Heaven Official's Blessing - Light Novel, Band 04 (eBook)
500 Seiten
Tokyopop Verlag
978-3-7593-0637-1 (ISBN)
Es war eine Halbgesichtdämonin!
Ein Halbgesicht war ein Geist niedrigen Ranges. Es waren Geister, die aus dem Neid entstehen, den alte Frauen jüngeren Mädchen gegenüber hegten. Sie konnten sich nicht damit abfinden, dass sie alterten, und glaubten, dass sie ihre Jugend zurückerlangen könnten, wenn sie das Blut und das Fleisch junger Mädchen zu sich nahmen. Sie quietschten mit hohen Stimmen, um junge Mädchen nachzuahmen, aber wie man sagte: Die Augen waren das Fenster zur Seele. So sehr sie sich auch bemühten, sie konnten ihr Alter nicht restlos vertuschen. Je mehr Blut und Fleisch sie verzehrten, umso jünger erschien die untere Hälfte ihres Gesichts. Die obere Hälfte mit den Augen alterte dagegen nur umso schneller. Der scharfe Kontrast, der sich daraus ergab, war schrecklicher anzusehen als echtes Altern, aber sie weigerten sich stur, sich einzugestehen, dass sie einem Irrweg folgten.
Tropfnass wie er war, stand Xie Lian auf, setzte einen Fuß auf den Zuberrand und machte sich bereit, sie mit einem Sprung anzugreifen.
Doch genau in diesem Moment kehrte Quan Yizhen von der Schwelle des Todes zurück. Er sprang auf und holte zu einem heftigen Schlag aus.
Die Halbgesichtdämonin war zu schwach, ihm etwas entgegenzusetzen. Laut heulend ging sie zu Boden. »Habt Gnade!«
Xie Lian griff hastig nach seiner Robe und warf sie sich über. »Ihr habt also den Brokatheiligen gestohlen?«
»Ich war es nicht, ich war es nicht!«, schrie die Halbgesichtdämonin. »Ich würde es niemals wagen, in den Shenwu-Palast einzubrechen!«
Xie Lian kam zu dem Schluss, dass sie mit großer Sicherheit die Wahrheit sprach. Eine niedere Dämonin wie sie würde wohl kaum den Mut aufbringen, einfach so in den Shenwu-Palast einzudringen. Sie würde umkommen vor Angst. Außerdem bestand vermutlich keinerlei Verbindung zwischen ihr und dem Brokatheiligen. Grob geschätzt betrug ihr Geistalter ungefähr achtzig Jahre, der Brokatheilige hingegen war mehrere Jahrhunderte alt.
»Wie ist dieser Brokatumhang dann in Eure Hände gelangt?«, hakte Xie Lian nach.
Die Dämonin hob ihr Kopftuch auf und bedeckte wieder die obere Hälfte ihres Gesichts. Mit einer hohen, quietschenden Stimme antwortete sie: »Meister … ich sage es Euch … ich habe ihn beim Bummeln in einem Geschäft in der Geisterstadt entdeckt …«
Konnte das wirklich wahr sein? In einem Geschäft in der Geisterstadt?
Xie Lian war einen Augenblick lang sprachlos. Dann fragte er: »Wer hat ihn Euch verkauft?«
»Meister, ich flehe Euch an, lasst mich gehen!«, bat die Halbgesichtdämonin ängstlich. »Ich weiß es nicht. Um ein Geschäft in der Geisterstadt zu eröffnen, muss man keine Ahnentafel über achtzehn Generationen vorweisen.«
Das stimmte natürlich. Wenn solche Maßnahmen nötig wären, um in der Geisterstadt ein Geschäft zu betreiben, wäre dieser Ort nicht annähernd so lebhaft. Schlupflöcher und Gesetzeslücken ließen den Handel florieren.
Xie Lian befragte sie noch eine Zeit lang, aber es kam nichts weiter dabei heraus. Er gelangte zu der Feststellung, dass diese Dämonin nichts weiter war als eine ahnungslose kleine Geisterfrau. Er wandte sich an Quan Yizhen: »Qiying, lasst einen Eurer Himmelsbeamten kommen, um sie mitzunehmen.«
»Ich habe keine Himmelsbeamten in meinem Palast«, erwiderte Quan Yizhen.
»Nicht einen einzigen? Ihr habt keine Generäle ernannt?«
»Nicht einen einzigen«, bestätigte Quan Yizhen selbstsicher.
Es stellte sich heraus, dass der Kriegsgott des Westens stets allein arbeitete. Er hatte niemals jemanden auf einen Posten berufen, nicht einmal einen Assistenten, der ihn bei den alltäglichen Aufgaben unterstützte. In Xie Lians Fall lag es daran, dass er es sich nicht leisten konnte. Quan Yizhens Situation war anders, die Erklärung war wohl, dass er zu exzentrisch war.
Xie Lian blieb keine andere Wahl, als einen Tontopf hervorzukramen und die Dämonin vorerst darin einzuschließen. Dann nahm er Lang Ying das Brokatgewand aus den Händen und breitete es aus, um es zu untersuchen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
Unverkennbar ging Boshaftigkeit von ihm aus, aber … wie konnte man es beschreiben? Xie Lians Meinung nach lag die boshafte Aura dieses Kleidungsstückes nicht tief in seinem Inneren, sondern war auf seltsame Art oberflächlich. Als wäre sie nichts weiter als eine Schicht aus Puder und Rouge. Xie Lians siebter Sinn sagte ihm, dass dieses Ding nicht so gefährlich war, wie die Gerüchte behaupteten. Dennoch blieb er auf der Hut.
Quan Yizhen warf einen Blick auf das Gewand. »Es ist eine Fälschung.«
»Woher wisst Ihr das?«, stutzte Xie Lian.
»Es ist eine Fälschung. Ich habe den echten Brokatheiligen gesehen. Er ist weitaus mächtiger als dieses Ding.«
»Wann habt Ihr ihn gesehen?«, fragte Xie Lian neugierig. »Einige Menschen haben ihn zwar zu Gesicht bekommen, aber sie konnten ihn nicht so leicht erkennen. Wie kommt es, dass Ihr Euch so sicher seid?«
Quan Yizhen schwieg.
Doch da nahm Lingwen über den Kommunikationskanal Kontakt auf. »Eure Hoheit, wir haben gerade erfahren, dass ein kleiner Geist mit dem Brokatgewand ungefähr zehn Kilometer von Eurem Puqi-Schrein entfernt gesichtet wurde. Wir möchten Euch bitten, das zu überprüfen.«
»Noch einer? Na gut«, antwortete Xie Lian. Sein Blick fiel auf Quan Yizhen und ohne ein Geräusch von sich zu geben, fragte er wortlos über den Kommunikationskanal: »Noch etwas, Lingwen: Hat Quan Yizhen den Brokatheiligen schon einmal gesehen?«
»Qiying? Er hat ihn nicht nur gesehen. Es war viel mehr als das.«
»Was meint Ihr damit?«
»Es ist kompliziert. Ist Euch bewusst, dass Seine Hoheit Qiying nicht immer der Kriegsgott des Westens war? Diesen Posten hatte zuvor Seine Hoheit Yin Yu inne.«
Xie Lian erinnerte sich daran, wie der Windmeister ihm davon erzählt hatte, während er sich bei ihrem Abenteuer im Jile-Haus umgezogen hatte. Sein Herz zog sich zusammen. »Ich habe schon davon gehört. Waren die beiden nicht Schüler desselben Meisters?«
Vor Yin Yus Aufstieg war er der Hauptschüler seines Meisters gewesen. Eines Tages hatte er einen kleinen Herumtreiber auf der Straße aufgelesen. Er erweichte sein Herz und so bat er seinen Meister, ihn aufzunehmen. Der Junge war Quan Yizhen.
Lange Jahre lebten und lernten sie zusammen bei ihrem Meister, Yin Yu kümmerte sich während dieser Zeit immer um Quan Yizhen. Er stieg als Erster in den Himmel auf und berief Quan Yizhen als General.
»Ihr habt Quan Yizhen schon einige Male getroffen, also habt Ihr sicherlich bemerkt, dass er … nun … Er ist ein wenig …«
»Unbeholfen? Naiv? Das ist doch nichts Schlechtes«, sagte Xie Lian.
Lingwen kicherte. »Ob gut oder nicht, das hängt ganz von dem Menschen und der Situation ab. Einige halten ihn für egozentrisch, unhöflich, grob und respektlos. Hätte Yin Yu nicht stets eine schützende Hand über ihn gehalten und ihm in der Anfangszeit alle Wege geebnet und sich immer wieder für ihn eingesetzt, wer weiß, wie viele Leute dann schon versucht hätten, ihn totzuschlagen.«
»Die beiden Hoheiten hatten also ein enges Verhältnis«, stellte Xie Lian fest.
»Es war ein gutes Verhältnis. Doch unglücklicherweise stieg Quan Yizhen dann selbst als Gott in den Himmel auf.«
Beide waren aus dem Westen aufgestiegen. Wie sollte damit umgegangen werden? Beide einigten sich, den Westen gemeinsam zu regieren.
Zwei Brüder, die sich ein Herrschaftsgebiet teilten, das klang wie eine schöne Geschichte. Doch am Ende war auf dem Berg nur Platz für einen Tiger.
Yin Yus Fähigkeiten konnten mit Fug und Recht als einer himmlischen Prüfung würdig bezeichnet werden. Er war ein Mensch, wie es nur einen unter einer Million gab. Quan Yizhens Begabung hingegen konnte drei himmlischen Prüfungen standhalten, er war ein Mensch, wie es unter einer Million vielleicht keinen einzigen gab. Zu Beginn war alles gut und der Unterschied zwischen ihnen fiel nicht weiter auf. Aber mit der Zeit entwickelten sie sich mehr und mehr auseinander.
Quan Yizhen war deutlich antisozial. Er versuchte nicht, freundschaftliche Beziehungen zu anderen Himmelsbeamten aufzubauen, und gab sich keine Mühe, sich mit seinen Anhängern gutzustellen. Er tat genau das Gegenteil. Von Yin Yu abgesehen merkte er sich nicht einen Namen der übrigen Himmelsbeamten und er war so anmaßend, dass er seine Anhänger beschimpfte und sogar schlug. Er war so unkonventionell, wie es nur irgend möglich war. Doch sein Herrschaftsgebiet wurde immer größer und die Zahl seiner Anhänger nahm zu. Der Palast von Yin Yu hingegen verlor immer mehr an Ansehen, bis er sich keinen Rat mehr wusste.
Die beiden Brüder schenkten sich jedes Jahr etwas zum Geburtstag und in einem Jahr schenkte Yin Yu Quan Yizhen eine Rüstung.
»Den Brokatheiligen?«, vermutete Xie Lian.
»Ganz genau.«
Der Brokatheilige konnte seinem Träger nicht nur das Blut abzapfen und ihn töten, er hatte noch eine weitere ungewöhnliche Eigenschaft: Wurde er verschenkt, musste der Beschenkte jeden Befehl des Schenkers befolgen.
Da die beiden Brüder immer freundschaftlich miteinander umgegangen waren, legte Quan Yizhen die Rüstung an, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Bald darauf tat Yin Yu so, als würde er einen Witz machen, während Quan...
Erscheint lt. Verlag | 19.8.2024 |
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Reihe/Serie | Heaven Official's Blessing - Light Novel |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | action • Adventure • Boys Love • China • Drama • Fantasy • Historical • Movie & TV • Mystery • Romance |
ISBN-10 | 3-7593-0637-3 / 3759306373 |
ISBN-13 | 978-3-7593-0637-1 / 9783759306371 |
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