Wenn jede Sekunde zählt -  Anne Gold

Wenn jede Sekunde zählt (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
296 Seiten
Friedrich Reinhardt Verlag
978-3-7245-2746-6 (ISBN)
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Theo Tanner, ein Basler Unternehmer, wird wegen Mordes an einem 14-jährigen Mädchen verurteilt. Als der Mörder aus dem Strafgericht abgeführt wird, flüstert er der Kommissärin Andrea Christ zu, dass das Spiel noch nicht vorbei sei. Sie und ihr Partner Daniel Winter hatten ihn überführt. Kurz darauf wird Andrea auf dem Münsterplatz entführt. Ist das ein Zufall oder stecken die Geschwister des Täters hinter der Entführung? Kommissär Francesco Ferrari und seine Kollegin Nadine Kupfer übernehmen den heiklen Fall. Im Wettlauf mit der Zeit versuchen sie, ihre Kollegin zu finden - lebend. Die ersten 48 Stunden sind entscheidend. Die Spur führt zu den Tanners, doch als Theo im Gefängnis erstochen wird, tappen Ferrari und Nadine plötzlich wieder im Dunkeln. Gelingt es ihnen, ihre Kollegin rechtzeitig zu befreien, oder kommt jede Hilfe zu spät?

Anne Gold ist das Pseudonym von zwei Basler Autoren.

Anne Gold ist das Pseudonym von zwei Basler Autoren.

Am Ausgang des Strafgerichts lieferten sich die Pressefotografen mit den Teams verschiedener Fernsehstationen eine Schlacht um die besten Plätze. Das Gerangel war gross. Alle wollten eine Nahaufnahme schiessen oder ein paar Sätze des Ersten Staatsanwalts Jakob Borer erhaschen. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde der verurteilte Mörder im Hof des Strafgerichts in einen Wagen gesetzt. Sofort kam Bewegung in die Menge. Die Journalistenmeute schrie sich heiser und hielt unermüdlich die Mikrofone in Richtung des Fahrzeugs, das langsam anrollte und das Gelände verliess. Einige versuchten, über die Absperrungen zu klettern, wurden aber vom starken Polizeiaufgebot zurückgehalten. Für einen kurzen Moment konnte man durch ein kleines Fenster die Silhouette eines Mannes erkennen, was einen Blitzlichtsturm auslöste. Nach knapp einer Minute war der Spuk vorbei. Die Journalisten rannten zurück und nahmen erneut den Ersten Staatsanwalt in Beschlag. Kommissär Francesco Ferrari und seine Assistentin Nadine Kupfer sahen sich das Geschehen von der gegenüberliegenden Seite an.

«Das ist ein super Erfolg für Andrea und Dani.»

«Du sagst es, Nadine. Unsere Kollegen investierten enorm viel, sie waren monatelang mit diesem Fall beschäftigt. Zum Glück gelang es ihnen, Tanner zu fassen. Basel wird es ihnen danken.»

«Bis der nächste Wahnsinnige junge Mädchen umbringt. Unser Staatsanwalt ist ein wenig enttäuscht, Tanner scheint für die Medien weitaus interessanter zu sein.»

«Wollen wir ihn trösten?»

«Lieber nicht. Verziehen wir uns, bevor sie dich, den bekannten Schickimicki-Kommissär, erkennen. Du willst doch bestimmt nicht Andrea und Dani die Show stehlen. Heute ist ihr grosser Tag.»

«Und Borers. Schliesslich vernichtete er die Argumente der Verteidigung mit seinem Plädoyer bravourös.»

«Stimmt.»

Gut gelaunt spazierten sie über die Steinenschanze in Richtung Waaghof.

Den beiden Kommissären Andrea Christ und Daniel Winter war es in den vergangenen Monaten in akribischer Kleinarbeit gelungen, den Mörder eines vierzehnjährigen Mädchens zu fassen. Der Täter Theo Tanner, ein allseits beliebter und angesehener Basler Unternehmer, leitete zusammen mit seiner Schwester und seinem Bruder in dritter Generation eine Baufirma in Kleinhüningen, die sich auf Altbaurenovationen spezialisiert hatte. Tanner war in mehreren Sportvereinen ehrenamtlich tätig, wo er auch sein Opfer, Selina Tschudin, kennenlernte. Das Opfer wurde in einem Haus in Frankreich gefunden. Im Laufe der Ermittlungen führten die Spuren zunächst ins benachbarte Deutschland und schliesslich ins Elsass. Zum Glück funktionierte die Zusammenarbeit in der Triregio ausgezeichnet. Vermutlich hätte es noch weitere Opfer gegeben, wäre Tanner nicht aus dem Verkehr gezogen worden. Die Kommissäre waren fest davon überzeugt, dass es sich bei Tanner um einen Serienmörder handelte. Nur leider konnten sie ihm keine weiteren Morde an jungen Frauen, die in den letzten Jahren tot aufgefunden wurden, nachweisen. Die Verteidigung plädierte zuerst auf unschuldig, doch als die Aussicht auf Freilassung während des Prozessess gänzlich schwand, schwenkte die Verteidigerin auf unzurechnungsfähig um: Er könne sich an gar nichts erinnern. Sie ging sogar so weit, dem Opfer die Schuld an ihrem Tod zu geben. Es sei kein Wunder, dass ein Mann der Versuchung nicht widerstehen könne, wenn sich eine junge Frau so aufreizend kleide. Sie legte dem Gericht Fotos des Mädchens vor, die das Opfer leicht bekleidet zeigten. Der Erste Staatsanwalt konnte sich angesichts dieser opferbelastenden Mythen nur mit Mühe zurückhalten.

«Hey, Chef! Hörst du mich?»

«Wie? Was sagst du?»

«Ich hab dich jetzt dreimal gefragt, ob ich dir auch einen Kaffee rauslassen soll.»

«Ach so, ja gern. Ich war in Gedanken beim Prozess. Die Verteidigerin von Tanner war eine absolute Zumutung.»

«Allerdings. Ich musste eben auch an sie denken.»

«Gibt dem Mädchen die Schuld, weil sie attraktiv war und sich aufreizend kleidete, wie sie mehrfach betonte.»

«Eine Frau verharmlost die Gewalt an Frauen. Ohne Worte.»

«Und dann störte Tanners Sippe gezielt den Prozess, allen voran sein Bruder Ralf. Er hält ihn nach wie vor für unschuldig. Hast du das Interview in der Zeitung gelesen?»

«Nein, das ist mir entgangen.»

«In einem ganzseitigen Interview spricht er von einem Showprozess. Tanner würde geopfert, weil die Polizei versagt habe. Die Faktenlage sei mehr als unklar und der wirkliche Täter nach wie vor auf freiem Fuss. Niemand dürfe sich wundern, wenn es zu weiteren Morden komme. Ich bin froh, dass wir nicht mit dem Fall betraut wurden.»

«Ich weiss. Dir liegt es nicht, wenn die Deutschen und die Franzosen mitmischen. Zu viele Köche verderben den Brei.»

«Es erschwert die Ermittlungen enorm. Ich bewundere Andrea, dass sie das kann.»

«Nur Andrea?»

«Ja, Daniel ist ganz klar der Mann fürs Grobe. Andrea ist das Gehirn des Duos.»

«Wie bei uns. Ich sage nur Frauenpower.»

«Hm!»

«Hier bitte», Nadine hielt Ferrari einen Cappuccino hin. «Oh, es scheint keine lange Pressekonferenz gewesen zu sein. Unser Staatsanwalt ist bereits zurück … Gratuliere, ein voller Erfolg.»

«Danke, Frau Kupfer. Aber es ist noch nicht zu Ende. Tanner geht bestimmt in die Berufung.»

«Auch einen Kaffee?»

«Gerne. Es waren mühsame Wochen. Die Journalisten belagerten uns förmlich. Ich liebe zwar die Auftritte in der Öffentlichkeit, doch dieser Rummel war sogar mir zu viel. Ich musste immer genau aufpassen, was ich sage. Die Verteidigerin, diese Ruth Minder, wartete förmlich auf einen Fehler von mir. Die Akten von Frau Christ und Herrn Winter lesen sich wie ein Horrorroman von Stephen King. Die junge Frau wurde von diesem Wahnsinnigen brutal gequält und schliesslich noch vergewaltigt. Ich sah schon vieles in meiner Lauf bahn, aber so etwas noch nie. Die Bilder haben sich bei mir eingebrannt. Ich weiss nicht, wie lange sie mich beschäftigen werden. Bestimmt einige Monate, wenn nicht Jahre.»

«Seine Schwester und sein Bruder glauben an seine Unschuld.»

«Und seine gesamte Belegschaft ebenfalls, wie wir vor Gericht lautstark miterleben durften. Zum Glück verwies der Richter die Leute des Saales. Ich bin froh, dass es vorbei ist – zumindest für den Augenblick.»

«Wie gehts Andrea und Daniel?»

«Gut. Sie sind sehr erleichtert. Während der Ermittlungen war Frau Christ mehrmals bei mir. Sie war ziemlich verzweifelt, das darf ich bestimmt sagen. Es gab eine Zeit, da ging es nicht weiter, jede noch so kleine Spur verlief im Sand. Tanner lenkte Frau Christ immer wieder in eine falsche Richtung.»

«Und Daniel?»

«Ach der. Der ist doch höchstens Beigemüse. Wie bei … Könnte ich noch einen Kaffee haben, Frau Kupfer?»

«Wie bei Nadine und mir? Wollten Sie das sagen, Herr Staatsanwalt?»

«Nur nicht so gehässig, Ferrari. Das ist reine Interpretation Ihrerseits. Wo waren wir? Ah, ja, Frau Christ war eine Zeit lang sehr stark gefordert, doch dies ist nun vorbei. Sobald ich mit Ruth Minder gesprochen habe, lege ich die Akten zur Seite.»

«Dürfen Sie das überhaupt?.»

«In der nächsten Instanz vertrete ich nicht mehr die Anklage. Das wird Sebastian Kern übernehmen. Er wird auf Verwahrung plädieren.»

«Er ist ein guter Mann.»

«Ja, ein brillanter Denker und ein Hitzkopf.»

«Warum wollen Sie mit der Verteidigerin reden?»

«Ich verstehe, dass man seinen Mandanten mit allen Mitteln verteidigt, doch Ruth Minder ging eindeutig zu weit. Sie hat das Opfer als Männer verführende Lolita hingestellt, das kann und will ich nicht akzeptieren. Sie bezeichnete die junge Frau sogar als billiges Flittchen, das selbst schuld sei. Ihr Aussehen, die Art und Weise, wie sie sich kleidete, hätten Theo Tanner provoziert. Wie bitte? Wo sind wir denn, im Mittelalter? Plädierte sie am Anfang auf unschuldig, wechselte sie im Verlauf des Prozesses auf unzurechnungsfähig. Tanner sei ein Mann von Ehre – das hat sie wirklich gesagt – mit Prinzipien und einem tiefen christlichen Glauben. Als er in dem vierzehnjährigen Mädchen den Teufel erkannte, der ihn in Versuchung brachte, sei er durchgedreht. Die Wendung war nicht ganz im Interesse der Geschwister, die ihn klar als Opfer sahen. Ruth geht taktisch vor. Sie weiss ganz genau, dass sie mit der Unschuldsvariante in der zweiten Instanz chancenlos ist.»

«Und mit der Unzurechnungsfähigkeit nicht?»

«So ist es. Die Chancen sind zwar minim.»

«Wir haben gehört, Opfer und Täter haben sich über den Sport kennengelernt.»

«Korrekt. Die junge Frau spielte Tennis. Sie wurde bereits als kommender Superstar gehandelt, die neue Martina Hingis. Der Auf bau eines solchen Talents kostet natürlich Geld. Viel Geld. Die Eltern wollten sie zwar fördern, aber ihnen fehlten die notwendigen Mittel. Tanner sprang ein … Das Resultat kennen wir.»

«Unglaublich.»

«Das Schlimme ist, auf meinem Tisch liegen drei weitere ungeklärte Fälle aus dem benachbarten Elsass. Alle Opfer wurden nach dem gleichen Schema gequält, vergewaltigt und ermordet. Doch wir konnten bisher keinen Zusammenhang nachweisen, der Name Tanner tauchte nie auf. Während des ganzen Prozesses fürchtete ich, die Verteidigung könnte diese ungelösten Fälle auf den Tisch bringen. In Nullkommanichts wäre eine Polemik...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2024
Verlagsort Basel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alban • Anne • Basel • Ferrari • Gold • Hunkeler • Krimi • Kupfer • Mord
ISBN-10 3-7245-2746-2 / 3724527462
ISBN-13 978-3-7245-2746-6 / 9783724527466
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