Das Lied der Pferde (eBook)
638 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-7508-3 (ISBN)
Eine kluge Frau, ein abenteuerliches Schicksal und eine Geschichte von Liebe und Hass.
Cöln, 1072. Die Kaufmannstochter Aenlin kennt nur eine Leidenschaft: Pferde. Sie besitzt die besondere Gabe, jedes Pferd mit einem Lied besänftigen zu können. Ihr Herz gehört der Stute Meletay, die ihrem Zwillingsbruder zum Geschenk gemacht wurde. Als dieser mit Meletay seine erste große Handelskarawane gen Süden führen soll, tauscht Aenlin kurzentschlossen mit ihrem Bruder die Rollen und tritt in Männerkleidung die abenteuerliche Reise an. Doch im Königreich León werden sie überfallen und ausgeraubt. Aenlin droht das Leben einer Haremssklavin. Wird der spanische Ritter Rodrigo Diaz de Vivar, bekannt als El Cid, sie vor diesem Schicksal bewahren? Ist es der Beginn einer großen Liebe? Oder hat das Schicksal andere Pläne?
Die Autorin entführt uns als Sarah Lark ins ferne Neuseeland. Als Ricarda Jordan verbindet sie hier auf wunderbare Weise ihre Begeisterung für Pferde mit einem mitreißenden Mittelalterroman.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Ricarda Jordanist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin. Sie wurde 1958 in Bochum geboren, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft und promovierte. Sie lebt als freie Autorin in Spanien.<br /> Unter dem AutorennamenSarah Larkschreibt sie mitreißende Neuseeland- und Karibikschmöker, die allesamt Bestseller sind und auch international ein großes Lesepublikum erfreuen. Als Ricarda Jordan entführt sie ihre Leser ins farbenprächtige Mittelalter.
K A P I T E L 1
»Seid gegrüßt, Don Alvaro! Ich freue mich, Euch erneut in meinem Hause begrüßen zu dürfen! Ihr seid nur etwas früh, mein Sohn ist noch nicht vom Reiten zurück. Darf ich Euch die Wartezeit mit einem Becher Wein verkürzen? Ihr könnt mir dann auch gleich von Endres’ Fortschritten im Umgang mit dem Schwert berichten.«
Meister Linhard, ein fülliger Mann mit schon leicht ergrautem Haar, der seine Figur unter einer locker sitzenden Tunika aus leichtem Brokatstoff verbarg, nahm den Waffenmeister seines Sohnes am Eingang seines Hauses in Empfang. Er war erst am Tag zuvor von einer langen Geschäftsreise aus Kiew nach Cöln zurückgekehrt und schien wirklich erfreut, den Kastilier zu sehen.
Aenlin, die dem Gespräch versteckt hinter einem Fellstapel lauschte, atmete auf, als Don Alvaro, ein großer sehniger Mann mit stechendem Blick, üppigem schwarzem Haar und gewaltigem Schnurrbart, den Gruß ihres Vaters höflich erwiderte und dessen Angebot annahm. Sie hatte ihren Ausritt mit Endres’ Pferd zwar längst beendet, es war abgesattelt und gefüttert. Ihr Zwillingsbruder hatte sich jedoch nicht wie verabredet in dem Gelass hinter den Ställen eingefunden, das die Geschwister für ihre Heimlichkeiten nutzten. Aenlin würde in den Garten laufen, ihn aufspüren und zum schnellen Wechsel von Wams und Beinkleid bewegen müssen. Wobei das Wort »schnell« in Endres’ Sprachschatz eine eher untergeordnete Bedeutung hatte. Er war bedächtig und gelassen, pflegte die Dinge nicht zu überstürzen.
Äußerst wachsam schob sich Aenlin hinter dem Fellstapel vor. Bei aller Eile wollte sie ihre Deckung auf keinen Fall verlassen, bevor die Männer im Haus verschwunden waren. Don Alvaro verdankte sein Überleben in zahllosen Schlachten und Zweikämpfen zweifellos dem Umstand, dass er seine Umgebung stets genau im Blick behielt, und auch ihr Vater hatte ein aufmerksames Auge auf alles, was in seinem Haus vor sich ging. Wenn Aenlin von einem von ihnen entdeckt würde, gäbe es peinliche Fragen – schließlich gab es keinerlei Grund für Endres, sich vor seinem Vater und seinem Waffenmeister zu verstecken.
Aenlin seufzte. Es war nicht immer leicht, das Spiel zu spielen, mit dem ihr Bruder und sie selbst die Erwachsenen seit Jahren narrten. Andererseits war es so reizvoll, dass sie es auf keinen Fall ohne Not aufgeben würde, und Endres wollte erst recht nicht auf die Freiheiten verzichten, die es ihm bot. Aenlin blieb also vorsichtig.
Mit wenigen raschen Schritten durchquerte sie den Innenhof des Handelshauses und schlüpfte durch eine kleine Pforte in den Garten, den ihre Mutter Gudrun hinter dem Küchenbereich angelegt hatte. Er war nicht groß, sie zog hier hauptsächlich Nutzpflanzen: Heilkräuter, Gewürze und Gemüse. Ordentlich in Reih und Glied gesetzt reckten sich die Pflanzen der Sommersonne entgegen. Unkraut hatte dabei keine Chance, der Garten war äußerst gepflegt. Ganz hinten, nahe der begrenzenden Mauer, wucherten allerdings Brombeerranken, die der Herrin des Hauses seit Jahren ein Dorn im Auge waren. Aenlins Mutter hasste Wildwuchs und hätte sie gern entfernen lassen – aber sie trugen in jedem Herbst reichlich Früchte, die zu ernten sich lohnte und über die sich besonders die Kinder freuten. So hatte sie Aenlins und Endres’ stürmischen Bitten, das Dornengestrüpp stehen zu lassen, bislang nachgegeben, ohne zu ahnen, dass die beiden dabei weniger an die Früchte dachten als an die schattige Höhle, die sich auftat, wenn man zwischen den mannshohen Büschen hindurchschlüpfte.
Irgendwann, bevor ihr Vater das Haus hatte errichten lassen, musste hier ein älteres Gebäude oder eine Mauer gestanden haben. Der Boden lag voller Trümmer, um die herum die Brombeeren gewuchert waren. Von außen wirkte das Gestrüpp wie eine dichte Hecke, aber wenn man den Einstieg kannte, gelangte man rasch in Aenlins und Endres’ geheimes Refugium. Die Kinder konnten sich hier verstecken, wenn sie etwas angestellt hatten, und Endres war hinter der Brombeerhecke sicher, wenn Aenlin wie so oft seinen Platz beim Reiten oder bei der Arbeit mit seinem Waffenmeister einnahm. Auch jetzt hockte er gemütlich auf einem der Steine, ein dickes Buch aufgeschlagen, über dem er wie so oft die Zeit vergessen haben musste.
Liber Evangeliorum – Aenlin erkannte die Bibeldichtung des Otfrid von Weißenburg. Immerhin kein Buch, das ihr Vater vermissen würde, wenn er zwischen seinen Reisen Zeit fand, in seiner umfangreichen Bibliothek zu schmökern.
»Endres, was machst du denn?«, wandte Aenlin sich nun verärgert an ihren Bruder. »Don Alvaro ist bereits eingetroffen, du solltest längst in der Halle sein.«
Endres hob den Kopf, und Aenlin sah in klare grüne Augen. Wie immer hatte sie beim Anblick ihres Bruders das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen. Sie besaß einen wertvollen Glasspiegel, der ihr Aussehen fast gespenstisch genau wiedergab – nicht verschwommen und ungenau wie die gängigen Kupferspiegel. Nichts kam jedoch dem Blick ins Gesicht ihres Bruders gleich, kein Spiegel konnte das helle Grün ihrer beider Augen und die goldblonden Wimpern so klar abbilden. Die Haut der Zwillinge war zwar von Natur aus hell, bräunte aber überraschend schnell, und da beide viel an der frischen Luft waren, bot ihr Teint einen reizvollen Kontrast zu ihrem hellen, feinen, doch üppigen Haar. Wenn Aenlin ihr Haar nicht flocht, sondern mit der weichen Bürste entwirrte, die ihr Vater ihr wie den Spiegel aus Venezien mitgebracht hatte, bauschte es sich wie eine Wolke um ihr Gesicht. Endres pflegte das seine mit einem groben Kamm und Wasser zu glätten und ließ es länger wachsen, als Bürgerkinder es gewöhnlich taten. Wenn er es kürzte, umspielte es sein Gesicht wie ein Heiligenschein.
Aenlin fand, dass die Rolle eines Heiligen ihrem Bruder eigentlich gut stand – so durchgeistigt, wie er jetzt schon wirkte. Unschuldig und überrascht blickte er von seinem Buch zu ihr auf.
»Ich dachte, du gehst für mich zu Don Alvaro«, entschuldigte er sich. »Du machst das doch gern, das … Fechten …«
Endres selbst war schon der Gedanke an das Waffenhandwerk zuwider. Er hasste den Umgang mit dem Schwert und war insofern froh, wenigstens nicht als Sohn eines Ritters geboren zu sein. Doch auch als Kaufmannssohn kam er nicht darum herum, die Grundbegriffe der Kampfkunst zu erlernen. Als Händler würde er viel auf Reisen sein, und nur wenige Straßen waren vollkommen sicher. Zum Schutz der Waren heuerten die Kaufleute zwar meist fahrende Ritter an, sie selbst mussten allerdings ebenso fähig sein, sich ihrer Haut zu wehren.
Aenlin seufzte wieder. Endres hatte natürlich recht – im Gegensatz zu ihm machte es ihr Spaß, sich von Don Alvaro in den Gebrauch der Waffen einweisen zu lassen. Ebenso wie es ihr gefiel, sich im Reiten zu üben und Pferde zu pflegen. Besonders Letzteres war ihr die größte Freude. Sie liebte Pferde und war deshalb Meister Linhards Stallmeister, dem Klepper-Hans, schon als kleines Mädchen nicht von den Fersen gewichen. Dabei war es ihr egal, ob es die schweren Pferde oder Maultiere waren, die vor die Frachtwagen gespannt wurden, oder die edleren Reitpferde. Aenlin kannte nichts Schöneres, als ihr glänzendes Fell zu striegeln, ihre weichen Nasen zu streicheln, den Atem ihrer Nüstern auf ihrer Haut zu spüren. Wenn niemand hinsah, vergrub sie ihr Gesicht in ihren Mähnen, um diesen ganz besonderen Duft einzuatmen, der die Pferde von allen anderen Tieren unterschied.
Und so hatte das Spiel angefangen, das Endres und Aenlin seit vielen Jahren spielten. Als ihr Vater dem sechsjährigen Endres ein kleines Pferd geschenkt und Hans angewiesen hatte, ihm beizubringen, das Tier zu reiten, hatte Aenlin geschrien und getobt. Sie konnte und wollte nicht einsehen, dass Endres ein Pony bekam, während man erwartete, dass sie sich über die zierliche, reich verzierte Spindel freute, die der Vater für seine Tochter im Gepäck gehabt hatte. Ungläubig hatte sie den Worten ihrer Eltern gelauscht, die sich von ihrem Auftritt natürlich nicht hatten beeindrucken lassen. »Du bist ein Mädchen, Aenlin. Du wirst lernen, wie man einen Haushalt führt, wie man kocht und backt, strickt und webt und näht. Eines Tages wirst du einen guten Mann finden und ihm Ehre machen. Deinem Bruder wird die Leitung des Handelshauses obliegen. Darauf muss er sich vorbereiten, und dazu gehört, das Reiten und Fechten zu erlernen …«
»Aber ich bin die Ältere!«, hatte Aenlin protestiert. Nach Erzählungen ihrer Mutter war sie eine Viertelstunde vor Endres zur Welt gekommen. »Also sollte ich doch das Handelshaus erben. So wie … so wie bei Esau und Jakob …«
Gudrun hatte ihren Kindern die Geschichte der biblischen Brüder erzählt. Über Aenlins diesbezüglichen Einwand hatten die Eltern jedoch nur gelacht.
»Esau und Jakob waren Jungen«, hatte Linhard lächelnd erklärt. »Und ihre Geschichte zeigt uns, dass man das Erstgeburtsrecht nicht verhandelt. Also gib dich zufrieden mit dem Platz, auf den Gott dich gestellt hat, Aenlin.«
Aenlin hatte sich nichtsdestotrotz schluchzend in die Brombeerhöhle verzogen, wo Endres sie kurz darauf aufgesucht hatte. »Von mir aus kannst du das gern haben, das … das Erstgeburtsrecht«, hatte er ihr tröstend zugeflüstert. »Und das Pferd sowieso. Ich mach mir da nicht viel draus …«
Tatsächlich hatte Endres sich schon damals sehr viel mehr aus dem Studieren gemacht als aus dem Geschäft seines Vaters. Wie Aenlin dem Klepper-Hans gefolgt war, so war er dem jungen Kaplan, der mehrmals wöchentlich ins Haus kam, um die...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2025 |
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Illustrationen | Tina Dreher |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Schlagworte | Abenteuer • Al Andalus • Al-Andalus • Andalusien • Bestseller • buch für frauen • Deutschland • Drama • El Cid • Emir • Fernhandelskaufmann • Frauen Bücher • Frauen Bücher Bestseller • Frauenroman • Frauenroman Bestseller • Gefühl • Gefühle • Gesang • Harem • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • König • Liebe • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane für Frauen • Liebe zu Pferden • Lied • Mittelalter • Neuerscheinung • Pferde • Pferdeflüsterin • Pferdeversteherin • Rebecca Gable • Reise • Reiterin • Ritter • Rodrigo Vivar • Roman für Frauen • Romantik • Sarah Lark • Schmöker • Spanien • Tragik • Unterhaltung • Warringham |
ISBN-10 | 3-7517-7508-0 / 3751775080 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7508-3 / 9783751775083 |
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