Die Übermacht (eBook)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6129-1 (ISBN)
Die Wahrheit über das größte Geheimnis Chinas
Nachdem eine chinesische Spitzenwissenschaftlerin im deutschen Fernsehen vor laufenden Kameras gestorben ist, soll der ehemalige BND-Mitarbeiter Robert Forster herausfinden, warum. Kurze Zeit später bekommt in China die Nichte der Toten, Maria, eine geheimnisvolle Nachricht ihrer Tante zugespielt, die sie vor dem größten Geheimnis von Chinas Regierung warnt. Maria müsse auf einem USB-Stick gespeicherte Informationen unbedingt nach Deutschland bringen. Während Maria versucht, aus China zu flüchten, kommt in Berlin auch Robert langsam hinter die Pläne der Chinesen, die alle Menschen im Westen bedrohen. Nur gemeinsam können er und Maria das Vorhaben noch vereiteln - doch dafür müssen sie lang genug überleben ...
<p>Nach einem Filmstudium in Rom und London, Tätigkeiten als Regisseur in Musikvideos und Werbefilmen sowie als TV-Formatentwickler ist<strong>Stefan Grebe</strong> inzwischen im Filmbereich hauptsächlich als Regisseur und Autor von Musikdokumentationen tätig, z.B. über Queen, Whitney Houston und Die Fantastischen Vier.</p> <p><strong>DIE ÜBERMACHT</strong>ist sein Debüt als Thriller-Autor.</p>
優越性
Dienstag, 2. Juni, 01:27, Lagerhaus, Wuhan
Jeder Beat war wie ein Stromstoß in ihrem Blut; mit ihrem harten Technosound peitschte sie die Menge auf der Tanzfläche voran. Lichtblitze durchzuckten das abbruchreife Lagerhaus. Die tanzende Meute war für sie immer nur in Momentaufnahmen zu sehen, kleine Zeitsprünge wie schnell aufeinanderfolgende Fotografien.
Der Mann, der gerade auf ihr DJ-Podium geklettert war, brüllte ihr etwas ins Ohr, doch die Musik war zu laut, um ihn zu verstehen. Im Schein des Laptops, mit dem sie die Musik steuerte, betrachtete sie sein Gesicht. Er sah unverschämt gut aus, sein dichtes schwarzes Haar glänzte im Schein der Lampe auf dem DJ-Pult, die scharfe Nase war wie mit einem Lineal gezogen, sein intensiver Blick fragend und fordernd zugleich. Sie schätzte ihn auf Ende zwanzig. Straffe Muskeln spannten sein schwarzes T-Shirt.
Mit einem Lächeln akzeptierte sie seine Anwesenheit; eigentlich mochte sie es nicht, bei der Arbeit von Fremden gestört zu werden. In den Tiefen ihres Laptops suchte sie nach dem nächsten passenden Track und zauberte einen fließenden Übergang auf die Tanzfläche. Jetzt hatte sie ein paar Minuten Zeit.
Sie drehte sich zu ihm um. Er fixierte sie mit seinem Blick. Sie näherte sich seinem linken Ohr und sog seinen Geruch ein, er roch gut, sehr gut sogar.
»Ich bin Maria, und wie heißt du?«, brüllte sie ihm ins Ohr.
»Yang«, schrie er zurück. Oder war es Yong?
Sie schnappte sich vom DJ-Pult ihre leere Flasche Snow, hielt sie in seine Richtung und gab ihm per Handzeichen den Auftrag, für sie beide zwei neue Bier zu besorgen.
Mitten im nächsten Track kehrte er zurück. Die Musik verschluckte das Aneinanderstoßen der Flasche; beim Trinken schauten sie sich in die Augen. Er näherte sich gerade ihrem rechten Ohr, um etwas zu sagen, als Maria in den Augenwinkeln etwas wahrnahm: In die zuckenden Blitze mischten sich permanente Lichtpunkte. Wie große Glühwürmchen, sie bewegten sich hektisch hin und her. Schlagartig setzte die Musik aus. Das Stroboskop zuckte weiter.
»Hier ist die Polizei«, ertönte eine Stimme aus einem Megafon. »Die illegale Party ist beendet.«
Unter den strengen Ton des Megafons legte sich ein vielstimmiges Entsetzen; wie Kakerlaken im Licht stoben die Feiernden in alle Richtungen davon, doch die Möglichkeit zur Flucht war ihnen versperrt. Immer mehr Glühwürmchen strömten durch den Eingang.
Yang nahm Marias Hand. »Komm mit!«
Er zerrte sie vom Pult weg, doch sie riss sich los. Mit zwei schnellen Schritten war sie zurück am Laptop, zog den USB-Stick raus, schnappte sich ihren kleinen Rucksack und lief zurück zu Yang. Gemeinsam sprangen sie vom DJ-Pult. Nach wenigen Schritten erreichten sie das Ende der Halle. Yang zog Maria zu einer riesigen, rostigen Schiebetür, die einen Teil der Wand bedeckte. Mit aller Kraft schob er sie zur Seite, bis der Spalt groß genug war, um sich durchzuquetschen. Dahinter lag eine Halle, mehrere Stockwerke hoch. Fahles Mondlicht mühte sich durch trübe Scheiben. Yangs und Marias Laufschritte hallten durch das Gebäude. Mit dem Licht einer kleinen Taschenlampe bahnte Yang ihren Weg. Am anderen Ende erreichten sie eine Wand. Eine Türklinke schimmerte im Lampenschein. Vorsichtig öffnete Yang die Tür und schob den Kopf hindurch.
»Okay«, sagte er leise. »Draußen ist alles ruhig.«
Sie schlüpften durch den Türspalt und blickten in einen Hinterhof voller Bauschuttcontainer. Die Luft war mild, der Himmel wolkenverhangen, in einer Lücke zeigte sich der Mond als schmale Sichel. Eine Steinmauer samt Metalltor schirmte den Hof zur Straße ab. Das Tor stand offen, direkt davor warf eine kalt leuchtende Straßenlaterne ihr Licht auf den Asphalt. Sie rannten über den Hof und hielten sich im Schatten des Tores.
»Lass mich vorgehen«, flüsterte Maria.
Sie setzte sich den Rucksack auf, trat auf der Straße in den Lichtkegel und sah sich um. Rechts endete die Straße in einer Sackgasse, links tauchte nach hundert Metern eine Querstraße auf. Mit zusammengekniffenen Augen scannte Maria die Umgebung nach Überwachungskameras, konnte aber im Dunkeln keine ausmachen. Nach Aussage des Partybetreibers war die Gegend noch nicht von Kameras verseucht.
Sie winkte Yang zu sich und nahm seine Hand. Ihr Körper stand unter Hochspannung, ihr Puls pochte im Kopf. Die Mauern warfen das Geräusch ihrer Schritte zurück. Die Gebäude rechts und links der Sackgasse waren wie Kadaver. Das Mondlicht ließ überall Zeichen des Verfalls erkennen, hier eingeworfene Scheiben, dort fehlende Dachziegel und beim nächsten ein ausgebrannter Dachstuhl. Auf halbem Weg zur Querstraße tauchte plötzlich ein Polizeifahrzeug auf, wie ein schläfriges Krokodil schwamm es gemächlich in ihr Blickfeld.
Yang zog Maria in den Schatten einer Mauer.
Das Krokodil blieb stehen. Und riss auf einmal die Augen mit einem Suchscheinwerfer auf.
Kurz bevor der Lichtstrahl sie erfasste, stieß sich Maria von der Mauer ab und stürmte auf der anderen Straßenseite in einen schmalen Durchgang zwischen zwei Grundstücken.
»Halt! Stehen bleiben!«, ertönte eine Stimme blechern aus dem Lautsprecher des Polizeiwagens.
Das Zuschlagen der Fahrzeugtüren hörten sie schon nicht mehr, die Gebäude verschluckten es. Yang war dicht hinter Maria. Das Licht seiner Lampe tanzte vor ihr unruhig hin und her. Ihre Füße flogen über den Boden. Irgendwo bellte ein Hund. Yang überholte sie mit seiner Lampe. Hinter ihnen brüllten die Polizisten Befehle. Eine Abzweigung nach rechts tauchte im Lichtkegel auf, und sie stürmten um die Ecke. Gleich danach eine kleine Kreuzung. Weiter nach links. Plötzlich griff Yang ihre Hand und brachte sie ruckartig zum Stehen.
»Schnell, klettere darüber«, flüsterte er und wies mit der Taschenlampe auf eine Mauer neben ihnen. Sie endete einen halben Meter über ihren Köpfen. Das Getrampel der Polizeistiefel kam schnell näher. Yang formte mit seinen Händen eine Räuberleiter und hievte Maria auf die Mauer. Das Getrampel war bedrohlich nah, nur noch wenige Augenblicke entfernt. Maria sprang von der Mauer ins Dunkle. Ihr Herz raste. Sie knickte beim Aufkommen um und unterdrückte einen Schmerzensschrei. Dann sah sie, wie Yangs Hände sich an die Kante der Mauer krallten und er seinen Körper nach oben zog. Rasch leuchte er nach unten, entdeckte Maria am Fuße der Mauer und sprang. Sofort schaltete er das Licht aus. Es war stockdunkel. In dem Moment bogen die galoppierenden Polizeistiefel um die Ecke und rannten an ihnen vorbei.
Marias Atem ging stoßweise.
»Das war knapp«, flüsterte sie hechelnd, ihre Worte waren mehr an sich als an Yang gerichtet, sein Kopfnicken konnte sie mehr erahnen als sehen.
»Du hast kein Handy dabei, oder?«, flüsterte Yang mit pumpendem Atem.
»Natürlich nicht, was denkst du denn?«
Niemand bei Verstand brachte sein Handy zu illegalen Technopartys mit, dazu war die digitale Überwachung inzwischen viel zu umfassend.
»Gut, dann können sie uns eigentlich nur mit Wärmebildkameras finden. Ich glaube aber nicht, dass ihnen eine Party den Aufwand wert ist.«
»Trotzdem, es wird immer schlimmer«, flüsterte sie.
Yang nickte. Die neueste Kampagne der Partei richtete sich gegen alles Westliche. Mode. Kunst. Filme. Musik.
China braucht nur China.
Überall in den Städten hing die neue Losung der Partei auf riesigen Plakaten. In TV-Spots trällerten Prominente ein eigens komponiertes Lied mit der Losung im Refrain.
Yang summte die Melodie leise vor sich hin und äffte den Gesang im Flüsterton nach. Ein Lächeln huschte über Marias Gesicht. Dann froren ihre Mundwinkel ein.
»Scheiße«, flüsterte Yang.
Ein fieses Summen.
Wie von einem großen Insekt. Auf der Jagd nach menschlicher Beute.
Yang sprang auf. »Eine Drohne, schnell, wir müssen hier weg.«
»Warte«, sagte Maria. »Wir bleiben hier.«
Sie öffnete den Reißverschluss ihres Rucksacks, griff hinein und zog ein kleines Paket hervor. Yang schaute auf sie hinab. Das Summen der Drohne wurde lauter.
Mit flinken Bewegungen entfaltete Maria eine Decke, sie knisterte beim Ausbreiten und schimmerte im Mondlicht.
»Schnell, leg dich auf den Boden«, flüsterte Maria und blickte zu Yang hoch. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Das Insekt schwirrte irgendwo über den Nachbargrundstücken. Sie streckte sich neben ihm auf dem Rücken aus und zog die Goldfolie über ihre beiden Körper.
»Du musst mich umarmen«, flüsterte sie. »Sie ist eigentlich nur für eine Person gedacht.«
Sie drehten sich beide auf die Seite und sahen sich an. Er schob einen Arm unter ihrem Oberkörper hindurch und zog sie an sich. Ihr Mund berührte seinen Hals; sie sog seinen Geruch ein.
Das Summen kam schnell näher.
Maria wagte kaum noch zu atmen. Die Drohne überflog die Mauer. Das Summen wurde lauter. Es flog über sie hinweg und entfernte sich. Hörbar ließ Maria die Luft aus ihren Lungen entweichen. Dann erstarrte sie.
»Fuck«, hauchte Yang.
Das Insekt kam zurück.
Maria fühlte das Pochen ihres Herzschlags im Kopf. Das Summen war jetzt direkt über ihnen. Die Drohne verharrte auf der Stelle. Ein Schweißtropfen löste sich aus Marias Haaransatz und lief an ihrer Stirn entlang. Das Motorengeräusch der Drohne hallte in ihrem Kopf, vermischt mit dem Rauschen ihres Blutes. Los, hau ab, betete sie. Doch das Geräusch...
Erscheint lt. Verlag | 27.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | BND • China • Genschere • Gentechnick • High-Concept-Thriller • Nanopartikel • Nanotechnologie • Thriller |
ISBN-10 | 3-7517-6129-2 / 3751761292 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6129-1 / 9783751761291 |
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Größe: 6,2 MB
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