Find Us in the Cold (eBook)

Roman | Gay-Ice-Skating-Romance, bei der das Eis schmilzt und die Funken fliegen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
350 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-765-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Find Us in the Cold -  Liv Modes
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Liebe auf gefrorenen Pfaden: Finden Olivers und Ashs Herz zueinander? Nach dem tragischen Verlust seines besten Freundes ist für Oliver nichts mehr wie zuvor. Seiner Karriere als Eisschnellläufer droht das Aus, seine Leistungen sind unterirdisch. Retten soll ihn ein Trainingscamp in Kanada, doch durch einen schicksalhaften Fehler landet er im gleichen Hotelzimmer wie Ash - seinem neuen Physiotherapeuten. Zwischen schweißtreibenden Trainingseinheiten und Verletzungen entfacht eine leidenschaftliche Anziehung zwischen ihnen. Doch ihre aufkeimende Liebe wird von Olis Verlust und Ashs Krankheit bedroht. Als sich ihre Wege zu trennen drohen, müssen sie sich ihren inneren Dämonen stellen. Ist der Leistungssport wirklich alles für Oli und kann Ash seine Vergangenheit überwinden?

Liv Modes (*1997) konvertierte 2015 vom Land- zum Hauptstadtleben. Nach einem Umweg über den Sozialversicherungsbereich begann sie 2021, Psychologie zu studieren. Bisher erschienen ihr Sciencefiction-Debüt »ANXO: Zwischen den Sphären« im Eisermann Verlag, der Romance-Kurzroman »Auf der anderen Seite der Sterne« im Selfpublishing, sowie der Young Adult-Roman »Flip my Heart« im Carlsen Verlag. Daneben veröffentlichte sie mehrere Kurzgeschichten, ist Mitgründerin des Autor*innen-Netzwerks #BerlinAuthors und absolvierte ein Fernstudium zur Social Media Managerin.

Liv Modes (*1997) konvertierte 2015 vom Land- zum Hauptstadtleben. Nach einem Umweg über den Sozialversicherungsbereich begann sie 2021, Psychologie zu studieren. Bisher erschienen ihr Sciencefiction-Debüt »ANXO: Zwischen den Sphären« im Eisermann Verlag, der Romance-Kurzroman »Auf der anderen Seite der Sterne« im Selfpublishing, sowie der Young Adult-Roman »Flip my Heart« im Carlsen Verlag. Daneben veröffentlichte sie mehrere Kurzgeschichten, ist Mitgründerin des Autor*innen-Netzwerks #BerlinAuthors und absolvierte ein Fernstudium zur Social Media Managerin.

1


Oliver

Bevor Pip gestorben war, hatte ich nicht gewusst, auf wie viele Arten ich frieren konnte.

Für mich hatte es immer nur zwei Arten von Kälte gegeben: den klirrenden Frost an einem Wintermorgen, wenn alles noch still war und mein Atem in der Luft hing wie eine Prophezeiung, und die vertraute Kälte, die mich umgab, wenn ich aufs Eis trat – und die eigentlich keine Kälte war, sondern eine Umarmung.

Ruhe. Stabilität.

Bevor Pip gestorben war, war die Kälte meine Freundin gewesen.

Seit der Beerdigung fror ich ständig, egal wie viele Schichten Kleidung ich trug oder wie viele Runden ich auf der Eisbahn zurücklegte. Das Frösteln war mir so vertraut geworden, dass es mir kaum noch auffiel. Selbst jetzt, während ich durch die Terminalhalle des Münchner Flughafens sprintete und mein Koffer rhythmisch in meine Hacken schlug, fror ich.

Das war aktuell jedoch nicht mein größtes Problem.

Mein größtes Problem war die Frau, die am Ende der Halle hektisch auf und ab sprang und in meine Richtung winkte. Ihre blonden Haare wirbelten bei jedem Sprung um ihren Kopf, und ihre in allen möglichen Pastellfarben gefärbten Spitzen ließen sie aussehen wie einen wild gewordenen Regenbogen.

»Fuck, Nathalie!«, keuchte ich, als ich meine beste Freundin endlich erreichte. »Wenn du mit mir Kardio trainieren willst, brauchst du es nur zu sagen.«

Nathalie musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wenn ich Kardio trainieren will, mache ich andere Dinge. Du kannst dich bei Gelegenheit gern dazugesellen.«

Ihre Mundwinkel zuckten belustigt, und kurz vergaß ich die Kälte, den Schweiß, der mein T-Shirt am Rücken durchnässte, und die Tatsache, dass ich wegen Nathalies »Shit, ich hab meinen Perso zu Hause vergessen, kannst du mir den schnell bringen, ich bin bei Terminal 2, nee, war doch 1« gerade vermutlich einen neuen Rekord in Flughafensprints aufgestellt hatte.

Für einen Augenblick fühlte sich alles genauso an wie früher, als ich noch nicht ständig gefroren hatte.

Doch dann verpasste ich den Moment, in dem ich hätte antworten sollen, irgendetwas Albernes, über das wir noch Tage später gelacht hätten wie Teenager im Sexualkundeunterricht, und bis es mir auffiel, war es schon zu spät. Nathalies Miene verdunkelte sich, und das belustigte Funkeln in ihren Augen wich diesem unerträglichen Ausdruck von Sorge, mit dem sie mich jedes Mal ansah, sobald sich auch nur ein Hauch von Normalität einstellte.

Wie ich diesen Blick hasste. Er fühlte sich jedes Mal an wie bei vollem Tempo auf dem Eis stolpern. In einer Sekunde war alles in Ordnung, und in der nächsten wusste ich nicht, ob ich mich auf den Füßen halten oder fallen und zu einem Scherbenhaufen zersplittern würde.

Inzwischen fragte ich mich, was mir mehr zu schaffen machte – dass mein bester Freund gestorben war oder diese Blicke.

Bevor sich Nathalies Sorge zu einem ausgewachsenen »Oh mein Gott, war das unsensibel? Es tut mir so leid!«-Vortrag entwickeln konnte, zwang ich mich zu einem Lächeln.

Sie verbarg ihre Erleichterung darüber nur schlecht, doch das war in Ordnung. Das bedeutete, dass wir uns nun wieder der Tatsache zuwenden konnten, dass sie gerade dabei war, ihren Flug zu verpassen.

»Na, wenigstens muss ich mir jetzt keine Gedanken mehr darum machen, dass das Training heute ausfällt«, antwortete ich lahm und viel zu spät, während ich begann, in meinem Rucksack nach dem Grund zu wühlen, wieso ich überhaupt hier war. »Wie kann man denn seinen Personalausweis vergessen?«

Nathalie zuckte mit den Schultern und grinste.

»Ich war so mit den Vorbereitungen für Omas Junggesellinnenabschied beschäftigt!«, log sie schamlos, und ihre Augen funkelten jetzt wieder, auch wenn noch immer ein Rest Sorge darin lag.

Ich schnaubte. Mit zweiundachtzig Jahren hatte Nathalies Oma beschlossen, ihren langjährigen Lebenspartner doch noch heiraten zu wollen – ohne Tamtam, Kirche und Familie. Seit sie allerdings wusste, dass man sich inzwischen strippende Feuerwehrmänner im Internet bestellen konnte, bestand sie auf einem Junggesellinnenabschied. Da sie ansonsten nicht viel übers Internet wusste, war Nathalie die ehrenvolle – und absolut überschaubare – Aufgabe zugefallen, eine halbe Stunde zu googeln und ein Buchungsformular auszufüllen.

Statt sie darauf hinzuweisen, versenkte ich meinen Arm noch etwas tiefer in meinem Rucksack und bekam endlich mein Portemonnaie zu fassen.

»Bitte sehr.« Ich überreichte ihr die kleine unschuldige Plastikkarte, wegen der sie mich in mittelschwerer Panik angerufen hatte. »Dafür schuldest du mir was.«

»Versprochen.« Nathalie schob den Ausweis in die winzige Tasche ihrer Jeans, aus der er wahrscheinlich nach drei Schritten wieder herausfallen würde. Warum immer noch keine vernünftigen Taschen in Frauenhosen genäht wurden, blieb mir ein ewiges Rätsel. »Fährst du jetzt noch mal nach Hause?«

Ich schüttelte den Kopf und deutete auf den riesigen Koffer, der hinter mir stand. »Schaff ich nicht mehr. Ich hab meine Sachen schnell fertig gepackt, bevor ich zu deiner Wohnung gefahren bin.«

Für den Bruchteil einer Sekunde runzelte Nathalie die Stirn, dann wurde der Ausdruck von Schuldbewusstsein überschattet.

»Tut mir leid, dass du wegen mir so einen Stress hattest, nur weil ich mein Leben nicht auf die Kette kriege«, sagte sie leiser und sah auf ihre Hände. Erst jetzt bemerkte ich die ausgedruckte Buchungsbestätigung, die unter ihren Fingern zerknitterte. Ich blinzelte. Niemand unter fünfzig druckte heutzutage noch Buchungsbestätigungen aus.

Außer man wollte sichergehen, das Abfluggate zu finden, auch wenn man vergessen hatte, das Handy zu laden, und das Ladekabel schon wieder verschwunden war – Dinge, die Nathalie so häufig passierten, dass ihre Mitbewohnerin ihr zu jedem Anlass neue Kabel schenkte. Irgendeines fehlte immer.

Bis eben war ein kleiner Teil von mir noch sauer gewesen, dass ich wegen Nathalies Verpeiltheit nur eine halbe Stunde Zeit gehabt hatte, um für eine fünfmonatige Reise zu packen. Aber der Zettel in ihrer Hand erinnerte mich daran, wie viel es sie kostete, das Chaos in ihrem Kopf zu kontrollieren. Mein Ärger verebbte.

Außerdem flog ich nur zu einem Trainingscamp in irgendeine kanadische Kleinstadt. Etwas anderes als Sportsachen und meine Schlittschuhe würde ich also ohnehin nicht brauchen.

»Dafür hast du mich doch«, meinte ich versöhnlich. »Ich schick dir später einfach die Rechnung vom Flughafencafé, weil ich meine Wartezeit jetzt in Latte macchiato mit Vanillesirup ertränken gehen werde.«

Sie sah auf einmal sehr besorgt aus. »Ist es wirklich okay, wenn ich dich alleine lasse? Wegen …«

»Wie viel Zeit hast du denn noch?«, unterbrach ich sie und schnipste gegen das Papier in ihrer Hand.

Nathalie warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr und fluchte dann sehr laut auf Polnisch. »Ich muss ja los!«

Und dieser Satz war so typisch Nathalie, dass ich beinahe laut gelacht hätte.

Aber nur beinahe.

Stattdessen ließ ich mich in eine überschwängliche Umarmung ziehen. Mir stieg der vertraute Geruch ihres Pfirsichshampoos in die Nase, das mich an verbotene nächtliche Ausflüge im Sportinternat und ungefähr jedes andere wichtige Ereignis in meinem Leben erinnerte.

Ich drückte sie noch etwas fester an mich, und eine ihrer Haarsträhnen verirrte sich in die Nähe meiner Nase. Beinahe hätte ich ihr in den Regenbogen geniest.

»Ich komm dich bald besuchen«, murmelte Nathalie mir ins Ohr. »Bau keine Scheiße bis dahin.«

Obwohl sie es nicht sehen konnte, wanderten meine Augenbrauen nach oben. »Wer von uns beiden hat noch mal die Stempelkarte vom Krankenhaus?«

Zur Antwort stupste Nathalie mir in die Seite, genau an die Stelle, von der sie wusste, dass ich dort kitzelig war.

Ich wich aus, ohne sie loszulassen, und allein die Tatsache, dass wir beide Profisportler mit jahrelang trainierter Körperbeherrschung waren, rettete uns davor, Bekanntschaft mit dem Flughafenboden zu machen.

»Grüß deine Oma von mir. Und den Feuerwehrmann. Und schick mir endlich deinen Wettkampfplan!«

»Pfff«, machte Nathalie, absichtlich so nah an meinem Ohr, dass ich das Gefühl hatte, sie würde einmal durch meinen Kopf hindurchpusten. Ich schob sie von mir, und dann machte sie sich endlich auf den Weg zu ihrem Gate, mit wehenden Haaren und den Resten eines schelmischen Grinsens im Gesicht.

Ich fröstelte, als sie aus meinem Sichtfeld verschwand.

Nathalie hatte ich unterbrechen können, aber meine Gedanken nicht. Es dauerte kaum eine Stunde, bis ich sie einfach nicht mehr ignorieren konnte und sich mein Körper anfühlte wie ein gespanntes Drahtseil.

Andere Menschen hatten nachvollziehbare Ängste, vor Schlangen oder Nadeln oder der Klimakrise.

Ich hatte Angst vor Flughäfen. Es gab einfach zu viele Gänge, zu viele Geräusche, zu viele Menschen, zu viel Durcheinander, und je länger ich mich in Wartehallen und Gates und Flughafenrestaurants aufhalten musste, desto mehr...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amerika • diverse liebesgeschichte • Eis • Eishockey • Eiskunstlauf • Eisschnelllauf • Emotional • Familie • gay • Hannah Grace • iceskating • Kanada • Leidenschaft • LGBT • LGBTQ+ • Liebe • Mental Health • München • New Adult • Physiotherapeut • Queere Literatur • Romance • Schlittschuh • Schnee • Sports Romance • Sucht • Training • Winter
ISBN-10 3-95818-765-X / 395818765X
ISBN-13 978-3-95818-765-8 / 9783958187658
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