Liebe ohne Worte (eBook)
203 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-9753-4 (ISBN)
Anja Leiste, geboren 1985 im schönen Spreewald, lebt mit ihrem Mann und den 3 Kindern am Rande von Berlin. Neben dem Lesen und Schreiben von Psychothrillern sowie Liebes- und Fantasyromanen widmet sie sich leidenschaftlich dem Musizieren.
Anja Leiste, geboren 1985 im schönen Spreewald, lebt mit ihrem Mann und den 3 Kindern am Rande von Berlin. Neben dem Lesen und Schreiben von Psychothrillern sowie Liebes- und Fantasyromanen widmet sie sich leidenschaftlich dem Musizieren.
Kapitel 2
SCHWERER START
Zwei Wochen später war es dann endlich so weit. Heute würden wir Mom und Austin vom Flughafen abholen. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, um mich fertig zu machen. Da es heute für einen kalifornischen Frühlingstag außergewöhnlich warm war, entschied ich mich dafür, eine Hotpants und ein schulterfreies schwarzes Top anzuziehen. Meine Haare wollte ich heute mal nicht ganz offen tragen, daher kämmte ich mir die Seitenhaare nach hinten und band sie mit einem weißen Haargummi so zusammen, dass sie über den offenen Haaren am Hinterkopf lagen. Zum Schluss trug ich noch etwas Gloss auf die Lippen auf und betrachtete mich dann im Spiegel des Badezimmers. Ja, so konnte ich zum Flughafen. Normalerweise betrieb ich nicht so einen Aufwand, wenn ich jemanden von irgendwo abholen musste, aber heute war es etwas anderes. Ich wollte bei meinem Stiefbruder einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Ich musste zugeben, ich war wirklich ganz schön aufgeregt, ihn heute zu treffen. Ich platzte fast vor Neugier. Ob er auch so nervös war wie ich? Ganz sicher war er das!
*
Um Punkt 16 Uhr machten mein Vater und ich uns auf den Weg zum Airport LAX von Los Angeles. Der Verkehr war schrecklich. Wir erwischten genau die Hauptverkehrszeit. Nur schleppend ging es voran. Gut, dass Dads Auto eine Klimaanlage besaß. In Kalifornien war die schon fast Pflicht, um das Autofahren bei warmen bis heißen Temperaturen erträglicher zu machen. Bei der Parkplatzsuche hatten wir schon mehr Glück. Wir ergatterten noch einen, der nicht ganz so weit von der Ankunftshalle entfernt war.
Drinnen angekommen, war ich überrascht darüber, wie voll es hier war. Dad und ich hatten Mühe, uns durch die Massen von Menschen durchzuschlängeln, um einen geeigneten Platz zu finden, um nach Mom und Austin Ausschau halten zu können. Den Football hielt ich die ganze Zeit über fest in der Hand. Die Ersten betraten mit ihren Koffern und Reisetaschen die Ankunftshalle und wurden von ihren Liebsten überschwänglich in Empfang genommen. Schnell wurde es so voll hier drinnen, dass ich bei der Masse von Menschen irgendwann den Überblick verlor.
Nach einer Stunde warten war von Mom und Austin immer noch nichts zu sehen. Die Halle hatte sich inzwischen wieder geleert und es kehrte etwas Ruhe ein. Ich wurde immer unruhiger. Wo blieben sie nur?
»Haben die beiden ihren Flieger in North Carolina etwa verpasst?«, fragte ich Dad.
»Nein, Spatz, nicht das ich wüsste. Emilia hätte mir bestimmt Bescheid gegeben, wenn es so gewesen wäre. Ich werde noch einmal versuchen, sie auf dem Handy zu erreichen.« Dad holte sein Telefon aus der Tasche, doch in dem Moment entdeckte ich meine Mutter.
»Mom!«, rief ich und rannte auf sie zu. Ich fiel ihr in die Arme.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber wir hatten einige Probleme an der Gepäckausgabe«, entschuldigte sie sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann schaute ich mich nach meinem Stiefbruder um, aber konnte niemanden entdecken, der ungefähr in meinem Alter war.
»Wo ist Austin? Hat er es sich doch noch mal anders überlegt?«, fragte ich verwundert.
»Er müsste gleich kommen«, informierte mich Mom, die gerade meinem Dad um den Hals fiel. Man sah den beiden an, wie sehr sie sich vermisst hatten.
»Da ist er ja«, sagte sie und ich folgte ihrem Blick. Ein Junge mit schwarzem Hoodie, grauer Jogginghose, weißen Nike-Turnschuhen und einer Reisetasche in der Hand betrat die Halle. Er war groß und anders, als die meisten Jungs in seinem Alter, relativ kräftig gebaut. Das konnte ich trotz seines dicken Hoodies gut erkennen. Seine Augenfarbe konnte ich nicht genau sehen, da er sich die Kapuze weit ins Gesicht gezogen hatte und den Kopf leicht gesenkt hielt. Das Einzige, was ich sah, war sein Pony, der unter der Kapuze etwas hervorlugte. Austin hatte die gleichen schwarzen Haare wie seine Mutter. Ein weißes Kabel schlängelte sich von seiner Kapuze abwärts bis in die Tasche seiner Jogginghose, was darauf schließen ließ, dass er Musik hörte.
Zu meiner Überraschung trug er eine Gitarre auf seinem Rücken, was mich augenblicklich erfreute. Bestimmt könnte er gemeinsam mit Ben und Lucas etwas am Lagerfeuer spielen. Doch bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, schaute ich auf das kleine hellbraune Fellknäuel, das dicht an Austins Seite nebenher lief.
»Ein Hund?«, fragte ich überrascht und machte große Augen.
»Hast du davon gewusst, Dad?«, fragte ich. Er nickte.
»Überraschung!«, sagte er und grinste.
»Ja, das ist Austins Hund Rocky. Wir konnten ihn unmöglich zurücklassen. Deshalb hat es auch so lange gedauert. Wir mussten erst alle erforderlichen Papiere vorzeigen«, klärte Mom mich auf. Rocky schien sie bereits zu erkennen, denn er fing laut an zu bellen und zog wie verrückt an seiner Leine.
Als der Kleine uns erreichte, sprang er aufgeregt erst meine Mom und dann mich an. Ich ging in die Hocke und streichelte ihn. Als Dankeschön leckte der kleine Hund mir einmal quer über das Gesicht. Ich musste lachen. Na das nannte ich mal eine freudige Begrüßung. Nun zog nicht nur Austin bei uns ein, sondern auch noch eine kleine, struppige Promenadenmischung.
Ich stand wieder auf und schaute zu meinem Stiefbruder. Er strich sich mit der Hand, in der er die Leine hielt, die Kapuze vom Kopf und fuhr sich einmal durch die kurzen schwarzen Haare. Jetzt sah ich ihn zum ersten Mal richtig. Wow, er war supersexy! Sein Gesicht hatte die typische maskuline Form und war sonnengebräunt. Er hatte wunderschöne dunkelbraune Augen, eine gerade Nase und seine Lippen, mein Gott, die waren einfach zum Dahinschmelzen. Er war eine echte Augenweide.
»Hallo, ich bin Julia. Herzlich willkommen bei uns. Hier, ich hab dir etwas mitgebracht. Ich hoffe, du magst Football«, stammelte ich vor mich hin und hielt ihm den Football entgegen. Doch ohne uns auch nur einmal anzusehen, lief er los Richtung Ausgang. Sein Hund folgte ihm. Ich drehte mich um und sah ihm nach, wie er die Ankunftshalle verließ und schließlich aus meinem Blickfeld verschwand. Hm, also die Begrüßung von Rocky war definitiv herzlicher als seine. Ich wandte mich wieder meinen Eltern zu.
»Was ist denn mit dem los?«, fragte ich Mom immer noch etwas durcheinander.
»Ich glaube, es ist gerade alles etwas zu viel für ihn. Erst der Tod von Michael und dann noch der Umzug nach Santa Monica. Er wirkte den ganzen Flug über sehr nervös. Die vielen Menschen und der ganze Trubel, das ist einfach nichts für Austin«, sagte sie mit trauriger und nachdenklicher Stimme.
»Geben wir ihm etwas Zeit, das wird schon«, meinte mein Dad und drückte meiner Mutter einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Ich hatte zwar Verständnis für meinen Stiefbruder, weil ich wusste, das er gerade eine schwere Zeit durchmachte, doch so hatte ich mir unsere erste Begegnung nicht vorgestellt.
*
Als Mom, Dad und ich aus der Ankunftshalle kamen, schauten wir uns nach Austin um und entdeckten ihn etwas weiter abseits stehen. Mit einer Zigarette in der Hand! Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er rauchte?
Das hätte ich nicht erwartet. Wir waren zu Hause alle Nichtraucher und auch in meinem näheren Umfeld gab es keinen, der zum Glimmstängel griff. Er zog ein paar Mal kräftig daran und schmiss die Kippe dann einfach auf den Boden. Austin entdeckte uns nun ebenfalls, hob seine Reisetasche vom Boden auf und folgte uns zum Auto. Dad öffnete den Kofferraum und verstaute ordentlich das Gepäck. In der Zeit zündete sich mein Stiefbruder gleich noch eine weitere Zigarette an. Rauchte er immer so viel?
Na ja, im Grunde ging es mich ja eigentlich nichts an, doch gesund war das sicher nicht.
Als er fertig war, schnippte er den Filter einfach weg und löste Rocky von der Leine. Er zeigte mit seinem Finger auf die Rückbank und der kleine Mischling hopste ins Auto. Kurz danach stiegen auch Austin und ich hinten ein. Rocky kuschelte sich zwischen uns, wobei er den Kopf auf Austins Schoss legte. Dad startete den Motor und wir fuhren los.
Während der Fahrt schielte ich immer wieder zu meinem Stiefbruder rüber. Er hatte seinen Kopf an das Fenster gelehnt und starrte vor sich hin. Er war merkwürdig. Es war wohl ziemlich naiv von mir im Vorfeld, zu denken, er würde etwas mit mir gemeinsam unternehmen wollen. Wenn er sich immer so benahm, war es ja kein Wunder, dass er nie Freunde hatte. Er wirkte kühl und abweisend. Das machte ihn nicht gerade zum Sympathieträger. Ich dachte an Dads Worte in der Ankunftshalle. Wir sollten Austin etwas Zeit geben. Vielleicht hatte er ja recht damit und mein Stiefbruder würde mit der Zeit etwas offener werden.
Die Rückfahrt ging im Gegensatz zur Hinfahrt ziemlich zügig. Ruck, zuck waren wir in Santa Monica. Mein Vater parkte das Auto in der Auffahrt und wir stiegen aus. Dad holte Austins Reisetasche aus dem Kofferraum und stellte sie vor ihm ab. Doch anstatt danach zu greifen, holte er die Leine seines Hundes aus dem Auto, befestigte sie an dem blauen Hundegeschirr, drehte sich um und lief die Einfahrt hinunter Richtung Straße. Was hatte er vor? Wollte er etwa alleine gehen? Er kannte sich doch hier überhaupt nicht aus.
»Kann ich dich begleiten? Nicht dass du dich noch verläufst!«, rief...
Erscheint lt. Verlag | 17.10.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Familie / Erziehung | |
Schlagworte | Drama • Liebesroman • Patchworkfamilie • Posttraumatische Belastungsstörung • Schwangerschaft • Stiefgeschwister • Young Adult |
ISBN-10 | 3-7598-9753-3 / 3759897533 |
ISBN-13 | 978-3-7598-9753-4 / 9783759897534 |
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Größe: 469 KB
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