New Lendt Berlin (eBook)

Ein Urban Fantasy Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
242 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-0913-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

New Lendt Berlin -  Caro Sand
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Im Auftrag des Despoten Roland von Eichenthurm gelingt es Alchemisten, einen Raum zu erschaffen, in dem die Zeit keine Rolle mehr spielt. Für den Erhalt des Zeitreichs ist Adrian zuständig. Seit dem 14. Jahrhundert ist er als Bewahrer gefangen zwischen der Verantwortung für dieses und den tyrannischen Forderungen von Roland von Eichenthurm. Dieser hält Adrians Mutter als Geisel. Zum Erhalt des Geheimnisses muss Adrian regelmäßig den geschützten Raum verlassen - ein gefährliches Unterfangen, bei dem er jedes Mal sein Leben, und damit auch das seiner Mutter, aufs Spiel setzt. In der heutigen Zeit wird Liv auf Adrian aufmerksam. Ist er für ihre Albträume verantwortlich, die sie seit früher Kindheit plagen? Sie spürt ihn auf und sieht darin eine Möglichkeit, Antworten zu finden und ihre eigenen Dämonen zu überwinden. Als Adrian und Liv aufeinandertreffen, geraten nicht nur ihre Welten ins Wanken, sondern auch Adrians Selbstbild. Sein Streben nach Freiheit verstärkt sich und er ist mit der Frage konfrontiert, ob der Preis für ewiges Leben zu hoch ist. Ein Tyrann, der auf Kosten vieler weder altert noch stirbt. Ein junger Mann, der dessen ewiges Leben bewahren muss. Eine Studentin, die den Bewahrer und den Fortbestand des Zeitreichs ins Wanken bringt. Erlebe eine mitreißende Geschichte über die Macht der Liebe, die Sehnsucht nach Freiheit und die Kraft, sich gegen das Unvermeidliche zu stellen. Detailverliebte Kapitelzierden und Illustrationen begleiten den Leser auf der spannungsgeladenen Reise durch die Zeit.

Caro Sand lebt in Schleswig-Holstein und bewegt sich schreibend am liebsten im Genre Fantasy und Urban Fantasy. Sie verknüpft Parallelwelten über verschiedene Pforten mit unserer Realität. In ihrer Freizeit geht sie gerne auf Wikinger- und Mittelaltermärkte. Als Waldpädagogin liebt sie es, die Teilnehmer ihrer Veranstaltungen in die Rolle heimischer Waldtiere schlüpfen zu lassen, und stößt auch dabei Tore in Parallelwelten, z. B. zu Fabelwesen, auf. Am Herzen liegt ihr der Erhalt der plattdeutschen Sprache und so erscheinen ihre Kinderbücher mehrsprachig.

LIV


»Here you go! Here is your change. Have a nice day! Bye!« Liv strahlte und reichte einem Engländer in Tweedsakko sein Wechselgeld. Es war ihr immer eine Freude, auf Landsleute zu treffen.

Sie liebte ihren Job im Souvenirladen. Sie war gerne unter Menschen und die deutsche Sprache bereitete ihr mittlerweile keine Probleme mehr. Und die Stadt war großartig! So viele Möglichkeiten, so viel zu erkunden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sie sich dann doch in Berlin eingelebt und war vor drei Jahren, mit gerade mal zwanzig, in eine WG in Friedrichshain mit Blick auf den Volkspark gezogen. Hier war sie genau am Puls der Zeit. Optimal!

»Hey, was machst du denn hier?«, rief Liv freudig aus, als sie Ann erblickte, die gerade das Geschäft betrat.

»Ich dachte mir, ich entführe dich auf einen Milchkaffee. Du hast doch gleich Schluss, oder?« Ann lächelte verschmitzt.

Kurz blitzte vor Livs geistigem Auge die Erinnerung auf, wie Ann ihr in ihrer ersten Woche in Deutschland zu Hilfe gekommen war. In einem Supermarkt hatte sie hilflos und überfordert in das Gesicht einer Verkäuferin geblickt, die sie mit einem Schwall deutscher Worte überflutet hatte, von denen Liv höchstens mal ein »und« verstanden hatte. Ann hatte gedolmetscht und Liv hatte schnell gemerkt, dass sie auf der gleichen Wellenlänge lagen. Sie waren Freundinnen geworden, und Ann hatte Liv all die schönen Ecken von Berlin gezeigt. Seitdem waren sie unzertrennlich. Als Anns damalige Mitbewohnerin kurz darauf auszog, zog Liv in das freigewordene Zimmer in der Altbauwohnung mit Blick auf den Volkspark Friedrichshain.

Herrlich, dachte Liv, als sie mit Ann den mit Menschen gefüllten Ku’-Damm betrat. Sie schloss die Augen, als sie ihr Gesicht der Sonne zuwendete und ihre wärmenden Strahlen genoss. Der Frühling war eindeutig ihre liebste Jahreszeit! Wie gut, dass sie heute nicht bis zum Abend arbeiten musste.

Sie schlenderten in Richtung KaDeWe, holten sich im Europacenter einen Kaffee zum Mitnehmen und pflanzten sich auf die Stufen vor der Gedächtniskirche. Hier war immer etwas los und es gab jede Menge zu sehen. Eine Gruppe Punks hatte sich mit ihren Hunden ebenfalls auf den Stufen niedergelassen, ein Straßenkünstler, von Kopf bis Fuß silbern, mimte eine Statue. Liv war fasziniert von seiner Ausdauer. Er zog die Blicke der Passanten auf sich. Einige blieben stehen und beobachteten wie Liv, ob er vielleicht doch aus der Rolle fallen und sich bewegen würde. Selbst einem Kind, das versuchte ihn zu kitzeln, hielt er stand und zahlreiche Münzen landeten wohlverdient in seinem bereitgestellten Hut.

Liv ließ den Blick über die vorbeilaufenden Leute streifen.

»Worauf hast du denn heute Abend Lust?«, fragte Ann gerade, als Liv stutzte. Ihr Blick war auf einen jungen Mann mit schulterlangem blondem Haar gefallen, der sich geschmeidig durch die Passanten schlängelte. Seine Kleidung wirkte mittelalterlich aus einfachem Leinenstoff und in Erdtönen gehalten. Der Riemen eines Lederbeutels kreuzte seine Brust. Liv hatte kurz den Eindruck, ihn zu kennen. Doch jetzt, wie er sich entfernte, wirkte nichts mehr vertraut an ihm, und sie tat diesen Gedanken schnell wieder ab.

»Ich finde, wir sollten nach dem Training mal wieder tanzen gehen«, sagte Liv und knuffte ihre Freundin in die Seite. Seit fast drei Jahren trainierten sie regelmäßig mehrmals die Woche Karate und hatten sich erfolgreich zum zweiten blauen Gürtel gemausert.

Ann hatte die Idee, eine Kampfsportart zu erlernen, massiv vorangetrieben, als sie erkannt hatte, wie ängstlich Liv war. Sie hatte bemerkt, wie Liv an manchen Abenden mehrmals kontrollierte, ob die Haustür wirklich abgeschlossen war. Einmal waren zwei Typen an einem Nachbartisch in ihrer Lieblingskneipe um die Ecke in Streit geraten. Sie hatten sich zu schlagen und zu schubsen begonnen. Ann hatte Liv hinterher darauf angesprochen, wie sie sie energisch wegziehen musste, um sie zu schützen, als sich das Gerangel immer mehr in ihre Richtung verlagert hatte. Liv war in jenem Moment mit weit aufgerissenen Augen regelrecht eingefroren gewesen.

»So geht das nicht weiter mit dir«, hatte Ann sich eines Abends am Küchentisch in ihrer WG dem Thema angenommen.

»Ich mache mir Sorgen um dich. Meinst du allen Ernstes, ich würde nicht mitbekommen, dass du dich fast jede Nacht albtraumgeplagt im Bett hin- und herwindest? Und dann letztens in Harrys Eck. Die Kerle hätten dich umgemäht, wenn ich dich nicht weggezogen hätte. Was war da los?«

Liv sah betroffen in ihre halb leer getrunkene Teetasse.

»Und dann dein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis. Dass du nicht drüber reden möchtest, okay, das ist dein Ding. Ich kann es dir nur anbieten: Ich bin eine gute und eine verschwiegene Zuhörerin.«

Liv hielt den Blick weiterhin gesenkt und rührte mit ihrem Löffel in der Tasse herum.

Ann seufzte.

»Sei es drum. Ich hab da was organisiert.«

Sie sprang auf und lief in den Flur.

Neugierig sah Liv ihr hinterher und hörte Ann in ihrer Tasche kramen.

»Ha! Da ist er ja!«, vernahm sie Anns triumphalen Ausruf.

»Hier«, sagte sie schließlich freudig, als sie in die Küche zurückkehrte und vor Liv einen Flyer auf den Tisch legte.

Der Weg der leeren Hand stand in großen Buchstaben darauf und in der rechten unteren Ecke prangten ein sprungbereiter Tiger und chinesische Schriftzeichen. Mit einem fragenden Blick zu Ann drehte Liv den Flyer um und las: Herzlich willkommen zum Probetraining!

»Ich hab uns da angemeldet«, berichtete Ann stolz. »Morgen Abend gehts los.«

Und bei einem Probetraining blieb es nicht. Liv und Ann waren regelrecht infiziert. Ihr Meister, ein unscheinbarer Mann mit grau meliertem Haar in der Mitte seiner Fünfziger, lehrte traditionelles Shotokan-Karate und legte viel Wert auf das Begrüßungs- und Verabschiedungsritual sowie Respekt und Anstand. Hier wurde nicht geprahlt und heftig gekämpft, nein, es wurde an Stil, Technik und Geschwindigkeit gefeilt. Liv musste sich eingestehen, dass ihr das Training richtig guttat. Sie entspannte sich in Alltagssituationen zunehmend, mischte sich in Konflikte ein, in denen ein Schwächerer von einem Stärkeren gepiesackt wurde, und sogar ihre Albträume verebbten.

»Coole Party!« Liv versuchte, sich gegen den Beat bei ihrer Freundin Gehör zu verschaffen. Sie glühte und das T-Shirt klebte ihr am Rücken. Seit zwei Stunden waren sie nun ununterbrochen am Tanzen. Sie hatten sich für eine Party in einem ehemaligen Bunker entschieden. Eine sehr gute Wahl, wie sich herausstellte. Die Musik war genau ihr Geschmack und die Stimmung mitreißend.

»Ich brauch mal ’ne kurze Pause«, keuchte Liv. »Bin draußen.« Schwitzend und schwer atmend trat Liv in die laue Frühlingsnacht hinaus. Sie wandte sich nach links und ging ein Stück die Bunkerwand entlang. Weiter vorne stand eine Gruppe Jugendlicher und etwas weiter saß jemand auf dem Boden, an die Wand gelehnt. Sie blieb stehen, ging in die Hocke und lehnte sich ebenfalls an die kühle Mauer. Sie schloss die Augen und sog die frische Luft ein. Langsam beruhigte sich ihre Atmung. Leise Schritte auf dem Kies vor ihr ließen sie hochblicken. Den habe ich heute doch schon einmal gesehen. Ein schlanker, blonder Mann in einfach geschnittener Leinenkleidung passierte gerade die jungen Leute und bewegte sich federnd auf die sitzende Person zu. Neugierig blickte sie ihm nach und sah, wie er sich vor ihr hinkniete. Mit seinem Rücken verbarg er den Körper und das Gesicht des Sitzenden. Die scheinen sich zu kennen, dachte Liv und kümmerte sich nicht weiter um die beiden. Ihr Blick wanderte in Richtung Bunkereingang. Sie erblickte Ann, die den Club verlassen hatte und sie zu suchen schien.

»Hier bin ich«, rief Liv und richtete sich auf. »Tut gut hier draußen.«

»Du, ich habe gerade Peter und die anderen getroffen«, sagte Ann. »Sie wollen noch weiter auf eine private Party bei Kalle. Was meinst du? Wollen wir mitgehen?«

»Klar. Warum nicht? Ich muss nur noch schnell meine Jacke holen.« Liv hatte den Eingang des Clubs schon fast erreicht, als sie zufällig zu dem jungen Mann zurückblickte. Er hatte sich aufgerichtet und verstaute etwas in seiner Umhängetasche. Die Person am Boden saß wie zuvor mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Liv tauchte in den warmen, dickflüssigen Dunst des Clubs ein.

In dieser Nacht kam Livs Albtraum zurück:

Sie lag im Bett und erwachte plötzlich. War da nicht ein Geräusch im Nebenraum gewesen? Es war so leise, dass sie sich nicht sicher war, ob sie wirklich etwas gehört hatte. Sie lag auf dem Rücken und starrte ins Dunkel. Schatten formierten sich an ihrer Zimmerwand, als vor ihrem Fenster die Wolkendecke aufriss und der Halbmond sein schwaches Licht ins Zimmer warf.

Sie lauschte.

Stille.

Absolute Stille.

Noch nicht einmal Wind war zu vernehmen. Und trotzdem empfand sie ein beklemmendes Gefühl. Ihr Herz schlug schneller, laut dröhnte das Blut in ihren Ohren. Sie traute sich nicht,...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2024
Reihe/Serie New Lendt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Alchemie • Hauptstadt • Mittelalter • Parallelwelt • Portal • Städtereise • Time Travel • Zeitreise
ISBN-10 3-7597-0913-3 / 3759709133
ISBN-13 978-3-7597-0913-4 / 9783759709134
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