Unter dem hellen Stern der Versuchung (eBook)
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2702-6 (ISBN)
Eines weiß Lady Wilhelmina genau: Heiraten wird sie niemals! Denn gewiss würde ein Ehemann sie zwingen, ihre große Leidenschaft, die Astronomie, aufzugeben. Um den Verkupplungsversuchen eifriger Verwandten zu entgehen, lässt sie sich daher auf ein gewagtes Spiel ein: Mr. Bram Townsend soll Interesse an ihr vortäuschen, bis sie endlich an ihr Erbe gelangt und ein eigenständiges Leben führen kann. Doch jedes Mal, wenn Bram sie in seine Arme zieht, schlägt das Herz der kühlen Lady schneller, und wenn er sie küsst, fühlt Wilhelmina sich dem hellen Stern der Versuchung ganz nah. Muss sie sich etwa zwischen Liebe und Unabhängigkeit entscheiden?
<p>Diesen Dingen kann Megan Frampton einfach nicht widerstehen: der Farbe Schwarz, gutem Gin, dunkelhaarigen Briten und großen Ohrringen. Neben historischen Romanen schreibt sie unter dem Namen Megan Caldwell auch gefühlvolle Liebesromane. Die Autorin lebt mit Ehemann und Kind in Brooklyn, New York.</p>
Männer, die ich nicht heiraten möchte:
eine ganz und gar unvollständige Liste von
Lady Wilhelmina Bettesford
Einen Mann, der glaubt, alles besser zu wissen als jede Frau in jeder Situation, unabhängig von ihren Kenntnissen. Die Sorte Mann, die einer Dichterin erklären würde, was ein Reimschema ist. Einer, der der Köchin sagen würde, dass sie das Essen nicht oft genug umrührt, obwohl er in seinem ganzen Leben noch nie etwas gekocht hat. Der davon überzeugt ist, dass eine Frau zufrieden sein kann, wenn sie zu Hause bleibt, während er die Welt kennenlernt, obwohl er sie nie danach gefragt hat, was sie sich wünscht, angefangen damit, wie sie ihren Tee trinkt, bis hin zu der Art und Weise, wie sie ihr Leben leben möchte.
1. KAPITEL
London 1850
London war abends nicht ungefährlich, wenn man Geld in der Tasche hatte.
Es war bereits dunkel, als Bram Townsend sein Büro verließ. Während er die Tür hinter sich zuzog, setzte er sich mit einem Schwung den Hut auf. Ein gewöhnlicher Mann, der klimpernde Münzen in der Tasche hatte, hätte sich wahrscheinlich eine Mietdroschke genommen, die ihn von hier, in der Tiefe des Herzens der Stadt, in die vornehmen Straßen von Mayfair brachte. Das war wesentlich sicherer, als zu Fuß zu gehen.
Dass er trotz seiner unrühmlichen Herkunft tatsächlich Geld hatte, machte ihn jedoch durchaus ungewöhnlich. Ausgefallen sogar. Einzigartig.
Bram betrachtete sein gnädiges Schicksal nicht als selbstverständlich. Er hatte sich seine Stellung als Advokat hart erarbeitet und jetzt sorgte er dafür, dass der Gerechtigkeit vor Englands Gerichtsbarkeit Genüge getragen wurde. Er hatte sich vorgenommen, irgendwann Richter zu werden, um der Gerechtigkeit noch weitreichender dienen zu können.
Er hatte für nichts anderes Zeit als für seinen Beruf und seine Freunde – vier andere Waisen, die er in Devenaughs Heim für mittellose Knaben kennengelernt hatte, das landläufig auch als Schule der Schurken bekannt war.
Deswegen ging er trotz der Gefahren zu Fuß. Seine langen Schritte und sein zügiges Tempo würden ihn viel schneller ans Ziel bringen als eine Droschke. Er war auf dem Weg zum monatlichen Treffen mit seinen Freunden, bei dem sie sich über Bücher und über das Leben unterhielten. Heute Abend wollten sie über Mary Barton von Elizabeth Gaskell diskutieren und er hatte sich seine Argumente bereits zurechtgelegt. Er hatte einige davon.
Bram kümmerte sich auf seinem Weg nicht um die Rufe gewisser Damen, die ihm anboten, sich mit ihnen zu vergnügen. Das lebhafte Geplänkel, das aus verschiedenen Pubs, in denen alle möglichen Leute verkehrten, bis zu ihm auf die Straße drang, überhörte er ebenso. Unter den Gästen waren bestimmt sogar Gentlemen, die so dreist waren, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, genau wie er.
Doch er hätte sich sonst nicht nur verspätet, es wäre auch nicht anständig gewesen, dort einzukehren. Sein Name trug ohnehin schon den dicken, schwarzen Makel der Illegitimität, deswegen bemühte er sich darum, die Regeln des Anstands stets einzuhalten.
„Benutzt Gaskell den Mord, um die Notlage der Bartons zu verdeutlichen?“, murmelte er vor sich hin. Als er Mary Barton gelesen hatte, hatte er das Gefühl gehabt, mit Mary zu leiden, während ihr Leben immer gefährlichere Wendungen nahm.
Es war ein kühler Abend, die sachte Wärme des Frühlingstages war abgeklungen, nachdem die Sonne untergegangen war. Bram mochte das Gefühl, ein wenig zu frösteln – in seinem Büro und in den Räumen des Gerichts konnte es unerträglich heiß werden von all den menschlichen Körpern, gewaschenen wie ungewaschenen, die sich hier auf der Suche nach Gerechtigkeit drängten.
Sein Weg führte über die Blackfriars Bridge, der Wind fühlte sich kälter an, sobald die Häuser ihn nicht mehr abschirmten. Er vergrub die Hände tiefer in seinen Taschen und senkte den Kopf. Auf diese Weise konnte er die vollkommen unerklärliche Gestalt einer Frau beinahe gar nicht sehen, die mit wehendem Umhang auf der Brüstung hockte. Sie trug keinen Hut, sodass ihr Haar ihr über den Rücken fiel, Mondlicht erleuchtete ihre Silhouette.
Der Fantast in ihm – von dem er bis zu diesem Augenblick nicht einmal gewusst hatte, dass er in ihm steckte – fragte sich flüchtig, ob sie ein Engel war, der auf die Erde herabgestiegen war, oder ein anderes Wesen, das nicht von dieser Welt war. Eine Fee vielleicht oder ein Göttin. Eine Flussnymphe.
Doch erstens glaubte er nicht an so einen Unsinn und warum sollte sich ein Wesen aus einer anderen Welt, zweitens, ausgerechnet die Blackfriars Bridge für sein Erscheinen aussuchen?
Und dann schwankte sie und ihm wurde klar, dass sie eine gewöhnliche Sterbliche war, die sich in akuter Gefahr befand, von der besagten Brücke in die eisigen Tiefen der Themse zu stürzen. Eine gewöhnliche Sterbliche, die ihr Schicksal herausforderte und vielleicht ein unrühmliches Ende finden würde.
„Halt!“, brüllte er, während er auf sie zueilte und seinen Arm um ihre Kniekehlen schlang, sodass er sie zurückreißen konnte. Sie schrie überrascht auf. Sie taumelte von der Brüstung. Dabei legte sich der Stoff ihres Umhangs um ihn, weil sie nach hinten sackte.
Sie landete auf ihm, während er auf dem harten Boden der Brücke aufschlug.
Sie stieß einen unverständlichen Laut aus und er stöhnte ebenso undeutlich auf.
Sie blieben beide für einen Augenblick bewegungslos liegen. Währenddessen machte er schon eine Liste, was ihm alles wehtat: alles.
Sie rappelte sich auf, traf ihn dabei mit Knien und Ellenbogen an empfindlichen Stellen und drehte sich dann so um, dass sie auf die Knie kam. Dann warf sie sich ihren Umhang über die Schulter.
„Was“, ergriff sie das Wort, „machen Sie denn? Wie können Sie es wagen?“
„Halt“, sagte er noch einmal und packte sie am Knöchel. „Ich kann nicht …“
„Lassen Sie mich los, Sie Frechling!“, erwiderte sie und versuchte, ihm ihren Fuß zu entwinden. Er hielt sie fest, umklammerte ihren Knöchel auch noch mit der anderen Hand.
„Das werde ich nicht tun“, sagte er leise und ernsthaft. „Ich kann nicht zulassen, dass Sie das tun.“
„Zulassen?“, wiederholte sie und ihre Stimme überschlug sich dabei. „Wer sind Sie denn, dass Sie mir irgendetwas zu sagen hätten?“
Er sah zu ihr auf. „Das ist es mit Sicherheit nicht wert“, sagte er mit einem Stöhnen und drehte sich auf die Seite. „Wir finden bestimmt jemanden, der Ihnen hilft. Falls es Geld ist, das Sie brauchen, kann ich Ihnen sofort welches geben, und ich kann versuchen, eine Anstellung für Sie zu finden. Wenn es etwas anderes ist“, sagte er und dachte dabei an seine eigene illegitime Herkunft, „gibt es sicher auch eine Möglichkeit.“
Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, weil der Mond hinter ihr stand. Schämte sie sich, weil jemand sie gesehen hatte? War sie entsetzt, weil sie ihre eigentlichen Absichten nicht verwirklicht hatte? Erleichtert, dass sie gerettet worden war?
„Mir helfen?“, sagte sie voller Entrüstung in der Stimme. Sie empfand also weder Scham noch Entsetzen oder Erleichterung. „Sie glauben, dass ich Hilfe brauche? Eine Anstellung?“ Sie drehte sich um und boxte ihm heftig gegen den Oberarm. Er wäre beinahe wieder auf den Rücken gefallen. Außerdem musste er ihren Knöchel loslassen. „Ich brauche keine Hilfe, Sie aufdringlicher Affe.“
Er sah blinzelnd zu ihr auf. „Sie …?“, setzte er an.
„Nein!“, unterbrach sie ihn. Sie sprach wie eine Lady, was ihn noch mehr überraschte. Keine Lady hätte sich jemals in eins der Viertel gewagt, die diese Brücke verband, und schon gar nicht allein. Damit hatte er die ganze Sache mit „auf einem schmalen Stück Mauerwerk stehen, das einen in die Themse rutschen ließ, wenn man einen falschen Schritt machte“ noch gar nicht erwähnt.
„Ich hatte nicht vor, mir etwas anzutun“, sagte sie in vorwurfsvollem Ton. „Was Sie hätten wissen können, wenn Sie einfach gefragt hätten.“
Seine Lippen zuckten. „Also hätte ich Sie fragen sollen, ob Sie Ihrem Leben ein Ende setzen wollen, bevor ich Sie rette? Und wenn die Antwort ja gelautet hätte, hätte ich dann sagen sollen ‚Bitte fahren Sie fort‘?“ Er fügte hinzu: „Und wenn die Antwort nein gelautet hätte, hätte ich Sie dann retten sollen? Aber was, wenn Sie noch unsicherer auf den Füßen geworden wären, während Sie meine Frage beantworten, und Sie hineingefallen wären? Sie wären mit Sicherheit ertrunken, obwohl ich gefragt hätte, und Sie nein gesagt hätten.“ Er schwieg. „In diesem Fall hätte ich gute Absichten gehabt, das ist wahr, aber das Ergebnis wäre katastrophal gewesen. Ich ziehe meine Vorgehensweise vor.“
Er drehte sich um,...
Erscheint lt. Verlag | 16.11.2024 |
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Reihe/Serie | Historical Gold |
Übersetzer | Simone Wolf |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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ISBN-10 | 3-7515-2702-8 / 3751527028 |
ISBN-13 | 978-3-7515-2702-6 / 9783751527026 |
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