G. F. Unger Western-Bestseller 2686 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6917-4 (ISBN)
Die Nacht mit Lola war schön gewesen, aber jetzt stand sie auf, um mir das Frühstück zu bereiten - falls ich noch Zeit dafür haben würde. Ich dachte an meine beiden Partner Lewis Scott und Johnny Laredo. Wir waren aus drei verschiedenen Richtungen nach Mesa Verde gekommen. Jeder von uns würde fünfhundert Dollar erhalten, wenn es uns gelingen sollte, Alvarez Kilham und dessen Mörderbande zu vernichten.
Die beiden hatten sich in dem kleinen Ort verteilt. Am Anfang kämpften dessen Einwohner noch selbst gegen die Banditen. Aber es waren zu viele von ihnen getötet worden. Und deshalb hatte man uns angeworben.
Auch ich erhob mich nun. Ich stand gerade am Waschtisch, als ein Reiter vors Haus galoppiert kam.
Eine noch jugendliche Stimme rief: »Mister Savage, sie kommen! Verdammt, sie kommen! Es sind nicht mehr viele, und einige sind verwundet. Sie haben schon anderswo heißes Blei bekommen! Viel Glück, Mister Savage!«
Der junge Bursche auf dem Pferd verstummte, dann jagte er weiter in den Ort hinein.
Ich verharrte einen Moment, und ich wusste voller Bitterkeit: Nun war sie wieder da - die Zeit zum Kämpfen ...
Zeit zum Kämpfen
Die Nacht mit Lola war schön gewesen, aber jetzt stand sie auf, um mir das Frühstück zu bereiten – falls ich noch Zeit dafür haben würde. Ich dachte an meine beiden Partner Lewis Scott und Johnny Laredo. Wir waren aus drei verschiedenen Richtungen nach Mesa Verde gekommen. Jeder von uns würde fünfhundert Dollar erhalten, wenn es uns gelingen sollte, Alvarez Kilham und dessen Mörderbande zu vernichten.
Die beiden hatten sich in dem kleinen Ort verteilt. Am Anfang kämpften dessen Einwohner noch selbst gegen die Banditen. Aber es waren zu viele von ihnen getötet worden. Und deshalb hatte man uns angeworben.
Auch ich erhob mich nun. Ich stand gerade am Waschtisch, als ein Reiter vors Haus galoppiert kam.
Eine noch jugendliche Stimme rief: »Mister Savage, sie kommen! Verdammt, sie kommen! Es sind nicht mehr viele, und einige sind verwundet. Sie haben schon anderswo heißes Blei bekommen! Viel Glück, Mister Savage!«
Der junge Bursche auf dem Pferd verstummte, dann jagte er weiter in den Ort hinein.
Ich verharrte einen Moment, und ich wusste voller Bitterkeit: Nun war sie wieder da – die Zeit zum Kämpfen ...
Wir hatten einige junge Burschen außerhalb des Ortes als Wachtposten auf die Hügel geschickt. Einige Tage und Nächte waren verstrichen. Doch nun hatte die Warterei ein Ende. Und es würde Tote geben, das war ziemlich sicher.
Ich warf mir den Waffengurt um die Hüften und schloss die Schnalle, rückte das Holster zurecht und band es unten mit dem Riemen am Oberschenkel fest. Dann zog ich einige Male den Colt und prüfte noch einmal die Ladung, ließ die Trommel lautlos drehen.
Ja, es war alles in Ordnung.
Lola war gekommen.
»Dann kannst du wohl nicht mehr frühstücken«, sprach sie, aber es war kein kühles Reden, sondern mehr Worte einer unabänderlichen Hilflosigkeit. Ich sah es in ihren blauen Augen. Und ihr vorhin noch so lockender Mund wirkte jetzt herb.
Ich nickte ihr zu und sagte: »Es gibt immer eine Zeit zum Lieben, zum Kämpfen und zum Reiten. Jetzt ist das Kämpfen an der Reihe.«
Als ich verstummte, da hörten wir draußen den Hufschlag einer Mannschaft, die auf müden Pferden angeritten kam.
Wenn die Bande Verwundete bei sich hatte, dann war ihr Raubzug wahrscheinlich nicht erfolgreich gewesen. Wahrscheinlich kamen sie deshalb jetzt wie böse und gereizte Hornissen auf ihrer Flucht durch die Stadt. Der Weg zur Grenze war nicht mehr weit, kaum weiter als ein Dutzend Meilen. Und so fühlten sie sich gewiss schon einigermaßen sicher.
Was würden sie tun? Einfach durchreiten? Oder reagierten sie hier in dem kleinen Ort erst einmal die Wut über ihre Niederlage ab?
Ich trat an Lola vorbei zur Haustür, welche geschlossen war.
Draußen hielt ein Reiter an. Er saß ab. Ich hörte es am Sporenklingeln. Er stapfte mehrmals mit den Füßen auf, um die Steifheit des langen Reitens aus den Beinen zu bekommen.
Dann hörte ich ihn rufen: »Hoiii, Lola-Schöne! Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Ich bin da, hörst du mich? Mach die Tür auf! Oder muss ich sie eintreten, Lola-Schöne?«
Ich ließ ihn nicht länger warten und rufen. Ich öffnete die Tür und trat zu ihm ins Freie hinaus.
Er war ein großer, hagerer Bursche, dessen Mutter gewiss mexikanischer Abstammung war. Von ihr hatte er die etwas dunklere Hauttönung. Aber seine Augen waren hell. Er war stoppelbärtig und staubig. Seine Chaps waren mit flockigem Pferdeschweiß bedeckt.
Als er mich sah, senkte sich seine Hand zum Revolverkolben.
Dann verhielt er und starrte mich an.
»Caramba, hast du bei ihr im Bett gelegen?« So fragte er. Und dann setzte er hinzu: »Dafür töte ich dich!«
Er zauberte einen Revolver heraus. O ja, er war schnell.
Doch dann sah ich das Loch in seiner Herzgegend und wurde mir bewusst, dass ich gezogen und geschossen hatte.
Meine Reflexe waren wieder einmal schneller gewesen als jeder Gedanke.
Er fiel um. Und es war vorbei. Seine Kugel war vor meinen Füßen in den Staub geflogen.
Ich lebte, er aber war tot.
Das war es also wieder einmal. Ich wurde mir darüber in den Sekunden danach bewusst, doch diesmal war das Gefühl in mir bitterer als sonst.
Im Ort klangen Schüsse. Ich wusste, dort kämpften Lewis Scott und Johnny Laredo mit Kilhams Bande.
Und so schwang ich mich auf Kilhams müdes Pferd und ritt nach Mesa Verde hinein.
Es waren keine hundert Yards.
Doch als ich den Saloon erreichte, da war schon alles vorbei.
Sie lagen da und dort am Boden zwischen den Pferden – auch Lewis Scott und Johnny Laredo. Sie hatten gegen sechs Mann gekämpft und sie geschlagen.
Doch auch sie hatte es erwischt.
Von den Banditen lebten noch zwei oder drei. Sie lagen im Staub und bluteten.
Und da kamen die Leute – die Bürger von Mesa Verde – mit Knüppeln aus ihren Häusern, mit Mistgabeln, Gewehren – und der Schmied mit dem Hammer – und schlugen die Banditen ohne Gnade tot.
Was mussten die Menschen hier die ganze Zeit alles ertragen haben. Wie groß musste ihre Hilflosigkeit gewesen sein. Wie sehr waren sie immer wieder gedemütigt worden. Und wie sehr hatten sie sich geschämt.
Jetzt brach der Hass aus ihnen hervor. Sie konnten nicht anders, und ich wusste, sie würden sich noch lange Zeit voreinander schämen. Denn Christenmenschen waren sie jetzt nicht. Diese vorhin noch so furchtsamen Menschen, die uns Revolvermänner kommen ließen, sie waren jetzt ein blindwütig brüllender Mob.
Ich hockte im Sattel von Alvarez Kilhams müdem Pferd und sah mir das alles an.
Und ich wusste nicht, ob ich Mitleid oder Verachtung für die Leute von Mesa Verde haben sollte. Ich wusste es wirklich nicht.
✰✰✰
Lewis Scott und Johnny Laredo hatte es ziemlich schwer erwischt. Als ich sie besuchte, lagen sie in einem der drei Zimmer des Gasthauses, welches zur Post- und Frachtstation gehörte. Die Postkutsche kam nur einmal in der Woche nach Mesa Verde. Und es gab hier auch keinen Doc.
Die Frau des Stationsmannes hatte die beiden Revolvermänner recht gut versorgt. Sie sahen mich über ihre Füße und das Fußende des Doppelbettes schweigend an.
Dann endlich knirschte Lewis Scott: »Da hast du aber großes Schwein gehabt, Savage.«
Ich konnte seine Bitterkeit gut verstehen. Als es darauf ankam, war ich nicht bei ihnen, und wahrscheinlich hatten sie gar nicht mitbekommen, dass ich mit Alvarez Kilham gekämpft hatte, der gewiss der gefährlichste Mann der ganzen Bande gewesen war.
Johnny Laredo fragte: »War's schön bei dieser Lola Bakerbee?«
Ich erwiderte noch nichts, aber ich legte jedem fünfhundert Dollar auf die Bettdecke.
Erst dann sprach ich: »Ich habe für euch kassiert. Die Stadt bezahlt auch noch eure Pflege hier, bis ihr wieder reiten könnt. Das habe ich so ausgehandelt.«
Nach diesen Worten wandte ich mich zur Tür. Dort hielt ich noch einmal an und blickte zu ihnen zurück. Nun erst sagte ich: »Wahrscheinlich ist es euch entgangen, dass ich vor Lola Bakerbees Haus einen Revolverkampf mit Alvarez Kilham hatte. Als ich mit ihm fertig war und auf seinem Pferd zu euch wollte, war alles schon vorbei. Viel Glück. Werdet schnell wieder gesund.«
Ich ging hinaus. Nein, wir waren keine Freunde, nur drei angeworbene Revolvermänner, die gemeinsam einen Job zu erledigen gehabt hatten. Ich war besser dabei weggekommen, doch das war reiner Zufall gewesen.
Sie ließen mich schweigend gehen.
Ich machte mich auf den Weg zu Lola Bakerbee.
Sie erwartete mich im kleinen Wohnzimmer. Ihre Augen leuchteten herrlich blau. Sie waren weit offen und sahen mich fragend, ja erwartungsvoll an.
Sie tat mir irgendwie leid, denn ich wusste, dass sie auf der Stelle mit mir gehen würde. Ich musste sie nur fragen.
Ich nickte ihr zu und sagte: »Nun ist die Zeit zum Reiten, Blauauge. Es war schön bei dir. Ich hole nur meine Siebensachen. Dann reite ich.«
Sie stand bewegungslos da und sah mich immer noch unverwandt an.
Aber dann hob sie ihr Kinn. Nein, sie bettelte nicht, dass ich sie mitnehmen solle aus diesem kleinen, verlorenen Ort.
Sie nickte plötzlich.
»Sicher«, sagte sie, »du hast es mir schon gesagt. Es gibt immer eine Zeit zum Lieben, zum Kämpfen – und zum Reiten. Ich habe dein Hemd und dein Unterzeug gewaschen und in eine der Satteltaschen getan. Du wirst wohl nicht mal wieder nach Mesa Verde kommen?«
»Wahrscheinlich nicht, Lola«, erwiderte ich.
Wieder nickte sie.
Zum Teufel, sie war eine mehr als hübsche Frau, die einem Mann eine Menge geben konnte. Hier in Mesa Verde würde ihr Leben verdammt freudlos sein. Hier würde sie nie nach Chancen Ausschau halten können.
Verdammt, sie stand da, versuchte stolz zu sein – und dennoch spürte ich, wie gerne sie mit mir gegangen wäre.
Ich bewegte mich endlich und begann meine Sattelrolle zu packen.
»Du hast immer noch nicht gefrühstückt, und nun ist es schon fast Mittag«, sprach sie. »Soll ich ...«
»Nein«,...
Erscheint lt. Verlag | 17.8.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6917-X / 375176917X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6917-4 / 9783751769174 |
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