E. A. Rabe und der Herr der Bücher (eBook)

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2024 | 1. Auflage
300 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-9010-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

E. A. Rabe und der Herr der Bücher -  Norbert Wibben
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Die zwölfjährige Emma Anna Rabe wächst in einem heimeligen Zuhause auf. Nach einem Unfall verbringt sie ihr Leben in einem kalten Waisenhaus. Sie vermisst ihre Tante Anna sehr und flüchtet zeitweise in eine Traumwelt. Eine Gruppe älterer Jungs drangsaliert die anderen Insassen. Eines Tages lauern sie Emma auf. Ihr bleibt als einzigem Ausweg nur die Flucht in den obersten Stock, zu dem der Zutritt strikt verboten ist. Dort lernt sie den Herrn der Bücher kennen. Der verhindert, dass ein bösartiger Herrscher und dessen Dämon die Anderswelt Eldarkya verlassen können. Verwirrende Träume, lautes Piepen und Satzfetzen schrecken das Mädchen auf. Das mutige Kind fragt sich, wie Annas Autounfall, die Suche nach Hilfe für den Herrn der Bücher und die auf Regeln bestehende Heimleiterin zusammenpassen. Die Ereignisse im Waisenhaus vermischen sich mehr und mehr mit früher Erlebtem. Muss Emma an ihrem Verstand zweifeln?

Ich wurde 1953 in Salzbergen geboren. Nach dem Studium der Elektrotechnik arbeitete ich in der Elektronikentwicklung. Neben der Entwicklung war ich gleichzeitig als technischer Redakteur für die neuen Produkte zuständig. Seit meiner Kindheit habe ich sehr viel gelesen und gezeichnet. Einer vor vielen Jahren erhaltenen Anregung meiner Tochter folgend, nutze ich jetzt meine Zeit zum Schreiben von Romanen.

Ich wurde 1953 in Salzbergen geboren. Nach dem Studium der Elektrotechnik arbeitete ich in der Elektronikentwicklung. Neben der Entwicklung war ich gleichzeitig als technischer Redakteur für die neuen Produkte zuständig. Seit meiner Kindheit habe ich sehr viel gelesen und gezeichnet. Einer vor vielen Jahren erhaltenen Anregung meiner Tochter folgend, nutze ich jetzt meine Zeit zum Schreiben von Romanen.

  1. Halbschlaf?

 

Ein Huhn und ein Hahn – die Geschichte fängt an

 

Mit umherirrendem Blick versucht Emma, eine Erinnerung daran aufzurufen, wo sie sein könnte.

»Warum ist mir so kalt?«, überlegt sie, sich aufrichtend. Trotz dieses Gefühls bibbert sie nicht. Sie befindet sich offenbar in einem Raum, der sie wegen der weißen Decke und der hellen Wände an das Innere eines Iglus erinnert. Dieser Eindruck entsteht, obwohl das Zimmer eine außergewöhnliche Höhe hat. Das passt nicht zu einer Schneeunterkunft. Weshalb hat sie dann unwillkürlich gedacht, dass sie sich darin befände? Liegt das daran, weil ein unbestimmtes Licht alles leicht bläulich schimmern lässt?

»Warum sollte ich mich in einem Iglu befinden«, sucht sie in der Erinnerung. »Woher weiß ich, wie es sich in dem Gebäude lebt, ohne jemals in Grönland gewesen zu sein?« Aber aus welchem Grund wäre der Gedanke sonst soeben wie eine Sternschnuppe in ihrem Kopf erschienen, überlegt sie.

Emma schließt verwirrt die Augen und versucht, durch ruhiges Überlegen herauszubekommen, wo sie sein könnte. Sollte sie sich statt in einem Schneehaus in einem Krankenhaus befinden? Dazu würden die hohen Wände und die Ecken passen, die diese bilden. Aber weshalb könnte sie dort sein, ihr geht es doch nicht schlecht, oder? Gleichzeitig interessiert es sie brennend, wer sie ist und warum sie sich in dieser unerklärlichen Situation befindet. Für einen kurzen Moment erblickt sie das Gesicht einer etwa vierzigjährigen Frau.

»Das ist Tante Anna!«, erkennt Emma sie. Ihr wird sofort warm ums Herz. »Sie ist die Schwester von Mom. Ich bin bei ihr aufgewachsen.« Sie fragt sich, warum ihre Mutter so jung gestorben ist. Sie weiß unbewusst, dass sie sich die Frage nicht zum ersten Mal stellt. »Hätte sie den Unfall nicht mit etwas mehr Glück überleben können?« Sie schüttelt die Gedanken ab, die sie bereits früher vergeblich zu beantworten versucht hatte.

Stattdessen konzentriert sie sich auf ein Wort, das jetzt erscheint.

»Sternschnuppe. – Das ist ein junger Rabe, so gesehen ein Vogelkind!«

»Genauer gesagt, ein Rabenmädchen«, vernimmt sie eine fremde Stimme in ihrem Kopf. »Du hast mich das erste Mal vor etwas längerer Zeit kennengelernt.«

Das Mädchen reißt die Augen erschrocken auf und sucht nach demjenigen, der zu ihm gesprochen hat. Seltsamerweise ist nirgends jemand zu bemerken! Woher kamen dann aber die belehrend klingenden Worte?

»Aus der Erinnerung!«, sagt sich Emma. »Ich könnte den Vogel so genannt haben, obwohl das nicht besonders gut zu passen scheint. Oder könnte das Albert Brand gewesen sein?« Sie legt die Stirn in Falten. Ihr Klassenlehrer trägt diesen Namen und unterrichtet Mathematik, Lesen und Schreiben. Heimlich, und nur für ausgesuchte Kinder, lehrt er auch Naturwissenschaften. Er würde diese Bezeichnung vermutlich kaum für den schwarzen Vogel gewählt haben, ist sie andererseits überzeugt.

Der Lehrer darf seit einigen Jahren nicht mehr sein Lieblingsfach Biologie, sondern offiziell lediglich Rechnen sowie Rechtschreibung und Lesen vermitteln. Die Heimleiterin hat die wissenschaftlichen Fächer verboten. Albert gibt sein Wissen in der Freizeit trotzdem heimlich an wenige Kinder weiter. Warum Emma Rabe zu dieser Schar Ausgewählter gehört, versteht sie nicht. Vielleicht, weil sie wissbegierig alles hinterfragt und nicht mit der ersten Erklärung einverstanden ist? Dennoch stellt sie das nicht infrage und freut sich vielmehr auf den untersagten Unterricht.

Obwohl diese Gedanken nur aus ihrer Erinnerung auftauchen, fühlt sie sich sofort sicherer und die eben noch aufsteigende Panik verschwindet.

»Es gibt für alles eine logische Begründung«, vernimmt sie Albert Brands belehrende Stimme. »Selbst wenn sie nicht spontan auf der Hand liegt oder durch eine langandauernde Suche gefunden werden kann. Sie existiert immer!«

Sie ist nahe daran, erleichtert zurückzusinken und sich auszustrecken, um wieder einzuschlafen. Halb niedergesunken schreckt sie jedoch auf und sitzt sofort erneut aufrecht im Bett.

»Wenn ich nicht weiß, wie ich hierherkomme und warum ich hier und noch dazu alleine bin, wage ich nicht zu schlafen. Das wäre trotz der niedrigen Temperatur zwar verlockend, kann aber gerade deswegen schnell tödlich enden. Womöglich ist der Grund, weshalb ich hier bin, dass ich sterben soll! Vermutlich taucht in wenigen Augenblicken ein Feind auf, der meinen Tod will! Sobald ich vor Kälte schwach bin, kann ich mich nicht ausreichend wehren.«

Emmas Herz beginnt heftig zu schlagen und Adrenalin verteilt sich blitzschnell in ihrem Körper. Dennoch befindet sie sich immer noch in einer Halbwelt zwischen Traum und Wirklichkeit. Gleichzeitig fragt sie sich, warum sie in Gefahr sein sollte. Könnte ihre Fantasie dafür die Ursache sein? Tante Anna hatte sie manches Mal als ungewöhnlich lebhaft bezeichnet, begleitet von einer großen Wissbegierde.

»Ist es nicht in jeder Geschichte so, dass ein Bösewicht nur auf die Gelegenheit wartet, den vermeintlich wehrlosen Helden eines Romans zu besiegen oder gar zu töten?«, fragt sich Emma. Sie spürt, wie sie von einer sich steigernden Unruhe ergriffen wird. »Ich mag ja vieles sein, aber sicher kein möglicher Sieger im Kampf gegen Böses! – Und woher weiß ich, wovon Erzählungen handeln?«

Das Mädchen ist nicht richtig wach. Es ist noch im Halbschlaf gefangen. Sonst würde es schnell bemerken, dass es sich keineswegs allein in dem großen Raum, einem Schlafsaal befindet. Emma wüsste gleichzeitig auch, dass sie gern liest. Vor ihrem inneren Auge erscheinen nebeneinander gereihte Bücher. »Sollte ich die gelesen haben? Sie wirken jedenfalls vertraut und ihr Anblick fast heimelig. Könnten die Worte, ebenso wie die Fragen, aus ihnen stammen?«

Im gleichen Moment scheint sie sich auf einen der alten Bände zu konzentrieren. Wie durch eine Lupe betrachtet vergrößert sich die Prägung auf dessen Buchrücken. Darauf wird eine gefiederte, nein, eine schuppige Kreatur mit einem schreckenerregenden Kopf sichtbar.

»Soll das eine Schlange sein?«, fragt sich Emma. Sie korrigiert sich sofort. »Das könnten auch ein Drache oder ein Dinosaurier sein«, ist sie überzeugt. »Wird so ein möglicher Gegner aussehen, der es auf mich abgesehen hat? – Im ersten Moment sah das Wesen aus, als könne es meine Sternschnuppe sein. – Das ist jedoch unmöglich! Die ist ein Rabenkind und besitzt ein prächtiges Federkleid!«, stellt sie mit Überzeugung fest. »Dieses Abbild scheint dagegen eher zu einer anderen, weit älteren Kreatur zu gehören.«

Vor ihren Augen taucht das junge Rabenmädchen auf. Obwohl es mit einem Kolkraben verwechselt werden könnte, ist es dennoch ein echter Rabe. Für einen Vogelkundler wäre der Unterschied sofort erkennbar, wenn er den Vogel denn zu Gesicht bekommen würde. Hinzu kommt, dass das Tier magische Kräfte besitzt.

»Sternschnuppe würde mich retten!«, ist sie überzeugt. Sollte sie trotzdem Angst haben? Oder warum sonst läuft ihr bei Betrachtung des Buchrückens ein Schauer nach dem anderen über den Rücken? Rötlich leuchtende, große Augen mit länglich senkrechten, ovalen Pupillen blicken eindeutig lauernd herüber. Sie wirken äußerst bösartig, hinterlistig und fixieren sie! Bedeuten sie Gefahr, weil sie zu einem Feind gehören?

Das Bild verblasst und ist kurz darauf verschwunden. Gleichzeitig breitet sich eine unerklärliche Ruhe aus. Zeigt das, dass sich die Situation aktuell entspannt hat?

Nein, es liegt einfach daran, dass sich das Rabenmädchen sozusagen in den Vordergrund schiebt und die mögliche Bedrohung in weite Ferne verdrängt.

Das Mädchen gleitet zufrieden zurück und beginnt einzudösen. »Meine Freundin würde nicht zulassen, dass mir Böses widerfährt«, ist es überzeugt. »Sie würde mich sogar vor Rubina Unhold beschützen, die alle kleineren Waisenkinder drangsaliert! Oder auch vor Wilhelm Barkow, der Freude daran hat, andere Kinder zu verprügeln.«

Eine keifende Stimme dringt in ihr Bewusstsein. »Rabe, träume nicht! Deine Aufgabe ist es, den Boden der Küche und der Essensausgabe zu reinigen. – Strafe muss sein!« Die Worte stammen unverkennbar von M. Andra-Gora. Das ist die Leiterin des Kinderheims, in dem sich Emma befindet. Die Frau hat sie manches Mal in ungerechter Weise bestraft. Könnte sie in diesem Augenblick in der Nähe sein?

Das Mädchen kämpft gegen die Müdigkeit an und versucht, sich erneut aufzusetzen. Dadurch hofft es, dem unwirklichen Zustand zwischen Traum und Realität zu entkommen. Ihm wird zunehmend bewusst, dass es sich in einem Schlafsaal befinden muss. Sollte es im Moment die Aufsicht über jüngere Waisen haben? In dem Fall darf es nicht einschlafen, weil sonst unweigerlich eine Bestrafung folgt, würde das entdeckt werden! Ist das vielleicht sogar soeben geschehen, und deshalb war die Stimme von M. Andra-Gora zu hören?

Emma weiß, Sternschnuppe existiert lediglich in ihrer Fantasie. Wie sollte ein erdachtes Geschöpf sie dann gegen die Ungerechtigkeiten in Grayhome beschützen können? Die Augenlider werden trotz aller Anstrengung immer schwerer und sind schließlich nicht mehr offenzuhalten.

Das Kind befindet sich weder in einem Iglu noch in einer Küche, wo es den Fliesenboden reinigen soll. Es liegt vielmehr auf einem Bettgestell in einem Schlafsaal und kuschelt sich erleichtert in die Decke, die bisher zum Teil unter ihm lag. Daraus resultierte auch die empfundene Kälte, die sie halb aufweckte.

Emma Anna Rabe, denn so lautet der komplette Name des Mädchens, muss zudem etwas Aufwühlendes geträumt haben, aus dem es nicht vollkommen wach geworden war. Wenige Momente später...

Erscheint lt. Verlag 3.11.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte All-Age-Fantasy • Fantasy-Abenteuer • Jugendroman • Spannung • Urban-Fantasy • York
ISBN-10 3-7565-9010-0 / 3756590100
ISBN-13 978-3-7565-9010-0 / 9783756590100
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