G. F. Unger 2293 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6977-8 (ISBN)
Jene Revolvermänner, die den Stern trugen, sie waren eine besondere Sorte. Sobald sie eine wilde Stadt befriedet hatten und es in ihr Recht und Ordnung gab, da suchten sie sich einen anderen Ort oder ein Gebiet, wo sie auf böse Weise Gutes tun konnten. Und so waren sie irgendwie so etwas wie Instrumente des Teufels oder Beauftragte des Allmächtigen zugleich, jedenfalls glaubten sie daran, die Mission zu haben, die Bösen zu vernichten, damit die Guten und Schwachen in Frieden leben und die Gesetze achten konnten.
Vielleicht waren sie ein Naturphänomen, das nach seinem Erscheinen bald wieder verschwand. Und wenn sie verschwunden waren, hatten sie zwar für so manche Beerdigung gesorgt, sich jedoch für die menschliche Gemeinschaft als Segen erwiesen.
Vielleicht taugten sie sonst nicht viel, denn viele von ihnen waren Trinker, Spieler und besaßen die Fähigkeit, ohne Hemmungen zu töten.
Aber es gab sie. Einige hatten berühmt-berüchtigte Namen - zum Beispiel: Bill Longley, Ben Thompson, King Fisher, John Wesley Hardin, Wyatt Earp, Doc Holliday, Clay Allison, Bat Masterton, Luke Short, Pat Garrett und andere.
Doch eines Tages war ihre Zeit vorbei.
Fast alle - außer Wyatt Earp - wurden nicht alt.
Allein in
Dirty Town
Jene Revolvermänner, die den Stern trugen, sie waren eine besondere Sorte. Sobald sie eine wilde Stadt befriedet hatten und es in ihr Recht und Ordnung gab, da suchten sie sich einen anderen Ort oder ein Gebiet, wo sie auf böse Weise Gutes tun konnten. Und so waren sie irgendwie so etwas wie Instrumente des Teufels oder Beauftragte des Allmächtigen zugleich, jedenfalls glaubten sie daran, die Mission zu haben, die Bösen zu vernichten, damit die Guten und Schwachen in Frieden leben und die Gesetze achten konnten.
Vielleicht waren sie ein Naturphänomen, das nach seinem Erscheinen bald wieder verschwand. Und wenn sie verschwunden waren, hatten sie zwar für so manche Beerdigung gesorgt, sich jedoch für die menschliche Gemeinschaft als Segen erwiesen.
Vielleicht taugten sie sonst nicht viel, denn viele von ihnen waren Trinker, Spieler und besaßen die Fähigkeit, ohne Hemmungen zu töten.
Aber es gab sie. Einige hatten berühmt-berüchtigte Namen – zum Beispiel: Bill Longley, Ben Thompson, King Fisher, John Wesley Hardin, Wyatt Earp, Doc Holliday, Clay Allison, Bat Masterton, Luke Short, Pat Garrett und andere.
Doch eines Tages war ihre Zeit vorbei.
Fast alle – außer Wyatt Earp – wurden nicht alt.
Als er den Pecos erreicht, hält er noch einmal den grauen Wallach an und blickt auf seiner Fährte zurück.
Er kann nichts erkennen, was ihm Sorgen bereiten könnte, aber er lässt sich nicht täuschen. Dort aus den Hügeln hinter ihm können schon in der nächsten Minute die Verfolger auftauchen.
Und so wartet er noch ein wenig, die Hände über dem Sattelhorn fast wie zum Gebet gefaltet.
Er wünscht sich mit wahrhaftiger Inbrunst – so als würde er zu seinem Schöpfer im Himmel beten –, dass seine Verfolger seine Fährte verloren haben.
Diese verdammten Narren, denkt er bitter.
Und abermals erinnert er sich an jene schwarze Sekunde, da er einen der Crow-Brüder erschoss, um selbst am Leben bleiben zu können.
Denn als Ringo Crow nach dem Revolver schnappte, da musste er schneller sein. Er hatte keine andere Wahl.
Und so denkt er nochmals: Diese verdammten Narren! Warum wollt ihr euren Bruder rächen? Er wollte den Kampf, nicht ich. Und dieses Mädchen war es nicht wert, dass zwei Burschen unserer Sorte sich gegenseitig umzubringen versuchten. Als ich zu euch auf die Ranch kam, da war sie allein und ließ mich von Anfang an spüren, dass ich sie haben konnte. Und als wir dann im Stroh lagen, da begriff ich schnell, wie erfahren sie war und welche Freude es ihr machte. Aber für euch war sie eine Heilige, die ich geschändet hatte. Oh, verdammt, was kann so ein Mädchen alles anrichten, wenn es verrückt ist, weil es sich auf einer einsamen Ranch eingesperrt fühlt, ausgeschlossen vom Leben. Sie muss es vor mir auch schon mit anderen Burschen getrieben haben, war also keine Heilige, nicht unschuldig und rein. Verdammt, was hat sie angerichtet, wenn ich nun auch noch weitere ihrer Brüder töten muss.
Als er dies gedacht hat, da sieht er sie aus den Hügeln kommen. Sie haben seine Fährte nicht verloren.
Sie sind zu dritt. Und er ist allein.
Sein Pferd aber hat ein Eisen verloren. Bald wird es zu hinken beginnen. Er kann ihnen nicht mehr entkommen. Vielleicht fanden sie das verlorene Eisen auf seiner Fährte und wurden sie sich sehr sicher, dass sie ihn bald haben würden.
Er flucht knirschend. Dann zieht er seinen Wallach herum und reitet in den Pecos hinein. Das Wasser reicht ihm inmitten des Flusses bis zu den Steigbügeln. Es gibt eine leichte Strömung.
Als er in der Flussmitte ist, erreicht er eine Sandbank. Und hier hält er inne, zieht das Tier herum und blickt den Verfolgern entgegen.
Diese haben ihn längst gesichtet und kommen im Schritt heran. Sie wissen zu gut, dass er ihnen selbst dann nicht mehr entkommen könnte, wenn er es weiterhin versuchen würde.
Als sie das Ufer erreichen, halten sie an.
Einer ruft zu ihm herüber: »Du kannst dich ebenso gut auch selbst erschießen, du verdammter Hurensohn! Dann müssen wir es nicht tun!«
Aber er schüttelt den Kopf und ruft zurück: »Eurer Schwester hat es Spaß gemacht! Sie wollte es! Auch war ich nicht ihr erster Mann! Und jetzt warne ich euch! Ich bin gewiss besser mit dem Revolver als ihr! Zumindest zwei von euch werde ich erledigen! Also lasst mich in Frieden reiten! Versucht keinen Kampf mit mir!«
Ganz ruhig ruft er es zu ihnen hinüber.
Aber sie sind drei wilde Burschen, voller Zorn und Rachedurst.
Und so treiben sie ihre Pferde in den Pecos und reißen dabei ihre Revolver aus den Holstern. Als sie sich nahe genug glauben, beginnen sie zu schießen.
Die Entfernung ist für Revolver noch recht weit, aber sie glauben an einen Glücksschuss.
Er aber wartet ruhig im Sattel sitzend, bis sie nahe genug heran sind. Ihre Kugeln umpfeifen ihn, eine zupft an seiner Schulterspitze, eine andere trifft als Streifschuss seinen Wallach am Hals wie ein Peitschenhieb.
Doch der Wallach ist ein Kriegspferd mit einigen Narben am grauen Fell. Er zuckt nur ein wenig zusammen.
Dann beginnt sein Reiter zu schießen. Es wirkt fast bedächtig.
Aber jede Kugel trifft.
Denn er ist ein Revolvermann.
Sein Name ist John Battley.
Und er war auf der Flucht vor seinem Revolverruhm.
Er sieht ihnen nach, als sie in der leichten Strömung abtreiben. Einer ist wahrscheinlich tot, die beiden anderen aber bekommen Grund unter ihre Füße und streben angeschossen dem jenseitigen Ufer zu. Auch ihre Pferde tun das.
Und als sie alle drüben sind, da brüllt einer zu ihm herüber: »Irgendwann bekommen wir deinen Skalp! Du hättest uns totschießen müssen! Wir werden dich von deinesgleichen erledigen lassen, du verdammter Revolverschwinger!«
Er hört es und begreift, dass er hinüberreiten müsste, um sie endgültig zu töten. Doch zu dieser Sorte von Revolvermännern gehört er nicht.
Und so zieht er seinen Wallach herum und reitet zum Westufer des Pecos hinüber. Er blickt sich nicht mehr um.
✰
Eine gute Woche später verlässt er östlich von Leadville und vom Mount Lincoln den Wagenweg, um einen guten Platz für ein Camp zu finden, am besten an einem Creek, in dem es Forellen gibt.
Als er solch einen Creek erreicht, stößt er auf die Fährte einiger Reiter und folgt ihr zwischen einige haushohe rote Felsen. Der Creek kommt aus dieser Felsengruppe. Battley möchte wissen, wen er in der Nachbarschaft hat, sollte er an diesem Creek sein Camp aufschlagen und Forellen fischen wollen.
Wenig später – gleich hinter der Felsengruppe – stößt er auf das Camp der Reiter.
Es geschieht sehr plötzlich. Er sieht vier Männer, die um ein fast rauchloses Feuer hocken. Drei von ihnen tragen Handfesseln – und der vierte Mann trägt einen Marshalstern an der Weste, der mehr wie eine silberne Plakette aussieht.
John Battley kennt solche Abzeichen. Es sind besondere Abzeichen. US Marshals tragen solche Dinger.
Er kam leise und langsam durch die Felsengruppe geritten und hält nun mit seinem grauen Wallach inne.
Denn was er sieht, ist ziemlich eindeutig.
Der am Feuer hockende Marshal ist sitzend eingenickt, so wie ein völlig übermüdeter Mensch nun einmal einnickt. Dann senkt sich das Kinn bis auf die Brust nieder.
Wahrscheinlich erliegt der Marshal in diesem Moment einem sogenannten »Sekundenschlaf« und wird beim nächsten Atemzug wieder aufwachen.
Doch dann wird es zu spät sein für ihn und sein Überleben.
Denn einer der drei Gefangenen – es können nur Gefangene sein, weil sie ja gefesselt sind – hebt soeben einen großen Stein mit beiden gefesselten Händen hoch über den Kopf und wird ihn im nächsten Moment über das Feuer hinweg auf den Hut des Marshals werfen, dessen Kinn auf die Brust gesunken ist. Es ist ein schwerer, gewiss an die zehn Pfund wiegender Stein, der dem Gesetzesmann mit Sicherheit den Schädel zertrümmern wird.
John Battley kann nicht lange überlegen. Er muss im Sekundenbruchteil handeln, will er dem Marshal das Leben retten.
Und so zieht und schießt er.
Seine Kugel trifft. Der schwere Stein fliegt ins Feuer, weil er nicht mehr weit genug geworfen werden kann.
Der Mann bekommt die Kugel in die Brust.
Der Marshal aber wirft sich aus seinem Sekundenschlaf heraus zur Seite, verliert dabei seinen Hut, rollt über den Boden und springt mit dem Revolver in der Faust auf die Füße. O ja, er reagierte schnell, doch er wäre ohne Battleys Eingreifen ohne die geringste Chance gewesen.
Die beiden anderen Gefangenen brüllen böse, nein, sie kreischen voller Enttäuschung und Hass.
Dann aber sehen sie alle dem Reiter entgegen.
Als Battley bei ihnen hält, nickt er dem Marshal zu und spricht ruhig: »Sie sind gewiss schon lange ohne Schlaf, Marshal.«
»Drei Tage und drei Nächte«, erwidert dieser und wischt sich mit dem Ärmel seines Unterarms über das stoppelbärtige Gesicht.
»Ich muss mich wohl bei Ihnen bedanken«, fügt er hinzu. »Mann, wie...
Erscheint lt. Verlag | 12.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6977-3 / 3751769773 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6977-8 / 9783751769778 |
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