Der Rommé-Club ermittelt (eBook)

Kriminalroman | Warmherzig, spannend und mordsmäßig unterhaltsam – frischer cozy crime mit Provinzcharme und Landschaftsidylle
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0817-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Rommé-Club ermittelt - Birgit Zimmermann
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Diese Eifler Seniorinnen lassen sich nichts vormachen!

Die Neuigkeit macht in Himmelrath schneller die Runde als man gucken kann: Der Verbandsbürgermeister Hubert Brandt ist tot. Erschlagen. Mit einem Stein. Tragisch, wirklich! Der Schrecken bei den vier Rommé-Freundinnen Evelyne, Barbara, Ingrid und Rosa sitzt tief. Darauf erst mal ein Schlückchen Wein ... Schnell wird klar, dass Barbaras gemütlicher Bruder Hannes, Kriminalbeamter kurz vor der Pensionierung (gedanklich jedoch bereits seit vielen Jahren in Rente), mit diesem Fall maßlos überfordert sein wird. Die vier Rentnerinnen sind sich einig: Warum ihm nicht ein wenig unter die Arme greifen? Er muss ja nichts davon erfahren ...



Birgit Zimmermann lebt in der Eifel und hat bereits zahlreiche erfolgreiche Romane unter Pseudonymen veröffentlicht. Ihr Steckenpferd sind starke Frauenfiguren, die gegen die Konventionen ihrer Zeit ankämpfen und nebenbei die Liebe finden. Wenn Birgit Zimmermann nicht gerade Romane schreibt, ist sie draußen in der Natur unterwegs. Beim Wandern mit ihrer Schäferhündin in den Bergen und Strandspaziergängen am Meer lässt sie sich zu neuen Stoffen inspirieren.

2. KAPITEL


Evelyne achtete im Straßenverkehr grundsätzlich darauf, die vorgeschriebene Geschwindigkeit einzuhalten – auch in so ländlichen und wenig befahrenen Gegenden wie der Eifel. Die Dorfstraße durch Himmelrath ließ jedoch ohnehin kein schnelles Fahren zu. Nicht nur, weil sie kurvig und eng war, sondern weil Evelyne immer wieder nach rechts und links grüßen musste. Vor Helgas Lebensmittelladen, der neben einem kleinen Sortiment für den täglichen Bedarf auch über eine Theke mit frischen Brötchen und Eifler Brot verfügte, standen Barbaras Cousinen. Die beiden waren gestenreich mit zusammengesteckten Köpfen ins Gespräch vertieft. Als sie an ihnen vorbeifuhr, winkten sie ihr fröhlich zu. Ein paar Meter weiter stellte Monika Hammes gerade vor ihrer Metzgerei die Tafel mit den Tagesangeboten auf. Monika hob kurz die Hand. Ihre Miene wirkte alles andere als fröhlich. Merkwürdig.

Als Evelyne am Gasthof zum Schwarzen Adler vorbeifuhr, saßen dort bereits der ehemalige Drogist von Himmelrath, der seine Apotheke inzwischen an seine Nichte Jutta abgegeben hatte, mit dem pensionierten Dorfschulrektor Mühe unterm Sonnenschirm beim Frühschoppen zusammen. Beide hatten ein Glas Rotwein vor sich stehen. Evelyne schmunzelte – war sie sich doch sicher, dass sich bei dem schönen Sommerwetter schon bald ein paar weitere pensionierte Herren aus dem Dorf zu den beiden gesellen würden.

Nachdem der Dorfkern hinter ihr lag, wanderten ihre Gedanken zu Hubert Brandt. Mit vielen Stimmen, vor allem weiblichen, und großen Hoffnungen war der clevere Finanzmakler Hubert Brandt aus Adenau vor knapp acht Jahren zum Verbandsbürgermeister gewählt worden. Er hatte viel dafür getan, stets und überall präsent zu sein. Meistens in Begleitung seiner Frau und seines Sohnes. Die drei waren die perfekte Vorzeigefamilie. Ob beim Aufrichten des Maibaumes in Adenau, beim Hahnenköppen, beim traditionellen Himmelrather Waffelfest oder bei Schützen- und Feuerwehrfesten in der Gemeinde – Hubert Brandt war stets tatkräftig dabei, was ihm besonders die Sympathie der traditionsbewussten Bürgerinnen und Bürger eingebracht hatte. Er war attraktiv, beredt, jovial und charmant. Jede Frau, ob jung oder alt, beneidete Friderike um diesen Mann. Seit der Flut jedoch, die das Leben im Ahrtal verändert hatte, war es in der Bevölkerung gegenüber Brandt zu einem Stimmungswechsel gekommen. Zur Verbandsgemeinde Adenau gehörten auch ein paar kleine Ortschaften, die von der Katastrophe betroffen waren. Statt sich um deren raschen Wiederaufbau zu kümmern, widmete sich Brandt lieber dem Ausbau der Windenergie. Um sich bei der Landesregierung, die eine Windenergiequote vorschrieb, beliebt zu machen – so munkelten viele. Denn Brandt machte keinen Hehl daraus, einen Sitz im Landesministerium in Mainz anzustreben. Ob sein Mörder vielleicht bei den von der Flut Betroffenen zu suchen ist?, ging es Evelyne durch den Kopf.

Als ihr dieser Gedanke kam, fuhr sie gerade an Barbaras Hof vorbei, der abseits der Straße in den blühenden Wiesen ruhte. Achthundert Meter weiter hatte sie dann auch schon ihr Ziel erreicht. Die Villa der Brandts lag etwas außerhalb von Himmelrath. In seinem mediterranen Stil wirkte der terrakottafarbene Bau wie ein Fremdkörper in der Eifellandschaft. Da das große Grundstück nur spärlich bepflanzt war, entdeckte Evelyne schon von Weitem Friderikes Kleinwagen vor der Doppelgarage neben dem schwarzen Kombi, der ihrem Mann gehört hatte. Ihre Sportfreundin, die sie vor Jahren in einer Yogagruppe kennengelernt hatte und mit der sie seither regelmäßig zum Joggen ging – obwohl Friderike zwanzig Jahre jünger war als sie! –, war also zu Hause.

Evelyne spürte, wie ihre Handflächen feucht wurden. Sie war keine schüchterne Person, war es zeitlebens gewohnt, vor vielen Menschen zu sprechen, aber dieser Gang machte ihr doch zu schaffen. Friderike lag ihr am Herzen, sie konnte sich nicht vorstellen, wie die Freundin mit der Situation umgehen würde. Sie rechnete mit dem Schlimmsten. Auch fiel es ihr schwer, in solchen Situationen die richtigen Worte zu finden – emotionale Worte, die ihr grundsätzlich nicht so leicht über die Lippen kamen.

Als sie aus dem Wagen stieg, öffnete sich die weiße Kassettentür, und Friderike trat heraus. Sie trug einen pfirsichfarbenen Hausanzug, der sie noch blasser machte, als sie ohnehin meistens war. Das dünne blonde Haar war im Nacken zu einem unordentlichen Knoten zusammengefasst. Als sie Friderikes rosafarben geschminkte Lippen und die getuschten Wimpern bemerkte, war sie doch überrascht. Friderike schminkte sich nur selten. Unwillkürlich musste sie an den Spruch ihrer Mutter denken, die vor ihrer Geburt Kosmetikerin mit einem eigenen kleinen Salon – dem Schminktöpfchen – in Bonn gewesen war: Ein gepflegtes Äußeres ist wie ein Korsett, das einen vor dem inneren Zusammenbruch bewahren kann. Ein Spruch, den sie selbst für absoluten Blödsinn hielt.

»Hallo, ich habe ein Auto kommen hören«, begrüßte Friderike sie. Ihre Stimme war weich und leise, was sie allen Menschen auf Anhieb sympathisch machte.

»Komme ich ungelegen?« Evelyne bemühte sich, ihrer sonst eher kräftigen Stimme auch einen weichen Klang zu geben.

»Nein, komm rein.« Friderike trat zur Seite und gab den Weg frei in die Eingangshalle.

So häufig sie sich auch zum Laufen trafen, bei den Brandts zu Hause war sie noch nie gewesen. Hubert braucht privat seine Ruhe, hatte die Erklärung stets gelautet. Nun führte die alleinige Hausherrin sie durch eine doppelte Flügeltür aus Glas in ein riesiges Wohnzimmer mit einem Mobiliar aus Acryl, Chrom und schwarzem Leder, das eine sachliche und kühle Atmosphäre schuf. Das konnte unmöglich Friderikes Geschmack sein!

»Wollen wir nach draußen gehen?«, fragte Friderike.

Die Gestaltung der Terrasse nahm den mediterranen Stil der Architektur des Hauses wieder auf. Überall standen terrakottafarbene Gefäße. Die meisten waren leer. Nur in einigen warteten ein paar vom Eifelwind gebeutelte Palmen auf Wasser. Im Swimmingpool trieben eine Luftmatratze, die dringend aufgeblasen werden musste, sowie ein lederner Fußball.

»Wo ist Jan?«, erkundigte sich Evelyne angesichts des Balls. Jan war ein leidenschaftlicher Fußballspieler im Adenauer Jugendverein.

»Bei meiner Schwester in Bonn. Sie hat ihn gestern Nachmittag, nachdem die Kripo weg war, abgeholt. Es sind ja Ferien. Kaffee?« Friderike zeigte auf das Tablett mit den diversen bunten Bechern, der Thermoskanne und der Schale mit Gebäck.

»Gerne. Erwartest du Besuch? Vielleicht passt es jetzt doch nicht so …« Evelyne war verwirrt, was nicht oft vorkam. Das Haus der Brandts, seine Atmosphäre, den großen Garten hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Mehr mit dem Leben und der Wärme einer glücklichen Familie erfüllt.

»Alles gut«, hörte sie ihre Freundin in ihre Gedanken hinein sagen. »Ich dachte, wahrscheinlich schauen heute ein paar Leute aus der Gemeindeverwaltung vorbei. Zum Kondolieren. Inzwischen hat es sich bestimmt herumgesprochen.«

Sie beobachtete, wie Friderike mit ruhiger Hand Kaffee einschenkte. Erstaunlich, wie gelassen sie war! Ihr zart geschnittenes Gesicht zeigte weder Spuren einer durchweinten Nacht noch Trauer oder Verzweiflung. Das konnte nur der Schock sein, der alle Gefühle blockierte. Was auch kein Wunder war. Wie sollte ein Mensch so schnell begreifen, was da so plötzlich in sein Leben hereingebrochen war!

»Wie geht es dir?«, fragte sie vorsichtig, nachdem sie am Kaffee genippt hatte.

Friderike hatte den roten Becher mit beiden Händen so fest umfasst, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie zuckte mit den schmalen Schultern. »Ich weiß es selbst noch nicht. Ich fühle mich, als hätte ich mit alledem nichts zu tun.«

»Wenn ich dir oder Jan helfen kann, sag es mir.« Ein paar Augenblicke lang hielt Evelyne inne. Sie tat sich schwer mit dieser Situation, die ganz anders war als die, auf die sie sich innerlich eingestellt hatte. Sie hatte eine in Verzweiflung aufgelöste Witwe erwartet. Mit unerwarteten Wendungen konnte sie grundsätzlich nur schlecht umgehen. »Jetzt kommt eine Menge Behördenkram auf dich zu«, sprach sie weiter. »Wenn du möchtest, kann ich dir dabei helfen.«

Friderike nickte mit abwesendem Blick. »Die Leiche muss erst freigegeben werden. Du weißt ja, die Obduktion …«

»Hast du sie identifizieren müssen?«

Ihre Freundin schüttelte den Kopf. »Gott sei Dank nicht. Hannes Neffgen kannte Hubert. Die Kripo wusste also sofort, wer das Opfer war.«

Evelyne räusperte sich entschlossen. »Du wirkst sehr gefasst.«

»Ich habe erst gestern früh bemerkt, dass er in der Nacht von Sonntag auf Montag nicht heimgekommen ist«, erzählte Friderike. »Ich hatte abends eine Schlaftablette genommen. Und dann habe ich sofort die Polizei angerufen.«

Merkte man tatsächlich nach jahrelanger Ehe nicht, wenn der Platz neben einem im Bett leer blieb?, fragte sich Evelyne im Stillen. Okay … Darin hatte sie natürlich keine Erfahrung.

»Dann ist die Kriminalpolizei gekommen. Wegen unserer Alibis. Herr Neffgen war sehr mitfühlend und rücksichtsvoll. Er sagte, dass wohl ein Kampf stattgefunden haben muss. Hubert hatte Blutergüsse wie von kräftigen Hieben am Körper. Und sein Gewehr muss der Mörder mitgenommen haben.« Friderike seufzte, bevor sie fortfuhr: »Der Kommissar hat mich gefragt, ob Hubert irgendwelche Feinde gehabt hat …«

Evelyne wurde hellhörig. »Und? Hatte er?«

»Na ja, sein Verhalten nach der Flut …« Friderike hob die Schultern. »Da gibt’s schon ein paar...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher krimi thriller • Cosy Crime • Donnerstagsmordclub • Eifel • Hobbydetektivin • hobby ermittler • Humor • Rentner • Rheinland • Richard Osman • Rommé • Seniorin
ISBN-10 3-7499-0817-6 / 3749908176
ISBN-13 978-3-7499-0817-2 / 9783749908172
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