Commissaire Cluzet und der tödliche Calvados (eBook)
183 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-5549-8 (ISBN)
Stammt der beste Calvados aus Auciel Haute in der Normandie? Ein großer Wettbewerb wird den besten Apfelbrand auszeichnen. Auch Cluzets Freund Bruno will teilnehmen. Dessen nicht ganz legales Lager liegt versteckt unter einer mittelalterlichen Kapelle - und wird kurz vor dem Wettbewerb bis auf den letzten Tropfen geplündert! Ehrensache, dass Cluzet seinem Freund bei der Suche nach dem Schwarzgebrannten hilft. Doch schon bald überschattet ein Todesfall die Diebesjagd. Und Polizistin Sandrine hat den starken Verdacht: Das war kein Unfall!
Über die Serie:
Urbain Cluzet ist Commissaire de Police in Paris. Besser gesagt, er war es. Denn nach dem Tod seiner geliebten Frau und seiner Pensionierung zieht er sich in seinen Geburtsort, das beschauliche Auciel Haute in der Normandie, zurück. Doch das Ermitteln kann er nicht lassen. Zumal Sandrine Saidi, die begabteste Polizistin des Ortes, von ihrem inkompetenten Chef, dem Major de Police Melki, ausgebremst wird.
Dennoch - oder gerade deswegen - genießt Cluzet das gemütliche Leben in Auciel Haute, wo er im kleinen Gartenhäuschen der Pension seiner Wahl-Enkelin Nathalie Bosc wohnt und sich regelmäßig mit seinem besten Freund, dem Apfelbauern und Schwarzbrenner Bruno, auf einen Calvados trifft.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
<p>Hinter dem Namen<strong>Alexandre Dupont</strong>verbirgt sich der Autor Joner Storesang. Als Saarländer hatte er immer schon eine innige Beziehung zu Frankreich. Lange Wanderungen entlang der geschichtsträchtigen Küsten und durch die Wälder der Normandie liebt er mindestens so sehr wie das Einkehren bei Käse und Wein. Zu seinem gemütlichen Ermittler Urbain Cluzet inspirierten ihn die Lektüre französischer Kriminalromane und die Unerschütterlichkeit der Menschen in der Normandie. Als Autor schreibt Joner Storesang fürs TV und Krimi-Hörbücher. Auf sein Konto gehen auch die Kriminalromane 'seelenschwarz' und 'Perfect World - nichts scheint, wie es ist'. Er lebt mit Notizbuch als Grenzgänger in Saarbrücken und mit Wahlfamilie inklusive eigenwilliger Katzen in Köln.</p>
3
Das hintere Schutzblech schepperte, als Cluzet die Rue de Merles im Ortskern entlangradelte. Dabei hatte er vor kurzem das Klapprad durchgesehen und alle Schrauben festgezogen. Cluzet hielt am Straßenrand und schob das Gefährt auf den Gehsteig in den Schatten der alten Eichen, die eine nicht minder alte Steinbank einrahmten. Er setzte sich und kam erstmal wieder zu Atem, während ihm der Schweiß aus allen Poren drang.
Ein Rotkehlchen schimpfte wegen der Störung und flatterte davon.
Obwohl es noch früh am Tag war, hatte die Sonne schon Kraft. Überm Asphalt lag eine dünne Flimmerschicht. Die Geschäfte in der Straße hatten ihre Markisen über den Schaufenstern ausgefahren. Von einem Lkw aus wurden die Blumenkübel am Straßenrand reichlich mit Wasser versorgt. Und die Gemüter erhitzten sich offensichtlich auch schon.
Vor der kleinen Boucherie Martini diskutierte der namensgebende Metzger mit einem hageren Mann. Auf die Entfernung und dazu noch von hinten konnte Cluzet ihn nicht gut erkennen. Der Unbekannte redete mit großen Gesten auf den gewichtigen Martini in seiner weißen Metzgerskluft ein und erhielt immer nur Kopfschütteln zur Antwort. Dann einen wedelnden Zeigefinger. Schließlich ließ Martini ihn einfach auf der Straße stehen. Der Mann streckte ratlos beide Arme von sich, bis er schließlich abwinkte, in seinen Wagen stieg und davonfuhr.
Eigentlich war Auciel Haute ein beschauliches Örtchen. Aber nicht immer konnten die Bewohner ihr normannisches Erbe leugnen. Es konnte auch schon mal hitzig werden.
Cluzet widmete sich wieder dem Schutzblech und entdeckte, dass eine Schraube an der Halterung fehlte. Er konnte sich ausmalen, wo er sie verloren hatte.
Wie Nathalie gewollt hatte, war er zu Bruno geradelt. Er hatte einen Feldweg als Abkürzung genutzt und war darauf ordentlich durchgeschüttelt worden. Leider hatte er Bruno nicht angetroffen. Obwohl er eigentlich ins Bett gehörte, war er offensichtlich unterwegs. Von seinem Nachbarn hatte Cluzet erfahren, dass Bruno mit einer Leiter und Werkzeug weggefahren war. Vermutlich auf seine kleine Plantage am anderen Ende Auciel Hautes. Also hatte Cluzet sich auf den Weg gemacht.
Cluzet knickte einen jungen Zweig vom Busch hinter ihm ab und entfernte die Rinde. Anschließend knotete er die Schutzblechhalterung damit provisorisch fest, wie er es als Junge gelernt hatte. Es würde vorläufig halten.
Im Augenwinkel nahm Cluzet wahr, dass auf der anderen Straßenseite ein schwarzer Kleintransporter anhielt.
»Hallo!«, rief eine männliche Stimme. »Hey! Monsieur! Sie mit dem Rad. Kommen Sie mal her!«
Cluzet blickte auf. Aus dem Kleintransporter mit der Aufschrift »Spiritueux et Spécialités Gauthier« winkte ihn ein Mann mit grauen Locken und Spitzbart zu sich heran. Wenn das Gauthier persönlich war, dann hatte Cluzet gerade Brunos ärgsten Konkurrenten vor sich.
Cluzet verspürte sofort eine gewisse Abneigung, also blieb er sitzen und nickte nur.
Der Spitzbärtige setzte zurück, fuhr auf den Gehweg vor Cluzet und lehnte sich mit einem Arm aus dem Fenster. »Dieses Vieux Moulin. Wo finde ich das?«
»Das Vieux Moulin …«, wiederholte Cluzet überlegend und sah jeweils in beide Richtungen die Straße hinab. Nicht nur aus Loyalität zu Bruno widerstrebte es ihm, dem Mann zu helfen, sondern auch wegen seiner Überheblichkeit. »Sind Sie der Gauthier aus Moyaux?«
»Höchstpersönlich«, lachte Gauthier ihn plötzlich an. »Das Vieux Moulin?«
»Kennen Sie sich hier ein bisschen aus?«
»Würde ich dann fragen? Mein Handyakku ist leer und ich hab kein Kabel. Jetzt ist das Navi natürlich auch weg.«
»Sie kommen wegen dem Calvadosabend?«
»War grad in der Gegend und dachte, ich sehe mir die Hütte mal an.«
»Hütte trifft es ganz sicher nicht. Das ist ein wirklich hübsches Lokal. Ein schöner Rahmen für so einen Abend.«
»Das behauptet die Wirtin auch. Die ist noch sehr jung, oder? Die Stimme am Telefon klang danach.« Offensichtlich konnte er sich ein anzügliches Grinsen einfach nicht verkneifen. »Und sie ist bestimmt … äh … nett?«
Es grummelte in Cluzets Magengegend. Noch zwei oder drei Sätze vom Spitzbart, und es konnte ein ausgewachsener Groll werden. Cluzet stand auf, legte eine Hand auf den Außenspiegel und kratzte sich mit der anderen nachdenklich am Kinn, bis er schließlich die Straße runterzeigte.
Inzwischen staute sich der Verkehr an dem Nadelöhr, das Gauthier verursacht hatte.
»Also eigentlich müssen Sie zurück, von wo Sie gekommen sind. Immer der Straße nach. An der dritten Ampel geht rechts eine kleine Gasse ab. Da müssen Sie rein und dann immer geradeaus bis ans Ende. Die Straße ist dann irgendwann nicht mehr geteert. Aber Sie fahren immer weiter. Können Sie nicht verpassen.«
»Ganz schön abgelegen.« Gauthier strich sich über den Spitzbart.
Gleichzeitig kam vor seinem Wagen eine knatternde, weiße Piaggio Ape mit den blauen Streifen der Polizei auf dem Kastenaufbau zum Stehen. Sandrine Saidi quetschte sich in Uniform im Führerhaus, sah zu ihnen beiden herüber und streckte den Kopf aus dem Fenster.
»Alles in Ordnung, Urbain?«
Cluzet tappte gegen den Türholm des Kleintransporters. »Der junge Mann hat nur nach dem Weg gefragt.«
»Alles in Ordnung, Madame!«, bestätigte auch Gauthier, setzte seinen Wagen zurück, drehte um und fädelte sich in den Verkehr ein.
»Spielst du jetzt schon den Fremdenführer?«, lachte Sandrine. Sie war wenige Jahre jünger als Cluzet, aber sie sah aus, als trennte sie eine ganze Generation. »Wo will er denn hin?«
»Zu Nathalie.«
Sandrine sah ihn erstaunt an. »Das ist doch genau in die entgegengesetzte Richtung.«
»Er will vorher noch woanders hin«, flunkerte Cluzet. Er wollte ihr jetzt nicht erklären, warum er Gauthier in ein kleines, abgelegenes Waldstück am Ortsrand geschickt hatte, in dem der Weg so eng wurde, dass man nicht mal mehr wenden konnte.
»Na, dann. Aber gut, dass ich dich treffe.« Sandrine griff unter den Sitz und reichte Cluzet eine braune Papiertüte. »Ich hab hier was für dich.«
»Was ist das?« Cluzet nahm die Tüte und öffnete sie. Die kleinen Teilchen darin rochen nach Zitrone und Vanille.
»Makroud. Die jüngste Schwester meines Vaters war zu Besuch.« Sandrines Vater war in jungen Jahren aus Algier nach Frankreich gekommen und hatte nach Auciel Haute geheiratet. Er war der Älteste von vier Geschwistern und besagte Schwester eine Nachzüglerin gewesen. Sie war fünf Jahre jünger als Sandrine, weswegen Sandrine sich beharrlich weigerte, sie Tante zu nennen. Stattdessen sprach sie immer nur von der jüngsten Schwester ihres Vaters. »Ich bin jetzt ein paar Tage nur mit solchen Sachen gefüttert worden. Ich kann nicht mehr. Eigentlich wollte ich sie mit zur Arbeit nehmen. Aber dann landen sie nur in Melkis Bauch.«
Melki, oder Major de Police Vincent Melki, war Sandrines Vorgesetzter und Chef der örtlichen Polizei. Über die Jahre hatte er Sandrine gern im Weg gestanden, was Beförderungen anging. Vorrangig vermutlich, weil sie die fähigere Polizistin war. Weitaus fähiger als der vor allem auf Eitelkeit bedachte Melki.
»Danke!« Cluzet dachte an die Zimtröllchen, die zu Hause auf dem Messingtisch standen und sein Frühstück hatten sein sollen. Inzwischen meldete sich bereits der Hunger. Cluzet griff in die Tüte und biss von einem der süßen Stückchen ab. Über all der Süße schwebte der Geschmack von Rosenwasser und Orangenblüten.
»Oh, mein Gott!«, schwärmte er mit vollem Mund.
»Wenn du magst, komm später zum Essen zu mir. Ich hab den Kühlschrank randvoll. Wir machen einen Resteabend. Ja? Hilf mir!« Sie sah ihn gespielt gequält an, wartete aber Cluzets Antwort nicht ab. »Falls Bruno heute mal auf dich verzichten kann.«
Meist traf sich Cluzet abends mit Bruno zu einem Gläschen Calvados auf dessen Veranda. Normalweise sagte er diese Abende nicht kurzfristig ab. »Das wird ihm wohl nicht schwerfallen. Er ist krank. Erkältet.«
»Ah, deswegen!«, schmunzelte Sandrine. »Ich hab vorhin gesehen, wie er zur alten Kapelle abgebogen ist.«
Mit der alten Kapelle meinte sie die Chapelle des quatre Vierges. Im Mittelalter hatten die Bewohner von Auciel Haute sie vor den Toren der Stadt gebaut, aus Dank, weil sie von der Pest weitestgehend verschont geblieben waren. Bis heute hielt sich die Legende, dass der Grund dafür das Trinken aus einer Wasserquelle dort gewesen war. Die sprudelte zwar schon lange nicht mehr. Trotzdem war die Kapelle zu einer Art Wallfahrtsort geworden.
Bevor Cluzet etwas erwidern konnte, krächzte das Funkgerät und bestellte Sandrine in die Avenue du Général de Gaulle. »Die Arbeit ruft. Also dann heute Abend?«
Cluzet stimmte zu, und Sandrine knatterte in der Polizei-Ape davon. Anschließend wandte Cluzet sich seinem Fahrrad zu und atmete tief durch.
Zur alten Kapelle also.
Das artete langsam in Sport aus.
Brunos rostiger Peugeot parkte neben der Chapelle des quatre Vierges, als Cluzet auf die Lichtung einbog. Die kleine Kapelle aus Sandstein mit zwei schmalen Spitzbogenfenstern auf jeder Seite war von einem schmalen Waldstreifen umgeben und strahlte hell im Sonnenlicht.
Cluzet ließ das Rad ausrollen, stieg ab und lehnte es an den Peugeot. Hatte ihn auf dem Weg hierher noch der Fahrtwind gekühlt, brach Cluzet jetzt der Schweiß aus. Sein Hemd war in Sekunden durchgeschwitzt.
Keuchend ließ er sich im Schatten der Kapelle auf die Steinbank neben der Eingangstür sinken...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2024 |
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Reihe/Serie | Commissaire Cluzet |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | COSY • Cozy • Frankreich • Gemütlich • Krimis • spannend • Urlaubskrimi • Wohlfühlkrimi |
ISBN-10 | 3-7517-5549-7 / 3751755497 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5549-8 / 9783751755498 |
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Größe: 8,1 MB
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