Lyman Frank Baum, Der Zauberer von Oz. Schmuckausgabe mit ...prägung (eBook)
192 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-33044-6 (ISBN)
- DAS amerikanische Märchen - jetzt als Schmuckausgabe
- Zauberhafte Geschenkausgabe des Originaltexts zu Baums Oz-Universum
- Kult-Klassiker inspiriert stetig neue Adaptionen für Bühne, Film und Literatur und erreicht immer wieder neue Zielgruppen und Medienaufmerksamkeit
- »Wicked« spielt in der zauberhaften Welt von Oz, erdacht von Frank Lyman Baum in »Der Zauberer von Oz«
Lyman Frank Baum wurde 1856 in einem kleinen Ort im Staat New York geboren. Sein reicher Vater war im Ölgeschäft tätig. Der Sohn wollte Schriftsteller werden, dann Schauspieler und schließlich Operndirektor. Also kaufte ihm sein Vater erst eine Druckerpresse, dann ein Theater und schließlich ein Opernhaus. Als der Vater starb und nur Schulden hinterließ, musste Baum plötzlich selbst Geld verdienen. Er arbeitete als Reporter, stellte Schmieröl her, leitete ein Warenhaus und züchtete Hühner - jahrelang, ohne Erfolg. Der Durchbruch kam im Jahr 1900, mit 44 Jahren schrieb er eine jener Gutenachtgeschichten auf, die er täglich für seine Kinder erfand: Der Zauberer von Oz.
Der Stoff diente als Vorlage für ein Musical, Theaterstücke und Hörspiele. Baum starb 1919 und erlebt den größten Erfolg seiner Dorothy nicht mehr: den Farbfilm 'The Wizard of Oz' von 1939, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und in dem die 16 Jahre alte Judy Garland als Dorothy den Hit 'Somewhere over the Rainbow' singt.
Zweites Kapitel
Beratung mit den Munchkins
Dorothy wurde durch einen Ruck geweckt, so plötzlich und so heftig, dass ihr vielleicht etwas passiert wäre, wenn sie nicht in ihrem weichen Bett gelegen hätte. So aber schreckte sie nach dem Stoß nur kurz hoch und fragte sich, was wohl geschehen war. Toto fuhr ihr mit seinem feuchten Näschen über das Gesicht und winselte ängstlich. Sie richtete sich auf und stellte fest, dass das Haus sich nicht mehr bewegte. Auch dunkel war es nicht mehr, denn helles Sonnenlicht fiel durch das Fenster und durchflutete den kleinen Raum. Eilig sprang sie auf, lief, gefolgt von Toto, zur Tür und öffnete sie.
Als sie sich umsah, entfuhr ihr ein Ausruf des Erstaunens, und bei dem faszinierenden Anblick, der sich ihr bot, wurden ihre Augen größer und größer.
Das Land, in dem der Tornado das Haus abgesetzt hatte – ganz sanft, zumindest für einen Wirbelsturm –, war atemberaubend schön. Überall gab es liebliche grüne Wiesen, auf denen mächtige Bäume mit üppigen, köstlichen Früchten standen. Zu allen Seiten lagen farbenprächtige Blumenbeete, und in den Bäumen und Büschen zwitscherten und flatterten wunderliche Vögel mit glänzendem Gefieder. Etwas entfernt rauschte zwischen grünen Ufern ein glitzernder Bach, dessen Murmeln für ein kleines Mädchen, das so lange in der dürren, grauen Prärie gelebt hatte, äußerst wohltuend war.
Während Dorothy diese fremdartige und herrliche Welt neugierig betrachtete, bemerkte sie, wie eine Gruppe von Leuten auf sie zukam. So seltsame Menschen hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie waren nicht so groß wie die Erwachsenen, die Dorothy kannte, aber auch nicht besonders klein. Sie schienen ungefähr so groß zu sein wie Dorothy selbst, die für ihr Alter schon recht hochgewachsen war, wirkten ihrem Aussehen nach aber deutlich älter.
Es waren drei Männer und eine Frau, und alle waren sie merkwürdig gekleidet. Sie trugen runde Hüte, die etwa dreißig Zentimeter hoch waren und oben spitz zuliefen und an deren Krempen kleine Glöckchen hingen, die beim Gehen lieblich klingelten. Die Hüte der Männer waren blau. Der Hut der kleinen Frau war weiß und sie trug ein weißes Kleid, das ihr in Falten von den Schultern fiel und über und über mit kleinen Sternen besetzt war, die in der Sonne glitzerten wie Diamanten. Die Kleidung der Männer war von demselben Blau wie das ihrer Hüte und sie trugen blitzblank polierte Stiefel mit langen blauen Stulpen. Dorothy schätzte, dass die Männer etwa so alt waren wie Onkel Henry, denn zwei von ihnen hatten einen Bart. Die kleine Frau hingegen war zweifellos viel älter: Ihr Gesicht war von Falten durchzogen, ihr Haar schon fast weiß, und beim Gehen wirkte sie ganz steif.
Die vier näherten sich dem Haus, wo Dorothy noch immer in der Tür stand, blieben dann aber stehen und tuschelten miteinander, als trauten sie sich nicht weiterzugehen. Doch dann kam die kleine alte Frau auf Dorothy zu, verbeugte sich tief und sagte mit sanfter Stimme:
»Willkommen, hochehrwürdige Zauberin, im Land der Munchkins. Wir sind dir zutiefst dankbar, dass du die böse Hexe des Ostens umgebracht und unser Volk aus ihrer Knechtschaft befreit hast.«
Dorothy wunderte sich über diese Worte. Was meinte die kleine Frau bloß? Warum nannte sie sie eine Zauberin und sagte, sie habe die böse Hexe des Ostens umgebracht? Dorothy war ein argloses, unschuldiges Mädchen, das ein Wirbelsturm viele Meilen von zu Hause fortgetragen hatte, und sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie jemanden umgebracht.
Aber weil die kleine Frau offensichtlich auf eine Antwort wartete, sagte Dorothy zögernd:
»Das ist sehr freundlich von dir, aber hier muss ein Missverständnis vorliegen. Ich habe niemanden umgebracht.«
»Dann war es eben dein Haus«, entgegnete die kleine alte Frau lachend, »und letztlich ist es ja auch egal. Sieh doch«, fügte sie hinzu und deutete auf eine Ecke des Hauses, »da unter dem Balken stehen noch ihre Schuhspitzen hervor.« Dorothy sah hin und schrie vor Schreck kurz auf. Tatsächlich, unter dem Ende des dicken Balkens, auf dem das Haus ruhte, standen zwei Füße hervor, die in spitzen silbernen Schuhen steckten.
»Um Gottes Willen!«, rief Dorothy und rang vor Entsetzen die Hände. »Das Haus muss auf sie gestürzt sein. Was sollen wir jetzt bloß tun?«
»Wir brauchen gar nichts zu tun«, sagte die kleine Frau in aller Ruhe.
»Aber wer war sie denn?«, fragte Dorothy.
»Sie war, wie gesagt, die böse Hexe des Ostens«, antwortete die kleine Frau. »Sie hat die Munchkins viele Jahre lang in ihrer Knechtschaft gehalten und sie Tag und Nacht wie Sklaven schuften lassen. Jetzt aber sind sie alle befreit und danken dir für deine Gunst.«
»Und wer sind die Munchkins?«, wollte Dorothy wissen. »Das Volk, das hier in diesem Land lebt, im Osten, wo die böse Hexe herrschte.«
»Bist du eine Munchkin?«
»Nein, ich bin eine Freundin der Munchkins, obwohl ich im Norden lebe. Als sie sahen, dass die Hexe des Ostens tot war, schickten sie einen Eilboten zu mir und ich kam sofort hierher. Ich bin die Hexe des Nordens.«
»Ach du liebe Zeit!«, rief Dorothy. »Du bist eine echte Hexe?«
»Ja, das bin ich«, antwortete die kleine Frau. »Aber ich bin eine gute Hexe und die Leute mögen mich. Ich habe allerdings nicht so viel Macht wie die böse Hexe, die hier herrschte, sonst hätte ich die Munchkins selbst befreit.«
»Ich dachte immer, alle Hexen seien böse«, sagte Dorothy, der ein bisschen bange war, weil sie es mit einer echten Hexe zu tun hatte.
»O nein, das ist ein großer Irrtum. Im ganzen Land von Oz gab es nur vier Hexen, und zwei von ihnen, nämlich die aus dem Norden und die aus dem Süden, sind gute Hexen. Ich weiß das ganz sicher, denn ich bin selbst eine von ihnen, also kann ich mich nicht täuschen. Die beiden, die im Osten und im Westen leben, sind wirklich böse Hexen; aber jetzt, da du eine von ihnen umgebracht hast, gibt es im ganzen Land von Oz nur noch eine böse Hexe – und zwar die, die im Westen lebt.«
»Aber Tante Em hat gesagt«, entgegnete Dorothy, nachdem sie kurz überlegt hatte, »dass es keine Hexen mehr gibt, schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr.«
»Wer ist Tante Em?«, fragte die kleine alte Frau.
»Meine Tante, und sie wohnt in Kansas, da wo ich herkomme.«
Die Hexe des Nordens neigte den Kopf, blickte zu Boden und schien einen Moment lang nachzudenken. Dann sah sie wieder auf und sagte:
»Ich weiß nicht, wo Kansas liegt, denn ich habe noch nie von diesem Land gehört. Ist es denn ein zivilisiertes Land?«
»O ja!«, antwortete Dorothy.
»Dann ist das der Grund, denn soweit ich weiß, gibt es in den zivilisierten Ländern keine Hexen mehr und auch keine Zauberer, Zauberinnen oder Magier. Das Land von Oz dagegen wurde nie zivilisiert, denn wir sind abgeschnitten vom Rest der Welt. Deshalb gibt es bei uns noch Hexen und Zauberer.«
»Und wer sind diese Zauberer?«, fragte Dorothy.
»Der Große Zauberer ist Oz selbst«, sagte die Hexe und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Er hat mehr Macht als wir alle zusammen. Er lebt in der Smaragdenen Stadt.«
Dorothy wollte noch etwas fragen, aber auf einmal schrien die Munchkins, die bis jetzt schweigend dagestanden hatten, laut auf und zeigten auf das Eck des Hauses, unter dem die böse Hexe gelegen hatte.
»Was ist denn da los?«, fragte die kleine alte Frau. Dann sah sie selbst hin und fing an zu lachen. Die Füße der toten Hexe waren verschwunden, und das Einzige, was von ihr geblieben war, waren ihre silbernen Schuhe.
»Sie war schon so alt«, erklärte die Hexe des Nordens, »dass sie in der Sonne im Handumdrehen vertrocknet ist. Nun ist es also vorbei mit ihr. Aber ihre silbernen Schuhe gehören jetzt dir, also sollst du sie auch tragen.« Sie beugte sich hinunter, hob die Schuhe auf, schüttelte den Schmutz von ihnen ab und gab sie Dorothy.
»Auf diese silbernen Schuhe war die Hexe des Ostens sehr stolz«, sagte einer der Munchkins. »Ihnen wohnt eine magische Kraft inne, aber wir wissen nicht, worin sie genau besteht.«
Dorothy brachte die Schuhe ins Haus und stellte sie auf den Tisch. Dann ging sie wieder hinaus zu den Munchkins und sagte:
»Ich will zurück zu meiner Tante und zu meinem Onkel. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen um mich. Könnt ihr mir helfen, wieder nach Hause zu kommen?«
Die Munchkins und die Hexe sahen erst einander an, dann sahen sie Dorothy an, und dann schüttelten sie den Kopf.
»Im Osten, nicht weit von hier«, sagte einer der Munchkins, »liegt eine große Wüste, und es ist unmöglich, sie lebend zu durchqueren.«
»Im Süden ist es genauso«, sagte ein anderer, »ich war dort und habe es selbst gesehen. Im Süden liegt das Land der Quaddlinge.«
»Ich habe gehört«, sagte der dritte, »dass es auch im Westen so ist. Außerdem herrscht dort, im Land der Winkies, die böse Hexe des Westens, und wenn du ihr über den Weg läufst, macht sie dich zu ihrer Sklavin.«
»Meine...
Erscheint lt. Verlag | 25.9.2024 |
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Reihe/Serie | Anacondas besondere Klassiker |
Übersetzer | Felix Mayer |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Klassiker / Moderne Klassiker |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2024 • amerikanische Klassiker • amerikanische märchen • Ariana Grande • blechmann • böse Hexe des Westens • buchvorlage oz • das zauberhafte land • der zauberer von oz erstausgabe • Dorothy • eBooks • fliegende affen • frank lyman baum • hacken • Halloween kostüm • Hund Toto • Judy Garland • Kansas • Kunstmärchen • Löwe • Neuerscheinung • Original • Over the Rainbow • ruby slippers • Smaragdstadt • there is no place like home • The Wonderful Wizard of Oz • Vogelscheuche • west-hexe • wicked 2024 • wicked buch • wicked original • Wirbelsturm • Zauberschuhe |
ISBN-10 | 3-641-33044-0 / 3641330440 |
ISBN-13 | 978-3-641-33044-6 / 9783641330446 |
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