Friede, Freude, Fegefeuer (eBook)
174 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-4702-7 (ISBN)
Mein Name ist Harley, ich bin Schreiberling und veröffentliche meine Bücher im Selfpublishing. Ich habe mich 2021 selbständig gemacht und davor als pädagogische Fachkraft gearbeitet. Wenn ich nicht gerade dabei bin, meine Bücher zu schreiben, zu überarbeiten und zu veröffentlichen, dann begleite ich Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit. Seit der Grundschule schreibe ich Geschichten, aber ich habe mich nie getraut, sie jemanden zu zeigen. Meine Familie hat mich dazu ermutigt, meine Heptalogie 'Narren der Gerechtigkeit' Band für Band zu veröffentlichen. Bereits als Kind war ich davon fasziniert, wie unterschiedlich die Menschen ein und dieselbe Situation wahrnehmen können. Darum beschreibe ich die Legende jeweils aus den Perspektiven verschiedener Charaktere in weiteren Bänden.
Mein Name ist Harley, ich bin Schreiberling und veröffentliche meine Bücher im Selfpublishing. Ich habe mich 2021 selbständig gemacht und davor als pädagogische Fachkraft gearbeitet. Wenn ich nicht gerade dabei bin, meine Bücher zu schreiben, zu überarbeiten und zu veröffentlichen, dann begleite ich Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit. Seit der Grundschule schreibe ich Geschichten, aber ich habe mich nie getraut, sie jemanden zu zeigen. Meine Familie hat mich dazu ermutigt, meine Heptalogie "Narren der Gerechtigkeit" Band für Band zu veröffentlichen. Bereits als Kind war ich davon fasziniert, wie unterschiedlich die Menschen ein und dieselbe Situation wahrnehmen können. Darum beschreibe ich die Legende jeweils aus den Perspektiven verschiedener Charaktere in weiteren Bänden.
Kapitel 1: Versteckspiel in London
Nach einem kalten, aber friedlichen Winter brachte der Frühling die warmen Sonnenstrahlen und den Gesang der Vögel in den Sherwood Forest zurück. Es war Frühjahr 1193 und schon bald würde aus dem verträumten Kind ein junger Erwachsener werden. Im vergangenen Jahr hatte sich viel Leid zugetragen: Bucky war an einer schweren Vergiftung gestorben, eine Fehde mit dem Sheriff von Nottingham bedrohte ihr Leben aufs Neue und nach einem Streit war Will fortgegangen.
Doch Much und Oscar hatten sich mit dem Hirtenmädchen Clorinda angefreundet und weitere Gefährten wie der Kesselflicker Hardin und der Töpfer Jakob sind Teil der Räuberbande geworden. Außerdem schauten ab und an der Förster Ingelgram und Johns Vetter der Gerber Arthur im Versteck unter der alten Eiche vorbei.
Eines schönen Tages brachte Robin den lange vermissten Will wieder ins Lager zurück. Der Müllerssohn kreischte vor Freude und umarmte den Handwerker fest. Robin hatte nach ihm gesucht und sich nach einer langen Aussprache mit ihm versöhnt.
»Ich bin so froh, dass es dir gut geht und dass du wieder da bist!«, grüßte Much den Wiedergekehrten.
»Danke. Es war nicht leicht, den Winter über allein zu bleiben, aber ich schätze, ich brauchte Zeit für mich.«
In dem Moment trommelte Robin die Gefährten am Lagerfeuer zusammen. Auf ihrem Weg nach Hause waren die beiden einem Boten aus London begegnet, der Robin auf Geheiß der Königinmutter eine Einladung zu einem offenen Turnier in der Hauptstadt überreicht hatte, an dem alle fähigen Kämpfer teilnehmen durfte – eine ungewohnte, aber vielversprechende Gelegenheit.
Das interessierte den Jungen weniger. Vielmehr dachte Much an ein Wiedersehen mit seinen Freunden Amrou, Waliyah und Zarif. So konnte er die Zeit kaum abwarten und turnte laut lachend durch das Versteck – sehr zum Leidtragen seines Ziehvaters, der mit ihm schimpfte. Davon ließ sich der fröhliche Bursche jedoch nicht seine gute Laune nicht verderben. Erst recht nicht, als die Reise nach London endlich losging.
Am Turnier wollten sowohl Robin, als auch John und David teilnehmen. Fast alle anderen Gefährten wollten sie nach London begleiten. Nur der alte Eldred und Will blieben im Sherwood Forest zurück. Letzterer aufgrund seiner unangenehmen Erfahrung mit den Betrügern bei seiner letzten Reise in die Hauptstadt.
Voran schritten John, David und der Schmied Neridan. Ihnen folgten der ehemalige Tierfänger Rabastan, Robin, Aleden und Hardin, der seinen Karren zog. Dahinter fuhr Bruder Tuck mit seinem Gefährt, der von dem Esel des Mönchs gezogen wurde und auf dessen Landefläche Oscar saß. Much und Jakob bildeten das Schlusslicht. Obwohl alle guter Dinge waren, brauchten sie fast vier Tage für den Weg, was für den ungeduldigen Träumer eine halbe Ewigkeit war.
»Sind wir bald da?«, fragte Much unentwegt, bis ihm die Erwachsenen nicht mehr antworteten..
Am Sankt Georgstag erreichten sie endlich den Londoner Norden. Auf einem Platz außerhalb der Stadtmauer in der Nähe von Aldersgate konnten sie ihre Zelte aufstellen und die nächsten drei Tage übernachten.
Ungeduldig scharrte Much mit den Füßen, denn er wollte so bald wie möglich zum Korn- und Getreidemarkt, um ja keine Vorführung der Akrobaten zu verpassen. »Wann können wir endlich los?«, fragte er daher unentwegt, was sein »Sind wir bald da« während der Reise ersetzte. Little John verdrehte bereits die Augen und Neridan murmelte etwas Unverständliches in seinen langen Kinnbart.
»Ach, lasst ihn doch. Der Junge will sich nur die Artisten ansehen. Von denen kann er noch was lernen«, meinte Aleden beschwichtigend.
John verschränkte die Arme und griente verwegen. »Dann kannst du ihn ja begleiten.«
Much konnte sich schon denken, warum Aleden für ihn gesprochen hatte; auf dem Marktplatz gab es allerhand Stände, an denen man auch Bier und Wein kaufen konnte.
Allerdings war er nicht der Einzige, der sich ein wenig die Beine vertreten und ein wenig feiern wollte: David sprang auf und eilte aufgeregt zu ihnen. »Darf ich auch mit? Ja, darf ich auch mit?«
»Du musst dich eigentlich für das Turnier fertigmachen«, erwiderte John und seufzte.
»Bitte! Noch habe ich Zeit bis zum ersten Kampf! Ja? Ja? Sag schon ja, John!« Der Ringer aus Doncaster klang fast so ungeduldig und kindlich wie der Müllerssohn.
»Na, meinetwegen. Ein wenig Freizeit kann ja nicht schaden. Aber passt auf, dass ihr keinen Unfug anstellt! Ich will keine Beschwerden über euch hören!«
Freudig jubelnd machten sie sich auf dem Weg zum Markt. Die Aufregung in Much wuchs, als sie gerade durch das Aldersgate gingen. Obwohl er schon einmal hier gewesen war, überforderten die vielen Geräusche, ungewohnten Gerüche und farbenfrohen Besucher seine Sinne für einen Augenblick und nahmen ihm die Orientierung. Ständig lief er gegen Passanten oder rempelte sie versehentlich an. Grummelnd nahm ihn Aleden zwischen sich und David, damit sie keinen Hader mit den Bewohnern Londons bekamen oder zu viel Aufmerksamkeit erregten.
Much konnte es kaum noch abwarten und als er im Schatten der Kirche Saint Mary Magdalene bereits den Duft der leckeren Suppen und Brote riechen konnte, gab es kein Halten mehr. Er rannte los, bis er den Korn- und Getreidemarkt erreichte, auf dem anlässlich des Turniers weitere Stände aufgebaut waren. Allerdings wurde seine Fröhlichkeit getrübt, denn außer den vielen Besuchern und Händlern waren auf dem ersten Blick keine Artisten zu sehen.
Seine Gefährten holten ihn ein und die drei bahnten sich ihren Weg durch das Publikum bis zu der Stelle, an der sie damals die Akrobaten zum ersten Mal gesehen hatten. Dort bildeten gerade die Menschen einen Kreis um einen Künstler, der eine Fidel auf dem Rücken trug. Seine Kleidung bestand aus vielen bunten Flicken und schien ihm ein wenig zu groß zu sein. Auf seinem Kopf saß eine voluminöse Mütze, die seine langen Haare bedeckte.
»Ich bin der König der Fiedler und ich schwöre, es ist die Wahrheit, und ich nenne jeden, der daran zweifelt, eine Ente«, rief der Mann. Daraufhin grölten die Zuschauer, David und Aleden. Der Fiedler trat auf David zu und roch demonstrativ an ihm.
»Gefällt dir das, was du riechst?«, fragte David grinsend.
»Igitt, igitt! Der Geschmack eines Waldfleisches haftet an Euch!«
»Fürwahr, fürwahr!«, antwortete David breit grinsend und wieder lachte das Publikum los.
Alle außer Much, der nicht verstand, was die Erwachsenen daran so lustig fanden. »Können wir weitergehen?«
»Warte, der ist urkomisch!«
»Ein Segen, ein Segen!«, brüllte der König der Fiedler so laut, dass es in Muchs Ohren klingelte. »Der Wohlbeleibte dort drüben wird niemals ein Esel sein.«
Ein rundlicher Mann verzog verärgert das Gesicht, während alle anderen Schaulustigen über ihn lachten.
Kopfschüttelnd verließ der Junge das Schauspiel. An einem Stand sah er einen Jongleur stehen, der den Fiedler skeptisch betrachtete. »Könnt Ihr mir sagen, wo ich die Akrobaten finde?«, fragte er ihn.
Der Mann nickte. »Die machen gerade Pause. Unser Zeltlager ist hinter dieser Gasse dort. Die gehst du bis zum Ende durch und dann führt dich der Weg zu einer Wiese.«
Auf besagter Wiese entdeckte Much einige Artisten, die für die nächste Darbietung probten. Seine Freunde fand er jedoch nicht. Er schaute sich weiter um und allmählich glaubte er, dass er sie nicht wiedertreffen würde. Möglicherweise waren sie in ihre weitentfernte Heimat zurückgekehrt. Die pure Enttäuschung machte sich in ihm breit und mit eingezogenem Kopf ging er von dannen.
»Hey, Much?«, hörte er unerwartet hinter sich eine ihm bekannte Stimme und drehte sich um. »Zarif! Waliyah! Much ist wieder da!«
Amrou lachte freudig auf, rannte auf ihn zu und breitete dabei seine Arme aus. Much tat es ihm gleich und fand sich kurzerhand in einer herzlichen Umarmung wieder, die er so nur von seinen Eltern und von Bucky kannte.
Um ihn zu begrüßen, trat Waliyah aus dem Zelt heraus und kam näher, so auch Zarif, wenngleich ein wenig langsamer.
»Ich freue mich, euch zu sehen!«
Waliyah lächelte. »Much, der Junge mit Kupferhaaren, es ist schön, dass du wieder da bist!«
»Ihr habt meine Sprache gelernt.«
»Ja, wir wollen in England leben und arbeiten. Darum haben viel gelernt, um mit euch sprechen zu können.«
Zarif verschränkte die Arme. »Was wollen du hier? Stehlen Tricks?«
»Hast du vergessen, wer das ist? Er ist unser Freund«, beschwichtigte Waliyah und wandte sich Much zu. »Verzeih ihm bitte. Mein Bruder will mich und Amrou beschützen.«
»Schon gut, ich verstehe das.« Ihm fiel auf, dass Waliyah am meisten sprach, Zarifs Haltung wirkte argwöhnisch, während Amrou ihn mit offenem und warmem Blick betrachtete. Als sie einander ansahen, lächelte er zwar, schaute jedoch mit erröteten Wangen weg, was Much verwunderte. »Also ich, äh, wollte tatsächlich von euch was lernen, wenn es euch nichts ausmacht.«
»Du darfst!«, platzte es aus Amrou heraus und er erntete damit ein paar verdutzte Blicke seiner Geschwister. »Ich meine, du bist bei uns immer willkommen!«
Einen Augenblick lang hob Waliyah ihre Hand an ihr Kinn und schaute nachdenklich drein. Dann entschied sie: »Gut, wir werden ein paar unserer einfachen Kunststücke beibringen. Aber zuerst zeigst du uns, was du bisher gelernt hast!«
Voller Lebenslust machte Much einen Handstand und einen Überschlag, die er seit ihrer letzten Begegnung bei jeder Gelegenheit geprobt hatte. Den ganzen Tag lang übten sie Radschlagen, turnten und tanzten gemeinsam über die Wiese.
Am Abend...
Erscheint lt. Verlag | 27.7.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Bogenschießen • England • Erste Liebe • Mittelalter • Queer • Robin Hood • Wälder |
ISBN-10 | 3-7598-4702-1 / 3759847021 |
ISBN-13 | 978-3-7598-4702-7 / 9783759847027 |
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