Miss Noras Liebesexperiment (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2687-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Noras Liebesexperiment - Sophie Jordan
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Statt um die Aufmerksamkeit der Gentlemen des ton zu buhlen, beschäftigt sich Miss Nora Langley lieber mit dem Studium der Heilkräuter. Leider möchte niemand auf gute Ratschläge hören, wenn sie von einer Dame stammen, weshalb Nora sich im Schriftverkehr als ihr verstorbener Vater Dr. Langley ausgibt. Eine besondere Brieffreundschaft verbindet sie mit Constantine Sinclair - doch als der attraktive Erbe plötzlich vor ihrer Tür steht, erwachen ganz neue, wilde Begierden in der sonst so rationalen Wissenschaftlerin! Dabei ist Constantine ihr gar nicht wohlgesonnen. Im Gegenteil: Erbost über ihre Maskerade droht er, ihr Geheimnis zu verraten!



Geschichten über Drachen, Krieger und Prinzesssinnen dachte Sophie Jordan sich schon als Kind gerne aus. Bevor sie diese jedoch mit anderen teilte, unterrichtete sie Englisch und Literatur. Nach der Geburt ihres ersten Kindes machte sie das Schreiben endlich zum Beruf und begeistert seitdem mit ihren eigenen Geschichten. Die New-York-Times-Bestsellerautorin lebt mit ihrer Familie in Houston, und wenn sie sich nicht gerade die Finger wund tippt bei einem weiteren Schreibmarathon, sieht sie sich gerne Krimis und Reality-Shows an.

1. KAPITEL


Januar 1866

Oberst Constantine Sinclair neigte nicht zum Trunk, andernfalls hätte er zu diesem Zeitpunkt bereits tief ins Glas geschaut und wäre auf bestem Weg in einen sinnlosen Rausch.

Sorgfältig legte er das Schreiben vor sich auf den Tisch, lehnte sich im Stuhl zurück und starrte ins Leere. Von draußen drangen gedämpft männliche Stimmen und gelegentliches Gelächter ins Zelt, vermischt mit den noch schwächeren Geräuschen des abendlichen Dschungels.

Seit fast acht Monaten kampierten sie nun schon hier. Die meisten der hier lebenden Wildtiere blieben auf Distanz, doch er vergaß nie, dass sie immer da waren und um das Lager herumschlichen. Vergangene Woche erst hatte sich einer der Soldaten nachts zu weit von den Zelten entfernt und in der Dunkelheit verirrt. Am nächsten Morgen fanden sie nur noch seine Überreste – eine lebenswichtige Ermahnung für sie alle, stets wachsam zu bleiben.

Die Welt war voller wilder und unbezähmbarer Dinge, die nur drauf warteten, einen zu verschlingen, mal war es ein Tiger, mal eine Splitterverletzung. Das Leben bot keinerlei Garantien. Das hatte er zwar schon immer gewusst, doch dieser Brief brachte es ihm noch einmal besonders nachdrücklich in Erinnerung.

Sobald die Gespräche der Männer versiegten und alle sich zum Schlafen zurückzogen, würde er auch das Rauschen des nahen Flusses hören können. Das war stets der friedvollste Teil des Tages, wenn der Lärm sich legte und Ruhe einkehrte – oder zumindest die Illusion von Ruhe.

Im Morgengrauen, wenn die Welt erneut erwachte und die grünen Berge, die sie umgaben, allmählich aus dem Frühnebel auftauchten, unternahm er oft einen Ritt am Fluss entlang. Um diese Jahreszeit war das Klima angenehm, ein deutlicher Unterschied zu der lähmenden Hitze, die bei ihrer Ankunft hier geherrscht hatte.

Nun würde er all das verlassen müssen … aber nicht aus freiem Willen.

Die Pflicht rief ihn nach Hause.

Durch die Planen seines Zeltes hindurch konnte er das Aroma von Essen riechen, das über Lagerfeuern gegart wurde. Constantine hatte bereits gegessen, und sein Dinner lag ihm jetzt schwer wie ein Wackerstein im Magen. Irgendwo in der Ferne spielte jemand die Mandoline. Mehrere Stimmen vereinten sich im Gesang, der das Instrument begleitete, doch auch das vermochte seine Stimmung nicht zu heben.

Abende wie dieser waren keine Seltenheit, auch das Lied war ihm nicht neu. Korporal Jones gab „Fair Rosamond“ ziemlich oft zum Besten. Die Ballade zählte zu den Lieblingsstücken der Männer.

Das einzig Unvertraute hier war der Brief, den er gerade auf seinen Schreibtisch geworfen hatte. Er stammte vom Verwalter des Dukes of Birchwood. Und enthielt die Aufforderung, umgehend nach Hause zurückzukehren.

Nach England.

Nach Hause.

Nach Birchwood House.

Constantine ertappte sich dabei, wie er das Schreiben so wütend anfunkelte, als könnte er es durch Willenskraft in Flammen aufgehen lassen und zu einem schwelenden Aschehaufen reduzieren.

Seit vielen Jahren hatte er an jenen Ort nicht mehr als sein Zuhause gedacht. Sein halbes Leben lang war ein Armeezelt für ihn sein Zuhause gewesen. Zum Teufel. Sogar ein schlammiges Schlachtfeld fühlte sich mehr nach zu Hause an als das, was er als Grünschnabel in England zurückgelassen hatte. Diesen Grünschnabel, der er einst gewesen war, gab es schon lange nicht mehr.

Die Zeltklappe wurde aufgeschlagen, und sein Bursche kam herein. „Puh.“ Morris nahm seine Kappe ab und strich sich durchs Haar. „Der Wind hat aufgefrischt. Von Osten nähert sich ein Sturm.“

In der Tat, ein Sturm näherte sich.

„Nun, ich werde mich morgen entschieden westlich orientieren.“

Sein Bursche, der sich bereits auf seiner Pritsche niedergelassen hatte, schaute ihn scharf an. „Haben Sie Befehl erhalten, uns weiter nach Westen zu verlegen?“

„In gewisser Weise.“ Wieder starrte Constantine auf den Brief. „Ich habe meinen Marschbefehl erhalten. Sie und die Männer bleiben hier.“

Stirnrunzelnd folgte Morris dem Blick seines Vorgesetzten. „Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.“

„Man hat mich nach Hause beordert, Morris.“

„Nach Hause heißt nach England?“

Constantine antwortete nicht gleich, zu sehr damit beschäftigt, die unvermutete Wendung in seinem Leben zu verarbeiten. Schließlich nickte er, das Schreiben mit dem vage vertrauten herzoglichen Siegel so argwöhnisch beäugend, als wäre es ein Wesen aus Fleisch und Blut, das ihn jeden Moment mit gefletschten Zähnen attackieren könnte. „Auf Wunsch des Dukes of Birchwood.“

Der noble Aristokrat war noch immer unauslöschlich in Constantines Gedächtnis eingebrannt, mit seinem buschigen grauen Backenbart und dem eisblauen Blick, der einen förmlich durchbohren konnte. Tatsächlich war der Duke die wohl markanteste seiner Kindheitserinnerungen, über alles andere hinausragend wie ein mächtiges Gemäuer. An seine Eltern konnte Constantine sich kaum erinnern, sie waberten allenfalls wie Fetzen aus verschwommenen Wasserfarben-Skizzen durch sein Gemüt.

Er war erst sieben Jahre alt gewesen, als sie beide an Cholera erkrankten und starben, und er hatte sich nach dem Verlust seiner Mutter und seines Vaters verzweifelt nach der Liebe und Anerkennung des entfernten Verwandten gesehnt, auf dessen Türschwelle man den kleinen Waisenjungen abgesetzt hatte.

Constantines Vater war ein einfacher Jurist gewesen, seine Mutter stammte aus noch bescheideneren Verhältnissen, hatte vor ihrer Heirat als Ladenmädchen im Londoner East End gearbeitet. Die finanzielle Situation der kleinen Familie war alles andere als rosig gewesen, doch die zärtliche Art, in der seine Mum ihm das Haar zurückgestrichen hatte, während sie ihn in den Schlaf sang, zählte zu Constantines wenigen kostbaren Erinnerungen an seine frühe Kindheit.

Die Stadtresidenz des Dukes in Mayfair war dem verstörten kleinen Jungen wie ein Palast erschienen, mit ihren zahllosen livrierten Dienstboten, dem glanzvollen Inventar, den prachtvollen Gemälden und grandiosen Gewölbedecken, die bis in den Himmel zu reichen schienen.

In den zehn folgenden Jahren wechselte der Duke nur selten ein Wort mit ihm, doch niemand konnte leugnen, dass der Mann nach dem Tod von Constantines Eltern gut für ihn sorgte. Niemand hatte ihn dazu gezwungen. Er war ein Duke, einer der höchsten Adeligen Großbritanniens, und er hatte Constantine aufgenommen, ihm ein Dach über dem Kopf gegeben, ein eigenes Zimmer, regelmäßige Mahlzeiten. Und er hatte ihn zusammen mit seinen drei Söhnen unterrichten lassen.

Constantine war ihm etwas schuldig.

Vor allem, wenn man bedachte, wie absolut nachvollziehbar es gewesen wäre, ihn an ein Waisen- oder Arbeitshaus weiterzureichen. Schließlich konnte man ihre familiäre Verbindung bestenfalls als unbedeutend bezeichnen – Constantines Vater war nur über sehr, sehr viele Ecken mit dem Duke verwandt. Dennoch hatte der seinem damals siebzehnjährigen Schützling sogar ein Patent gekauft, und mitnichten ein schäbiges. Constantine war als Offizier in die Armee eingetreten und bereits mit dreißig Jahren Oberst geworden. Gern würde er glauben, dass er dank seiner militärischen Fähigkeiten so schnell durch die Ränge marschiert war, doch seine Beziehung zum Duke of Birchwood blieb bei keiner seiner Beförderungen unerwähnt.

Nun, kaum ein Jahr nach dem letzten Karrieresprung, gab es bereits Andeutungen, dass ein weiterer bevorstehen könnte. Doch das hatte sich jetzt vermutlich erledigt.

„Warum hat man Sie nach Hause gerufen?“

„Wie es aussieht, ist der Sohn des Dukes bedauerlicherweise von uns gegangen.“ Constantines ausdruckslose Stimme verriet nichts von seinem inneren Aufruhr.

„Tot?“, hakte Morris nach.

„Ja.“

Er empfand einen Anflug von Kummer über das Schicksal seines Cousins. Winston war ihm vom Alter her am nächsten gewesen und hatte den toleranten Ton im Umgang mit dem armen Waisenjungen vorgegeben, die beiden jüngeren Brüder waren seinem Beispiel gefolgt. Trotzdem konnte Constantine nicht behaupten, dass er den Söhnen des Dukes besonders nahegestanden hatte. Stets war da eine Kluft zwischen ihnen gewesen, ein unausgesprochenes Bewusstsein, dass er kein echter Birchwood war, sondern nur ein Findelkind von der falschen Seite des Familienstammbaums. Sie waren nie unfreundlich zu ihm … nur gleichgültig. Auf kühle Art desinteressiert. Im Grunde hatten sie ihn wie eine streunende Katze behandelt, die man meist ignorierte, aber gelegentlich hinter den Ohren kraulte.

Und nun, nachdem dieser Brief ihn darüber informiert hatte, dass Winston gestorben war, so entsetzlich bald nach Constantines beiden jüngeren Cousins, fühlte er nichts anderes als eine Art schockierte Benommenheit und tiefe Bestürzung über die persönlichen Folgen der Tragödie für ihn selbst.

„Ich dachte, die beiden Söhne des Duke of Birchwood wären bereits tot? Das hat man Ihnen doch vor Monaten mitgeteilt. Warum ruft man Sie jetzt nach …“

„Oh, da muss ich wohl etwas richtigstellen. Diesmal handelt es sich um einen dritten Sohn“, erwiderte Constantine schnell und schüttelte den Kopf, der sich momentan so anfühlte, als hätte er einen kräftigen Schlag abbekommen. Das alles war schon sehr verwirrend. „Birchwoods ältester und dritter Sohn ist gestorben. Alle drei sind jetzt tot.“

Alle drei.

Tot.

Alle drei Söhne des Duke...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2024
Reihe/Serie Historical Gold Extra
Übersetzer Ira Panic
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlanderliebesromane • Historical Gold Extra • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-2687-0 / 3751526870
ISBN-13 978-3-7515-2687-6 / 9783751526876
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