Jerry Cotton 3516 (eBook)

Straight to Hell

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6837-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3516 - Jerry Cotton
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Laura Park wurde in Brooklyn tot aufgefunden. Der Leiche fehlte der linke Ringfinger, und in die linke Brust war ein Pentagramm eingeritzt worden. Ein pensionierter Cop sah in der grausamen Tat Ähnlichkeiten mit einem alten Fall. Daher bat er uns vom FBI, den Cold Case neu aufzurollen, um weitere Morde zu verhindern. Dabei stießen wir auf einen mysteriösen 3D-Künstler, dessen Identität der Öffentlichkeit unbekannt war. Steckte er hinter der Mordserie und schickte seine Opfer direkt in die Hölle?

Straight to Hell

Plötzlich hörten die Häuser auf. Auch die Straße wurde nicht mehr beleuchtet. Und schlagartig begann es zu regnen.

Laura Park nestelte den zerknitterten Post-it-Zettel aus der Jeans, auf dem sie die Adresse notiert hatte. Park Avenue, Ecke East 173rd Street.

Nicht die Park Avenue der Rockefellers, Chryslers und Vanderbilts.

Park Avenue, West Bronx.

Eine acht Fuß hohe Betonmauer, besprüht mit apokalyptischen Graffiti, zog sich endlos hin. Auf der anderen Seite versperrte ein Maschendrahtzaun den Zugang zu einer vermüllten Industriebrache, die der kräftige Regen im Nu in eine knöcheltiefe Schlammwüste verwandelte.

Mittendrin erhob sich eine verfallene Fabrikhalle, düster wie der Blick eines zum Tode Verurteilten.

Laura Park zwängte sich durch eine schmale Öffnung im Maschendraht. Ein steiniger Fußweg führte schnurgerade zu der Halle.

Ein an einen schrundigen Holzpflock genageltes Straßenschild warnte den Besucher: One way!

Sie musste sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das massive Eingangstor stemmen. Nur widerwillig gab es nach. Als es hinter ihr krachend ins Schloss fiel, schrak sie zusammen.

Vollkommene Finsternis hüllte sie ein. Irgendwo tropfte Wasser in eine Pfütze. In weiter Ferne ratterte eine Hochbahn durch die Nacht.

Und wenn sie sich die falsche Adresse aufgeschrieben hatte? Wenn es doch die Park Avenue in Manhattan war, in der der berühmte Konzeptkünstler sein Atelier hatte?

Sie hatte sich ein exquisites Loft vorgestellt, hoch über den Dächern der Stadt, mit einem atemberaubenden Ausblick über den Hudson River bis weit nach New Jersey hinein.

Und keine heruntergekommene Industrieruine am Ende der Welt, mit einem undichten Dach und der Atmosphäre einer ägyptischen Grabkammer.

Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Der Raum hatte riesige Ausmaße und war hoch wie das Innere einer Kathedrale. Von der Decke hingen unzählige Kabel und Leitungen, ein unübersichtliches System von Rohren unterschiedlicher Stärke zog sich unter der Decke und an den Wänden entlang.

Als sie sich vorsichtig vortastete, trat sie auf Glasscherben, der Betonboden war übersät mit Pfützen, in denen rostiges Wasser schimmerte.

Durch das Lichtband aus verschmutzten drahtverstärkten Fenstern, das über ihr um die ganze Halle herumlief, fiel spärliches Mondlicht und tauchte den ganzen Raum in ein traumartiges Halbdunkel.

»Hallo!«

Ihre Stimme klang hohl und fremd. Sie schreckte einen großen Vogel auf, der über ihr plötzlich losflog und aufgeregt flatternd unter dem Hallendach kreuzte.

Laura Park fuhr zusammen und duckte sich unwillkürlich. Ihr Herz raste, und sie spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte.

Ihr T-Shirt klebte nass auf der Haut, und obwohl die Hitze des Tages noch wie eine Glocke über der Stadt lag, klapperten ihre Zähne vor Kälte.

Sie stolperte über einen Feuerdorn, der in einer Spalte im Beton Wurzeln geschlagen hatte und knallrote Beeren trug. Erschöpft lehnte sie sich gegen ein vor sich hin rostendes Förderband, das einmal Maschinenteile transportiert hatte.

Oder Schweinebäuche.

Sie atmete dreimal tief durch, dann nahm sie einen neuen Anlauf, diesmal lauter.

»Hallo! Ich bin's, Laura! Laura Park! Wo bist du?«

Irgendwo knarzte ein offenes Fenster, und der aufgeschreckte Vogel hatte einen sicheren Rückzugsort gefunden und ließ sich flügelschlagend nieder.

Sonst war außer dem monotonen Wassertropfen nichts zu hören.

Laura Park schloss die Augen. War es möglich, dass der Kerl sie verarscht hatte? Dass er sich über sie lustig machte? Sich einen Spaß mit ihr erlaubte, indem er sie in diese Außenstelle der Hölle lockte, während er in seinem luxuriösen Loft saß und sich bei einem kühlen Drink köstlich amüsierte?

Die abgestandene Luft roch muffig. Feuchtigkeit und abgelagerter Staub vermischten sich mit den Ausdünstungen alter Öllachen und durchweichtem Dämmmaterials.

Als sie ihn bei seiner Ausstellung kennengelernt hatte, war er ihr gleich sympathisch gewesen. Sie spürte sofort eine Verbindung. So etwas passierte ihr nicht oft.

Natürlich schmeichelte es ihr auch, dass sich der bekannte 3D-Artist ihr zugewandt hatte. Spürte er etwas Ähnliches?

Nachdem sie von der Ausstellung zurück nach Hause gekommen war, konnte sie lange nicht einschlafen. Er hatte ihr die Adresse seines Ateliers verraten und sie eingeladen, einmal vorbeizuschauen.

Natürlich war das noch kein Heiratsantrag. Doch er hätte sie sicher nicht eingeladen, wenn sie ihm nicht gefallen hätte. Und wer weiß, wie die Geschichte weiterging? Träumen war schließlich nicht verboten.

Laura Park ließ den Blick durch die Halle schweifen. Der Boden war übersät mit alten Werkzeugen, zerbrochenen Geräten, verwaisten Maschinenteilen. Einige Bereiche waren bereits von Pflanzen und Sträuchern überwuchert. Die Natur holte sich ihr Recht zurück.

Ihr Date hatte sie sich definitiv anders vorgestellt. Schon exotisch, aber anders. Irgendwie normaler.

Vielleicht war er nur mal schnell Zigaretten holen. Sollte sie ihm noch etwas Zeit geben und warten? Hier, an diesem grauenvollen Ort?

Was war das? Sie starrte angestrengt in die Dunkelheit. Sie hatte ein leises Rascheln vernommen. Gab es hier am Ende noch Ratten?

Ihr Blick fiel auf ein giftgrünes Dschungelbild. Denn auch hier in der Halle waren alle Wände voller Graffiti. Ein einzelnes Auge, umschattet von einem Gewirr aus Lianen, fixierte sie böse.

Einen Augenblick lang hatte sie das unbestimmte Gefühl, tatsächlich beobachtet zu werden. Sie sah sich um, panisch, gehetzt.

Laura Park gab sich einen Ruck. Sie musste hier weg. Sofort. Das Ganze konnte nur ein Missverständnis sein. Morgen früh würde sie noch einmal in die Galerie gehen, dann würde sich alles aufklären.

Aber von hier musste sie schleunigst verschwinden, ehe die Ratten anfingen, an ihren Zehen zu knabbern.

Entschlossen machte sie einen Schritt auf den Ausgang zu.

Im selben Moment ging das Licht an.

Was heißt Licht? Die ganze Halle erstrahlte im grellen Schein zahlloser Scheinwerfer, verteilt über die versteckte Balustrade, die zwanzig Fuß über ihr um den gesamten Raum lief.

Sie musste die Augen schließen, aus Angst, das Licht könnte ihre Sehnerven rösten.

»Hallo, Laura! Schön, dich zu sehen!«

Vorsichtig spähte Laura Park in die Richtung, aus der die Stimme gedrungen war. Kam sie von oben? Von rechts? Von hinten?

Bevor sie etwas erwidern konnte, wurde das grelle Licht runtergedimmt. Und jetzt konnte sie ihn endlich sehen. Lächelnd trat er auf sie zu, zwei Champagnerflöten in den Händen, und reichte ihr ein Glas.

»Willkommen in meiner bescheidenen Hütte!«

Der Champagner schmeckte köstlich. Eiskalt perlte er die Kehle herunter und verscheuchte die Ratten aus ihrem Kopf.

»Komm, lass uns diesen unwirtlichen Ort verlassen. Ich zeige dir mein Atelier.«

Er nahm sie an die Hand, und erst jetzt bemerkte sie die vier erleuchteten Fenster, die im rückwärtigen Bereich der Halle den Blick in einen weiteren, wesentlich kleineren Raum eröffneten.

»Das ist mein Reich«, verkündete er mit einer entsprechenden Handbewegung, »fühl dich wie zu Hause.«

Dieser Raum kam dem, was sie erwartet hatte, schon viel näher. Auf mehreren Tischen verteilt standen Rechner und Laptops, teilweise aufgeklappt, und an den Wänden hingen die ikonischen Bilder, für die er in der New Yorker Kunstszene gefeiert wurde.

Mit großen Augen lief Laura Park von Bild zu Bild, überwältigt vom Zauber dieses besonderen Orts und berauscht von der Tatsache, dass sie tatsächlich hier sein durfte und mit dem Meister höchstpersönlich Small Talk machte.

Apropos Small Talk, vor lauter Aufregung hatte sie ja noch gar nichts gesagt!

»Fantastisch! All diese Bilder. Woher nimmst du bloß deine großartigen Ideen?«

Ihr Glas war leer, er füllte es erneut.

»Sie fliegen mir zu, wie Schmetterlinge auf einer Sommerwiese«, erwiderte er lächelnd und goss sich ebenfalls nach.

»Und diese irre Location? Ich meine, wie bist du darauf gekommen, dir ausgerechnet hier dein Atelier einzurichten? Im absoluten Niemandsland?«

»Auch das war Zufall. Einer meiner Kunden machte mich auf die alte Fabrik aufmerksam. Ich war sofort begeistert.«

Laura Park trank selten Alkohol. Der Champagner stieg ihr augenblicklich in den Kopf. Außerdem war sie erleichtert, dass sich ihre anfängliche Irritation in Wohlgefallen aufgelöst hatte.

Das dritte Glas kippte sie in einem Zug. Sie stellte es ab, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte ihn herausfordernd an.

»Willst du die blöde Maske nicht endlich abnehmen?« Denn er zeigte sich in der Öffentlichkeit nie ohne seine venezianische Maske.

»Tut mir leid, das ist unmöglich«, erwiderte er kühl.

»Außer uns ist niemand hier«, drängte sie. »Ich schwöre, ich...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-6837-8 / 3751768378
ISBN-13 978-3-7517-6837-5 / 9783751768375
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