Bittere Feldpost (eBook)

Sketchs
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2024 | 2. Auflage
1296 Seiten
EDITION digital (Verlag)
978-3-68912-207-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bittere Feldpost -  Friedrich Wolf
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Eine Sammlung von kraftvollen und erschütternden Sketchs aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, die das menschliche Drama hinter den Kulissen der Front beleuchten. Durch lebendige Dialoge und packende Szenen gibt das Buch einen intimen Einblick in das Leben und die Sorgen von Familien, Soldaten und Zivilisten, die mit Verlust, Angst und Hoffnung umgehen. Die Geschichte von Kurt, dessen Eltern sich verzweifelt nach Nachrichten von ihm sehnen, steht stellvertretend für Millionen. Ein Werk, das die Unmenschlichkeit des Krieges aufzeigt und gleichzeitig die tiefe Menschlichkeit jener, die durch ihn geprägt wurden. Ein zeitloses Buch für alle, die sich mit Geschichte, Menschlichkeit und den bleibenden Auswirkungen des Krieges auseinandersetzen wollen.

Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; ? 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte. Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden. Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt. Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort. Staatliche Auszeichnungen 1943: Orden Roter Stern 1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock 1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter. Werkverzeichnis

Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte. Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden. Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt. Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort. Staatliche Auszeichnungen 1943: Orden Roter Stern 1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock 1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter. Werkverzeichnis

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Das Rezept Sprechzimmer des Dr. Barth. - Frau Höppner, eine junge Frau mit ihrem Töchterchen Gretl, und ihr Mann, ein Kriegsblinder Dr. BARTH: Also vor Smolensk haben Sie Ihren Kopfschuss bekommen, Herr Höppner? Rechts herein und links heraus, da haben Sie ja noch mächtig Dusel gehabt! HÖPPNER schweigt. Dr. BARTH: Und das Eiserne Kreuz haben Sie auch, alle Achtung! Wie war's denn so vor Moskau? Erzählen Sie doch mal 'n bisschen, Höppner! HÖPPNER: Ich habe nichts von Moskau gesehen, Herr Doktor; mir verging da Hören und Sehen. Dr. BARTH: Na, so hab ich's ja nicht gemeint, Höppner. Sie wissen ja, für Kriegsblinde und deren Angehörige wird besonders gesorgt. HÖPPNER: Deshalb bin ich auch mitgekommen mit meiner Gretl. Sie sagen, Herr Doktor, die Kleine hat's auf der Lunge? Dr. BARTH: Na ja, so ein bisschen, wenn man genau hinhört, ein kleiner trockner Katarrh. FRAU HÖPPNER: Aber den hat sie jetzt schon vom Herbst an, Herr Doktor. Dr. BARTH: Etwas chronisch ist er geworden, das stimmt; aber man muss auch nicht auf jedes kleine Hüstchen achten. FRAU HÖPPNER: Bei meiner Nachbarin ihrer kleinen Elfriede hat man auch nicht darauf geachtet, erst so ein Hüstchen und immer heiße Händchen, dann lag die kleine Göre zwei Monate und hat Blut gespuckt, und dann hat man sie in einem Holzkistchen weggeschafft! Verzweifelt. Herr Doktor, so soll's der Gretl nicht gehn! Dr. BARTH: Na, na, Frau Höppner, so weit sind wir noch lange nicht. Komm mal her zu mir, Gretl, so, siehst du ... na, bisschen mager ist schon das kleine Haserl, da kann man ja alle Rippen zählen ... hm, das faucht ja nicht schlecht in dem kleinen Blasebalg, müssen doch mal was aufschreiben. Nimmt seinen Rezeptblock und schreibt. HÖPPNER: Was schreiben Sie da, Herr Doktor? Dr. BARTH: Etwas gegen den Husten. HÖPPNER: Und was, bitte? Dr. BARTH: Ipecacuanha-infus mit etwas Dionin; aber das verstehen Sie ja doch nicht, Höppner. HÖPPNER mit Nerven: Stimmt, Herr Doktor, das verstehe ich nicht, weil das nämlich ein falsches Rezept ist. Dr. BARTH: Na, erlauben Sie mal! Schließlich bin ich der Arzt! HÖPPNER: Sie sind ein Arzt, Herr Doktor, und doch kein Arzt. Dr. BARTH: Hören Sie mal, Höppner, wenn Sie unverschämt werden! Glauben Sie, weil Sie Kriegsblinder sind ... HÖPPNER: Weil ich der Vater meines kleinen Mädels bin und weil ich als Blinder mein Kind zwar nicht mehr sehen kann, dafür aber ist mein Ohr um so feiner geworden, und da hörte ich in den Lazaretten Tag und Nacht immer das Stöhnen und Ächzen der Verwundeten, da wusste ich genau an jedem Geräusch, das aus einer Menschenbrust kam, wie es um den Menschen steht - Übung, Herr Doktor! Wie habe ich mich fortgesehnt, weit weg von diesen Geräuschen, in mein ruhiges Zimmer zu meinem Weib und meinem Kind! Und jetzt höre ich auch hier die Geräusche, immer diese Geräusche, auch bei der Gretl! Dr. BARTH: Nerven, Höppner, nehmen Sie sich zusammen! Ein Mann mit dem Eisernen Kreuz ... HÖPPNER: Wollen Sie es haben, Herr Doktor? Hier ... Er reißt es herunter; nehmen Sie es als Honorar für ein richtiges Rezept! Schreiben Sie ein richtiges Rezept für das Kind, Herr Doktor! Dr. BARTH: Und was soll ich denn da schreiben? HÖPPNER: Also schreiben Sie - Frau gib acht, ob er's auch schreibt! - schreiben Sie, Doktor: Für die sechsjährige Gretl Höppner wegen Unterernährung und Lungenleiden täglich 1/2 Liter Milch, wöchentlich 1/2 Pfund Butter. Dr. BARTH: Das ist doch unmöglich, das gibt es doch einfach nicht. HÖPPNER: Das gibt es, Herr Doktor! Sehen Sie sich bloß unsern Herrn Luftminister Göring an, den die Landser 'Deutschlands letzte Fettreserve' nennen, oder den dicken Dr. Ley von der Deutschen Arbeitsfront, glauben Sie, die essen weniger als ein halbes Pfund Butter die Woche? Dr. BARTH: Sie sind toll, Höppner; das darf ich nicht länger mitanhören! FRAU HÖPPNER: Aber den Husten meiner Gretl, den können Sie sich anhören. Dr. BARTH: Was glauben Sie, Frau Höppner, müssen wir Ärzte uns heute alles anhören und mit ansehen? Haben Sie eine Ahnung! Die Lazarette überfüllt mit Verwundeten und Krüppeln, die Isolierbaracken mit Flecktyphus überbelegt, Kinderlähmung und Diphtherie wüten im Land, Rachitis und Tuberkulose nehmen von Tag zu Tag zu, es fehlt an Ärzten, an Nahrungsmitteln ... FRAU HÖPPNER: Und das soll nun immer so weitergehn? Dr. BARTH: Wie wollen Sie das ändern? HÖPPNER: Schreiben Sie das Rezept, Herr Doktor! Schreiben Sie hier für die Gretl 1/2 Liter Milch täglich und 1/2 Pfund Butter wöchentlich; schreiben Sie! Dr. BARTH: Und wenn ich's schreibe, wie werden Sie's bekommen? HÖPPNER: Meine Sorge, Herr Doktor! Ich werd nicht lockerlassen, verlassen Sie sich darauf! Ich weiß, was los ist! Jeden Tag werden Tausende deutscher Jungens an der Front zu Krüppeln geschossen, Hunderte verlieren täglich ihr Augenlicht, ich weiß, was das heißt, Herr Doktor! Es ist schade um jeden Tag! Man muss anfangen, Herr Doktor; jeder muss anfangen, dass dieser gottverdammte Krieg zu Ende geht! Jeder muss da an seiner Stelle anfangen! Dr. BARTH: Deshalb soll ich das Butter- und Milchrezept schreiben? HÖPPNER: Deshalb. Dr. BARTH: Aber wenn ... HÖPPNER: Sagen Sie nicht 'wenn', Herr Doktor! Ich weiß, dieses Rezept zu schreiben, von dem morgen die halbe Stadt sprechen wird, dazu gehört mehr Mut, als gegen ein Maschinengewehrnest anzurennen. Dr. BARTH: Und Sie glauben, es nützt? HÖPPNER: Es nützt, Herr Doktor, es nützt der Gretl, Ihnen und uns. Dr. BARTH schreibt: Da haben Sie Ihr Rezept!

Erscheint lt. Verlag 6.9.2024
Verlagsort Pinnow
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bittere • Familienschicksal • Feldpost • Frontbriefe • Heimatfront • Historisches Drama • Hoffnung • Kriegsdrama • Kriegstrauma • Krieg und Familie • Lebenserfahrung • Menschlichkeit • Schicksal • Sehnsucht • sketchs • Soldatenschicksal • Überleben • Überlebenskampf • Unmenschlichkeit des Krieges • Verlust • Zeitgeschichte • Zivilcourage • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-68912-207-4 / 3689122074
ISBN-13 978-3-68912-207-2 / 9783689122072
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