Jerry Cotton Sonder-Edition 244 (eBook)

Highway-Wölfe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7163-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 244 - Jerry Cotton
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Das FBI New York glich einem wütenden Bienenschwarm. Die Highway-Wölfe hatten wieder zugeschlagen. Abermals war einer der riesigen Trucks samt Ladung verschwunden. Abermals fanden wir nur die Fahrer - tot. Phil und ich wurden auf diese Gangsterbande angesetzt, ich hinter dem Steuer eines Trucks. Und dann drehten wir den Spieß um. Mit unseren Schwerlastern jagten wir die schnellen Sportflitzer der Wölfe, kreisten dieses verdammte mörderische Rudel ein ...

1


Wildhüter Tom Bradford setzte das Fernglas an die Augen. Er identifizierte die kreisenden Vögel als Indianergeier. Die Art ihrer Flugbewegungen verriet ihm, dass sie über einem Aas kreisten.

Bradford lenkte seinen offenen Jeep vom Parkstreifen zurück auf die Fahrbahn des Highways.

Der Pulk der Vögel schwebte westlich der Autobahn über dem hügeligen Land. Bradford schätzte die Entfernung auf drei Meilen.

Sie kreisen über dem alten Steinbruch, dachte er. Am besten komme ich über die aufgegebene Zufahrtsstraße ran.

Er fuhr langsam, um die Geier nicht aus den Augen zu verlieren. Von Zeit zu Zeit wurde sein Jeep von Trucks überholt, riesigen mammutähnlichen Sattelschleppern, bemalt und beschriftet wie Zirkuswagen, mit Wimpeln und Lampengirlanden geschmückt, mit den Bildern von Bikinischönheiten beklebt. Auf den Türen der Fahrerkabinen prangten die Namen, auf die stolze Besitzer ihre Saurierlaster tauften.

Bradford erreichte die Stelle, an der der Highway die Zufahrtsstraße zum Steinbruch unterbrach. Bei der Trassierung des Highways war der Steinbruch schon nicht mehr genutzt worden. Die Highwayverwaltung hatte sich damit begnügt, Holzbarrieren zu installieren und Warnschilder aufzustellen: Straße geschlossen.

Die Holzbarriere lag in Trümmern.

Bradford stieg aus, hob ein Bruchstück auf.

Die Bruchstelle war nicht frisch. Die Barriere musste vor Tagen zertrümmert worden sein.

Langsam ließ er den Jeep auf die alte Straße rollen. Vorsichtig wich er den größten Schlaglöchern aus. Nach einer halben Meile stieg die Straße steil an. In sechs engen Kehren schraubte sie sich hoch. Erst in ihrem letzten Drittel verlief sie eben. Bradford sah die rötliche Wand der Steinbruchfelsen vor sich.

Lautes Kreischen der kreisenden Vögel warnte die Artgenossen am Boden. Mit klatschenden Flügelschlägen, schwerfällig wie überladene Flugzeuge, hoben ein gutes Dutzend Geier ab, schraubten sich hoch.

Bradford nahm sein Gewehr aus der Halterung, entsicherte es. Dichtes Gebüsch überwucherte die Einfahrt zum Steinbruch. In einer breiten Schneise waren die wild gewachsenen Sträucher niedergewalzt wie von einem Panzer.

Verwesungsgeruch schlug ihm entgegen.

Bradford schluckte. Er trat vorsichtig auf, als müsste er sich an ein Wild schleichen. Dann sah er die Gestalt und blieb stehen.

Der Tote war ein Mann. Er lag mit dem Gesicht nach unten, die Arme seitlich ausgebreitet.

Er trug eine schwarze Lederjacke, blaue Nietenjeans und weiche, halbhohe Stiefel. An Stellen, an denen die Geierschnäbel den Stoff zerfetzt hatten, zeigte sich weiße Unterwäsche.

Er war schwarzhaarig, aber der ungeschützte Kopf war für die Geier am leichtesten zu erreichen gewesen.

Tom Bradford sicherte sein Gewehr, ging zum Jeep und nahm das Mikrofon der Sprechfunkanlage.

»Bradford an Sheriff's Office!«, sagte er. »Bitte kommen!«

Die Verbindung war schlecht, Rauschen und Stimmengewirr, das aus dem Sprechfunkverkehr der Truckfahrer stammte. Achtzig Prozent aller Trucks waren mit Sprechfunkeinrichtungen ausgerüstet, und die Fahrer vertrieben sich die endlosen Stunden hinter dem Steuer durch nahezu pausenloses Palaver mit Kollegen in Reichweite der Sendekapazität.

Das Sheriff's Office meldete sich.

»Ich habe einen toten Mann gefunden«, sagte Bradford. »An der Straße zum alten Steinbruch. Planquadrat 32.«

Sheriff McCallum kam nicht allein. Er brachte zwei Beamte des Highway-Patrol-Kommandos mit.

Bradford blieb bei seinem Wagen, während der Sheriff und die Polizeibeamten den Toten durchsuchten. Nach kaum fünf Minuten kehrte McCallum zurück. Bradford schien es, als brächte der Sheriff den Verwesungsgeruch mit. Hastig zündete er sich eine Zigarette an.

»Mord«, sagte McCallum. »Zwei Kugeln in den Rücken, eine in den Kopf. Das lässt sich trotz der Geier erkennen.«

In den Händen hielt er eine lederne Brieftasche. Er öffnete sie. Auf der Innenseite war in Goldbuchstaben eine Widmung eingeprägt.

»Von Seattle bis San Diego – Lissa!«, las der Sheriff vor.

Unter einer Plastikhülle steckte ein Führerschein.

Laut wie die Widmung las McCallum den Namen: »Patrick O'Lough. Ein Ire wie ich. Den Namen kenne ich. Steht auf der Vermisstenliste. Fuhr einen Truck für eine Spedition in New York und verschwand vor einer Woche.«

»Und der Truck?«

»Verschwand zusammen mit seinem Fahrer. Na ja, den Fahrer haben wir wieder.« Er sah sich um, wies auf die niedergewalzten Sträucher. »Der Truck war auch mal hier.« Er hielt Bradford Führerschein vor die Augen. »So sah der Mann aus, bevor sich die Geier mit ihm beschäftigt haben.«

Das Foto zeigte ein kantiges Männergesicht mit starken, geschwungenen Lippen, einer geraden Nase und hellen Augen. Das Haar über der niedrigen, breiten Stirn war dicht und gewellt. Auf dem Foto lachte der Mann.

»Ist das Ihr Fahrer?«, fragte ich und legte das Foto auf den Schreibtisch.

Im Augenblick des Knopfdrucks hatte Patrick O'Lough gelacht. Jetzt hielt das Bild sein Lachen fest, während der Mann selbst im Kühlfach eines Leichenschauhauses lag.

»Ja, das ist Patrick O'Lough«, sagte William Bloom, Besitzer der Interstate-Spedition, Herr über ein halbes Hundert Trucks und Tanklastzüge, ein feister, untersetzter Mann in der Nähe eines Schlaganfalls. Seine Stimme zitterte.

»Haben Sie ihn gefasst?«, fragte er leise.

»Gefunden.«

Blooms trüb braune Augen verschleierten sich noch stärker. »Tot?«

Ich nickte.

»Also verunglückt?«

»Ermordet, Mister Bloom.«

Das riss ihn vom Stuhl. Wenn er stand, verriet Blooms breite Gestalt noch etwas von dem Mann, der er einmal gewesen war, als er noch selbst einen Truck über die endlosen Straßen des amerikanischen Kontinents gefahren hatte. »Und mein Truck?«

»Verschwunden.« Ich nahm das Foto an mich.

Bloom stampfte durch sein Büro, riss die Tür eines Wandschranks auf. Ich sah Gläser und Flaschen. Bloom goss goldbraunen Whisky in ein Glas, leerte es, füllte es neu.

»Verschwunden!«, wiederholte er. »Ein Dreißig-Tonnen-Truck, ein Ding von zehn Fuß Höhe, von vierzig Fuß Länge aus Stahl und Metall, mit einem Dreihundert-PS-Motor unter der Haube verschwindet wie eine Streichholzschachtel, he? Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen die Augen aufreißen, G-man.« Er goss die zweite Glasfüllung in sich hinein und griff wieder zur Flasche.

»Was hatte O'Loughs Truck geladen?«

»Europäische Importware. Französische Weine und Parfüms. Zwei Container mit italienischen Schuhen. Irgendwelche Präzisionsmaschinen aus Germany und so weiter.«

»Im Wert von ...?«

»Zweihundertzwanzig Dollar.«

»Sie kennen die Summe genau?«

»Selbstverständlich. Wir haben für den Antrag an die Versicherung jede Kiste einzeln aufführen müssen.«

»Sie sind also versichert, Mister Bloom?«

»Glauben Sie, ich schaukele eine Viertelmillion Dollar auf eigene Gefahr über den Kontinent?« Nach jedem Satz trank er.

»Und der Truck?«

»Versichert zum Tageswert. Ungefähr vierzigtausend.«

»Wird die Versicherung zahlen?«

»Klar, falls Ihre Leute meinen Truck nicht wiederfinden.«

»Haben Sie schon einmal einen Lastzug verloren?«

Er trank, füllte umständlich sein Glas.

»Haben Sie, Mister Bloom?«, wiederholte ich.

»Ja, wir verloren einen Lastzug vor sechs Monaten«, sagte eine Frauenstimme in meinem Rücken. Ich drehte mich um.

Eine schöne Frau, dreißig Jahre oder ein paar Monate darüber. Schwarzes Haar, das sie zu einem schweren Knoten aufgesteckt trug. Ein kühnes Gesicht, braun gebrannte Haut, große graue Augen. Aber das Beste in diesem Gesicht war der Mund. Große, geschwungene Lippen, üppig und rot wie eine tropische Blume.

Sie ging an mir vorbei, ohne mich anzusehen. Sie war nur einen halben Kopf kleiner als ich und damit ein paar Inch größer als William Bloom.

Ohne ein Wort nahm sie ihm Flasche und Glas aus den Händen, stellte sie auf den Schreibtisch.

»Patrick ist tot«, sagte Bloom. Er stotterte leicht.

Jetzt sah die Frau mich an.

»Polizist?«, fragte sie.

»FBI Agent Jerry Cotton.«

»Ermordet«, sagte Bloom. »Abgeknallt! Umgelegt! Durchlöchert!«

Sie schwang herum, holte aus. Die Ohrfeige knallte auf Blooms feister Wange wie ein zerplatzter Ballon. »Du verdammtes Schwein!«

Blooms Gesicht lief blaurot an. Er hob die Fäuste und stürzte vor, als wollte er sie niederboxen. Geschickt wich sie aus und ließ ihn leerlaufen. Er blieb stehen wie ein Stier, dem das Ziel aus dem Blickfeld geraten ist. Plötzlich drehte er ab, packte Flasche und Glas, ließ Whisky ins Glas laufen. Flasche und Glas klirrten aneinander, so bebten Blooms...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-7163-8 / 3751771638
ISBN-13 978-3-7517-7163-4 / 9783751771634
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,5 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99