Menschendämmerung I (eBook)

Botschafter
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
361 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-8187-2505-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Menschendämmerung I -  Carsten Schlüter
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Wie aus dem Nichts tauchen an fünf verschiedenen Orten weltweit fremde Objekte auf und in ihrer Nähe verschwindet jeweils ein Mensch spurlos. Sofort werden die großen, ovalen Konstruktionen als UFOs klassifiziert und die weltweiten Regierungen geraten in Panik. Ohne Anzeichen eines feindlichen Verhaltens durch die Objekte, beginnen die Mühlen der Macht zu mahlen - denn die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft fürchten durch das Auftauchen einer unbekannten Existenz um ihren Einfluss und ihren Besitz. Als die fünf Vermissten wieder auftauchen, bringen sie eine Botschaft aus dem Innern der 'Objekte' mit, die die Menschheit wachrütteln soll. Doch die Mechanismen der globalen Abhängigkeiten sind zu stark, um sie abzuschalten. Und zu viele einflussreiche Menschen haben zuviel zu verlieren. Also sollen die Botschafter zum Schweigen gebracht werden - mit allen Mitteln. 'Botschafter' ist der Auftakt zur neuen Romanserie 'Menschendämmerung'. Verpackt in einer spannenden Geschichte wird die brennende und aktuelle Frage aufgeworfen, ob die Menschen noch in der Lage sind, die von ihnen geschaffenen Probleme zu lösen. Und wenn nicht: Würden sie Hilfe annehmen, wenn sie sie bekämen?

Geboren in Hildesheim, Studium in Bonn, dann Zeitungs-Volontariat in Süddeutschland. Seit 20 Jahren als Hörfunk-Journalist in der Lüneburger Heide tätig, mit vielen Einblicken in die Kommunalpolitik, die ein Herzstück der Holger-Hammer-Krimis ist. Darüber hinaus Theater- und Hörspiel-Autor.

Geboren in Hildesheim, Studium in Bonn, dann Zeitungs-Volontariat in Süddeutschland. Seit 20 Jahren als Hörfunk-Journalist in der Lüneburger Heide tätig, mit vielen Einblicken in die Kommunalpolitik, die ein Herzstück der Holger-Hammer-Krimis ist. Darüber hinaus Theater- und Hörspiel-Autor.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 5: Ruhelos

 

 

An Schlaf dachten die wenigsten in dieser Nacht. Die Welt kam nicht mehr zu Ruhe. Zu viel konnte passieren und das Leben könnte erneut auf den Kopf gestellt sein, wenn der Morgen kam. Doch die erste Hysterie legte sich.

In den Vereinigten Staaten hatte das Militär weitgehend die Führung übernommen und den Mob zurückgedrängt. Es ging um Schadensbegrenzung, die Plünderer und Randalierer zu identifizieren und von den Straßen zu holen. Auch die ersten Schaulustigen zogen sich von den fünf Landestellen zurück. Eine neue Welle rückte an, diesmal besser vorbereitet mit Zelten und Decken. Die Landeplätze in Niedersachsen und Nebraska waren weiträumig gesichert. Doch außerhalb der Sperrzonen entwickelte sich eine Art mobiler Tourismus. Imbisswagen und Souvenirverkäufer kamen mit ihren Wagen und boten ihre Sachen an. Es gab Zeltverleihe und mobile Sanitäranlagen.

In China und Russland wagte sich niemand an die Absperrungen heran. Sie wussten, dass die Soldaten ihre Waffen nicht nur zur Abschreckung trugen.

Auch in Sambia blieben die Menschen dem Objekt fern. Die Angst war zu groß. In den Nachbarländern regten sich erste Initiativen aus dem Bereich der Regierungen, um das Objekt zu annektieren.

Und auch wenn sich seit der Landung nichts mehr ereignet hatte, tat das Internet, was es am besten konnte: Neuigkeiten verbreiten, die keine waren.

Weltweit schossen millionenfach neue Videos und Blogs aus dem Netz, mit sogenannten Analyse, Hintergründen und Prognosen. Doch letztlich waren auch das nur Mutmaßungen und Verschwörungstheorien. Die anderen Länder reagierten ebenfalls mit Häme. Aus Neid darüber, kein „Landeort“ zu sein, streuten sie Angst und Misstrauen gegenüber den Objekten. Aber all jene, die in den letzten Jahren als Nerds und Freaks ausgelacht worden waren, witterten jetzt Morgenluft. Es war ihre große Stunde, um zu beweisen, dass sie die ganzen Jahre über richtig gelegen hatten. Die etablierten Medien sprangen wie gewohnt auf den rollenden Zug auf und sorgten für eine weitere Verbreitung, in der Hoffnung, ein Stück vom Klickzahl-Kuchen abzukriegen. Für Recherchen und Abwägungen war keine Zeit. Auch Falschmeldungen waren erwünscht, solange die Aufmerksamkeit generierten.

Und es war auch die Stunde der Sekten, die sich die Angst der Menschen vor dem Unbekannten zunutze machten und für sich proklamierten, die einzigen zu sein, die jetzt noch für Rettung sorgen konnten. Alle Kanäle waren aktiv, alle Medien kochten. Und im Verlangen danach, als einziger die Wahrheit zu kennen, tat jeder seine eigene Ansicht kund. Was wirklich geschah, wusste niemand. Und es hätte die meisten wohl auch maßlos enttäuscht – denn es passierte nichts mehr…

Doch damit wollte sich keiner abfinden. Eine so weitreichende, die Welt verändernde Entwicklung durfte nicht plötzlich still stehen. Und es gab zu viele, die auf dieser Welle mitreiten und Teil des Großen sein wollten. Die Wahrheit spielte dabei eine untergeordnete Rolle.

Nicht nur die Nachrichtensender und selbsternannten „Internet-Redaktionen“ verordneten ihren Mitarbeitern Überstunden – auch in den Werbe- und PR-Agenturen schlief in dieser Nacht niemand. Jeder wollte profitieren und sich positionieren. Sei es durch Merchandising, Spielzeug oder Image-Kampagnen. Die Außerirdischen waren da! Und solange niemand genau wusste, woher sie kamen, was sie wollten und wie sie aussahen, waren der Fantasie der Verantwortlichen keine Grenzen gesetzt. Alles war möglich und das musste in Szene gesetzt werden.

Sollte sich irgendwann herausstellen, dass die gezogenen Schlüsse falsch waren, konnte der Kurs immer noch korrigiert werden. Es würde sich sowieso keiner mehr an die vermeintliche Wahrheit von gestern erinnern. Jetzt ging es darum, der Erste und der Originellste zu sein. Auf der Welle mitzuschwimmen, so lange sie einen trug.

Weitere Profiteure waren die Sicherheitsfirmen und Waffenhersteller. Gerade in den USA standen die Lieferketten nicht still. Die Nachfrage war groß und sogar jene, die es bisher abgelehnt hatten, eine Schusswaffe zu besitzen, änderten ihre Meinung angesichts der veränderten Weltlage.

Die Menschen bereiteten sich vor – ohne zu wissen worauf. Und nur die wenigsten ahnten, dass alle Vorbereitungen umsonst sein würden. Es gab nichts zu tun, außer zu warten. Denn es waren nicht mehr die Menschen, die den Fortlauf der Entwicklungen bestimmten. Ihr Schicksal lag jetzt in anderen Händen.

Doch das wollten die wenigsten zu dieser Zeit akzeptieren.

 

 

USA / Nebraska, NE-2

 

Konzentriert hielt er das Lenkrad umklammert und versuchte die Straße vor sich aus der dichter werdenden Dämmerung zu reißen.

Er war fast am Ziel, und je näher er kam, desto nervöser wurde er. Die Hände mit den zarten, langen Fingern, die das Lenkrad hielten, schwitzten. Das Herz hämmerte in seiner Brust und sein Puls raste. Er war seit Stunden unterwegs, hatte Caspar am frühen Nachmittag verlassen und seitdem nur die nötigsten Pausen eingelegt.

Auf dem Rücksitz lagen eine Reisetasche und der Laptop – mehr brauchte Floyd Harker nicht. Er hatte auch keine Zeit gehabt, sich zu überlegen, was er vielleicht brauchen könnte. Diese Dinge waren nicht mehr wichtig. Alles was zählte, war, das Ziel zu erreichen.

Floyd wusste, dass er vor einer Reise stand, auf die er schon sein Leben lang gewartet hatte. So als hätte er nur dafür gelebt, heute in dieses Auto zu steigen und sich auf den Weg zu machen.

Nichts war mehr, wie es gestern noch war. Als wären diese Dinge nur für ihn geschehen, damit er endlich das Leben führen konnte, für das er bestimmt war.

Niemand würde ihn mehr auslachen oder respektlos behandeln.

Die Mädchen ließen ihn nicht mehr abblitzen, kein Rüpel würde ihm mehr Schläge androhen. Er wäre ein Star! Ein Experte, würde in Talkshows auftreten, Bücher schreiben und zur geistigen Elite dieses Landes gehören. Er würde einer ihrer Führer sein. Denn niemand kannte diese neue Welt besser als er. Sein Leben lang hatte er sich damit beschäftigt, hatte darauf gewartet, dass die Dinge, die er immer geahnt hatte, endlich Wirklichkeit wurden.

Seit er ein Kind war, hatte er ihre Nähe gespürt und gewusst, dass sie um ihn herum waren. Die fremden Wesen, die nur auf den richtigen Moment warteten, um sich zu erkennen zu geben und die Menschheit zu retten. Er hatte nach ihnen gesucht, hatte ihre Spur in Zeitungen und im Internet verfolgt. Hatte über tote Kanäle im Radio und im Weißen Rauschen nach Botschaften gesucht. Er hatte die Berichte von Sichtungen gesammelt, hatte mit Zeugen und Betroffenen gesprochen und sein umfangreiches Wissen zu einem Gesamtbild zusammengetragen. In Blogs und Videos hatte er es geteilt. Er hatte tausende Manuskriptseiten verfasst, doch niemand hatte seine Bücher verlegen wollen.

Auch das würde sich ändern.

Die Verlage würden seine Exposés aus den Schubladen kramen und sich gegenseitig überbieten, um sie herausbringen zu können. Dann war er nicht mehr auf das bisherige Self-Publishing angewiesen.

Die Abonnentenzahlen seiner Youtube-Channel und seiner Blogs würden ins millionenfache schießen. Er war der Mann von morgen, denn niemand wusste besser Bescheid, als er.

Jetzt musste er nur noch der Erste bei diesem Mädchen sein. Er musste mit ihr vor allen anderen reden, sobald sie das Raumschiff verließ. Und er hatte keinen Zweifel daran, dass sie zurückkehren würde. Er wusste schließlich, was DIE vorhatten…

Dazu brauchten sie die Menschen – und zwar lebend.

Doch alles stand und fiel damit, der Erste zu sein. Das entschied über sein Schicksal. Kam er zu spät, würde er das Feld den Spinnern und Durchgeknallten überlassen oder den Schergen der Regierung, die nichts anderes wollten, als alles zu vertuschen.

Doch nicht mit ihm! Floyd Harker würde die Wahrheit ans Licht bringen. Die Wahrheit, die bewies, dass er schon immer recht gehabt hatte. Mit Allem.

Das Mädchen war seine Fahrkarte zur Anerkennung, die er so lange hatte entbehren müssen.

Er wischte sich mit einer schwitzenden Hand über das schmale Gesicht, um die Erschöpfung zu vertreiben.

Er musste aufs Klo, er hatte Durst.

Vielleicht war noch Zeit für eine Pause.

Floyd sah ein Ausfahrtschild und lenkte den alten Dodge auf den Hof des Motels.

Er kramte seine Börse aus der Reisetasche und suchte den Waschraum auf. Nachdem er sich entleert und die Hände gewaschen hatte, hob er zwei Hände voll Wasser ins Gesicht. Missmutig betrachtete er sich im Spiegel.

Er war nie attraktiv gewesen. Und hatte auch nie etwas besessen, womit er diesen Makel hätte ausgleichen können.

Schon als Kind war Floyd schwächlich und kränklich gewesen. Er war viel zu Hause und hatte schon früh gelernt, sich mit sich allein zu beschäftigen. In der Schule hatte er wenige Freunde gehabt. Er hatte sich nicht für das interessiert, was andere Jungen machten. Er war nicht sportlich, konnte Autos nichts abgewinnen und ging nicht gerne nach draußen.

Die Isolation hatte sich fortgesetzt und in der High School kamen Kurzsichtigkeit und Akne dazu. Er schloss sich mit anderen Außenseitern zusammen, doch gehörte auch hier nicht dazu. Er fühlte sich den anderen überlegen. Und im Gegensatz zu ihnen, war er nicht bereit, sich mit seiner...

Erscheint lt. Verlag 21.11.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte action • Drama • Gesellschaftskritik • Klimawandel • Science-fiction • Spannung • Utopie
ISBN-10 3-8187-2505-5 / 3818725055
ISBN-13 978-3-8187-2505-1 / 9783818725051
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