharina Volk
Sprache deutsch
Original-Titel The Divided Crown
Maße 115 x 183 mm
Gewicht 369 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy
ISBN-10 3-442-24312-2 / 3442243122
ISBN-13 978-3-442-24312-9 / 9783442243129
Zustand Neuware
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