Die Feuerland-Saga (eBook)
2129 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-7613-4 (ISBN)
Leidenschaft, Spannung, Große Gefühle: Erstmals gibt es die vollständige Chile-Saga von Bestseller-Autorin Julia Kröhn (schreibt als Carla Federico) in einem eBook-Sammelband. Die perfekte Lektüre für alle, die sich gerne in frühere Zeiten und an fremde Orte träumen.
BAND 1: IM LAND DER FEUERBLUME
Hamburg 1852: Im Hamburger Hafen begegnen sich die junge abenteuerlustige Elisa und der nachdenkliche Cornelius zum ersten Mal. Ihre Familien wollen das Wagnis eingehen, sich ein neues Leben in Chile aufzubauen. Dabei erhofft sich jeder etwas anderes von dem Land seiner Träume. Bereits auf dem Schiff, das sie in die ferne neue Heimat bringen soll, verlieben die beiden Auswanderer sich. Doch stets scheint dem Glück des jungen Paares etwas im Wege zu stehen: die unerbittliche Natur, die sie vor immer neue Herausforderungen stellt, aber auch Neid und Eifersucht ...
BAND 2: JENSEITS VON FEUERLAND
Punta Arenas 1881: In der südlichsten Stadt der Welt kämpfen zwei sehr unterschiedliche Frauen um ihre Zukunft und ihre Freiheit - und um die Liebe: Emilia, die Tochter deutscher Auswanderer, flieht von zu Hause, um einem dunklen Familiengeheimnis zu entkommen. Die zurückhaltende Rita hingegen hat einen ganz anderen Wunsch: Sie will von den Chilenen als Weiße anerkannt werden, denn sie ist die Tochter einer Weißen und eines Mapuche und wird deshalb brutal verfolgt. Im sturmgepeitschten Patagonien entscheidet sich das Schicksal der beiden Frauen.
BAND 3: IM SCHATTEN DES FEUERBAUMS
Santiago de Chile 1909: Die beiden jungen Frauen Victoria und Aurelia kämpfen um die Erfüllung ihrer Träume. Aurelia ist eine begabte Malerin und wird bereits als Jahrhunderttalent gefeiert. Doch als der reiche Bankierssohn Tiago sich für sie interessiert, stellt sie ihr Talent hinter ihr Liebesglück. Während Victoria für die Rechte der Frauen und Arbeiter streitet, gerät Aurelias Ehe in Gefahr, denn der beste Freund ihres Mannes setzt alles daran, sie zu verführen. In der Glut der Atacama-Wüste kommt es zum spannenden Finale.
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1. Kapitel
H altet den Dieb!«
Elisa öffnete träge die Augen. Ihre Lider waren schwer, die Stirn glänzte schweißnass. Die wenigen Schattenplätze im Hamburger Hafen waren vorhin heiß umkämpft gewesen, und sie hatte mit großer Mühe einen davon ergattert, doch mittlerweile brannte die Sonne senkrecht vom Himmel, so dass nirgendwo mehr Schutz vor ihrem gleißenden Licht zu finden war. Das Wasser schickte keine kühle Brise, sondern stand gräulich grün wie eine dicke, fischige Brühe.
»Haltet den Dieb!«
Die Stimme war trotz der Hitze erstaunlich lebhaft und riss Elisa aus ihrem Dösen. Bis vor kurzem hatte sie das Treiben im Hafen mit aufgerissenen Augen bestaunt, hatte ihren Blick nicht von den prächtigen Dreimastern, den ungeduldigen Auswanderern, den emsigen Hafenarbeitern lassen können. Doch die glühende Sonne hatte den Lärm zum Erliegen gebracht und sie schließlich schläfrig gestimmt.
Geschäftig waren im Augenblick nur die Makler, Befrachter und Reeder aus dem Hause Godefroy & Sohn, die die Seetüchtigkeit der Hermann III. überprüften und die Beladung vorbereiteten – jenes Schiffs, das sie selbst bald besteigen würde. An einer Gruppe dieser Männer, die eifrig gestikulierend aufeinander einredeten, sah Elisa einen kleinen Jungen vorbeiflitzen.
»Verflucht, so haltet ihn doch endlich fest!«
Nun erblickte sie auch den Mann, der ihm nachhetzte. Er trug trotz des heißen Tages einen fleckigen Frack – so wie die meisten Auswanderer ihr bestes Kleidungsstück gewählt hatten, wussten sie doch nicht, wann sie es wieder würden wechseln können. Wahrscheinlich zählte der Verfolger des Knaben zu diesen.
Fast hatte er ihn erreicht, wollte schon mit der Hand nach ihm greifen, da duckte sich der Junge wendig, schlug einen Haken und flüchtete sich in eine Menschentraube.
Elisa, die sich aufgerichtet hatte, um die Verfolgungsjagd besser beobachten zu können, musste grinsen. Sie wusste nicht, was geschehen war, aber das strenge, verbissene Gesicht des Mannes, der auch jetzt die Jagd nicht aufgab und rücksichtslos seine Ellbogen nutzte, um sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, führte dazu, dass sie unwillkürlich für den Kleinen Partei ergriff.
»Hast du das gesehen?«
Sie wandte sich zu ihrem Vater, doch Richard von Graberg hatte weder die zornigen Rufe gehört noch auf den Jungen geachtet, der nun flink an der Mole entlanglief, sondern sich stattdessen in den dicken Packen Dokumente vertieft, den er mit sich herumtrug.
Elisa seufzte, wie sie ihn da so sitzen sah. Er musste den Inhalt all der Unterlagen, die für ihre Auswanderung nach Chile vonnöten waren, längst auswendig kennen – dennoch überprüfte er sie immer wieder, als verhießen diese Blätter Papier das letzte bisschen Sicherheit, das es auf dieser unsteten Welt noch gab. Der Überfahrtsvertrag, den sie mit dem Auswanderungsagenten geschlossen hatten, befand sich darunter, die Liste über sämtliche anfallende Preise sowie die geplante Abfahrtszeit, außerdem eine Zeichnung mit der genauen Route, die das Schiff nehmen würde, und schließlich ihre Aufenthaltskarte für Hamburg, die für vierzehn Tage ausgestellt worden war.
»Vater ... gleich geht es aufs Schiff – und dann brauchen wir die Aufenthaltskarte nicht mehr«, sagte Elisa leise.
Richard von Graberg blickte unschlüssig hoch und kniff die Augen zusammen, als würden sie ihm Schmerzen bereiten. Elisa ahnte, dass er Schwierigkeiten beim Lesen hatte, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte.
»Was heißt ›gleich‹? Das verspricht man uns nun schon den ganzen Tag! Aber wer weiß, wie lange wir noch warten müssen.«
Sein Blick fiel auf die junge Frau, kaum älter als Elisa, die schwerfällig und mit gebeugtem Rücken auf einer der Kisten mit ihrem Gepäck hockte. Auch sie hatte dem flüchtenden Jungen keine Beachtung geschenkt und erwiderte nun auch Richards Blick nicht.
Wie eine welke Blume, ging es Elisa durch den Kopf.
»Vielleicht ... vielleicht kannst du Annelie etwas Wasser bringen?«, schlug der Vater zögernd vor.
Elisa unterdrückte mit großer Mühe einen empörten Aufschrei. Warum musste der Vater sie ständig an diese ungeliebte Begleitung erinnern?
Annelie.
Geborene Drechsler. Seit kurzem Annelie von Graberg, Richards zweite Ehefrau, die er drei Monate vor ihrer Abreise aus Niederwalzen, einem kleinen Dorf zwischen Frankfurt und Kassel, geheiratet hatte – sehr überstürzt, wie alle, vor allem seine Tochter, fanden. Er hatte nicht einmal das Trauerjahr eingehalten.
Elisa kniff die Lippen zusammen.
Nicht sie sollte hier sein. Nicht Annelie.
Nicht mit ihr hatte sie sämtlichen Besitz zusammenpacken und alles verschenken wollen, was sie auf der Reise nicht mitnehmen konnten – eine Reise, die lange, kräftezehrend und gefährlich sein würde –, darunter die vielen Spitzendecken, die ihre Großmutter geklöppelt hatte und die zu Lebzeiten deren ganzer Stolz gewesen waren. Nicht mit ihr hatte sie schließlich eines frühen Morgens aufbrechen wollen, als das Gras noch taunass und der Frühlingshimmel noch diesig gewesen war. Den ersten Teil der Wegstrecke hatten sie auf einem Stellwagen zurückgelegt; dann war es mit der Dampfeisenbahn weitergegangen, ein grollendes, spuckendes, zischendes Ungeheuer, das Elisa ebenso Angst machte, wie es sie faszinierte.
Es war ein spannendes Abenteuer – wenn es nicht Annelie gewesen wäre, mit der sie schließlich spätabends Hamburg erreichten. Von Mücken umsurrte Laternen beleuchteten den Weg vom Berliner Bahnhof am Deichtor zu ihrer Unterkunft in der Admiralitätsstraße. Zuvor hatten Polizisten sie in Empfang genommen, die den Bahnhof überwachten und dafür Sorge zu tragen hatten, dass die Auswanderer nicht in die Hände jener Betrüger fielen, die manch einem von ihnen mit leeren Versprechungen den ganzen Besitz abschwatzten. Die Polizisten waren es auch, die die Aufenthaltsgenehmigung und die Einschiffungserlaubnis ausstellten. Stundenlang hatten sie sich anstellen müssen, ehe sie spät in der Nacht in ihrem Logierhaus angelangt waren. Es bestand aus unverputzten Bretterwänden und knirschenden Holzdecken und versprach die Stabilität eines Kartenhauses. Obendrein hatten sie kein freies Bett mehr bekommen, sondern mit durchgelegenen Matratzen vorliebnehmen müssen. Ein riesiger Laib Schinken, den einer der anderen Gäste an seinem Bettende aufgehängt hatte, war dicht über ihrem Kopf gebaumelt. Der salzige Geruch hatte den Hunger in Elisas leerem Magen verstärkt – und war doch deutlich angenehmer als der nach schweißigen Füßen und ungewaschener Kleidung.
Lange war sie wach gelegen und hatte sich vorgestellt, wie anders der Beginn ihrer langen Reise verlaufen wäre, wenn nur ihre Mutter sie dabei begleitet hätte. Wäre diese auch immer sofort erschöpft gewesen wie Annelie? Hätte sie auch ständig geseufzt, anstatt die vielen fremden Eindrücke begierig aufzusaugen, wie Elisa es tat?
Gewiss nicht!, dachte Elisa entschieden. Ihre Mutter war eine forsche, willensstarke Frau gewesen, kein bleiches Geschöpf wie Annelie, das schwer und reglos wie ein Mehlsack dahockte.
Ja, ihre Mutter hätte hier sein sollen. Nicht Annelie.
Immerhin, dachte Elisa widerstrebend, klagte sie bis auf ihr Seufzen meist nicht, so auch jetzt nicht.
»Es ist nicht nötig, dass Elisa Wasser bringt«, erklärte sie rasch auf Richards Aufforderung hin. »Ich ... ich halte es aus ...«
»Aber sie können uns hier doch nicht verdursten lassen!«, jammerte ihr Vater.
»Also gut«, murmelte Elisa widerwillig und erhob sich – allerdings nicht, um Annelie einen Gefallen zu tun. Vielmehr war ihr eigener Mund auch trocken. »Also gut ... ich schaue, was sich machen lässt.«
»Hab Dank«, murmelte Annelie, aber Elisa erwiderte nichts, sondern warf lediglich einen letzten mürrischen Blick auf die junge Stiefmutter zurück.
Warum nur hat Mutter nicht so lange leben dürfen?, fuhr es ihr durch den Kopf.
Mit dieser hatte sie in den letzten Jahren all die »Intelligenzblätter« gelesen – nützliche Informationsbroschüren für Auswanderer. In einem dieser Blätter waren sie auf den Namen von Bernhard und Rudolph Philippi gestoßen – ein deutsches Brüderpaar, das den weitgehend menschenleeren Süden Chiles erforscht und die dortige Regierung überzeugt hatte, man könne sich dieses wilde Land leichter untertan machen, wenn man deutsche Siedler zu sich holte, die für ihren Fleiß und ihre Genügsamkeit, ihr handwerkliches Können und ihre Erfahrung in der Landwirtschaft bekannt waren. Bernhard Philippi war schließlich zum Kolonisationsagenten in Deutschland ernannt worden.
Elisa kniff ärgerlich die Lippen zusammen, als sie sah, wie ihr Vater Annelie seine Jacke reichte, damit sie sie zusammenfalten und darauf bequemer sitzen konnte. Früher hatte seine Fürsorge ausschließlich ihrer Mutter gegolten, vor allem als ihr Husten immer schlimmer geworden war, sie begonnen hatte, Blut zu spucken, und sie schließlich am Sterbebett Mann und Tochter das Versprechen abgerungen hatte, an den Reiseplänen festzuhalten.
Vor unterdrückter Wut rammte sie ihre Fersen in den Boden. Derart ins Grübeln vertieft, sah sie die Gestalt nicht kommen, mit der sie plötzlich unsanft zusammenstieß. Irgendetwas Spitzes, Hartes rammte sich in ihre Brust. Die Luft blieb ihr weg; das Blechgeschirr, das sie wie...
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2025 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Auswanderer • beheartbeat • bücher für frauen • bundel • Bundle • Chile • Chile-Saga • eBook • Familienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Julia Kröhn • Liebe • Roman • Saga • Sammelband • Schicksal • Schmöker • Starke Frau • Südamerika |
ISBN-10 | 3-7517-7613-3 / 3751776133 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7613-4 / 9783751776134 |
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Größe: 6,1 MB
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