Dorian Hunter 163 (eBook)

Das Erbe der Mummelsees

(Autor)

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2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7252-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 163 - Earl Warren
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Die Pestverseuchten stürmten ins Schloss Mummelsee, allen voran Hauptmann Czersky. Mit Musketenschüssen, Hellebarden, Schwertern und Feuerbränden bekämpfte man sie. Matthias schwang den zweischneidigen Bihänder. Doch nur wenn man den Untoten den Kopf abschlug oder sie dem Feuer aussetzte, waren sie zu vernichten.
Ich war magisch erschöpft und hatte nur eine Fackel, um den Hauptmann abzuwehren.
»Der Gevatter schickt uns!«, grollte Czerny. »Ich will dich in seinem Namen küssen, Schwarze Jana!«

1. Kapitel


Nach meinen Angaben und Aussehen gab es keinen Zweifel. Die grauhaarige Baronin, eine Dame Mitte sechzig, ließ den Kopf ins Kissen sinken und schloss die Augen, was nicht nur ihrem Zustand entsprach, sondern auch ein Manöver von ihr war. Es diente ihr dazu, Zeit zu gewinnen.

Sie schämte sich nämlich aus verschiedenen Gründen und konnte es so schnell nicht über sich bringen, mir rückhaltlos in allem die Wahrheit zu sagen. Deshalb nahm sie mich und meine Braut Geneviève erst einmal als ihre Gäste im Schloss auf.

Noch rang die stolze Baronin mit sich. Da erfolgte ein neuer Besuch, und jetzt hielt es Baronin Irmgard nicht länger in der Abgeschlossenheit ihrer Räume. Nach langen Jahren der Bettlägerigkeit stand sie wieder auf. Neue Zeiten für Schloss Mummelsee standen bevor, und Unheil bahnte sich an.

Vergangenheit, 1629, Coco Zamis

Ich bewegte mich unbefangen in Schloss Mummelsee, denn zwischen mir und Matthias bestand von Anfang an eine freundschaftliche Verbundenheit. Er war ein Mensch, der leicht die Sympathien seiner Umwelt gewann. Ich erzählte ihm, ich habe seine Ziehmutter Bethela gekannt. Schließlich wusste ich von den Erzählungen Dorians einiges, und es genügte, um Matthias zu überzeugen. Er glaubte meiner Versicherung, ich sei extra gekommen, um ihm in einer schwierigen Situation beizustehen. Matthias fragte zunächst nicht weiter, schließlich war ich gerade erst eingetroffen. Matthias musste noch einiges lernen, wenn er gegen die Dämonen seiner Zeit bestehen und seiner Bestimmung gerecht werden wollte. Aber er war aus dem rechten Holz geschnitzt.

Man hatte mir ein Gästezimmer angewiesen. Ich schaute mich im Schloss um. Es war zweistöckig und hatte rund dreißig Zimmer. Es gab Parkettfußböden, hohe Fenster in tiefen Nischen und Deckengemälde und Lüster. Möbel und Einrichtungsgegenstände verrieten den Stil der Renaissance und einen ausgewogenen weiblichen Geschmack. Ich wusste mittlerweile, dass die Baronin Irmgard schon seit siebzehn Jahren verwitwet war. Ein treuer Verwalter und Diener standen ihr zur Seite, hatten das auch während ihrer langen Krankheit getan. Trotzdem beschränkten sich, den Eindruck hatte ich, ihr Leben und Einfluss hauptsächlich aufs Schloss und dessen nähere Umgebung, zumal bis vor zwei Jahren noch ihre Cousine Hildegard auf der anderen Seite des Sees die Zügel in der Hand gehalten hatte. Außerdem war sie erst vor Kurzem aus dem Wachkoma erwacht, was sich niemand erklären konnte.

In der Baronie schalteten und walteten ihre Räte nach eigenem Gutdünken. Die Baronin blühte auf. Sie liebte die schönen Künste, insbesondere die Musik, und suchte in ihnen Ablenkung von der wirren und finsteren Zeit, in die sie erwacht war und der sie sich nicht gewachsen fühlte. Fünfzehn Diener und Dienstmädchen und anderthalb Dutzend Musketiere und Pikeniere standen im Dienst der Baronin von Mummelsee und hatten sie zu versorgen und das Schloss zu verteidigen. Außerdem vertraute die Baronin dem Schutz des Kaisers, auf dessen Seite sie stand.

Die Gemälde im Schloss waren nicht gerade Raffaels, aber ganz hübsch. Die Fenster ließen sich leicht zu Schießscharten umfunktionieren, und es gab Sandsäcke und Holzbarrieren, mit denen man das Schloss rasch in kompletten Verteidigungszustand versetzen konnte. Die mit kunstvoll geschmiedeten Eisenstäben vergitterten Fenster eigneten sich nicht zum Einsteigen. Ein kleiner Park lag neben dem Schloss, und es gab einen Garten und eine Terrasse. Auf der Terrasse standen auch drei Kanonen, und daneben waren Kanonenkugeln zu einem Spitztürmchen aufgestapelt.

Die Soldaten der Baronin hatten eine mit Schnüren und Tressen besetzte Uniform und wirkten recht malerisch. Wie die allergrößten Helden wirkten sie nicht gerade auf mich, schienen mit ihren Waffen jedoch vertraut zu sein. Auf der Terrasse fiel mir bei den Soldaten ein magerer junger Mann mit sandfarbenem Haar und stark vorspringender Nase auf. Er war wie ein Höfling gekleidet und trug gerade mit einem Kanonier eine Meinungsverschiedenheit wegen der Aufstellung der Kanonen aus.

»Halt deinen Schnabel, Christoph Balthasar Schnabel«, fuhr der Artillerist ihn an. »Von Geschützen hast du doch überhaupt keine Ahnung. Dir fehlen sämtliche Grundbegriffe der Ballistik. Oder verstehst du etwa, eine Feldschlange mit dem Winkellot für einen Weitschuss zu richten und ihn richtig zu berechnen?«

Der langhaarige Jüngling regte sich auf.

»Dazu brauche ich keine Ballistik, um zu wissen, dass es Unsinn ist, Kartaunen mit Rundkugeln auf den nur fünfzig Meter entfernten Waldrand zu richten«, empörte er sich. »Wenn man schon darauf zielt, muss man Kartätschen schießen. Alles andere ist sinnlos.«

Ich stimmte dem Jüngling zu, mochte mich aber nicht einmischen. Wenn Matthias, der in der nächsten Zeit im Schloss einiges ändern musste, das nicht von selbst sah, war es schlimm bestellt. Der Jüngling stellte sich mir dann vor, als ich ihn zu mir herrief. Er war noch keine 18 Jahre alt und ein Pastorensohn aus dem Hannoverschen, wie er mir bereitwillig erzählte. Seine Familie war vor 14 Monaten in den Kriegswirren umgekommen, und ihn hatte es unter die Landsknechte verschlagen. Schnabel, der eigentlich zum Pastor bestimmt gewesen war und schon mit dem Studium begonnen hatte, hatte es unter der rohen Soldateska nicht gefallen. Der Ton und die Bräuche dort stießen ihn ab. Weil er eine schöne Handschrift hatte, war er eine Weile Regimentshilfsschreiber gewesen. Die Schikanen des Hauptschreibers setzten ihm zu, und schließlich hatte der Fußtritt, den ihm ein betrunkener Offizier ungerechtfertigt versetzte, den Ausschlag gegeben. Schnabel war desertiert, durch die Lande vagabundiert und schließlich im letzten Winter bei bitterer Kälte fast verhungert und erfroren vorm Schloss Mummelsee erschienen. Die Diener der kranken Baronin hatten ihn aufgenommen, und seitdem war er da und machte sich nützlich. Mit den Soldaten der Schlossgarnison verstand er sich jedoch gar nicht so gut. Schnabel hatte eine natürliche Abneigung gegen das Waffenhandwerk und diejenigen, die es berufsmäßig ausübten. Das gestand er mir ganz offen.

»Ein Landsknecht braucht nicht mehr Gehirn als ein Pferd«, sagte er. »Alles, was darüber hinausgeht, gereicht ihm und dem Heer bloß zum Nachteil. Oder seid Ihr anderer Ansicht?«

»Teils, teils. Du hast ein loses Mundwerk, Christoph.«

»Soll ich vielleicht lügen?«

Ich stellte ihm eine Falle und fragte, was er denn von Matthias halte, der schließlich auch bei den Landsknechten gewesen sei, sogar im Offiziersrang. Schnabel antwortete, er kenne ihn noch zu wenig, um darüber urteilen zu können.

Jetzt trat Matthias um die Ecke. Er hatte den letzten Teil unserer Unterhaltung gehört. Er war nicht viel älter als Schnabel, doch in jeder Beziehung ein ganz anderer Typ als der junge Schlossgehilfe, Schreiber und Bibliothekar. Schnabel fürchtete schon, einen strengen Verweis zu erhalten. Doch Matthias war weit davon entfernt.

»Ich schätze es, wenn jemand seinen Kopf gebraucht und sich nicht vor falscher Ehrfurcht am Boden windet«, sagte er. »Wir werden uns vermutlich gut vertragen. Wollt Ihr mit uns zu Abend essen, Dame Collandt? Meine werte Mutter, Baronin Irmgard, wird mit zu Tisch sein.«

»Gern.«

Beim Abendessen am zweiten Tag meines Aufenthalts im Schloss lernte ich die Baronin, eine kleine, verschüchtert wirkende Frau, die dennoch hochherrschaftlich aufzutreten versuchte, erstmals persönlich kennen. Die Dienerschaft bediente uns bei Tisch. Eine mittlere Hypnose war nötig, um die Baronin dazu zu bringen, mich nicht nur als Matthias' Gast zu betrachten, sondern von sich aus einzuladen. Ich nistete mich praktisch im Schloss Mummelsee ein, hielt es aber für gerechtfertigt.

Matthias und Geneviève hatten während des Essens nur Augen füreinander. Nach dem Abendessen musizierte die Baronin auf dem Spinett. Wir saßen dabei, und Matthias hielt Genevièves Hand. Endlich bat er Baronin Irmgard, ihm doch die versprochene Unterredung zu gewähren, die ihm die noch fehlenden Auskünfte über seine Abstammung vermitteln sollte. Die Baronin zauderte, überwand sich dann aber. Sie verschwand mit Matthias in der Bibliothek, und sie blieben längere Zeit dort. Währenddessen unterhielt ich mich im Salon mit Geneviève de Rohan. Längst hatte ich meinen Reitanzug mit einem aus dem Landsknechtslager mitgebrachten Kleid vertauscht. Geneviève wollte nicht recht heraus mit der Sprache. Ich erfuhr nur, dass sie aus Frankreich stammte und eine Vollwaise war. Es gab ein Geheimnis um ihre Familie. Mir war jetzt bereits klar, dass Matthias, Geneviève und ich zusammengehörten, und ich wollte die Zweifel zwischen uns ausräumen, indem ich Geneviève fragte, ob sie es verstehe, mit einer magischen Kristallkugel umzugehen.

Geneviève erschrak.

»Aber ... das sind verbotene Hexenkünste, Dame Collandt. Ich habe die letzten Jahre in einem Kloster verbracht, und dort hat man mich dergleichen Dinge gewiss nicht gelehrt.«

»Aber du hast davon gehört?«

»Ja.« Sie wich meinem Blick aus, und ich konnte sie nicht hypnotisieren. »Doch es ist eine...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-7252-9 / 3751772529
ISBN-13 978-3-7517-7252-5 / 9783751772525
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