Der Weihnachtsmordclub (eBook)

Ein Sylt-Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3622-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Weihnachtsmordclub - Ben Kryst Tomasson
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Ein total verstrickter Fall.

Es weihnachtet in Archsum auf Sylt, und die Häkeldamen unterstützen fleißig die Vorbereitungen für das Krippenspiel. Doch statt Besinnlichkeit herrschen Anspannung und Misstrauen in der Kirchengemeinde. Binnen kurzer Zeit passieren gleich mehrere Diebstähle, und dann wird auch noch die Leiterin der Jugendgruppe vom herabstürzenden Stern von Bethlehem erschlagen. Während die Kirchenverantwortlichen beharrlich auf einen Unfall plädieren, wittern die Häkeldamen einen Mord - und nehmen die Ermittlungen auf ... 

Karin Bloms Assistentinnen auf den Spuren des Täters - der erste eigene Kriminalfall der Häkelmafia.



Ben Kryst Tomasson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Germanist und promovierter Diplom-Psychologe. Seine Leidenschaft gehört den Geschichten, die das Leben schreibt, den vielschichtigen Innenwelten der Menschen und dem rauen Land zwischen Nordsee und Ostsee. Im Aufbau Taschenbuch liegen bereits seine Kriminalromane um die Ermittlerin Kari Bloom vor: »Sylter Affären«, »Sylter Intrigen«, »Sylter Blut«, »Sylter Gift«, »Sylter Lügen«, »Sylter Schuld«, »Sylter Sünden«, »Sylter Gier« und »Sylter Rivalen«.

1


Marijke Meenken lief durch den Garten zum Briefkasten, ein flottes Weihnachtslied auf den Lippen, das sie leise vor sich hin sang. Ihre gefütterten Hausschuhe hinterließen kleine Rautenmuster in der dünnen Schneeschicht auf dem Weg. Sie öffnete die Klappe und zog die Zeitung und ein paar weiße Umschläge hervor. Als sie den Briefkasten wieder schloss, löste sich etwas aus dem Stapel und segelte zu Boden. Eine bunte Karte, die sich im weißen Schnee seltsam ausnahm.

Marijke hob sie auf und blinzelte. Sie hatte es tatsächlich vergessen. Oder verdrängt?

Gesprochen hatten die Kinder ja schon oft davon, doch dass sie es wirklich wahr machen würden? Weihnachten unter südlicher Sonne! Und nun hielt Marijke die Postkarte in der Hand. Mit spanischer Briefmarke, mehrfach geknickt und mit einem Eselsohr an der linken oberen Ecke. Was nicht schlimm war. Es war eine billige Karte in grellen Farben ohne besonderen Reiz. Meer, Strand und ein kurzer Gruß mit dem Zusatz, dass es einfach toll dort unten sei.

Die Post unter den Arm geklemmt, ging Marijke zurück ins Haus. Also würde sie dieses Jahr ohne ihre Familie feiern. Zugegeben, man hatte sie gefragt, ob sie mitfahren wollte. Aber Marijke hatte ihr Leben lang jedes Weihnachtsfest auf ihrer Insel begangen. Wie sollte man unter Palmen und praller Sonne in die passende Stimmung kommen? Nein. Sie wollte Weihnachten auf Sylt feiern, nicht auf Mallorca. Und wenn ihre Familie nicht bei ihr sein wollte, würde sie es sich eben allein zu Hause gemütlich machen.

Marijke zog die Haustür hinter sich ins Schloss und stampfte ein paarmal auf der Fußmatte herum, bevor sie ins Wohnzimmer ging. Die Zeitung und die Briefe legte sie auf dem Esstisch ab, bevor sie nachdenklich den Blick hob. Vielleicht könnte sie ja Grethe einladen? Die Klempnerwitwe hatte keine Familie und verbrachte die Weihnachtstage gewöhnlich mit Puzzeln. Sie machte sich nichts aus dem Fest. Es gab bei ihr weder einen Weihnachtsbaum noch irgendwelchen anderen Schmuck oder Gedöns, wie die Freundin es nannte. In ihren Augen war das Fest zu Gruppenzwang und Konsumterror verkommen, und weder dem einen noch dem anderen wollte sie sich unterwerfen. Aber womöglich hätte sie ja Lust, gemeinsam etwas zu kochen und anschließend mit einem Glas Wein am Kamin zu sitzen?

Marijke wollte gerade zum Telefon greifen, als es zu klingeln begann.

Witta Claaßen, stand auf dem Display.

Sie nahm das Mobilteil aus der Station und meldete sich. »Hallo Witta.«

»Marijke!«, scholl ihr die empörte Stimme der Landarztwitwe entgegen. »Du glaubst nicht, was passiert ist.«

»Was denn?« Marijke sammelte ein paar heruntergefallene Nadeln vom Adventsgesteck auf der Anrichte ein. Sie war nicht beunruhigt. Witta machte aus allem ein Drama. Es war selten so schlimm, wie es klang.

»Sören hat mir eine Nachricht geschickt. Eine E-Mail.«

Sören war Wittas Sohn, der seit vielen Jahren als Flying Doctor im Senegal arbeitete. Vor Kurzem hatte er seiner Mutter einen Computer geschenkt. Zu Marijkes Erstaunen kam die Freundin, die bisher schon mit ihrem Seniorenhandy Schwierigkeiten gehabt hatte, gut damit zurecht. Sie machte Videokonferenzen mit Sören und verbrachte plötzlich jede Menge Zeit im Netz.

»Er schreibt, er kann nicht kommen«, klagte Witta. »Zu Weihnachten. Angeblich ist die Not zu groß.«

»Dann sind wir schon zu zweit«, erwiderte Marijke und trug die gesammelten Nadeln in die Küche. »Raik und die Mädchen kommen auch nicht. Sie feiern auf Mallorca.« Sie öffnete den Mülleimer und warf die Nadeln hinein.

»Mallorca?« Witta sprach den Inselnamen aus, als handelte es sich um irgendetwas höchst Unappetitliches. »Wie kommt man denn auf eine solche Idee? Weihnachten ist doch nirgendwo sonst so schön wie auf Sylt.«

Was exakt Marijkes Ansicht war, aber sie kam nicht dazu, Witta zuzustimmen. In ihrem Telefon erklang ein Piepen.

»Warte mal kurz. Da klopft jemand an.« Sie nahm das Mobilteil vom Ohr, schaltete Witta in die Warteschleife und nahm das Gespräch entgegen.

»Marijke!«, erklang die Stimme von Alma Grieger. »Du glaubst nicht, was passiert ist!«

Marijke kniff die Augen zusammen. Hatte sie ein Déjà-vu? Oder, richtiger gesagt, ein Déjà-entendu? Genau diese Worte hatte doch Witta zwei Minuten zuvor verwendet. Bei Alma war derselbe Text allerdings durchaus ein Grund zur Sorge.

»Jeske lässt sich scheiden«, berichtete die Bäckerwitwe. »Sie zieht gerade aus dem gemeinsamen Haus aus, und Jorin hilft ihr.«

Jeske war Almas Tocher, Jorin ihr Sohn.

»Du liebe Güte.« Marijke wusste nicht, was sie sagen sollte. Alma hatte ein gutes und entspanntes Verhältnis zu ihren Kindern. Sie lebten weit entfernt, trafen sich jedoch regelmäßig zu Familienfeiern und zu Weihnachten.

»Was mache ich denn jetzt?«, fragte Alma. »Ich habe bergeweise Zutaten für Kuchen und Plätzchen gekauft, und nun kommt niemand.«

»Albert auch nicht?« Alma hatte den Chauffeur vor ein paar Jahren im Golfresort kennengelernt, als ihre gemeinsame Freundin Kari dort gearbeitet hatte. Seitdem waren die beiden ein Paar.

»Sein Chef will die Feiertage am Genfer See verbringen. Albert muss ihn fahren.«

»Also sind wir an Weihnachten alle allein«, erkannte Marijke.

»Wieso? Was ist denn mit Raik? Und mit Sören?«

Marijke erklärte es ihr.

»Aber das ist doch wunderbar!«, freute sich Alma. »Dann können wir zu viert feiern, Witta, Grethe, du und ich.«

Marijke gab einen nichtssagenden Laut von sich. Sie liebte ihre Freundinnen, mit denen sie sich regelmäßig zum Häkeln traf. Sie unternahmen auch gemeinsame Spaziergänge, gingen zum Kurkonzert in Westerland und engagierten sich bei der Sylter Ornithologischen Gesellschaft SOG. Nur an Weihnachten hätte sie gern zur Abwechslung mal etwas anderes getan.

»Ja, du hast recht«, stimmte Alma ihr zu, obwohl sie gar nichts gesagt hatte. »Immer nur zu Hause herumzusitzen, ist langweilig. Ich habe eine bessere Idee. Pass auf …«

Wieder ertönte ein Piepen in Marijkes Ohr. Witta! Marijke hatte sie glatt vergessen!

»Entschuldige«, unterbrach sie Alma. »Ich habe Witta auf der anderen Leitung. Warum treffen wir uns nicht heute Nachmittag zum Kaffee und besprechen alles?«

»O ja. Ich backe noch rasch einen Kuchen. Um drei?«

Marijke stimmte zu und verabschiedete sich. Dann tippte sie auf den Knopf am Telefon, der die Verbindung zu Witta wiederherstellte.

...

Zwei Stunden später stand Alma Grieger vor der Tür von Marijkes hübschem Reetdachhaus in Braderup. Sie hatte sich in einen warmen Mantel gehüllt und einen dicken Schal umgeschlungen, weil es so kalt geworden war. Jetzt, nach dem kurzen Fußweg von der Bushaltestelle zu Marijkes Haus, mit dem Korb voll Kuchen in der Hand, war ihr jedoch fast heiß. Nicht wegen der Bewegung, sondern vor Aufregung. Das Faltblatt in ihrer Hosentasche schien förmlich ein Loch hineinzubrennen. Was die anderen wohl von ihrem Vorschlag halten würden?

Marijke öffnete die Tür. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Augen strahlten. Sie half Alma aus dem Mantel und schloss die Freundin in die Arme.

»Witta und Grethe sind schon da«, sagte sie und nahm Alma den Korb mit dem Kuchen ab. »Geh einfach durch. Ich komme gleich mit dem Kaffee.«

Alma hängte ihren Schal an die Flurgarderobe und betrat das Wohnzimmer. Grethe erhob sich vom Sofa und umarmte sie. Witta, die wie immer Marijkes bequemsten Sessel in Beschlag genommen hatte, winkte nur und rückte ihre weiße Marlene-Dietrich-Dauerwelle zurecht.

Alma setzte sich zu Grethe aufs Sofa, Marijke brachte den Kaffee und den aufgeschnittenen Kuchen. Sie machten sich darüber her, und Alma erzählte von dem bösen Streit, der dazu geführt hatte, dass ihre Tochter sich scheiden lassen wollte.

»Gut, dass Jeske und ihr Mann nicht zu Weihnachten kommen«, befand Witta. »Die hätten dir nur die Stimmung verdorben.« Sie bemerkte die scheelen Blicke, die Marijke und Grethe ihr zuwarfen. »Na ja. Schöner wäre es natürlich, wenn sie sich versöhnen würden«, ruderte sie zurück und goss ein wenig Milch in ihren Kaffee. »Was ist denn mit Frau ...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ben Kryst Tomasson • Cosy Crime • Donnerstagsmordclub • humorvoll • Krimi • Krimikomödie • lustig • Miss Marple • Regionalkrimi • Richard Osman • Sylt Krimi • weibliche Ermittlerin • Weihnachten • Weihnachten am Meer • Weihnachten auf Sylt • Weihnachtsbuch • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-8412-3622-7 / 3841236227
ISBN-13 978-3-8412-3622-7 / 9783841236227
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