Skull-Ranch 142 (eBook)

Der Lyncher
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7261-7 (ISBN)

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Skull-Ranch 142 - Wolfgang Hohlbein
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Connors presste sich eng zwischen die Felsen und sah sich aus angstvoll geweiteten Augen um. Sein Atem ging rasch und stoßweise, und seine Hände zitterten so stark, dass der ehemalige Revolvermann Mühe hatte, den Fünfundvierziger zu halten.
Er hatte nicht mehr die Kraft, bis zur Skull zu kommen. Stantons Männer waren hinter ihm her. Nach allem, was er über Al Stanton, den man auch den Lyncher nannte, gehört hatte, würde er bald tot sein...

Der Lyncher

von Starautor Wolfgang Hohlbein

Connors presste sich eng zwischen die Felsen und sah sich aus angstvoll geweiteten Augen um. Sein Atem ging rasch und stoßweise, und seine Hände zitterten so stark, dass der ehemalige Revolvermann Mühe hatte, den Fünfundvierziger zu halten. Er hatte nicht mehr die Kraft, bis zur Skull zu kommen.

Stantons Männer waren hinter ihm her. Nach allem, was er über Al Stanton, den man auch den Lyncher nannte, gehört hatte, würde er bald tot sein...

Irgendwo vor ihm bewegte sich etwas, nicht viel mehr als ein schemenhaftes Huschen in der undurchdringlichen Dunkelheit, deutlich, aber längst nicht nahe genug, um einen sicheren Schuss riskieren zu können.

Vorsichtig erhob er sich auf Hände und Knie und robbte ein Stück weit aus seiner Deckung hervor. Es war so dunkel, dass er kaum fünf Meter weit sehen konnte. Der Mond verbarg sich hinter tief hängenden, schwarzen Regenwolken, und das Rauschen des Windes, der durch das knietiefe Blaugras strich, verschluckte jedes andere Geräusch.

Irgendwo dort vor ihm lauerte der Tod.

Connors Finger strichen behutsam über das kalte Metall des Colts, tasteten über den Lauf und den Hahn und verweilten einen Herzschlag lang auf der Trommel.

Zwei Kugeln. Zwei ganze Kugeln hatten sie ihm gelassen. Zwei Geschosse gegen zwei Gegner, die Pferde und weitreichende Gewehre besaßen und die Landschaft im Gegenteil zu ihm wie ihre Westentasche kannten.

Sein Blick wanderte zu der schwarzen Silhouette der Berge hinüber. Wenn es ihm gelang, dorthin zu kommen, hatte er eine Chance. In dem unübersichtlichen Gelände dort oben mochte ein einzelner Mann schneller vorankommen als ein Reiter. Aber zwischen ihm und den ersten Ausläufern der Berge lagen mindestens drei Meilen offenen, deckungslosen Geländes. Das Gras, das jetzt, im schwachen Licht der Sterne und des Mondes, das ab und zu durch eine Lücke in den Wolken aufblitzte, beinahe schwarz schimmerte, war zwar hoch genug, um einen liegenden Menschen zu verbergen, aber er konnte unmöglich die ganze Strecke auf Händen und Knien kriechen. Und wenn er sich aus seiner Deckung hervorwagte und aufstand, hatte er wahrscheinlich keine zehn Sekunden mehr zu leben. Die beiden Killer warteten nur darauf, dass er sich zeigte.

Dabei zweifelte Connors keine Sekunde daran, dass sie ganz genau wussten, wo er war. Es wäre ein leichtes für sie gewesen, ihn mit ihren Gewehren in aller Ruhe zu erledigen, Versteck hin oder her. Aber das wollten sie gar nicht. Sie wollten, dass er lief, dass er glaubte, ihnen entkommen zu können. Es war ein Spiel, ein tödliches, brutales Spiel, in dem es nur einen Verlierer geben konnte – ihn.

Connors Gesicht verfinsterte sich. Er würde sein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Noch lebte er, und noch hatte er eine Waffe, und wenn die beiden Burschen glaubten, leichtes Spiel mit ihm zu haben, würden sie eine unangenehme Überraschung erleben. Es war nicht das erste Mal, dass er in einer scheinbar aussichtslosen Situation stecke, aber bisher hatte er stets eine Möglichkeit gefunden, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.

Bisher...

Wieder bewegte sich etwas vor ihm, und dieses Mal war Connors sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Ganz automatisch hob er die Waffe und krümmte den Finger um den Abzug. Aber er drückte nicht ab. Die Entfernung und das Licht ließen keinen sicheren Schuss zu, und wenn er nur ein einziges Mal vorbeischoss, konnte er sich die letzte Kugel genauso gut gleich selbst in den Schädel jagen.

Er kroch ein Stück weiter und richtete sich behutsam auf die Knie auf. Sein Körper hob sich als dunkler Schatten gegen die helle Oberfläche des Felsens ab – eine prächtige Zielscheibe, die für einen Mann mit einem Gewehr beinahe nicht zu verfehlen war. Aber dieses Risiko musste er eingehen.

Sekundenlang blieb er mit angehaltenem Atem reglos stehen und lauschte. Das Geräusch des Windes, der durch das Gras zu seinen Füßen strich, schien lauter zu werden, aber dazwischen glaubte er leises Hufgetrappel und etwas, das sich beinahe wie ein spöttisches Lachen anhörte, zu vernehmen.

Connors schüttelte ärgerlich den Kopf und stieß einen lautlosen Fluch aus. Er musste vor allem ruhig bleiben. Wenn er sich selbst verrückt machte, spielte er den beiden Killern nur in die Hände.

Die Wolkendecke riss für einen Moment auf, und die weite Fläche des Valleys schimmerte für Sekunden wie die Oberfläche eines bizarren, in Schwarz und Silber gefleckten Sees. Er presste sich enger gegen den Felsen und schob sich langsam daran empor. Wieder wanderte sein Blick nach Süden und tastete an der gezackten Silhouette der Berge entlang. Seine Hand spannte sich nervös um den Griff des Fünfundvierzigers.

Dann schoben sich die Wolken wieder vor den Mond, und um ihn herum war nichts als undurchdringliche Finsternis. Connors zögerte nicht mehr länger. Mit einer entschlossenen Bewegung stieß er sich von der rauen Oberfläche des Felsens ab, rannte vollends aus seiner Deckung hervor und lief mit weit ausholenden Schritten nach Norden. Die beiden Killer würden sich vielleicht täuschen lassen und ihn auf dem Weg in die Berge suchen; eine winzige Chance nur, aber die einzige, die er hatte.

Er rannte, so schnell er konnte, und warf sich mit einem verzweifelten Satz der Länge nach ins Gras, als die Wolkendecke abermals aufriss. Seine Lungen brannten, und seine misshandelten Muskeln protestierten mit scharfen, brennenden Schmerzen auf die Belastung.

Connors unterdrückte ein Stöhnen und versuchte, möglichst still zu liegen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und sein Herz hämmerte so schnell, dass er sich beinahe einbildete, die beiden Killer müssten die Schläge deutlich hören. Er hob den Kopf und spähte aufmerksam in die Runde. Ein dunkler, verschwommener Schatten hob sich im Süden, fast eine Meile von ihm entfernt, vor dem wogenden Blaugras ab. Zumindest einer der beiden war auf den Trick hereingefallen. Aber wo war der andere?

Connors blieb geduldig liegen, bis der Mond ein weiteres Mal hinter den Wolken verschwand. Dann sprang er auf und rannte geduckt weiter. Mit etwas Glück konnte er die beiden so abschütteln. Er wusste nicht, wie spät es war, aber Mitternacht musste längst vorüber sein. In drei, vier Stunden würde es hell werden. Wenn er so lange durchhielt...

Das helle Peitschen eines Gewehrschusses durchbrach die nächtliche Stille. Connors warf sich instinktiv nach rechts, prallte auf dem Boden auf und rollte sich verzweifelt zur Seite. Ein zweiter Schuss krachte, und das Erdreich dicht neben seinem Gesicht spritzte auseinander. Connors fluchte unbeherrscht, sprang auf die Füße und rannte im Zickzack weiter. Hinter ihm klang das dumpfe Wummern von Pferdehufen.

»Connors!«

Der Outlaw zuckte wie unter einem Peitschenhieb, zusammen. Die Stimme schien ganz dicht hinter ihm zu sein! Er sah sich im Laufen um, gewahrte einen riesigen, schwarzen Schatten und warf sich mit einem verzweifelten Satz zur Seite. Aber er war um eine Winzigkeit zu langsam. Ein Gewehrkolben sauste herunter, verfehlte seine Schläfe um Millimeter und krachte mit fürchterlicher Wucht auf seine linke Schulter. Er schrie auf, fiel zu Boden und blieb sekundenlang benommen liegen. Ein dumpfer, pulsierender Schmerz raste durch seine linke Körperhälfte. Sein Arm war gelähmt und taub. Er versuchte, auf die Knie zu kommen, und sank mit einem wimmernden Laut zurück.

»Nicht schlecht, Connors«, sagte eine Stimme direkt vor ihm.

Mühsam hob er den Kopf. Der Reiter hatte sein Tier einen halben Schritt vor ihm gezügelt und starrte finster zu ihm herab. Sein Gesicht war hinter einem schwarzen, bis dicht unter die Augen hinaufgezogenen Tuch verborgen, aber Connors glaubte trotz der Dunkelheit das fanatische Glitzern in den Pupillen des anderen zu erkennen.

Er stemmte sich hoch, tastete nach seinem Colt und erstarrte zur Bewegungslosigkeit, als der Reiter sein Gewehr hob und die Mündung auf seinen Brustkorb richtete.

»Versuch's«, sagte er leise.

Connors stöhnte. Die Schmerzen in seiner Schulter wichen allmählich einem dumpfen, lähmenden Gefühl, das sich wie eine unsichtbare Welle langsam durch seinen ganzen Körper ausbreitete.

»Jetzt hast du Angst, nicht?«, sagte der Killer spöttisch. Er lachte leise, aber es war ein Geräusch völlig ohne Humor, ein Laut, der Connors eine eisige Welle über den Rücken laufen ließ.

»Wie gefällt dir das Gefühl?«, fuhr der Mann nach einer Pause fort. »Es ist nicht schön, nicht? In einen Lauf zu sehen, ist niemals ein schönes Gefühl. Aber das weißt du sicher besser als ich.« Der Gewehrlauf schwankte für einen Moment, als der Reiter sich im Sattel herumdrehte und nach seinem Kumpan Ausschau hielt.

Connors Finger krochen durch das hohe Gras auf den Colt zu. Die Waffe lag wenige Zentimeter neben seiner rechten Hand.

»Der Trick war nicht schlecht, Connors«, fuhr der Killer fort. In seiner Stimme schien eine Spur widerwilliger Anerkennung mitzuschwingen. »Dein Pech, dass wir mit so was gerechnet haben. Immerhin erfreust du dich eines gewissen Rufes. Vielleicht«, fügte er mit einem leisen, glucksenden Lachen hinzu, »wird dich die Nachwelt als...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-7261-8 / 3751772618
ISBN-13 978-3-7517-7261-7 / 9783751772617
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