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Haribo - Goldene Zeiten brechen an (eBook)

Spiegel-Bestseller
Goldene Zeiten brechen an
eBook Download: EPUB
2025
604 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-30803-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Von einem Sack Zucker zum Weltkonzern: die außergewöhnliche Geschichte einer der erfolgreichsten Unternehmerfamilien Deutschlands
Bonn 1939: Die süßen Produkte der Firma Haribo sind mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Doch früher als erwartet muss Gertrud Riegel das Unternehmen ohne ihren Mann Hans weiterführen. Hilfe bekommt sie dabei von Tochter Anita, die ihre eigenen Träume zugunsten der Familie zurückstellt. Gemeinsam gelingt es den beiden Frauen, das Geschäft auch in schwierigen Zeiten am Leben zu erhalten, bis die Söhne Hans und Paul aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehren. Goldene Zeiten brechen an, als das erfolgreichste Produkt der Firma Haribo das Licht der Welt erblickt: der Goldbär.

Hinter dem Pseudonym Katharina von der Lane verbergen sich die beiden Autorinnen Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck. Beide wurden 1974 in Garmisch-Partenkirchen geboren, haben Betriebswirtschaft studiert und gemeinsam bereits eine Krimiserie geschrieben. Christiane Omasreiter lebt heute mit ihrer Familie in Südtirol, Kathrin Scheck in Garmisch-Partenkirchen.

3. Kapitel


Pech, Mai 1940


Hans saß auf der Terrasse und genoss die warmen Sonnenstrahlen. Es war selten, dass er einmal allein zu Hause war. Gertrud war mit seiner Schwester Aga und den Kindern in die Stadt gefahren, um ihnen neue Kleider zu kaufen. Paulchen und Anita waren über die Wintermonate noch mal ordentlich gewachsen, und Hänschen hatte zwar nicht mehr an Körpergröße zugelegt, aber durch die vielen sportlichen Aktivitäten in der Hitlerjugend hatte er einen muskulöseren Oberkörper bekommen, sodass seine Hemden spannten.

Genussvoll schob Hans sich einen Bissen von Agas Apfelkuchen in den Mund, den er sich aus der Küche geholt hatte. Unwillkürlich dachte er daran, als er damals als junger Bonbonkocher in Neuss gelebt und manch einen Sonntag im Kaffeehaus bei einem Stück Apfelkuchen mit Zeitunglesen verbracht hatte. Er war schon immer gerne informiert, und im Café hatten verschiedene Journale ausgelegen, was den Vorteil hatte, dass er keine kaufen musste. Seiner Mutter hatte er damals nichts von seinem sonntäglichen Zeitvertreib erzählt. Für sie wäre es unverständlich gewesen, dass er als Arbeiter ein Café besuchte. Ihr Kommentar hätte gelautet: »Das ist nichts für einfache Leute wie uns. Das ist nur was für die Oberen.«

Er jedoch hatte immer daran geglaubt, dass die Grenzmauer »Leute wie uns« einzureißen war. Er hatte sich heimlich – gegen den Wunsch seiner Eltern – in der Fabrik von Kleutgen & Meier vorgestellt und dort als Arbeitsjunge angefangen. Dank Meister Willibald, der seinen Willen, seinen Fleiß und vor allem seine Leidenschaft für die Süßwaren erkannte, hatte er eine Lehre zum Bonbonkocher machen dürfen.

Besonders sein Vater Peter Riegel hatte nicht verstanden, warum sein Ältester nicht in seine Fußstapfen treten und wie er Maurer werden und nebenbei den kleinen Bauernhof in Friesdorf bewirtschaften wollte. In jener Zeit hatte es manch unschöne Szene gegeben. Öfter hatte Hans ihm schonungslos entgegengeschleudert, dass er nicht wie er sein Leben lang als Ackerer und zugleich auf dem Bau schuften wolle, um trotzdem nur von der Hand in den Mund zu leben. Seine Mutter Agnes hatte immer wieder zwischen dem Vater und ihm gestanden. Doch im Gegensatz zum Vater, der oft aufbrausend gewesen war, wenn etwas gegen seinen Willen ging, hatte sie trotz der vielen Arbeit jedem ihrer Kinder aufmerksam zugehört und versucht, sie zu verstehen. Ihr war wichtig gewesen, dass sich die Geschwister untereinander verstanden und zusammenhielten. Im Streit zwischen ihm und ihrem Mann hatte sie zwar nie Partei für ihren Ältesten ergriffen, doch hatte sie ihn auf seinem Weg unterstützt, Kompromisse vorgeschlagen und manch gutes Wort beim Vater eingelegt. Hans schätzte bis heute ihre Ratschläge, die von Vernunft und Warmherzigkeit geprägt waren.

Er selbst hatte nie an seiner Berufswahl gezweifelt. Denn er hatte schon bei seinem ersten Rundgang durch die Fabrik bei Kleutgen & Meier, als er den süßlichen Geruch von Lakritz eingeatmet und die vielen Kisten und Gläser mit den teils exotischen Zutaten in den Regalen im Lager gesehen hatte – wie Süßholzwurzel, Vanille, Veilchen und Pfefferminz – gewusst, dass sein Weg die Bonbonkocherei war.

Nach dem Krieg hatte er es zum Partner in der Süßwarenfabrik von August Heinen gebracht, was anfänglich für sie beide eine gewinnbringende Situation gewesen war. Heinens Sohn war im Krieg gefallen, und er hatte keinen Nachfolger gehabt. Hans war jung gewesen, hatte gearbeitet wie ein Berserker, und er hatte fortschrittliche Ideen, vor allem, was den Produktionsablauf betraf. Er hatte von Heinens betriebswirtschaftlichen Kenntnissen profitiert, gutes Geld verdient und wichtige Kontakte geschlossen. Doch nach einiger Zeit hatte er festgestellt, dass er und Heinen in vielen Dingen verschiedener Auffassung waren. Heinen hatte sich jeglichen Neuerungen verschlossen und schließlich sämtliche Entscheidungen von Hans sinnlos mit seinem Vetorecht blockiert, bis die Situation eskaliert war und Hans die Partnerschaft aufgekündigt hatte.

Daraufhin war er das Risiko eingegangen, sich selbstständig zu machen. An seinen Fähigkeiten hatte er nie gezweifelt, doch dachte er mit Grausen an den Druck zurück, der während der Anfangszeit auf ihm gelastet hatte. Mit seinem geringen Startkapital wäre jede Fehlentscheidung fatal gewesen. Nur mit Unbehagen erinnerte er sich daran, wie er einige Wochen die Küche seiner Mutter belagert hatte, um dort die ersten Bonbons zu kochen. Am heimischen Herd waren er und seine Mutter sich des Öfteren in die Quere gekommen, was zu allerhand Auseinandersetzungen geführt hatte. Hätte ihm Gertrud nicht geholfen, Waren zu verpacken und auszufahren und die Küche seiner Mutter zu reinigen, dann hätte es noch öfter keinen Sonntagsbraten für seine Familie gegeben – und seine Mutter hätte ihn irgendwann tatsächlich aus der Küche geworfen.

Hans schüttelte nachdenklich den Kopf. Er hatte damals eine halbe Ewigkeit gebraucht, um zu erkennen, dass Gertrud die Liebe seines Lebens war. Die treue Freundin, die immer an seiner Seite gestanden und die er als Frau so lange nicht wahrgenommen hatte, bis es fast zu spät gewesen war. Gott sei Dank hatte er damals sowohl bei Gertrud als auch mit HARIBO die Kurve gekriegt, dachte er schmunzelnd.

Die Skepsis seiner Eltern bezüglich seiner Selbständigkeit hatte sich erst viele Jahre später gelegt. Hans konnte sich an einen Moment erinnern, als sein Vater nach der Erweiterung der Fabrik in Kessenich durch die Produktionshalle ging. Als er die zahlreichen Menschen gesehen hatte, die mittlerweile für HARIBO arbeiteten, hatte er seinem Sohn anerkennend auf die Schulter geklopft. Lob vom Vater war selten, deshalb war Hans dieser Augenblick so wichtig gewesen. Die Wogen zwischen ihm und seinem Vater waren seitdem geglättet.

Positiv dazu beigetragen hatte auch, dass sein Bruder Martin, der jüngste der fünf Kinder, seine Berufung darin fand, den elterlichen Hof zu übernehmen. Genau wie er selbst hatten auch seine beiden anderen Brüder andere Wege eingeschlagen: Peter hatte im Großen Krieg ein Bein verloren und nach seiner Verletzung notgedrungen eine Lehre zum Schuster gemacht. Für ihn wäre es unmöglich gewesen, die schwere Arbeit auf dem Hof zu erledigen. Paul war nach Gertrud Hans’ erster Angestellter gewesen und arbeitete seitdem leidenschaftlich gerne bei HARIBO mit.

Hans war sich bewusst, dass nicht nur unternehmerisches Denken, Fleiß und Ehrgeiz dazugehörten, um eine Fabrik wie HARIBO mit derzeit vierhundert Mitarbeitern aufzubauen, sondern auch ein wenig Glück, dachte er. Beispielsweise im rechten Moment den richtigen Weg einzuschlagen. Als ein Krieg immer wahrscheinlicher geworden war, hatte er beschlossen, als pharmazeutische Fabrik zu firmieren, und eine Heilmittelsparte eingeführt. Aufgrund der Reduzierung von Rohstoffen stellten sie seit Kriegsbeginn zwar weniger Zuckerwaren her, dafür produzierte HARIBO dank der Kriegswichtigkeit seiner Heilmittel derzeit beinahe uneingeschränkt weiter. Viele seiner Konkurrenten, die ausschließlich Süßwaren herstellten, hatten mit Rohstoffengpässen zu kämpfen.

Ein weiterer Baustein seines Erfolgs war seine Familie – vor allem Gertrud und sein jüngerer Bruder Paul. Ihnen vertraute er vollständig, und bei schwierigen Entscheidungen waren sie wertvolle Ratgeber.

Diese waren gerade in der jetzigen Zeit Gold wert. Seit Oberbürgermeister Ludwig Rickert von der NSDAP ihn letztes Jahr im März persönlich zum »Tag der Wehrmacht« eingeladen hatte, war Hans klar geworden, dass Hitler sein Volk immer intensiver auf einen Krieg einstimmte. Bei der Veranstaltung »Tanz und Erbsensuppe« konnten die Bürger die Kasernen besichtigen. Bei einem Schaugefecht, in dem verschiedene Waffengattungen zum Einsatz kamen, erhielten die Besucher Einblick ins Soldatenleben. Hans war nur widerstrebend hingegangen, doch sein Ältester hatte ihm keine Ruhe gelassen, bis er Rickert zugesagt und Hänschen mitgenommen hatte.

Schon frühzeitig, nämlich schon seit Anfang November 1936, waren – wie gesetzlich vorgeschrieben – im Raum Bonn immer wieder Luftschutzübungen und später auch Verdunklungsübungen durchgeführt worden, um die Bevölkerung auf einen Luftkrieg vorzubereiten. Doch war es zu Kriegsbeginn im letzten September relativ ruhig geblieben. Seitdem allerdings die Nachschubwege für die Westfront durch Bonn führten, war das Gebiet in den Fokus der britischen Bomber gerückt. Vor einigen Wochen war Karl, einer seiner Jagdkameraden, von einem herabfallenden Granatsplitter der eigenen Luftabwehr auf der Straße tödlich verletzt worden. Daraufhin hatte Hans seine Familie und seine Mitarbeiter nochmals darauf hingewiesen, dass sie bei Alarm oder wenn die Flak schoss, unbedingt die Schutzräume aufsuchen und nicht draußen herumlaufen sollten.

Hans’ Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, und er blätterte zur nächsten Seite des Bonner Generalanzeigers, der ausgebreitet vor ihm auf dem Tisch lag.

Entsetzt starrte er auf die abgebildeten Fotos der nächsten Seite. Sie zeigten die Schäden, die durch drei Angriffe britischer Bomber in Bonn in der vergangenen Nacht entstanden waren. Aufmerksam las er den dazugehörigen Artikel. Neun Menschen hatten bei dem britischen Angriff, der der Bahnlinie zwischen Haupt- und Güterbahnhof gegolten hatte, ihr Leben in den Holzbaracken am Dransdorfer Weg verloren. Bei zwei späteren Angriffen waren Gebäude des »Musikerviertels«, das in der Nähe der Gleise...

Erscheint lt. Verlag 19.2.2025
Reihe/Serie Die Haribo-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 40er Jahre • Anne Jacobs • Bonbons • Charlotte Jacobi • eBooks • Familiensaga • Firmengeschichte • Frauenromane • Goldbär • Hans Riegel • Historische Romane • Lakritz • Liebesromane • Lisa Graf • Süßigkeiten • Süßwaren • wahre Begebenheiten • Wiederaufbau • Wirtschaftswunder
ISBN-10 3-641-30803-8 / 3641308038
ISBN-13 978-3-641-30803-2 / 9783641308032
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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