Miss Marple (eBook)

Zwölf neue Kriminalgeschichten
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01815-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Marple -  Agatha Christie,  Ruth Ware,  Lucy Foley,  Val McDermid,  Naomi Alderman,  Leigh Bardugo
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Zwölf einzigartige Krimigeschichten von zwölf internationalen Bestsellerautorinnen feiern die Queen of Crime und die erfolgreichste und beliebteste weibliche Detektivfigur aller Zeiten: Vorhang auf für Miss Marple!  Sie ist jedem ein Begriff: Miss Marple, die alte Dame aus St. Mary Mead, besitzt die geradezu unheimliche Fähigkeit, noch den verwickeltsten Fall in kürzester Zeit bei einer Tasse Tee zu lösen. Hier kehrt sie knapp fünfzig Jahre nach ihrem letzten Auftritt ('Ruhe unsanft') zurück auf die Bühne. Ob sie in den zwielichtigen Ecken des Broadway oder in einem besonders mysteriösen Todesfall in Hong Kong ermittelt: Die erfolgreichste und beliebteste weibliche Detektivfigur aller Zeiten ist, von zwölf internationalen Bestsellerautorinnen mit frischem Abenteuer- und Ermittlersinn ausgestattet, ganz die alte unbestechliche Spürnase. Ein kongeniales Buch, das eine einmalige Figur und ihre Autorin aufs Unterhaltsamste feiert. Mit Erzählungen von: Lucy Foley, Ruth Ware, Val McDermid, Leigh Bardugo, Naomi Alderman, Karen M. McManus, Kate Mosse, Alyssa Cole, Elly Griffiths, Natalie Haynes, Jean Kwok, Dreda Say Mitchell.  »Jeder der Autorinnen gelingt es, sich Christie - und Marple - nahezu perfekt anzuverwandeln und ihren Geschichten genau die richtige Dosis der eigenen Handschrift beizumengen.« The Washington Post »Alle Autorinnen erfinden diese scharfsinnige Beobachterin der menschlichen Natur auf erfrischende Weise neu.« The Guardian »Agatha Christie ist der Goldstandard des Krimis - und Miss Marple mit Fug und Recht ihre beliebteste Ermittlerin.« Los Angeles Times

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Cover
Titelseite
Vorbemerkung
Das Böse in kleinen Ortschaften
Der zweite Mord im Pfarrhaus
Miss Marple erobert Manhattan
Auftrennen
Miss Marples Weihnachten
Ein aufgeschlossener Geist
Die Jadekaiserin
Eine tödliche Hochzeit
Mord in der Villa Rosa
Diese Sorte Mensch
Das Geheimnis des sauren Bodens
Das Verschwinden
Die Autorinnen
Über Agatha Christie
Impressum

Der zweite Mord im Pfarrhaus


Val McDermid

Ein Mord im eigenen Pfarrhaus zeugt von Unglück; ein zweiter sieht doch sehr nach Nachlässigkeit aus, oder etwas Schlimmerem. Auch meine Einwände, dass das tote Dienstmädchen in der Küche gar nicht unser Dienstmädchen gewesen sei, waren allesamt vergebens. Der bedauerliche Umstand, dass sie diese Position einmal bekleidet hatte, genügte völlig, dass sich ganz St. Mary Mead das Maul zerriss, lechzend wie eine Hundemeute, die eben die Fährte eines Fuchses aufgenommen hatte.

Zu allem Übel hatte meine Frau aus unserer Freude über Marys Abschied aus unseren Diensten keinen Hehl gemacht. Meine liebe Griselda verfügt über viele großartige Eigenschaften, nur die Diskretion, die man gemeinhin von einer Pfarrersfrau erwartet, gehört nicht dazu. Fairerweise muss allerdings gesagt werden, dass jeder Gast, der je bei uns zum Dinner war, die wahrhaft teuflische Natur von Marys Kochkünsten bezeugen kann.

Einmal stellte sie einen Topf mit Eiern auf den Herd und vergaß ihn prompt. Das Wasser verdampfte, die Eier explodierten und erfüllten das gesamte Haus mit einem üblen schwefligen Gestank. »Ich könnte mir vorstellen, dass es so in den Vororten der Hölle riecht«, merkte unsere Nachbarin Miss Marple augenzwinkernd an, als sie kurz darauf zum Lunch vorbeikam. Drei Schichten Farbe waren nötig, um die Küchendecke wiederherzustellen.

Folglich hielt sich unsere Trauer auch in Grenzen, als Mary, sobald sie von Griseldas Schwangerschaft erfuhr, verkündete, sie werde uns verlassen. Zur Begründung gab sie an, dass sie Kinder nicht ertragen könne und Säuglinge schon gar nicht. Miss Marple, die einen ausgezeichneten Ruf genießt, wenn es darum geht, junge Frauen in häuslichen Diensten anzulernen, war unsere Rettung. Flora besitzt sämtliche Qualitäten, die Mary vermissen ließ. Sie ist zuverlässig, tüchtig und kümmert sich hingebungsvoll um unseren Sohn David. Sie kocht gute, schlichte Hausmannskost und backt sogar noch besser. Zudem meint Griselda stets, sie sei so ansehnlich wie ein alter Polizeistiefel, was lästige Verehrer abschrecken würde, die an unserer Hintertür herumlungerten, wie Bill Archer, der Mary bis zu seinem Tod vor einer Woche noch den Hof gemacht hatte.

Miss Hartnell zufolge, der fülligsten unserer alten Dorfjungfern, wurden Archer seine eigenen Missetaten zum Verhängnis. Dass er wilderte, war kein Geheimnis – andererseits lässt sich in einem Nest wie St. Mary Mead ohnehin so gut wie nichts geheim halten, und zwar dank des, wie Griselda es bezeichnet, »Rudels alter Katzen«, die Neuigkeiten schneller verbreiten als die BBC, wenn auch meist nicht ganz so faktentreu.

Aber ich schweife ab. Archer hatte sich aus einem von Colonel Bantrys Fasanen einen Eintopf zubereitet und ihn mit Waldpilzen gestreckt. Wiewohl er ein erfahrener Sammler war, musste es ihm irgendwie gelungen sein, genügend Giftpilze darunterzumischen, dass ihre Wirkung tödlich war. Ein vorbeikommender Landarbeiter bemerkte das angstvolle Bellen von Archers Jack Russell Terrier. Also lugte er durchs Küchenfenster und sah Archer auf dem Boden liegen, inmitten eines Scherbenhaufens aus Geschirr und einer zerschellten Bierflasche.

Trotz Archers wohlbekannter Neigung, sich an den Landerzeugnissen anderer Leute zu bedienen, nahm die örtliche Polizei seinen Tod nicht auf die leichte Schulter. Inspector Slack – der trotz seines Namens alles andere als träge war – kam mit der ihm eigenen großspurigen Selbstgefälligkeit aus Much Benham angefahren, scheuchte für den Großteil des Tages alle herum, sperrte dann Archers Cottage ab und versiegelte die Tür.

»Das wird ihm herzlich wenig nützen. Jeder Idiot kann in Minutenschnelle in Archers baufällige Bruchbude einbrechen«, stellte mein Neffe Dennis fest, der nach seiner einjährigen Probezeit als angehender Polizeibeamter nun Fachmann für so ziemlich alles war, was mit Verbrechen zu tun hatte.

Doch es schien, als könnte selbst Inspector Slack nichts finden, was auf eine Straftat hinwies. Erst heute Morgen hat mich Miss Marple angesprochen, als ich am Rande ihres Gartens vorbeilief. »Wissen Sie denn schon, für wann Archers Beerdigung angesetzt ist?«, erkundigte sie sich.

»Ich fürchte, seine Familie kann erst Pläne machen, wenn die Polizei den Leichnam freigibt.«

»Haben Sie es denn noch nicht gehört? Der Coroner ist zu dem Schluss gekommen, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist. Gestern früh haben sie das Siegel von seiner Tür entfernt. Ich glaube, Mary war schon dort. Es war ihr freier Nachmittag.« Selbstverständlich kannte Miss Marple die Dienstzeiten aller Hausbediensteten des Dorfes auswendig.

Doch selbst Miss Marple hätte nicht vorhersehen können, dass ich nach unserem Gespräch in unsere Küche kommen und besagte Mary auf dem Fliesenboden liegen sehen würde, der Kopf in einer Lache Blut, eine gusseiserne Omelettpfanne neben ihr. Obwohl ich schon befürchtete, dass sie tot war, hockte ich mich neben sie und fühlte am Handgelenk nach einem Puls. Nicht allein, dass nichts mehr pochte, auch ihre Haut fühlte sich schon kühl an.

Ich richtete mich wieder auf und ging zum Telefon in der Diele. Sehr zum Missfallen von Mrs Price Ridley, Miss Hartnell und Miss Wetherby haben wir hier in St. Mary Mead keinen Dorfpolizisten. (Was auch gut so ist, meint Dennis, der sich jetzt schon ständig ihre Klagen anhören muss.) Folglich war ich gezwungen, in Much Benham anzurufen, wo Inspector Slack das Regiment führt. Ich hatte gehofft, er wäre unterwegs zu irgendwelchen Ermittlungen, sobald ich aber das Wort »Leiche« aussprach, verband man mich nach einer Abfolge von Knack- und Summtönen mit dem Inspector höchstpersönlich.

»Mr Clement?«, bellte er. »Was höre ich da über eine Leiche in Ihrer Küche?«

Ich erklärte, was ich entdeckt hatte. Erst folgte ein langes Schweigen, dann blaffte Slack mich schnaubend durch die Leitung an: »Ich hätte gedacht, für einen Mann Gottes wäre ein Mord im Pfarrhaus völlig ausreichend.« Er verstummte. Ich wusste nicht, was er von mir hören wollte, also schwieg auch ich. Schließlich seufzte er. »Fassen Sie nichts an. Wir sind gleich da.« Der Knall, als Slack den Hörer auf die Gabel donnerte, hallte schmerzhaft in meinem Schädel nach.

Slack hielt Wort und traf schon bald mit Dennis und einem weiteren uniformierten Constable im Schlepptau ein. Man scheuchte mich aus der Küche und ins Arbeitszimmer, wo Slack sich bald schon zu mir gesellte. »PC Hurst hat mir erzählt, die Tote hätte einst in Ihren Diensten gestanden«, begann er ohne Vorrede.

Bevor ich antworten konnte, klopfte es an die Verandatür, die hinaus zum Garten führte. Draußen stand Miss Marple, Gartenhandschuhe und Gartenschere in der Hand. Trotz Slacks spöttischen »Pf« öffnete ich die Tür. Ohne einen Anwalt verspürte ich den Wunsch nach etwas moralischer Unterstützung. »Ich habe gesehen, dass die Polizei bei Ihnen vorgefahren ist«, sagte sie und trat beiseite. »So ein Einsatzwagen ist ja ziemlich auffällig.«

»Diskretion kann man sich schenken, wenn eine Frau erschlagen wurde«, versetzte Slack knapp.

Aus Miss Marples Miene sprach Verwunderung, doch nichts von dem bebenden Entsetzen, das man von einer alten Jungfer wohl erwartet hätte. Meine Nachbarin ist nun mal aus hartem Holz geschnitzt, wie ich nach dem Mord an Colonel Protheroe in ebendiesem Zimmer, in dem wir gerade standen, herausgefunden hatte. »Wie erschütternd«, sagte sie. »Aber wer ist denn ermordet worden? Ihre liebe Griselda oder Flora können es wohl nicht sein; das weiß ich, weil ich sie heute Morgen habe wegfahren sehen.«

»Sie sind mit David nach Chipping Marlbury gefahren, um Griseldas Eltern zu besuchen«, sagte ich spontan.

»Laut Constable Hurst handelt es sich bei der Toten um Mary Hill«, unterbrach Slack uns auf seine schroffe Art.

Jetzt wirkte Miss Marple tatsächlich schockiert. »Mary? Aber was hat sie denn hier gemacht?«

»Genau das würde ich ja auch gerne wissen.« Slack wandte sich an mich. »Hatte sie einen Gesprächstermin mit Ihnen ausgemacht?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Sie kam nicht mal mehr in die Kirche, nicht, seit sie ihre Kündigung eingereicht hatte. Sie arbeitet jetzt für Miss Hartnell, und ich habe nur noch mit ihr gesprochen, wenn sie mir dort die Tür geöffnet hat.«

»Sie war eine Freundin Ihres Dienstmädchens Flora, richtig?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

Miss Marple nickte. »Flora ist viel zu vernünftig, um ihre Zeit mit Mary zu vergeuden. Wieso Mary in Ihrer Küche ermordet werden sollte, ist in der Tat sehr rätselhaft.«

Eine Weile noch befragte Slack uns weiter zu dem Thema, kam aber kein bisschen voran. Er erkundigte sich, wo ich vor meinem Fund gewesen sei, und ich konnte ihm eine Liste von Gemeindemitgliedern nennen, die ich besucht hatte. Mit großer Theatralik schrieb er ihre Namen und Adressen nieder, was mir ein furchtbar schlechtes Gewissen verursachte, wenngleich ich wusste, dass mich, was den Angriff auf Mary anging, nicht die geringste Schuld traf.

Endlich ließ er uns allein. »Ich glaube, wir sollten Miss Hartnell einen Beileidsbesuch abstatten«, sagte ich.

»In der Tat, Herr Pfarrer. Aber womöglich weiß sie noch gar nichts von Marys Tod.« Miss Marple stand auf. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Sie gern begleiten. Beim Überbringen schlechter Neuigkeiten ist die Anwesenheit einer anderen Frau zuweilen eine große Hilfe.«

Ich hatte es noch nie geschafft, Miss Marple etwas abzuschlagen. Sie ist weder herrisch wie Miss Hartnell noch...

Erscheint lt. Verlag 5.9.2024
Übersetzer Alexander Weber
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte alyssa cole • Amateurdetektivin • Britischer Krimi • Cosy Crime • Cosy Mystery • Dreda Say Mitschell • Elly Griffiths • Jean Kwok • Karen M. McManus • Kate Mosse • Krimi • Kriminalroman • Leigh Bardugo • Lucy Foley • Miss Marple • Naomi Alderman • natalie haynes • Neue Fälle • ruth ware • Spannungsroman • Val McDermid
ISBN-10 3-455-01815-7 / 3455018157
ISBN-13 978-3-455-01815-8 / 9783455018158
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