Finsterer Engel -  Brian Andrews,  Jeffrey Wilson

Finsterer Engel (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
480 Seiten
Festa Verlag
978-3-98676-159-2 (ISBN)
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Band 2 der US-Bestseller-Serie The Shepherds. Der ehemalige Navy SEAL Jedidiah Johnson beginnt in Nashville seine Ausbildung bei den Elitekämpfern der Shepherds. Schon als er in der hochmodernen Einrichtung ankommt, hat Jed Visionen von einem drohenden Angriff. Und er hört Gerüchte über Nicholas Woland. Ein Name, der in der Organisation Angst und Wut auslöst. Woland hat die Shepherds und alles, wofür sie stehen, verraten. Nach Jahren im Gefängnis ist Woland begierig darauf, wieder Chaos und Tod zu verbreiten. Er will nicht weniger als einen weltweiten Religionskrieg auslösen ... Die neue Serie des brillanten Autorenteams über die Shepherds, eine Kampftruppe, die seit Jahrhunderten existiert. Vollgepackt mit Action und übernatürlichen Elementen. Als hätte Stephen King Militär-Thriller geschrieben. MARK GREANEY: »Niemand in diesem Genre schreibt härtere und authentischere Action als diese beiden Autoren.« DON BENTLEY: »Eine ebenso fesselnde wie einfallsreiche Geschichte über spirituelle und reale Kriege.«

Brian Andrews & Jeffrey Wilson haben als Autorenduo bereits mehrere Action-Bestsellerserien verfasst: TIER ONE, SONS OF VALOR und THE SHEPHERDS. Brian Andrews ist Veteran der U.S. Navy und ehemaliger U-Boot-Offizier mit einem Abschluss in Psychologie und einem Master in Business.

1

GEFÄNGNIS LA SANTÉ

RUE DE LA SANTÉ 42

MONTPARNASSE, 14. ARRONDISSEMENT

PARIS, FRANKREICH

11:58 UHR ORTSZEIT

Nicholas Woland, den sowohl die Häftlinge als auch das Wachpersonal einfach als »l’américain« kannten, saß auf der Kante seiner harten, schmalen Pritsche. Seine Hände ruhten auf den Knien. Mit geschlossenen Augen begann er eine Viertaktatmung, um sich zu wappnen – eine Technik, die er sich in seiner zehnjährigen Dienstzeit als Green Beret bei der Army angeeignet hatte. Den Großteil der in seinem früheren Leben gelernten Dinge hatte er ähnlich abgeworfen wie eine Raumkapsel ihre Antriebsrakete nach Erreichen der Umlaufbahn. Manches jedoch hatte er beibehalten.

Die taktisch nützlichen Teile …

Nach zwei Runden verlangsamte sich sein Puls, und die Verspannungen im Nacken und in den muskulösen Schultern lockerten sich allmählich. Der große Tag war angebrochen. Er musste sich sowohl körperlich als auch geistig darauf vorbereiten, seinen Teil zum Erfolg des Plans beizutragen. Eine zweite Chance würde es nicht geben, so viel stand für ihn fest.

Seine Zelle im zweiten Stock von Block D war im Vergleich zu den meisten anderen geräumig – den Luxus hatte er sich verdient, nachdem man beim Morgenappell seinen bereits dritten Zellengenossen tot auf dem Boden vorgefunden hatte. Gefängnisdirektor August Chauvin hatte Woland zur Strafe in Einzelhaft verlegen lassen. Nach 45 Tagen hatte man ihn in Block D gebracht. Den Status als Einzelhäftling hatte er dort beibehalten. Ein schlichtes weißes Schild mit der Aufschrift Puni wies vor seiner Zellentür auf seine Dauerbestrafung hin. Eine administrative Formalität, mit der sich Direktor Chauvin die Anwälte und die Heerschar französischer Menschenrechtsaktivisten vom Leib hielt, vor denen er zu einem Kniefall verpflichtet war. Chauvin war Politiker, kein echter Gefängnismensch, und kahl wie ein Ei. Dass sein berüchtigter amerikanischer Häftling unter seiner Obhut drei Mitgefangene ermordet hatte, gefährdete die Laufbahn des Mannes. Woland wusste, dass der untaugliche Gefängnisleiter alles tun würde, um seine Karriere zu retten, auch wenn dafür eine Pritsche in Wolands Zwei-Mann-Zelle dauerhaft unbesetzt bliebe.

Vor den Renovierungsarbeiten waren die Lebensumstände in Frankreichs verrufenster Haftanstalt erheblich barbarischer gewesen. Aber der Ruf nach Reformen hatte den unmenschlichen Bedingungen und der brutalen Behandlung der Häftlinge in La Santé ein Ende gesetzt. Anscheinend waren die Pariser Befindlichkeiten genauso hartnäckig wie naiv. Den Beweis dafür hatte geliefert, dass man bei HGTV sogar einen Bericht über die »Verschönerung« der Haftanstalt gebracht hatte, die Frankreichs gefährlichste Schwerverbrecher beherbergte. Allerdings hatte er trotz der Reformen genug von dem Ort.

Nicholas Woland wollte niemandes eingesperrtes Tier sein.

Und er würde sich im übertragenen Sinn die eigene Pfote abnagen, wenn er nur so freikommen könnte.

Schritte hallten durch den Korridor und wurden lauter, bis sie unmittelbar vor seiner Tür verstummten. Eine laute, plärrende Sirene kündigte an, dass sich Wolands Zellentür jeden Moment öffnen würde. Während er seine Viertaktatmung fortsetzte, stellte er sich darauf ein, was als Nächstes passieren würde.

Andrés Auftritt.

André war ein Relikt aus der Zeit vor 2015, ein Veteran unter den Aufsehern, der es irgendwie geschafft hatte, die Bereinigung und die Umgestaltung von La Santé in eine freundlichere, zahmere Strafvollzugsanstalt zu überstehen. Woland vermutete, dass André unter dem neuen System seltener seine Dämonen ausleben konnte. Deshalb vergeudete er nie eine Gelegenheit, l’américain zu bestrafen. Woland träumte regelmäßig davon, den Mann umzubringen, und hätte es schon mehr als einmal beinahe getan. Aber jedes Mal hatte er sich durch Selbstdisziplin zurückgehalten und verhindert, dass er eine Grenze – die Ermordung eines Strafvollzugsbeamten – überschritt und sein Schicksal damit dauerhaft besiegelte. Er würde sich wie immer verhalten, schweigend und passiv alles über sich ergehen lassen, bis André seinen Spaß gehabt hätte und ihn blutig geprügelt auf dem Boden seiner Zelle zurückließe. Ganz gleich was André an diesem Tag mit ihm tun würde, Woland würde es stoisch hinnehmen, denn es würde das letzte Mal sein, dass der Sadist ihn anrührte.

Die Sirene ertönte ein zweites Mal, gefolgt von einem magnetischen Schnappen, als das Schloss seiner Zelle entriegelt wurde. Erst da öffnete Woland die Augen, drehte den Kopf und erblickte André, der ihm von der offenen Tür entgegenlächelte.

»Aufstehen, Amerikaner«, blaffte der Wärter auf Französisch und klatschte den Schlagstock in seine linke Handfläche. Woland erhob sich. André schaute zurück zum Eingang am Ende des Flurs und brüllte erneut: »Auf die Beine, hab ich gesagt!«

Dann ging es los.

André holte mit dem Schlagstock aus und schwang ihn. Er zischte durch die Luft auf Woland zu. Er hätte den Schlag mühelos blockieren, dem Mann den Knüppel abnehmen und ihn innerhalb von Sekunden damit totprügeln können, lange bevor andere Wärter eintreffen würden. Stattdessen spannte er die Rumpfmuskulatur an. Der Gummiknüppel traf ihn an der linken Pobacke. Schmerzen explodierten darin und strahlten ins Kreuz und das Bein hinunter. Er widerstand dem Drang, sich umzudrehen und den Wärter vernichtend anzustarren – damit würde er sich nur einen zweiten Schlag einhandeln. Stattdessen senkte er nur unterwürfig den Kopf.

»Schon besser«, lobte André für etwaige Zuhörer Wolands Gefügigkeit.

Der Mann war unberechenbar. Woland hätte eine Münze werfen können, um abzuschätzen, ob der Wärter ihn zu Boden prügeln würde oder nicht. Als kein zweiter Schlag kam, drehte er sich langsam um und streckte André die Arme entgegen, um sich Handschellen anlegen zu lassen. Gefesselt schlurfte er aus seiner Zelle. André stieß ihm dabei wiederholt den Schlagstock ins Kreuz. Sie gingen den Flur entlang zu einem großen Tor, dessen Schloss sich mit einem Klicken öffnete, bevor es in die Wand glitt. Ein zweiter Wärter erwartete sie. Dem Protokoll entsprechend hatte er den Schlagstock zwar gezogen, hielt ihn aber nicht bedrohlich am Bein.

»Dein Tag für ein bisschen Sonne, was?«, sagte der Mann, lächelte Woland an und schien erfreut darüber zu sein, Englisch üben zu können.

Woland rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. »Das Einzige, worauf ich mich freuen kann.«

Da man Woland als Terrorist verurteilt hatte, nahm er Mahlzeiten in der Zelle ein und duschte allein. Beim Hofgang beschränkte sich seine Gesellschaft auf nur fünf andere Gefangene. Er sah selten dieselben mehr als einmal. In der Regel handelte es sich um Einzelhäftlinge, die ihre Zeit fast abgesessen hatten. Wenn man wegen eines Terroranschlags mit 37 Franzosen als Todesopfern verurteilt worden war und zudem drei Mithäftlinge umgebracht hatte, verlor man anscheinend mehr Privilegien als gewöhnliche Mörder.

C’est la guerre.

Der zweite Wärter, den alle Pet nannten – woher der Spitzname stammte, wusste Woland nicht –, reihte sich zu seiner Linken ein. Hinter ihm ging bedrohlich André, nur zu gern bereit, Woland bei der geringsten Provokation den Schlagstock in die Nieren zu rammen.

»Hoffentlich genießt du die Zeit im Freien, Nicholas Woland«, griff Pet ihre einzige Gesprächsmöglichkeit wieder auf.

»C’est magnifique. Wird wie ’ne Soiree«, erwiderte Woland mit einem schiefen Grinsen.

Pet lachte.

Armer Trottel …

Sie passierten ein weiteres Tor mit magnetischer Verriegelung, stiegen zwei Treppenfluchten hinunter und betraten einen letzten, leicht abschüssigen Korridor. An dessen Ende strömte Sonnenlicht durch eine doppelt verglaste Tür herein – zweifellos kugelsicheres Glas, so dick, wie es war. Woland kniff die nicht mehr an grelles Licht gewöhnten Augen gegen die Helligkeit zusammen. Vor der Renovierung war es im Gefängnis wesentlich düsterer gewesen, aber in Block D stellten die Lichtverhältnisse immer noch ein Problem dar. Er blinzelte mehrmals, während das Tor aufschwang und Pet ihm die Handschellen abnahm.

»Du hast eine halbe Stunde«, sagte Pet, der nach wie vor über Wolands »Scherz« lächelte.

Der Mann schien gar nicht der Typ für einen Gefängniswärter zu sein, dachte Woland, als ein dritter Wärter Schusswaffen für die Hofpatrouille an Pet und André ausgab. Er fand, Pet wäre in einem Blumenladen oder einer Buchhandlung besser aufgehoben. André würde keine Sekunde zögern, einen Insassen niederzuschießen, den er als Bedrohung empfand. Bei Pet hingegen fiel es Woland schwer, sich vorzustellen, dass der Mann den Abzug drücken würde – selbst wenn sein Leben davon abhinge.

Tja, das werden wir gleich auf die Probe stellen, nicht wahr?

André setzte W. mit einem Stoß in Bewegung, und er trat durch die kugelsichere Glastür hinaus in den Hof. Die kühle Mittagsluft bildete einen Kontrast zur warmen Sonne in seinem Gesicht. Er legte den Kopf in den Nacken und lächelte dem Himmel entgegen wie ein Kind. Nachdem er den Moment kurz genossen und ein Quäntchen Menschlichkeit zurückerlangt hatte, schlenderte er an der Außenmauer von Block D entlang, einem von vier Gebäuden, die sich wie die Speichen eines Rads vom Hof in der Mitte ausgehend erstreckten. Im Zuge der Renovierung hatte man mit der letzten...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2024
Übersetzer Michael Krug
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-98676-159-4 / 3986761594
ISBN-13 978-3-98676-159-2 / 9783986761592
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