Besser Krebs als Liebeskummer (eBook)

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2024 | 2. Auflage
236 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-6212-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Besser Krebs als Liebeskummer -  Ann-Marie Elkoven
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Die plötzliche Erkrankung an Brustkrebs und dessen Behandlung geben der Autorin einen Einstieg, sozusagen einen Startpunkt, um über ihr Leben zu reflektieren. Dies geschieht in einem Tagebuch. Den Schreckensbildern, die diese Diagnose hervorruft, begegnet sie mit einer bewusst pragmatischen Haltung. Sie will einfach weiterhin ihr Leben leben mit Aktivitäten und Kontakten - soweit dies eben geht. Im Verlauf der Behandlung beobachtet und reflektiert sie diese und beschreibt dabei ihre Empfindungen, Gefühle, Ängste, als auch ihr übergeordnetes Lebensthema: die Suche nach Liebe. Dabei überdenkt sie ihr Leben, ihre familiären Beziehungen, Freundschaften und ihre 'Lieben'. Sie überwindet den Krebs und geht gestärkt aus dieser Phase ihres Lebens. Keinesfalls ist sie Opfer.

1958 in Arnsberg geboren, wächst sie in einer Kleinstadt am Niederrhein auf. Mit 16 Jahren verlässt sie diesen Ort und irrt für einige Jahre ohne dauerhaft festen Wohnsitz und nur mit gelegentlichen Aushilfsjobs durch die Welt. Sie lebt auf Kreta am Strand, in Amsterdam und London. Nach dieser harten Schule im Kampf ums Überleben entscheidet sie danach eine Ausbildung zu machen. 1988 beendet sie das Studium der Sozialpädagogik mit Diplom. In Israel lernt sie ihren späteren Ehemann kennen, mit dem sie zwei (mittlerweile erwachsene) Söhne hat. Die Ehe funktioniert nicht und wird geschieden. Das Nicht-Gelingen von Liebesbeziehungen durchzieht wie ein Muster ihr Leben. Zusammen mit der Therapie der Krebserkrankung kommt sie gestärkt zu einer neuen Haltung in ihrem Leben.

1958 in Arnsberg geboren, wächst sie in einer Kleinstadt am Niederrhein auf. Mit 16 Jahren verlässt sie diesen Ort und irrt für einige Jahre ohne dauerhaft festen Wohnsitz und nur mit gelegentlichen Aushilfsjobs durch die Welt. Sie lebt auf Kreta am Strand, in Amsterdam und London. Nach dieser harten Schule im Kampf ums Überleben entscheidet sie danach eine Ausbildung zu machen. 1988 beendet sie das Studium der Sozialpädagogik mit Diplom. In Israel lernt sie ihren späteren Ehemann kennen, mit dem sie zwei (mittlerweile erwachsene) Söhne hat. Die Ehe funktioniert nicht und wird geschieden. Das Nicht-Gelingen von Liebesbeziehungen durchzieht wie ein Muster ihr Leben. Zusammen mit der Therapie der Krebserkrankung kommt sie gestärkt zu einer neuen Haltung in ihrem Leben.

Vorbereitungen zur Krebsbehandlung


25. April 22


Heute ist OP Vorbereitung im Gocher Krankenhaus. Zu meiner Überraschung geht alles recht schnell und freundlich. Gespräch mit der Chirurgin, die mir einen Port zeigt und erklärt, wo der Schnitt zum Einsetzen des Ports gemacht wird. Etwas unterhalb der Schulter. In so ner Art Kuhle. Sie spricht von einem ambulanten Eingriff. Zur Sicherheit soll ich nach dem Eingriff noch 24 Stunden eine Person um mich haben... falls mir doch etwas nicht bekommt. Ich denke an Ori und benenne ihn dort.

Danach zur Anästhesie. Der Ärztin gegenüber erwähne ich meine Magenschmerzen und den Durchfall seit fast 3 Wochen. «Haben Sie Reflux...?» «Manchmal...» «Derzeit?» «Ne, eigentlich eher, wenn ich zu viel Alkohol getrunken habe.» Sie fragt: «Wie viel trinken Sie?» «Fast täglich 'ne Flasche Bier.» «Nur eine Flasche...?» «Ja, im Allgemeinen eine Flasche Bier.»

Ich werde mich hüten noch einmal zuzugeben, dass ich neben Bier auch fast täglich Spirituosen trinke. Meinen geliebten Brandy. Sehr lecker und auch wegen der wärmenden Wirkung, in verschiedener Hinsicht.

Ich habe Sorge in die Schublade «Alkoholikerin» gesteckt zu werden. Selbst wenn ich tatsächlich Wirkungstrinkerin bin, so bin ich doch keine «versoffene Alte», die ihr Leben nicht hinkriegt. Obwohl ich mich in meinen richtig schwarzen Stunden genau so fühle... Sei doch mal ehrlich, Ann-Marie...

Jedenfalls weiß ich nicht, ob mein regelmäßiges Trinken die Empfänglichkeit für die Narkose schmälert. Deshalb rücke ich mit einer Halb-Wahrheit heraus. Wahrscheinlich bin ich von der Narkose (der Eingriff ist für 2 Stunden geplant) für den Rest des Tages schachmatt.

So langsam wird es fühlbarer. Teilweise denke ich, dass das volle Ausmaß dieser Diagnose noch nicht wirklich bei mir gelandet ist... Unterschwellig allerdings spüre ich eine ziemlich große Angst davor, was die Chemo wohl mit mir macht. Auch Angst die Lust am Leben zu verlieren. Falls das Leben zur Qual wird und keine Freude mehr macht...

26. April 22 - Aufklärung zur Chemotherapie


Heute zur Onkologie nach Goch. Vorher noch beim Brustzentrum in Kleve gewesen, wo ich eine Mappe mit Infos zu Kooperationspartnern erhalte und dazu ein Beutelchen mit einer extra weichen Zahnbürste und einer milden Zahnpasta. Ein wenig bin ich darüber erschrocken. Wie bitte... was... wunde Stellen im Mund und Speiseröhre...? Bäääh, das klingt sehr fies und lästig.

In der Onkologie Blutentnahme. Super Blutbild. Dann Gespräch mit der Onkologin, die mich ein wenig durch die Aufklärung jagt und ich fühle mich regelrecht gedrängt, den Behandlungsplan zu unterschreiben. Recht ablehnend reagiert sie auf meine Nachfrage bezüglich Komplementärmedizin. Eine erhöhte Vitamin C Gabe findet sie kontraproduktiv. Dann würde die Chemo nicht wirklich wirken.

So langsam fühle ich mich mürbe werden. Diese ganzen vielen neuen Informationen, die ich in letzter Zeit aufgenommen habe. Mir raucht der Kopf. Und niemand kann einschätzen, wie ich die Chemo vertrage. Und ich komm ja eh nicht drum herum. Falls es mir richtig schlecht damit geht, schlägt sie eine stationäre Aufnahme vor. Ich denke dabei eher an einen Behandlungsabbruch. Nach circa 45 Minuten bin ich dort fertig.

Dann eben noch Termine für die Chemo machen. Die erste Dosis bekomme ich Montagmorgen. Habe Angst davor und gleichzeitig will ich, dass es endlich beginnt und ich erfahre, was es mit mir macht.

Ich bekomme noch einige Rezepte, um die Nebenwirkungen abzufedern. Dafür fällt eine Zuzahlung an... Auch für Taxi und Perücke. Plötzlich dämmert mir, dass da ganz schön viele Kosten auf mich zukommen. In leichter Panik radle ich zur Techniker Krankenkasse und stelle einen Antrag auf Befreiung von der Zuzahlung. Habe aber in meinem zerknitterten Hirn nicht weit genug gedacht. Das Heraussuchen der Unterlagen macht mir großen Stress und ich bin super nervös. Will jetzt noch alles regeln so lange ich noch fit bin. Fühle so 'ne Art von Gnadenfrist... wer weiß, wann ich ein Häufchen Elend bin...

Ich muss mich irgendwie selbst runter fahren. Ich sage mir, ich muss nicht heute alles regeln. Der Taxi-Schein ist bewilligt. Damit kann ich morgen zur OP fahren. Noch an den Corona-Test denken.

Am Nachmittag kommt noch eine Freundin vorbei. Auf meinem Handy viele Nachfragen. Ich kann nicht antworten. Wie geht's mir...? Ich stehe unter Hochspannung. Morgen geht's los. Die OP morgen ist ein weiterer konkreter Schritt. Jetzt wird's Ernst. Das Einsetzen vom Port. Danach ein paar Tage Atempause.

Hoffentlich kann ich überhaupt schlafen...

27. April 22 - Portanlage


Heute um 12 Uhr soll ich im Gocher Krankenhaus sein zur OP, um den Port für die Chemo zu legen. Gestern Abend war ich schon ziemlich angespannt deswegen. Heute Morgen dann erstmal zum Corona-Test. Dort einen flüchtig Bekannten getroffen und zu angespannt gewesen für small-talk. Ich haue wohl jedes Mal heraus, dass ich Krebs habe. Denke mir, bald sieht es eh jeder. Danach durch die Sonne gelaufen in Erwartung eines langen Tages im Krankenhaus.

Für 11.30 Uhr hatte ich das Taxi bestellt. Sechs Minuten später immer noch kein Taxi und ich höchst nervös. Also habe ich mein eigenes Auto genommen und bin super angespannt nach Goch gefahren. Vier Minuten vor Zwölf im Krankenhaus.

Dann nach zehn Minuten die Info: Ihre OP verzögert sich um eine halbe Stunde. Der ganze Stress und das schlechte Gewissen, dass ich das Taxi extra mit Ferdi umsonst bestellt habe. Ich stehe immer noch unter Strom. Plötzlich fällt mir ein, dass ich gestern in der Onkologie oben meinen Impf-Ausweis nicht dabei hatte. Und ich habe auch noch nicht den Medikamentenplan mit der Medizin, die ich gegen die Nebenwirkung der Chemo nehmen soll. Ich frage, ob ich kurz hoch zur Onkologie gehen kann. Das ist ok. Und ich erledige diese beiden Sachen. Kaum wieder unten, bekomme ich in der Umziehkabine Krankenhaus-Kleidung. Nur Schuhe und Strümpfe darf ich anbehalten. Mit dem Aufzug hoch zum OP. Wieder warten. Ich höre, wie mit jemandem im Aufwachraum gesprochen wird. Vor Nervosität habe ich einen staubtrockenen Mund.

Geschäftig laufen die Anästhesistin und ihr Team zwischen Flur und OP hin und her. Ich dümpel so vor mich hin, verfalle in so eine Art von Stumpfsinn durch das Warten. Meine Straßenschuhe muss ich nun ausziehen und bekomme grüne Gummi-Clogs. Endlich darf ich ins OP und bekomme die Elektroden für das EKG auf den Rücken geklebt. Lege mich dann auf den OP-Tisch. Es wird mir in der Armbeuge ein Zugang für Infusion und Narkosemittel gelegt. Die Ärztin wünscht mir einen schönen Traum. Fragt, wovon ich denn träumen wolle. Vom Strand. Wo? Auf Kreta, Plakias. Sie erzählt auch von Kreta. Währenddessen merke ich ein unangenehmes Brennen und Wärme von der Braunüle im Arm. Schaffe gerade noch, das zu sagen und merke, wie ich in die Narkose gleite.

Irgendwann werde ich angesprochen und bin recht schnell wach. Erstaunlich wach und munter. Liege auf dem Aufwachbett und strecke meine Beine einzeln nach oben. Pumpe mit dem Fuß, um mich zu aktivieren. Spreche immer wieder mit dem Personal und muss dennoch eine Stunde oben bleiben, bis ich wieder in die chirurgische Ambulanz darf. Ich bedanke mich bei der Ärztin für die tolle Narkose. So fit war ich noch nie nach einer Narkose. Ich spüre wohl mäßige Schmerzen vom Eingriff.

In der Ambulanz gibt es einen Kaffee und eine Schokokugel. Dann darf ich mich wieder anziehen und melde mich bei Ori, dass er mich abholen soll, mit seiner Partnerin, die mein Auto fahren muss, da Ori ja wegen seiner OP nicht schalten kann und selber Automatik fährt. So warte ich dann noch eine Stunde. Dabei darf ich aber draußen in der Sonne sitzen und schreibe vielen Freunden und Bekannten über whatsapp.

Der Superverlauf von dieser OP macht mich fast euphorisch. Ich werte es als Zeichen, dass die Chemo auch nicht so schlimm wird. Wenn es mir jetzt Elend gehen würde, hätte ich bestimmt mehr Angst vor der Chemo.

Jetzt habe ich bis Montag erneut eine Gnadenfrist. Aber bin der Behandlung einen großen Schritt näher gekommen. Und dieser Schritt ist gut. «Keep calm and carry on, Ann-Marie».

28. April 22


Heute beim Taxi-Unternehmen angerufen, um herauszufinden, was da schief gelaufen ist. Es stellt sich heraus, da ich Montag angerufen habe, dass das Taxi am folgenden Tag kam und nicht, wie ich bestellt hatte, gestern am Mittwoch.

Ich ordere das Taxi für die Chemo für Montag früh um 8 Uhr. Ich wünsche mir wieder Ferdi als Fahrer. Ferdi, den Selbstdarsteller und Erzähler, bei dem ich die erste Anschrift in Kleve hatte und der mir damals, Ende der 70-er Jahre bestimmt irgendwie das Leben gerettet hat. Er wusste damals so viel über die Bürokratie, Anträge fürs Arbeitslosengeld, alles Themen, die mich überforderten, total überforderten. Außerdem hat er immer spannende Geschichten erzählt.

Jetzt steht er in den Annalen der Stadt als Urgestein der Taxifahrer. 78 hat er den Taxischein gemacht. Ich erinnere mich noch an diesen Anfang. Jetzt, mit 75 Jahren, fährt er immer noch, weil er es nicht sein lassen kann. Wir haben uns lange nicht gesehen, bin gespannt, wie ich ihn erleben werde.

Der Port schmerzt bei Bewegungen. Aber außer gestern habe ich keine Schmerzmittel nötig gehabt. Die Nacht war auch ok.

Es freut mich, dass mein Herr Goren meinem Wunsch gefolgt ist, und mir ein Foto zugeschickt hat. Ich hatte um ein Foto oder ein Lied gebeten. Auf dem Bild, das er geschickt hat, spannt eine Hand eine Gummiflitsche und schickt ein Papier los. Darunter steht, da wäre beides drin. Ich brauche einen Augenblick, um es zu kapieren. Freue mich aber wie Bolle, dass er sich anscheinend echte Gedanken...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Biografie • Brustkrebs • Krisenbewältigung • Liebeskummer
ISBN-10 3-7598-6212-8 / 3759862128
ISBN-13 978-3-7598-6212-9 / 9783759862129
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