What a Way To Go (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
448 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-32848-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

What a Way To Go - Bella Mackie
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Mit jedem erdenklichen Pomp begeht Anthony Wistern - Self-Made-Millionär, Patriarch, Womanizer - seinen 60. Geburtstag. Doch zum Höhepunkt der Party findet er sich überraschend im Jenseits wieder. Von dort aus muss er beobachten, wie 'seine Lieben' die eine oder andere Krokodilsträne angesichts seines Todes hervorpressen, sich de facto allerdings nur für eines interessieren: das Erbe. Aber wie verdammt, ist er eigentlich gestorben? So einige Partygäste hätten sicher Grund gehabt, ihm die Lichter auszublasen: betrogene Geschäftspartner, sitzengelassene Geliebte, raffzahnige Familienmitglieder. Die Polizei scheint keinerlei Interesse an Ermittlungen zu hegen. Insofern ruht Anthonys ganze Hoffnung auf einer jungen True-Crime-Bloggerin, die mit erstaunlicher Zähigkeit Nachforschungen anstellt. Fragt sich nur, mit welcher Agenda ...

Bella Mackie, Journalistin und Autorin, hat für den Guardian, die Vogue und das Vice Magazine geschrieben. »How To Kill Your Family« ist ihr erster Roman, der bereits kurz nach Erscheinen die britischen Bestsellerlisten stürmte. Bella Mackie ist mit dem BBC-Radiomoderator Greg James verheiratet und lebt in London.

Anthony


Wenn ich jetzt so zurückblicke, würde ich an dem Abend meines Todes nicht viel ändern. Wenn man vom Ende absieht, was ich natürlich nicht kann, war er ziemlich fantastisch. Bekäme man vorab die Warnung, dass man gleich ins Gras beißen wird, liefe man vielleicht schreiend rum, würde den Gott, von dem man annähme, er würde einen noch am ehesten erhören, anflehen, »ich will leben«, und auf diese Weise die kostbaren letzten Augenblicke vergeuden. Ich bin froh, dass ich nicht vorgewarnt wurde. Denn es bedeutete, dass ich den Abend damit zubrachte, Champagner wie Wasser zu saufen und über den grünen Klee gelobt zu werden, als wäre ich der Diktator eines kleinen, aber reichen Landes gewesen. Wenn ich eine Kleinigkeit bemängeln dürfte, dann die Tatsache, dass Mary Chambers acht kostbare Minuten meines letzten Abends auf Erden bekam. Sie bestand nämlich darauf, dass ich mir alles über ihr neues Wohltätigkeitsprojekt anhörte.

Natürlich hätte ihr nicht gestattet sein sollen, auch nur in meine Nähe zu kommen. Ich hätte gedacht, ich würde maximal kurz Hallo sagen und mir dann erlauben, von jemand Wichtigerem weggezogen zu werden. Und fast jeder war wichtiger als Mary Chambers. Diese unerträgliche Frau rief mehrmals die Woche erfolglos im Büro an. Niemals rief ich sie zurück, wobei sie den asteroidgroßen Wink trotzdem nicht kapierte. Sie hatte, als ihr Mann letztes Jahr starb, ein niederschmetternd großes Vermögen geerbt. Er war mitten in der Nacht nahe Portofino von seiner Yacht gekippt – das hatte ein kollektives Augenbrauenlupfen nach sich gezogen, kann ich Ihnen flüstern. Vor allem riss seine Tochter aus einer früheren Ehe die Augenbrauen hoch. Sie war stinksauer, weil sie nicht in seinem Testament stand. Erfolglos verklagte sie Mary auf ihren Anteil. Ich wusste, wie verzweifelt sie bei mir investieren wollte, und die schiere Riesigkeit ihres Vermögens brachte mich ein paarmal in Versuchung, aber am Ende entschied ich mich immer dafür, es abzulehnen. Die Frau war zu neugierig, zu wissbegierig. Ich brauchte Investoren, die nicht nachbohrten und herumschnüffelten, aber genau das war Marys ganzer Lebenszweck. Falls Mary Chambers irgendwas mit dem Tod ihres Ehemannes zu tun hatte, worauf seine Tochter weiterhin lautstark beharrte, dann hätte ich sie sehr viel interessanter gefunden, doch dafür fehlte ihr der Weitblick. Ganz ehrlich, John Chambers war ein übler Trunkenbold gewesen, der durch das Gewicht seines enormen Wansts ins Taumeln geraten und über Bord gefallen war.

Langweilig, aber kaum teuflisch. Nein, dazu war sie nicht imstande. Die Frau tat sich nur in einer einzigen Disziplin hervor: Labern. Aber irgendwie schaffte sie es auf die Liste, weil meine Frau fand, es wäre wichtig, sie dabeizuhaben. »Sie ist im Vorstand der Lamcusi Foundation!«, bekam ich zu hören, als ob das den entscheidenden Unterschied machte.

Mein großer Fehler bestand darin, vor dem Dinner Drogen zu nehmen. Danach wurde es erwartet, ja, man wurde sogar dazu angestiftet. Aber vorher? Es machte mich nachlässig. Zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass ich maximal gestresst war und das brennende Verlangen spürte, mich lockerzumachen. Ich hatte mich im Garten umgesehen, in dem es überall glitzerte und unglaublich schön aussah, und endlich eine Art Rausch empfunden. Olivia hatte sich selbst übertroffen. So sehr mich die monatelange Vorbereitung genervt hatte – es sah einfach fantastisch aus. Wir fingen unten beim Teich an, der dekoriert war wie ein Mittsommernachtsmärchen. Hunderte großer schimmernder Lichtkugeln waren im Geäst der Bäume rund um das Wasser befestigt. »Weiches Licht«, hatte meine Frau einen der Ausstatter früher am Tag angezischt, der den Fehler begangen hatte, die Birnen zu hell leuchten zu lassen. Ähnlich hatte sie auch den Steg, der noch am Vortag frisch gewachst worden war, damit er glänzte, mit kleineren Leuchtkugeln dekorieren lassen. Mehr von diesen Kugeln standen auf dünnen Metallstangen am Seeufer. Die Krönung bildete allerdings ein riesiges Exemplar, das heute Morgen von zehn kräftigen Kerlen auf dem Grund des Teichs platziert worden war. Meine Frau hatte eine Vision, müssen Sie wissen, wonach »Wasser von oben und von unten beleuchtet« werden sollte. Und wenn man bedenkt, wie viel wir dem Ausstatter dafür bezahlt haben, wäre es undenkbar gewesen, ihr zu erklären, das sei unmöglich. Die Glaskugel war von Hand in Italien hergestellt. Zweimal wäre sie beinah zerbrochen, beim Auspacken und als sie den Hügel hinunter zu ihrem Bestimmungsort gerollt wurde. Doch es lohnte sich. Als unsere Gäste, nachdem sie den riesigen Bogen durchschritten hatten, bei dem Anblick nach Luft schnappten, hatte ich den Beweis dafür, dass meine Geburtstagsparty noch ewig in Erinnerung bleiben würde. Und ich sollte recht behalten, wenn auch vielleicht nicht aus dem Grund, den ich mir vorgestellt hatte.

Nach den Drinks wurden wir von lächelnden jungen Frauen in ansprechend engen schwarzen Kleidern zu den Zelten geleitet. Als meine Freunde sich aus dem ersten wunderschönen Raum, den Olivia von einer Armee Lakaien hatte dekorieren lassen, in den zweiten bewegten, wo das Dinner stattfinden sollte, fing ich zum ersten Mal seit Monaten an, mich beinah sorglos zu fühlen. Du denkst, deine Sorgen wären unüberwindlich, und dann reicht dir ein Kellner ein Glas wirklich guten Weins. Du nimmst noch ein paar mehr davon, und plötzlich bist du mit George im Badezimmer, ziehst eine oder zwei Lines seines besten Pulvers und findest dich für kurze Zeit befreit von den Problemen, die dir wie ein verdammter Elefantenbulle auf der Brust gehockt hatten. Manchmal ist ein wenig Entspannung eine großartige Idee. Diese puritanische Gesellschaft, zu der wir uns anscheinend entwickelt haben, finde ich unerträglich. Denn darin hat die Wichtigkeit von Gesundheit und einem langen Leben jede Vorstellung von Spaß beseitigt. Allerdings war ich mit sechzig schon tot, von daher gebe ich zu, dass es vielleicht unklug wäre, meinen Rat ganz genau zu befolgen.

Auf dem Weg zum Tisch hielten Männer mich auf, um mir die Hand zu quetschen und auf den Rücken zu schlagen, Frauen küssten mir die Wangen und ließen ihre Finger eine Sekunde zu lang in meiner Hand liegen. Sie alle ersehnten sich eine Chance bei Wistern, und in dem Moment hätte ich nach Belieben aussuchen können. Was für ein Auftrieb für einen Mann am Rande des Abgrunds! Vielleicht käme es in Ordnung, begann ein Teil meines Gehirns zu denken. Hier waren Hunderte von Leuten, und das war nur die streng ausgesuchte Kategorie A. Wochenlang hatte Olivia Anrufe von Leuten abgewimmelt, die es nicht geschafft hatten. Sie bettelten darum, zu kommen und den Ring küssen zu dürfen. Zumindest ein paar von ihnen würden mir sicher beistehen. Ein Mann kann all das nicht auf einen Schlag verlieren. Dieses Selbstvertrauen war ein Geschenk der Drogen, das erkenne ich jetzt. Selbstsicherheit mag eine meiner Schwächen sein, aber normalerweise fehlt mir nicht jeglicher Realitätssinn. Trotzdem bin ich froh, dass ich einen Teil meines letzten Abends auf Erden mit einer Spur Hoffnung verbrachte. Die brauchte ich dringend. Doch das bedeutete, ich konzentrierte mich nicht darauf, wer sich wo befand. Während ich durch den Raum ging, stand dann plötzlich Mary Chambers direkt vor mir und winkte so hektisch, als wäre ich ein Taxi, das sie anhalten wollte.

Ich war nie ein Mann, der Wutanfälle bekam. Schließlich habe ich Tausende Pfund an diverse Martial-Arts-Experten gezahlt, die in zahlreichen Studios auf der ganzen Welt mit mir kämpften, damit ich jegliche Aggression loswürde. Ein Typ, der die Spitzenathleten der Mixed Martial Arts trainiert, erzählte mir einmal, mein rechter Haken sei zwar denen aller Leute, die er kenne, ebenbürtig, doch er müsse gezügelt werden. Viele Kerle gehen nämlich in die Finanzbranche und glauben, der Weg zum Erfolg bestünde darin, pures Testosteron auszuschwitzen. Aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen leicht einschüchternd und tatsächlich furchterregend, und ich habe immer sorgsam darauf geachtet, auf der richtigen Seite dieser Grenze zu bleiben. Als ich jedoch sah, wie Mary Chambers darauf lauerte, sich auf mich zu stürzen, hätte ich am liebsten einem Impuls folgend dem Kellner rechts von mir eine reingehauen. Hektisch wirbelte ich herum, weil ich hoffte, jemanden, irgendwen zu finden, der mir half. Doch es war zu spät. Sie packte meinen Arm und schob sich so dicht vor mich, dass ich ihren Atem riechen konnte. Und dann passierte etwas Lustiges. Die Verzweiflung, die ich wochen-, wenn nicht monatelang zurückgehalten hatte, fiel mir wie eine Wasserbombe direkt auf den Kopf. Das würde nicht gut ausgehen. Mary Chambers fing an, in ernstem Ton über Katzen in Kriegsgebieten auf mich einzureden. Ich nickte und fühlte mich plötzlich wie eins von den Tieren. In dem Moment wurde mir klar, dass ich nichts anderes tun konnte, als in das langweilige Gesicht dieser Frau zu starren, während sie gerade »… leben in ihrem eigenen Dreck« zu mir sagte. Wahrscheinlich würde ich in den Knast kommen, dachte ich, und versuchte mir vorzustellen, wie das wäre. Müsste ich dann auch in meinem eigenen Dreck leben? Sicherlich würde Mary Chambers nicht so für mich eintreten, wie sie es jetzt innig für diese verdammten Viecher tat. Wie alle anderen pflegte sie über meine Verfehlungen zu tratschen und auf Partys meine Frau zu meiden, scheinheilig bis zuletzt, genau wie die übrigen Gäste hier. Kaum eine Seele in diesem Zelt verfügte über das geringste moralische Rückgrat – von jedem, den ich sah, hätte ich ein Sündenregister abspulen können. Rohan, Steuerhinterziehung. Jeremy, Vermieter von Elendsquartieren in gigantischem Umfang. Chuck, schlug vor einem privaten...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Übersetzer Sylvia Bieker, Bernhard Kleinschmidt, Henriette Zeltner-Shane
Sprache deutsch
Original-Titel What a Way To Go
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • eBooks • Familie • Gesellschaftskritik • how to kill your family • Karsten Dusse • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mord • Neuerscheinung • Satire • Schwarzer Humor • Spiegel Bestseller Autorin • starke Heldin • Whodunit
ISBN-10 3-641-32848-9 / 3641328489
ISBN-13 978-3-641-32848-1 / 9783641328481
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