Tot sein ist auch nicht immer lustig (eBook)
660 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-8764-3 (ISBN)
Katharina Kröll ist ein Pseudonym. Die gelernte Journalistin war in vielfältiger Form als Autorin tätig. U.a. hat sie für Zeitungen, Magazine und den Rundfunk gearbeitet, sie hat ein Kinderbuch veröffentlicht und war Mitarbeiterin bei mehreren Reiseführern. Und natürlich schreibt sie Romane und Erzählungen.
Katharina Kröll ist ein Pseudonym. Die gelernte Journalistin war in vielfältiger Form als Autorin tätig. U.a. hat sie für Zeitungen, Magazine und den Rundfunk gearbeitet, sie hat ein Kinderbuch veröffentlicht und war Mitarbeiterin bei mehreren Reiseführern. Und natürlich schreibt sie Romane und Erzählungen.
EINS
Katharina Kröll
Tot sein ist auch nicht immer lustig
Roman
Sie standen um sie herum und beobachteten sie gespannt, als sie langsam die Augen aufschlug. Links der Rote, dessen feuerfarbene Locken in eleganten Wellen gebändigt um seinen schönen Kopf wallten, neben ihm ihr Henker, in entspannter Freizeitkleidung, der sie um Verzeihung bittend innig ansah, daneben ihr Erzfeind. Er fixierte sie verkniffen und sah nach wie vor so aus, als wolle er sie umgehend umbringen. Auch der Physiker war da. Er betrachtete sie konzentriert, fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch seine schwarzen Locken und murmelte „interessant“. Der schöne Herkules zwinkerte ihr zu, wie immer gut drauf. Die BK, unverfroren wie gewohnt, diesmal im Herzoginnengewand. Großpapa, vital und energiegeladen, der ihr enthusiastisch in die Augen schaute und seufzte, er brauche sie für seine Inspiration. Teresa, die unwillig forderte, sie solle ihr den Typ, der sich als ihr Engel bezeichnet, vom Leib halten. Und natürlich der Bürgermeister, römische Version. Ganz hinten Holly, an der Hand ihren Philosophen. Lisette, die sich gut gelaunt die brünetten halblangen Haare aus ihrer eigenwilligen Stirn strich und die Situation gelassen und überlegen betrachtete. Und die bezaubernde Fanni, die entzückt auf den prachtvoll gekleideten Ugo herabschaute.
Sie beschloss, ihre Augen lieber wieder zuzumachen.
Als sie das nächste Mal erwachte, saß Moritz neben ihr. „Pepa, Liebste!“, sagte er mit ergriffener Stimme und beugte sich über sie.
Weil ich immer darauf bestanden habe, sagte ich, dass die Geschichte gut ausgehen muss, auch wenn sie fürchterlich begann.
Heute zum Beispiel. Verdammt. Heute war nicht mein Tag. Zuerst rutschte ich auf den nassen Fliesen im Bad aus und erreichte hinkend meinen Kleiderschrank. Später knallte ich die Haustür hinter mir zu und merkte, dass ich nicht meinen Autoschlüssel in der Hand hielt, sondern den von Moritz. Dann konnte ich den Hausschlüssel nicht aus der Tasche meiner blauen Hose holen, weil die Tasche sehr eng war und der Schlüssel sich ganz nach unten geschoben hatte. (Ich hatte sie ganz neu, die Hose, und sie war um die Hüften wohl doch etwas knapp. Ich musste also den Reißverschluss öffnen und meine Hose ein Stück runterlassen, damit die Tasche Luft bekam und ich den Schlüssel fassen konnte). Dann sprang mein altes gelbes Auto nicht an. Ich musste also doch Moritz’ rotes Auto nehmen. Moritz schlief noch. Er konnte sich heute Zeit lassen. Dann aktivierte ich das Blitzlicht einer Radaranlage. Ich hatte es eilig. Und dann war ich tot. Zumindest der Typ, der neben mir im Chaos stand, behauptete das.
Ich sagte ja schon, heute war nicht mein Tag.
Ich bin Pepa, und es ist wirklich nicht einfach, Pepa zu sein. Meistens hat sich die ganze Welt gegen mich verschworen. Und wenn es mal nicht die ganze Welt ist, dann sind es meine lieben Nachbarn und andere beflissene Mitmenschen aus unserer Stadt. Und wenn es ganz schlimm kommt, dann ist es der treffliche Moritz.
Moritz ist mein Liebhaber, Ehemann und Vater unserer drei Kinder, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, mein entschiedener Gegner zu sein.
Moritz und ich verliebten uns heftig bei einem Gartenfest, das jedes Jahr auf dem ausgedehnten Grundstück seiner Familie stattfand.
In jenem Jahr waren ich und meine besten Freundinnen Lisette, Teresa, Fanni und Holly auch eingeladen. Man muss dazu sagen, dass dieses Ereignis, obwohl mitten im Sommer, immer ein Maskenfest war, ein sehr farbenprächtiges, und schon eine lange Tradition hatte. Moritz’ Vater hatte damit angefangen.
Ich verliebte mich also in den Mann mit der Pfauenmaske und er verliebte sich in das anmutige Fräulein mit dem goldenen Antlitz, und als wir beide nach vielen Tänzen und ausgelassenem Umhertollen unten am dunklen verwunschenen Teich unsere Masken von unseren erhitzten Gesichtern abnahmen, waren wir nicht einmal überrascht. Wir gestanden uns, dass wir schon immer wussten, dass wir zusammengehörten, aber wir waren noch völlig ahnungslos, was es damit auf sich hatte.
Als wir Freundinnen noch Kinder waren, hatten wir immer aufgeregt durch den Zaun gespickelt, wenn das Fest stattfand. Wenn Moritz uns erwischte, jagte er uns weg.
Diese Neigung, andere Leute von seinen Angelegenheiten fernzuhalten, zeigt er heute noch, indem er mich in seine kleine feine Firma, die er von seinem Vater übernommen hat, keinen Fuß setzen lässt. Ich möchte dort arbeiten. Ich möchte nichts lieber als das. Wobei arbeiten bedeutet: sehr viel arbeiten, denn ich möchte Chefin werden, zumal Moritz die Firma nur seinem Vater zuliebe weiterführt und täglich von dort sehr schlecht gelaunt nach Hause kommt.
Das war schon genügend Anlass für endlose Streitereien zwischen Moritz und mir. Wir hatten auch noch einige andere Themen, über die wir uns stritten.
Über die BK zum Beispiel, unsere Nachbarin von gegenüber, die meinen Ehemann mit etwas zu viel Aufmerksamkeit bedenkt. Früher nannte ich sie Blöde Kuh, natürlich nur für mich, aber dann hat mir Lisette, die außer Psychologin auch Bäuerin ist, erklärt, dass ich Kühen unrecht tue, denn Kühe seien nicht blöd. Darum begnügte ich mich mit der Abkürzung BK. Die Kühe werden mir das verzeihen, geht ja nicht gegen sie.
Und wir stritten auch über andere Frauen. Moritz ist von seinem Wesen her ein lebensfroher, leidenschaftlicher Mann, vergnügt und hemmungslos egoistisch, solange er sich mit seiner Malerei beschäftigen kann. Die anderen Frauen, also alle außer mir, sagte er, interessierten ihn nur als Modelle. Er war Maler, vor allem und in erster Linie Maler und legte seine ganze Vitalität in seine Bilder. Aber er wollte seinen Vater nicht gegen sich aufbringen, der sich frohgemut zur Ruhe gesetzt hatte, um sich genauso leidenschaftlich wie Moritz seiner Kunst zu widmen, nämlich der Erschaffung von riesigen Metallskulpturen. So dass er tagsüber schlechtgelaunt und nicht gerade mit glücklicher Hand die Firma leitete und abends und in seiner übrigen Freizeit malte.
Von meinem Vorschlag, in die Firma einzusteigen und sie zu leiten, wollte er gar nichts hören. Er meinte, wir würden uns nur streiten, über jede Kleinigkeit. Für mich sah das dann so aus, dass ich mit Moritz kaum noch Zeit verbringen konnte. Und ich fasste den Entschluss: Wenn schon nicht den Mann, dann auf jeden Fall die Firma.
Ich hätte natürlich am liebsten den Mann UND die Firma gehabt. Das mit dem Mann war klar, denn er gefiel mir meistens über alle Maßen. Und dass ich die Firma wollte, war für mich auch völlig logisch.
Als ich fertig war mit der Schule, hatte ich erst einmal genug vom Auswendiglernen und keine Lust, zu studieren. Ich ging nach Rom, wo ich über Bekannte einen Job als Aupair-Mädchen bekam bei einer jungen Familie mit drei kleinen Kindern. Der Signore, ein freundlicher, wahnsinnig in seine Frau verliebter Mann, und die Signora, eine entzückende Frau mit Po-langen Haaren und einem lieben Blick, hatten eine Firma für Tapeten, keine gewöhnlichen, sondern verzauberte Motive mit Blumen und Vögeln, wie im Paradiesgarten. Mein eigenes Zimmer war ebenfalls so phantasievoll ausgestattet und ich fühlte mich darin einfach wundervoll.
Ein Jahr lang hütete ich die lieben Kleinen, und das gefiel mir sehr gut. Immer, wenn ich Zeit hatte und ich nicht auf dem Rand meiner Lieblingsbrücke über den Tiber saß und meine Beine baumeln ließ, ging ich zu dem Signore und der Signora in die Firma und wollte alles wissen. Wie machst du das? fragte ich jeden, der mir über den Weg lief. Mein Italienisch war inzwischen ganz passabel und ich verstand eine ganze Menge an Fachausdrücken. Am meisten schaute ich dem Signore und der Signora zu, und die hatten auch nichts dagegen. Sie waren beide sehr lebhaft und kommunikativ und freuten sich, dass jemand so genau wissen wollte, was sie tun und gut können.
Danach kam ein neues Kindermädchen und ich jobbte noch eine Weile in der Firma der beiden, was bedeutete, dass ich allerlei Hilfsdienste ausführte. Ich hatte also weiterhin die wunderbare Möglichkeit, jeden zu fragen: Wie machst du das?
Genauso praktizierte ich das dann auch bei Moritz.
Ich hatte ihn über einen längeren Zeitraum gründlich und mit Vorbedacht ausgefragt, und dann wusste ich Bescheid. Und zwar allumfassend.
Ich wusste auch genau, wie man verschiedene Probleme besser lösen und wie man Hindernisse relativ leicht umgehen könnte. Ich hatte die besseren Ideen und das bessere Durchsetzungsvermögen. Kurzum: Ich würde die bessere Firmenchefin sein. Aber Moritz ließ mich nicht. Er war nach wie vor absolut dagegen.
Tante Emilia versprach mir ihre Unterstützung. Sie hatte in Moritz’ Familie die Rolle der Hausherrin und Ersatzmutter von Moritz und seinen beiden Geschwistern übernommen, nachdem ihre Schwester, die wirkliche Mutter, Hals über Kopf mit ihrem Tangolehrer durchgebrannt war und ihre Familie ohne viel Aufhebens zurückließ.
Allerdings war ihr Mann, den inzwischen alle Großpapa nannten, seit unsere Kinder das mit allen ihren in ausgeprägtem Maß zur Verfügung stehenden Dickköpfen so wollten, also er war seiner entflohenen Frau nicht einmal böse. Er widmete sich seiner edlen kleinen Firma und seiner voluminösen Kunst, die ihre begeisterten Abnehmer fand, und hatte dazwischen Muße für diese oder jene Liebschaft, bis er plötzlich eine junge Frau heiratete, die ihm durch Zufall in Tränen aufgelöst über den Weg gelaufen war und seinen ausgeprägten Beschützerinstinkt aktiviert hatte, den er in der Familie nicht ausleben konnte. Niemand wollte von ihm beschützt werden.
Die ungewöhnliche Tante Emilia...
Erscheint lt. Verlag | 12.9.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-7565-8764-9 / 3756587649 |
ISBN-13 | 978-3-7565-8764-3 / 9783756587643 |
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