Wenn der Eukalyptus blüht (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
416 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-637-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wenn der Eukalyptus blüht - Susan Peterson
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Ein neues Leben am anderen Ende der Welt.

Dorothea Schumann, die Tochter eines Missionars, ist alles andere als sanftmütig. Als ihre Familie 1840 nach Südaustralien übersiedelt, sehnt sie sich vor allem nach mehr Freiheit. Tatsächlich erfüllt sich ihr größter Wunsch, als Journalistin Fuß zu fassen, als die Ereignisse sich überstürzen. Dorothea wird schwanger, doch der Vater ihres Kindes denkt nicht daran, sie zu heiraten.

Verzweifelt stimmt sie der Hochzeit mit Robert Master zu, einem reichen Viehzüchter. Und begegnet kurze Zeit später dem jungen Ian, der bereits auf der Überfahrt nach Australien ihr Herz erobert hat ...

Mitreißender Australienroman vor beeindruckender Kulisse.



Susan Peterson wurde 1955 in Erlangen geboren und lebt in Süddeutschland. Ihre Recherchen über die Kolonisierung Südaustraliens und die dortigen Aborigines inspirierten die Ethnologin zu ihren gefühlvollen, aber auch abenteuerlichen Australien-Romanen.

1


Gebannt verfolgte Dorothea, wie ihr Gegenüber die Stirn runzelte und das erste Blatt überflog, dann das zweite und dritte. Ihre Hände krampften sich um den Beutel aus sandfarbenem Leder. Jedes Rascheln schien ihr unnatürlich laut und ließ sie fast von der Stuhlkante aufspringen. Wie würde sein Urteil lauten? Warum brauchte er so lang?

Nach scheinbar endlosen Minuten sah er schließlich auf und räusperte sich. »Nicht schlecht, Fräulein Schumann. Wirklich nicht schlecht.«

Dorothea stieß erleichtert die Luft aus. »Werden Sie es drucken?«

Herbert Dünnebier wiegte den Kopf ein paar Mal hin und her. »Unter zwei Bedingungen«, sagte er schließlich. »Erstens: Als Autor geben wir einen Männernamen an.«

Ihre grünen, leicht schräg stehenden Augen weiteten sich vor Empörung. »Aber das wäre doch Betrug!«, protestierte sie. »Es ist meine Geschichte.«

Der Herausgeber und Redakteur der Dresdner Postille fixierte sie streng. »Fräulein Schumann! Muss ich Ihnen wirklich erklären, dass ich es mir nicht leisten kann, die Herren vom Magistrat vor den Kopf zu stoßen? Ein junges Mädchen als Schreiberin dieser Zeilen – und dann auch noch die Tochter eines Missionars! Die Verteidiger von Sitte und Anstand würden mir die Hölle heißmachen. Und das bringt mich zu meiner zweiten Bedingung: Sie müssen es so umschreiben, dass die Frau Geheimrätin nicht zu identifizieren ist! Ich kann mir eine Klage wegen bösartiger Nachrede nicht leisten.«

»Genau so hat Grete es mir aber geschildert«, beharrte sie. »Ich habe nicht ein Jota hinzuerfunden. Wenn es doch wahr ist, wieso darf man es nicht schreiben?«

Dünnebiers helle Augen hinter dem Kneifer schienen durch sie hindurchzublicken, als er leise sagte: »Kindchen, Sie sind noch sehr jung. Wenn Sie meine Jahre auf dem Buckel hätten, wüssten Sie, dass die Mitglieder der Hautevolee nichts so übel nehmen wie eine Bloßstellung. Das Los der Dienstmädchen in so manchen Haushalten ist bedauernswert, nicht nur bei der Frau Geheimrätin. Wir helfen ihnen mehr, wenn wir an das allgemeine Mitgefühl appellieren, als wenn wir eine einzelne Person an den Pranger stellen. Zu stellen versuchen, müsste ich sagen, denn die Dame verfügt über beste Verbindungen. Nein, Fräulein Schumann, mit der lege ich mich nicht an! Also, schreiben Sie es um oder nicht?«

Dorothea presste ihre vollen Lippen zu einem Strich zusammen. Ihr Unmut entging ihm nicht.

»Zu meinen Bedingungen oder gar nicht«, bekräftigte er nochmals, ordnete die Manuskriptseiten und reichte sie ihr über den Tisch. »Nun?«

»Ich schreibe es um«, gab sie nach. »Obwohl ich es nicht richtig finde. Es war unglaublich grausam von ihr. Sie hätte es verdient gehabt, bloßgestellt zu werden.«

Dünnebier ging darauf nicht ein. »Wie lange werden Sie brauchen?«

Dorothea überlegte, was ihre Mutter für die nächsten Tage geplant hatte. Wenn Waschtag war, kam sie kaum zum Verschnaufen, geschweige denn zum Schreiben. Hatte sie nicht etwas von Leinen lüften erwähnt? »Zwei Tage, wenn es regnet. Vier, wenn die Sonne scheint.«

Herr Dünnebier nickte. »Dann werde ich ›Das mitleiderregende Schicksal eines Dienstmädchens‹ für die übernächste Woche vorsehen.« Er zog die oberste Schreibtischschublade auf, hielt einen Moment inne, um dann kurz entschlossen den Deckel einer Schatulle zu heben. Metall klirrte leise gegen Metall. Gleich darauf schoben seine von Tintenflecken übersäten Finger ihr ein hell glänzendes Silberstück zu. »Ihr Vorschuss auf das Honorar«, brummte er. »Den Rest bei Ablieferung. Und jetzt habe ich noch zu tun. Guten Tag, Fräulein Schumann.«

Solcherart abgefertigt stieg Dorothea die Stufen zur Straße vor den Kellerräumen der Dresdner Postille hinauf. Im blendenden Licht der Frühjahrssonne schien der frisch gepunzte Silbertaler noch heller zu funkeln als dort unten im Kontor. Nachdenklich drehte sie ihn hin und her. Mit einem Honorar hatte sie gar nicht gerechnet. Eigentlich hatte sie nur ihrer Empörung Luft machen wollen. Die Dresdner Postille war berühmt-berüchtigt für ihre libertinistische Tendenz und daher prädestiniert, ein Unrecht, wie es Grete widerfahren war, anzuprangern.

Immer noch ballten Dorotheas Hände sich ganz wie von selbst zu Fäusten, wenn sie an Grete dachte: Die Geschichte der Kleinen war so banal wie traurig. Ihre Eltern, Taglöhner, schickten die Kinder in Stellung, sobald diese den Anforderungen der Dienstherren gerecht werden konnten. Auch Grete hatte am Tag nach ihrem zwölften Geburtstag ihr Bündel gepackt und war in die Stadt gewandert. Zuerst hatte niemand das knochige, schwächlich wirkende Kind in Stellung nehmen wollen. Deswegen war sie zutiefst dankbar gewesen, als sich endlich doch ein Haushalt fand, in dem sie als Spülmädchen aufgenommen wurde. Als rangniederstem Mitglied wurde ihr der Zwischenboden über dem Herd zugeteilt, ein im Sommer unerträglich heißer Ort, im Winter voller Ruß und Rauch. Trotzdem war sie zufrieden. Das Essen war knapp, aber immer noch reichlicher als daheim.

Mit vierzehn hatte sie sich zu einem recht ansprechenden Mädchen entwickelt. Ansprechend genug jedenfalls, um das Interesse des heranwachsenden Sohns der Familie zu wecken. Anfangs war Grete nur geschmeichelt gewesen, mit der Zeit jedoch hatte sie sich wirklich in den schüchternen Jungen verliebt. Sie hatten begonnen, sich heimlich im Gartenpavillon zu treffen, und das junge Mädchen träumte bereits von einer märchenhaften Zukunft. Natürlich waren die Rendezvous auf Dauer nicht unbemerkt geblieben, und die Frau Geheimrätin hatte ihre eigenen Methoden, die unpassende Liaison zu beenden. Adalbert wurde quasi über Nacht auf eine Schule in Süddeutschland geschickt. Ein paar Tage später schlug die Köchin Alarm: Es fehlte ein halbes Dutzend der silbernen Sonntagslöffel.

Nach langem Suchen wurden die sechs Löffel in Gretes Bündel gefunden. Wie energisch sie ihre Unschuld auch beteuerte – der Augenschein sprach gegen sie.

Die Frau Geheimrätin ließ Grete die Wahl, entweder würde sie die Gendarmen rufen und ihr diebisches Hausmädchen festsetzen lassen. Oder Grete verschwand freiwillig und ließ sich niemals wieder in Dresden blicken. Eine solche Wahl war keine Wahl. Tränenblind war Grete mit nichts als ihrem schäbigen Bündel auf die Straße gestolpert. Ihren ausstehenden Lohn hatte sie selbstverständlich nicht ausgezahlt bekommen, und auch ihr Dienstbuch hatte die Frau Geheimrätin einbehalten.

Als Dorothea auf sie aufmerksam geworden war, hatte sie am Elbufer gestanden und Anstalten gemacht, sich in das schmutzige Wasser zu stürzen.

Sie hatte sie angesprochen und mit nach Hause genommen. Versehen mit Proviant und einem Empfehlungsschreiben an Bekannte der Schumanns war Grete ein paar Tage später zwar traurig, aber nicht mehr verzweifelt nach Leipzig aufgebrochen.

Ob sie dort wohl eher ihr Glück finden würde?

Behutsam verstaute Dorothea den Taler in ihrem Beutel und machte sich auf den Heimweg.

Vor den Stufen zu ihrem Haus hatte sich ein kleiner Menschenauflauf gebildet.

Dorothea raffte ihre Röcke und rannte so schnell sie konnte die Straße entlang.

»Thea, wo warst du denn?«, rief Witwe Klingefeld aus dem zweiten Stock. »Deine Mutter hat dich schon überall gesucht.«

»Mach hin, Mädchen«, bestätigte Herr Grünvogel, der Gemüsehändler vom Eckladen. »Es scheint, dass dein Vater Nachricht geschickt hat, dass ihr nachkommen könnt.«

Theodor Schumann war rund anderthalb Jahre zuvor im Auftrag der Dresdner Mission nach Australien aufgebrochen. In Anbetracht der dortigen Lebensumstände sollte die Familie nachfolgen, sobald ihr dort eine angemessene Unterkunft zur Verfügung stand. Vor allen anderen hatte besonders Dorothea ungeduldig auf diese Nachricht gewartet.

Als sie in die Küche stürzte, war der Rest der Familie bereits vollzählig versammelt. Und auf dem Küchentisch lag er: der sehnlichst erwartete Brief. Ihre Mutter wirkte ungewohnt blass, als sie ihn aufnahm und sagte: »Hier. Ich habe es den anderen eben schon vorgelesen. Es ist so weit.«

Dorothea starrte auf die gestochen scharfen Buchstaben, ohne wirklich etwas zu sehen. »Wann?«, stammelte sie.

»Sehr bald«, erwiderte August anstelle der Mutter. »Unser Zubringerschiff nach London läuft schon in zwei Wochen von Hamburg aus. Was für ein Glück, dass die Dampfschiffe wieder fahren können! Sonst wäre es kaum zu bewältigen.«

Die erst drei Jahre zuvor gegründete Firma Elbe-Dampfschifffahrt beförderte in den Monaten, in denen der Fluss eisfrei war, Passagiere in nur vier Tagen von Dresden nach Hamburg. August hatte seit Langem mit einer Fahrt auf einem der schmucken Raddampfer geliebäugelt. Jetzt würde sein Wunsch also endlich in Erfüllung gehen.

»Ist es dir recht, Mutter, wenn ich gleich gehe und unsere Plätze reservieren lasse?«

August sprühte auf einmal vor Energie. Ob es nur die Aussicht war, das ungeliebte theologische Seminar verlassen zu können, oder die Vorfreude auf das neue Leben? Der Älteste der Schumanngeschwister stand Dorothea besonders nahe. Nur knapp zwei Jahre älter als sie, war er sich nie zu schade gewesen, die jüngere Schwester zu hüten, wenn die Mutter mit dem dritten Kind, dem kränklichen Karl beschäftigt war. Dorothea war auch der einzige Mensch, dem August anvertraut hatte, dass er den Unterricht am theologischen Seminar verabscheute. »Immer diese schrecklichen Übersetzungen aus dem Hebräischen...

Erscheint lt. Verlag 30.12.2024
Reihe/Serie Die Farben des Kontinents
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Aborigines • Alte Liebe • Anna Jacobs • Australien • Australien Saga • Barbara Wood • Das Land der roten Sonne • Elizabeth Haran • Geheimnis • Große Liebe • Harmony Verna • Lucinda Riley • Norfolk Island • Rote Erde • Rote Sonne • Sarah Lark • Sonne • Ulrike Renk • Vergangenheit
ISBN-10 3-96797-637-8 / 3967976378
ISBN-13 978-3-96797-637-3 / 9783967976373
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