Der dritte Zwilling (eBook)

Roman

(Autor)

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2024 | 1. Aufl. 2024
542 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-7487-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der dritte Zwilling - Ken Follett
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Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.

Wenn gewissenlose Forscher in ihrem Labor Gott spielen ... Ken Folletts packender Gentechnik-Thriller

Als die Polizei Steve festnimmt und ihm vorwirft, eine junge Frau brutal vergewaltigt zu haben, glaubt er zunächst an ein Missverständnis. Doch das Opfer identifiziert ihn bei einer Gegenüberstellung, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, und auch der DNS-Test ist positiv. Alles spricht gegen ihn. Wie ist das möglich? Hat er etwa einen genetischen Doppelgänger? Steves letzte Hoffnung ist die Zwillingsforscherin Jeannie. Doch je mehr diese über Steves geheimnisvolle Herkunft herausfindet, desto stärker gerät auch sie unter Druck. Hinter Steve erscheint ein ganzes Heer von schattenhaften Gestalten. Jede einzelne von ihnen könnte Jeannies Feind oder ihr Freund sein, ihr Liebhaber - oder ihr Mörder ...



<p><strong>Ken Follett</strong>, geboren 1949 in Cardiff, Wales, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. In den letzten Jahren hat er vor allem mit Historischen Romanen wie <strong>DIE TORE DER WELT</strong> oder <strong>KINGSBRIDGE - DER MORGEN EINER NEUEN ZEIT</strong> brilliert. Sein Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm jedoch bereits Jahre zuvor mit dem Spionagethriller <strong>DIE NADEL</strong>. Mit seinem Roman, <strong>NEVER - DIE LETZTE ENTSCHEIDUNG</strong>, kehrte er 2021 zu seinen Wurzeln zurück - brandaktuell, actiongeladen, schockierend.</p>

Wie ein Leichentuch lag ein Hitzeschleier über Baltimore. In den schattigen Vororten sorgten Hunderttausende von Rasensprengern für Kühle, doch die wohlhabenden Einwohner blieben in den Häusern, in denen die Klimaanlagen auf vollen Touren liefen. An der North Avenue suchten lustlose Stricherinnen den Schutz der Schatten und schwitzten unter ihren Haarteilen, und an den Straßenecken verkauften Kinder Stoff aus den Taschen ausgebeulter Shorts. Es war Ende September, doch der Herbst schien noch in weiter Ferne.

Ein rostiger weißer Datsun fuhr gemächlich durch ein von Weißen bewohntes Arbeiterviertel nördlich der Innenstadt. Ein Scheinwerferglas des Wagens war zerbrochen; die Scherben wurden mit einem Kreuz aus Klebeband zusammengehalten. Das Auto besaß keine Klimaanlage, und der Fahrer, ein gut aussehender Mann Anfang zwanzig, hatte sämtliche Fenster heruntergekurbelt. Er trug abgeschnittene Jeans, ein weißes T-Shirt und eine rote Baseballmütze, auf der vorn in großen Buchstaben das Wort SECURITY stand. Unter seinen Oberschenkeln war die Kunststoffbespannung des Sitzes glitschig von seinem Schweiß, doch er ließ sich nicht davon stören. Er war bester Laune. Das Autoradio war auf den Sender 92Q eingestellt – »Zwanzig Hits Schlag auf Schlag!« Auf dem Beifahrersitz lag eine aufgeschlagene Mappe. Hin und wieder warf der Mann einen Blick darauf und lernte für eine Prüfung am morgigen Tag technische Begriffe auswendig, die auf einer maschinengeschriebenen Seite standen. Das Lernen fiel ihm leicht; nach wenigen Minuten hatte er sich alles eingeprägt.

An einer Ampel hielt eine Frau in einem Porsche-Cabrio neben ihm. Er grinste sie an und sagte: »Schickes Auto!« Die Frau schaute weg, ohne ein Wort zu erwidern, doch der Mann sah den Anflug eines Lächelns in ihren Mundwinkeln. Hinter ihrer großen Sonnenbrille war sie vermutlich doppelt so alt wie er; das galt für die meisten Frauen, die in Porsches saßen. »Wer als Erster an der nächsten Ampel ist, hat gewonnen«, sagte er. Die Frau lachte – ein kokettes, melodisches Lachen –; dann stieß sie mit ihrer schmalen, gepflegten Hand den Schalthebel nach vorn, und der Wagen schoss wie eine Rakete von der Ampel los.

Der Mann zuckte mit den Schultern. Er übte ja bloß.

Er fuhr am bewaldeten Campus der Jones-Falls-Universität vorüber, einer Elitehochschule, die sehr viel renommierter war als die Uni, die er besuchte. Als der Mann das prunkvolle Eingangstor passierte, kam eine Gruppe von acht oder zehn Frauen im lockeren Laufschritt vorüber: enge Shorts, Nike-Sportschuhe, verschwitzte T-Shirts und rückenfreie Tops. Eine Feldhockeymannschaft beim Training, dachte sich der Mann im Wagen, und die durchtrainierte junge Frau an der Spitze war wohl die Mannschaftsführerin, die ihr Team für die Saison in Form brachte.

Die Gruppe bog in den Campus ein, und plötzlich überkam den Mann ein so übermächtiges, erregendes Fantasiebild, dass er kaum mehr weiterfahren konnte. Er stellte sich die Frauen im Umkleideraum vor – die Dickliche, wie sie sich unter der Dusche einseifte; die Rothaarige, wie sie sich ihre kupferfarbene Mähne abtrocknete; die Farbige, wie sie sich ein weißes spitzenbesetztes Höschen anzog; die lesbische Mannschaftsführerin, wie sie nackt umherging und ihre Muskeln zur Schau stellte – und wie etwas geschah, das die Mädchen in Angst und Schrecken versetzte. Plötzlich waren sie alle in Panik, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, kreischend und schreiend und der Hysterie nahe. Sie rannten wild durcheinander, stießen zusammen. Die Dicke stürzte und lag schreiend und weinend am Boden, während die anderen rücksichtslos über sie hinwegtrampelten, als sie verzweifelt versuchten, sich zu verstecken oder die Tür zu finden oder davonzulaufen vor dem, das ihnen so schreckliche Angst einjagte – was es auch sein mochte.

Der Mann fuhr an den Straßenrand, ließ den Motor im Leerlauf. Sein Atem ging schwer, und er spürte das Hämmern seines Herzens.

Ein so wundervolles Fantasiebild hatte er noch nie gehabt. Doch ein kleiner Teil dieses Bildes fehlte. Wovor hatten die Mädchen sich gefürchtet? In seiner blühenden Fantasie suchte der Mann fieberhaft nach der Antwort und stieß voller Verlangen den Atem aus, als er die Lösung fand: ein Feuer. Der Umkleideraum stand in Flammen, und die Mädchen waren bei dem Brand in Panik geraten. Sie husteten und keuchten vom Rauch, während sie verzweifelt umherirrten, halb nackt und voller Entsetzen. »Mein Gott«, flüsterte der Mann, blickte starr nach vorn und sah die Szene wie einen Film vor sich, der vor ihm auf die Innenseite der Windschutzscheibe projiziert wurde.

Nach einiger Zeit wurde er ruhiger. Noch immer verspürte er ein heftiges Verlangen, doch das Fantasiebild reichte nicht mehr: Es war wie der Gedanke an ein Bier, wenn man brennenden Durst hatte. Der Mann hob den Saum seines T-Shirts und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er wusste, dass es besser wäre, das Fantasiebild zu verscheuchen und weiterzufahren; aber das Bild war einfach zu schön. Es war eine sehr gefährliche Sache – falls man ihn fasste, würde er für Jahre ins Gefängnis wandern –, doch sein Leben lang hatte eine Gefahr ihn nie von irgendetwas abhalten können. Der Mann versuchte, sich dem Verlangen zu widersetzen; aber nur für einen Augenblick. »Ich will es«, raunte er, wendete den Wagen und fuhr durch den prächtigen Torbogen auf den Campus.

Er war schon einmal hier gewesen. Die Universität lag auf Hunderten von Hektar Rasenflächen und Gärten und Waldstücken. Die meisten Gebäude waren gleichförmig aus rotem Ziegelstein errichtet; nur hier und da standen moderne Bauwerke aus Glas und Beton. Sämtliche Gebäude waren durch ein Gewirr schmaler, von Parkuhren gesäumter Straßen miteinander verbunden.

Die Hockeymannschaft war verschwunden, doch der Mann fand problemlos die Sporthalle: Sie war ein niedriges Gebäude, vor dem die große Statue eines Diskuswerfers stand, und befand sich gleich neben einem Sportplatz. Der Mann stellte den Wagen an einer Parkuhr ab, warf aber keine Münze ein; er steckte niemals Geld in eine Parkuhr. Die muskulöse Trainerin der Hockeymannschaft stand auf der Treppe vor der Sporthalle und unterhielt sich mit einem Burschen in einem verschlissenen Sweatshirt. Der Mann rannte die Treppe hinauf, lächelte beim Vorübereilen die Trainerin an, stieß die Tür auf und betrat das Gebäude.

In der Vorhalle herrschte ein reges Kommen und Gehen junger Männer und Frauen, die Tennisschläger in den Händen hielten und sich Sporttaschen über die Schultern geschlungen hatten. Die meisten Universitätsmannschaften mussten sonntags trainieren. In der Mitte der Halle saß ein Wachmann hinter einem Schalter und überprüfte die Studentenausweise, doch in diesem Augenblick kam eine große Gruppe Jogger in die Halle und ging an dem Wachmann vorbei. Einige wedelten mit ihren Ausweisen, andere vergaßen es, und der Wachmann zuckte mit den Schultern und las weiter in Dead Zone.

Der Fremde drehte sich um und betrachtete eine Sammlung von Pokalen in einem gläsernen Schaukasten – Trophäen, welche die Sportler der Jones-Falls-Universität errungen hatten. Einen Augenblick später kam eine Fußballmannschaft in die Halle, zehn Männer und eine untersetzte Frau mit Stollenschuhen. Sofort schloss der Fremde sich der Gruppe an, schlenderte wie ein Mannschaftsmitglied an dem Wachmann vorbei und folgte den anderen eine breite Treppe hinunter ins Kellergeschoss. Die Mannschaftsangehörigen unterhielten sich über ihr Spiel, lachten über ein glückliches Tor und schimpften über ein übles Foul. Den Fremden bemerkten sie nicht.

Er schlenderte gelassen mit ihnen, doch seine Augen waren wachsam. Am Fuß der Treppe befand sich eine weitere kleine Halle mit einem Cola-Automaten und einem Münztelefon unter einer geräuschdämpfenden Schutzglocke. Der Umkleideraum der Männer lag auf der gegenüberliegenden Seite der Halle. Das Mädchen aus der Fußballmannschaft ging einen langen Flur hinunter, der offenbar zum Umkleideraum der Frauen führte. Wahrscheinlich war dieser Raum nachträglich erbaut worden. Vor vielen Jahren, als »Gemeinschaftserziehung« noch ein anstößiger Begriff gewesen war, hatte der Architekt der Halle offenbar nicht damit gerechnet, dass es an der Jones Falls jemals viele Studentinnen geben würde.

Der Fremde nahm den Hörer des Münztelefons ab und tat so, als suchte er nach einer Vierteldollarmünze. Die Männer strömten in die Umkleidekabine. Der Fremde beobachtete, wie das Mädchen eine Tür öffnete und verschwand. Dort musste der Umkleideraum der Frauen sein. Sie sind alle dadrin, dachte der Fremde aufgeregt; sie ziehen sich aus, stehen unter der Dusche oder trocknen sich die nackten Körper ab. Das Gefühl, den Mädchen so nahe zu sein, ließ Hitze in ihm aufsteigen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Um sein Fantasiebild vollständig zu machen, musste er nur noch dafür sorgen, dass die Mädchen sich halb zu Tode erschreckten.

Er zwang sich zur Ruhe. Er würde die Sache nicht vermasseln, indem er jetzt übereilt handelte. Er brauchte ein paar Minuten, sich einen Plan zurechtzulegen.

Als alle Studenten verschwunden waren, schlenderte der Mann den Flur hinunter – auf dem Weg, den das Mädchen genommen hatte.

Drei Türen befanden sich auf dem Korridor, je eine zu beiden Seiten und eine dritte am Ende des Flurs. Durch die Tür zur Rechten war das Mädchen verschwunden. Der Fremde öffnete die Tür am Ende des Flurs und stellte fest, dass sich dahinter ein großer, staubiger Raum befand, in dem klobige Maschinen standen: Heißwasserbehälter und Filter...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2024
Übersetzer Wolfgang Neuhaus, Till R. Lohmeyer, Lore Straßl
Sprache deutsch
Original-Titel The Third Twin
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Baltimore • blutig • Blutlinie • Buch zum Film • Campus • CIA • Cody McFadyen • Dan Brown • Doppelgänger • Drillinge • Ermittler • ethan cross • FBI • Fitzek • Gänsehaut • Gene • Genetik • Gott würfelt doch • Groschenheft • Identität • Klon • Klonen • Klonschaft • Klon-Thriller • Kommissar • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Krimis • Krimiserie • Maryland • Polizei • Polizist • Polizistin • Privatdetektiv • Psycho • Psychothriller • Schlitzer • Serienkiller • Serienmörder • spannend • Spannung • Spannungsroman • The Third Twin • Thriller • todeskünstler • USA • Vatikan • Verbrechen • Verschwörung • Washington • Wissenschaft • Wissenschaftsthriller • Zwilling • Zwillinge
ISBN-10 3-7517-7487-4 / 3751774874
ISBN-13 978-3-7517-7487-1 / 9783751774871
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