Mörderisches Somerset - Der verschwundene Zeuge (eBook)
199 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-5632-7 (ISBN)
Das idyllische Kleinstadtleben in Glastonbury gerät aus den Fugen, als der junge Straßenmusiker Rusty plötzlich verschwindet. Whalley, der ihn oft mit Kaffee versorgt und sich mit ihm angefreundet hat, macht sich Sorgen. Doch als Rustys Hund Otis plötzlich allein durch Glastonbury streift, ist für June klar, dass mehr hinter seinem Verschwinden steckt, als sie zunächst vermutet. Denn Rusty hätte seinen Hund niemals im Stich gelassen... June, Whalley und Pomona stellen Nachforschungen an und ahnen nicht, dass sie sich damit selbst in große Gefahr begeben.
Über die Serie:
Traumhafte Gärten, eine wunderschöne Landschaft und mystische Orte - dafür steht die Grafschaft Somerset. Als die junge Londonerin June das Cottage und den Buchladen ihrer Tante erbt, beschließt sie, dort neu anzufangen. Doch auch in der südenglischen Idylle gibt es dunkle Schatten und Verbrechen ... Wie gut, dass ihr die quirlige Pomona mit ihrem Hang zu Tarot und Esoterik und der sympathische Antiquar Mr. Whalley bei ihren Ermittlungen zur Seite stehen. Und dann gibt es da den attraktiven Detective Sergeant Sean Darcy, der bei der Verbrecherjagd auch noch ein Wörtchen mitzureden hat ...
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
<p>In Westfalen zu einer Zeit geboren, als Twix noch Raider hieß, in Fernseh-Talkshows noch geraucht wurde und Frauen noch die Erlaubnis ihres Ehemannes brauchten, um zu arbeiten, entdeckte Dorothea Stiller schon früh ihre Liebe zu guten Büchern und begann auch bald, eigene Geschichten zu schreiben. Sie schreibt zeitgenössische Liebesromane, Historische Romane, Krimis und - als Katharina Stiller - Jugendbücher für Mädchen.</p>
1. Kapitel
June sah auf, als die Glöckchen über der Eingangstür des Ladens bimmelten.
»Ach, hallo Rufus!«, grüßte sie. »Wie geht es dir? Wie war das Wochenende bei deinem Bruder?«
»Schön war es, aber ziemlich quirlig.« Rufus lachte. »Meine Nichte und die Kinder waren zu Besuch. Da war natürlich viel Trubel. Den bin ich gar nicht gewöhnt.«
»Kann ich mir vorstellen. Ich hoffe, du konntest es trotzdem genießen.«
»Natürlich! Aber an den Kindern merkt man erst, wie alt man wird. Unglaublich, dass meine Nichte schon eigene Kinder hat und der Große schon in der zweiten Klasse ist.« Rufus seufzte. »Jedenfalls war es sehr schön, alle einmal wiederzusehen, aber jetzt bin ich froh, wieder meine Ruhe zu haben. Und was hast du getrieben?«
June zuckte mit den Schultern. »Ach, du weißt doch, ich habe das Sozialleben einer verrückten Katzenoma, nur ohne Katzen.« Als hätte er die Bemerkung gehört, sprang in diesem Augenblick Ozzy, der stattliche Maine-Coone-Kater von seinem Sonnenplätzchen im Schaufenster hinunter. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem Boden und kam herübergelaufen, um Rufus zu begrüßen. »Keine eigenen Katzen, meinte ich natürlich. Ich wollte dich und Mac nicht unterschlagen, mein Dickerchen«, sagte sie und wandte sich dann wieder Rufus zu. »Am Freitagabend war ich bei Simon und Colin zum Spieleabend, und den Rest des Wochenendes habe ich größtenteils im Garten verbracht.«
»Das Wetter ist ja auch herrlich!« Rufus bückte sich, um Ozzy hinterm Ohr zu kraulen. June war ihm dankbar, dass er nicht weiter nach ihrer Freizeitgestaltung fragte. Sie hatte sich noch nicht ganz vom krachenden Scheitern ihrer aufkeimenden Beziehung mit Sean Darcy erholt. Und sie konnte noch nicht einmal wütend auf ihn sein, denn dieses Mal war es eindeutig ihre Schuld. Ihr war vollkommen bewusst, dass sie diese Sache mit Schwung an die Wand gefahren hatte. Nicht nur, dass sie mit ihrer blöden Unentschlossenheit und diesen irrationalen Ängsten wieder einmal alles unnötig verkompliziert hatte, sie hatte auch den Fehler gemacht, nicht offen mit ihm zu reden. Deswegen hatte er einiges missinterpretiert und glaubte nun, sie hinge noch an ihrem Ex-Freund. Ironischerweise war genau das Gegenteil der Fall. June war sich ihrer Gefühle noch nie so klar gewesen. Endlich hatte sie ihre Beziehung mit Mark abhaken und ihren Frieden damit schließen können. Erst jetzt war sie offen und bereit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Mit Darcy. Zu dumm nur, dass zwischen ihnen vorerst Funkstille herrschte und sich das so schnell wohl auch nicht ändern würde.
Rufus strich Ozzy noch einmal über den Kopf und richtete sich auf. »Eigentlich wollte ich fragen, ob du und Pomona Lust habt, etwas essen zu gehen. Ich könnte nämlich euren Rat gebrauchen.«
June schaute auf die Uhr. »Geht es vielleicht etwas später? Carolyne müsste in zwanzig Minuten da sein und kann dann für uns übernehmen. Wollen wir uns in einer halben Stunde im Blue Note treffen?«
»Gut, dann gehe ich schon mal vor und sichere uns einen Tisch«, sagte Rufus. »Bis später dann.«
»Bis später.« June sah Rufus nach, als er aus der Ladentür verschwand. Sie schüttelte den Kopf, als sie das rote »Sorry, we’re closed«-Schild hinter der Scheibe am Eingang des Antiquariats gegenüber sah. Um Sheila’s Book Nook halbwegs profitabel zu halten, hatte der Buchladen täglich acht Stunden geöffnet, auch am Wochenende. Dafür hatten June und Pomona zwei Aushilfen: Janet war dienstags, freitags und am Wochenende im Laden, und Carolyne, die in Taunton Design studierte, half flexibel stundenweise im Book Nook aus, um Pomona und June zu entlasten. June hatte sich schon oft gefragt, wie Rufus von dem leben konnte, was er mit dem Antiquariat erwirtschaftete. Schließlich waren die Ladenmieten direkt in der Innenstadt von Glastonbury nicht ohne, und das Antiquariat zog bei Weitem nicht so viel Laufkundschaft an wie die anderen Läden.
So gesehen hatte June mit Whalley und seinem Antiquariat einiges gemeinsam. Ihre extrovertierte Freundin und Kollegin Pomona passte perfekt nach Glastonbury. Sie hatte einen Hang zur Esoterik, einen recht eigenwilligen Kleidungsstil und war ein wenig schräg. In Glastonbury und Umgebung wimmelte es von Menschen auf der Suche nach einem höheren Sinn, einem alternativen Lebensstil. Kreative, Yogabegeisterte, Anhänger fernöstlicher Philosophien und Religionen, Künstler und Musiker gaben sich hier ein Stelldichein. In diese bunte Mischung passte Pomona perfekt hinein. June hingegen war eher introvertiert, hatte einen nüchternen und faktenbasierten Blick auf das Leben, brauchte Ordnung und Routine und schrieb lieber To-do-Listen, als sich von spontanen Eingebungen und Gefühlen leiten zu lassen. Unter den bunten Vögeln in Glastonbury kam sie sich bisweilen langweilig und bieder vor, eben wie ein altmodisches Antiquariat inmitten von Läden voller ausgefallener Mode, Schmuck, Räucherstäbchen, Kristallen, Esoterikbedarf und allem möglichen Schnickschnack für Möchtegernmagier und Fantasyfans.
In Glastonbury verwoben sich christliche und heidnische Mythen und Legenden zu einem bunten Teppich und machten die Umgebung zu einem Anziehungspunkt für Sinnsuchende aller Art. Jeder Fleck hatte eine mystische Bedeutung. Hier sollte sich einst die sagenumwobene Apfelinsel Avalon befunden haben, und direkt am Fuße des Glastonbury Tor hatte Joseph von Arimathäa der Legende nach den Kelch vergraben, in dem er das Blut Christi aufgefangen hatte: den Heiligen Gral. Daraus war dann eine Quelle entsprungen, die Chalice Well, die noch heute täglich Besucher anzog und deren eisenhaltiges Wasser wegen seiner rötlichen Färbung an Blut erinnerte. An der Stelle, wo Joseph seinen Wanderstab in die Erde gestoßen hatte, war der Legende nach ein blühender Dornbusch gewachsen. Dort war später die Abtei entstanden, deren Ruinen noch heute eine Touristenattraktion waren. Kurzum, Glastonbury war eine faszinierende und facettenreiche Stadt voller Geheimnisse und Magie, die viele schräge und interessante Menschen anzog. Nicht zuletzt, weil hier einmal im Jahr eines der weltweit größten Open-Air-Musikfestivals stattfand.
Rufus wirkte stets, als wäre er unterwegs zu einem Gentlemen’s Club. Selbst jetzt im Sommer trug er Anzug, Weste und Krawatte, dazu ein buntes Einstecktuch, und den akkuraten Henriquatre-Bart hatte er immer ordentlich gestutzt. Einzig die etwa kinnlangen Haare schienen ein kleines Zugeständnis an den revolutionären Geist der Stadt zu sein. Rufus hatte durchaus seine treue Kundschaft, denn auch an Bücherwürmern mangelte es in Glastonbury nicht, sodass der Book Nook und Whalleys Antiquariat mit zahlreichen anderen kleinen Buchläden in friedlicher Koexistenz bestehen konnten. Reich wurde er allerdings mit dem Antiquariat sicher nicht.
Nun ja, eigentlich ging es ja nur Rufus etwas an, und sie musste sich darüber jetzt nicht den Kopf zerbrechen.
Eine halbe Stunde später saß June mit Pomona und Rufus auf der Terrasse des Blue Note Café, wo sie regelmäßig mittwochs gemeinsam ihre Mittagspause verbrachten. Der Außenbereich des Cafés befand sich im Glastonbury Experience Courtyard, einer Passage direkt neben einem esoterischen Buchladen, die sich zu einem hübschen Innenhof öffnete und einige kleine Geschäfte mit Fokus auf Kunst, Handwerk und Esoterik sowie den Goddess Temple beherbergte, ein Zentrum für Spiritualität mit keltisch-druidischem Bezug. Die Glastonbury Experience war in den späten Siebzigern von einem niederländischen Ehepaar gegründet worden und seitdem ein fester Bestandteil des Stadtbilds und beliebte Touristenattraktion. Hier inmitten der bunten Lädchen, zwischen üppig bepflanzten bunten Blumenampeln und begrünten Pergolen konnte man sehr gut sitzen und sich vegetarische Köstlichkeiten schmecken lassen.
»Also, schieß los«, sagte June, nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten. »Du hast gesagt, du möchtest unseren Rat wegen irgendetwas?«
»Richtig«, sagte Rufus. »Ich bin mir nicht sicher, was ich tun soll. Ihr kennt doch vielleicht Rusty. Das ist der junge Mann mit der Gitarre und dem kleinen Hund, der oft am Marktkreuz steht.«
»Na klar«, sagte Pomona. »An den erinnere ich mich noch gut. Der Hund heißt Otis. Er hat damals die Spendendose gefunden, die aus unserem Laden gestohlen wurde. Was ist mit Rusty?«
»Genau das ist es ja, ich weiß es nicht«, sagte Whalley. »Er kommt oft zu mir in den Laden, um sich einen Kaffee zu holen, und wir reden über dies und das, vor allem über Musik. Aber jetzt habe ich ihn schon fast eine Woche nicht mehr gesehen. Weder im Antiquariat noch am Marktkreuz, und ich fange an, mir Sorgen zu machen.«
»Vielleicht hat er den Standort gewechselt«, vermutete June. »Könnte doch sein, oder?«
»Ich habe ihn aber auch sonst nirgends gesehen. Außerdem hat er mal gesagt, dass es sich auf dem Marktplatz am meisten lohnt. Da kommen immer viele Touristen vorbei, und die Leute setzen sich auch gern auf die Stufen und hören länger zu. Jedenfalls finde ich es eigenartig, dass ich ihn schon so lange nicht mehr gesehen habe, und ich frage mich, ob ich nicht vielleicht zur Polizei gehen sollte. Was meint ihr?«
»Zur Polizei?« June runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ist das nicht vielleicht ein bisschen übertrieben? Er ist schließlich ein erwachsener Mann. Gut möglich, dass er sich einfach mal eine Auszeit nimmt. Vielleicht besucht er auch jemanden oder so.«
»Ja, oder er hatte die Nase voll von...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2024 |
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Reihe/Serie | Somerset-Cosy-Krimi |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Antik • Antiquariat • Ball • bethrilled • Britisch • British • Buch • Buchladen • Bunburry • cherringham • Cosy Krimi • eBook • England • Ermittlung • Geheimnis • Gemütlich • Gift • Glastonbury • Intrige • Jane Austen • Krimis • Mord • Mörderisches Somerset Folge 6 • Mystisch • Privatermittler • Rollenspiel • Somerset • spannend • Tarot • Tee Kaffee Mord |
ISBN-10 | 3-7517-5632-9 / 3751756329 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5632-7 / 9783751756327 |
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