Cop Town (eBook)

Thriller | Standalone der SPIEGEL-Bestsellerautorin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
544 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0816-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cop Town - Karin Slaughter
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Atlanta, 1974: Ein grausamer Killer hat es auf Cops abgesehen, seine Opfer sind zahlreich. Bis jetzt konnte ihn niemand stoppen, alle Spuren verlaufen ins Nichts. Je mehr Polizisten sterben, desto hitziger wird die Jagd nach dem Attentäter. Kate Murphy, die ihren ersten Dienst als Polizistin antritt, muss sich plötzlich nicht nur gegenüber ihren männlichen Kollegen behaupten. Denen ist jedes Mittel recht, um den Killer zur Strecke zu bringen - und bald sind sie so gefährlich wie der Attentäter selbst. Kate muss fürchten, dass ihr erster Tag gleichzeitig ihr letzter sein könnte ...



<p>Karin Slaughter ist eine der weltweit berühmtesten Autorinnen und Schöpferin von über 20 <em>New York Times</em>-Bestseller-Romanen. Dazu zählen »Cop Town«, der für den Edgar Allan Poe Award nominiert war, sowie die Thriller »Die gute Tochter« und »Pretty Girls«. Ihre Bücher erscheinen in 120 Ländern und haben sich über 40 Millionen Mal verkauft. Ihr internationaler Bestseller »Ein Teil von ihr« ist 2022 als Serie mit Toni Collette auf Platz 1 bei Netflix eingestiegen. Eine Adaption ihrer Bestseller-Serie um den Ermittler Will Trent läuft derzeit erfolgreich auf Disney+, weitere filmische Projekte werden entwickelt. Slaughter setzt sich als Gründerin der Non-Profit-Organisation »Save the Libraries« für den Erhalt und die Förderung von Bibliotheken ein. Die Autorin stammt aus Georgia und lebt in Atlanta. Mehr Informationen zur Autorin gibt es unter www.karinslaughter.com</p>

PROLOG


Der Morgen dämmerte über der Peachtree Street. Die Sonne schnitt einen Korridor durch Downtown, blitzte vorbei an Baukränen, die nur darauf warteten, die Erde aufzureißen und Wolkenkratzer, Hotels, Kongresszentren in die Höhe zu ziehen. Frost lag wie Spinnweben über den Parks. Nebel wehte durch die Straßen. Bäume reckten sich. Das feuchte, reife Fleisch der Stadt streckte sich dem Novemberlicht entgegen.

Das einzige Geräusch waren Schritte.

Laut hallten sie von den Gebäuden wider, als Jimmy Lawson sich über das Pflaster schleppte. Er schwitzte. Sein linkes Knie knickte immer wieder ein. Sein Körper war eine schiere Symphonie des Schmerzes. Jeder Muskel war ein vibrierender Klavierdraht. Seine Zähne knirschten wie Schleifsteine. Sein Herz war eine Trommel.

Der schwarze Granitblock des Equitable Building warf einen rechteckigen Schatten, als Jimmy die Pryor Street überquerte. Wie viele Blocks war er schon gegangen? Wie viele musste er noch gehen?

Don Wesley hing ihm über der Schulter wie ein Sack Mehl. Jimmy trug ihn, wie ein Feuerwehrmann einen Verletzten trug. Die Last war schwerer, als es aussah. Jimmys Schultern brannten. Sein Rückgrat drillte sich ins Steißbein. Sein Arm zitterte, als er sich Dons Beine an die Brust drückte. Der Mann war unter Garantie bereits tot. Sein Kopf schlug Jimmy ins Kreuz, als er die Edgewood hinunterlief, schneller, als er je einen Ball über ein Spielfeld getragen hatte. Er wusste nicht, ob es Dons Blut war oder sein Schweiß, der ihm hinten über die Beine lief und sich in seinen Stiefeln sammelte.

Er würde das hier nicht überleben. So etwas konnte doch kein Mensch überleben.

Die Waffe war einfach hinter der Ecke aufgetaucht. Er hatte sie um die Kante der Waschbetonmauer gleiten sehen. Die scharfen Konturen ihres Korns hatten vorn über der Mündung aufgeragt. Eine Raven MP-25. Wechselmagazin mit sechs Schuss, Rückstoßladung, Halbautomatik. Die klassische Saturday Night Special: an jeder Getto-Ecke für fünfundzwanzig Mäuse zu haben.

So viel war das Leben seines Partners also wert. Fünfundzwanzig Dollar.

Jimmy sackte immer tiefer unter der Last zusammen. Als er an der First Atlanta Bank vorbeilief, berührte sein linkes Knie beinahe den Asphalt. Nur mehr Adrenalin und Angst bewahrten ihn vor dem Sturz. Erinnerungsfetzen zündeten in seinem Kopf ein buntes Feuerwerk: roter Hemdsärmel, aufgekrempelt über einer goldenen Uhr. Ein schwarzer Handschuh um einen weißen Perlmuttgriff. Die aufgehende Sonne hatte den dunklen Stahl der Waffe in bläuliches Licht getaucht. Es konnte nicht richtig sein, dass etwas Schwarzes einen solchen Schimmer hatte – aber die Waffe hatte beinahe geglänzt.

Jimmy wusste, wie eine Waffe funktionierte. Der Schlitten der 25er war bereits durchgezogen gewesen, die Patrone in der Kammer. Die Feder des Abzugs betätigte den Schlagbolzen. Der Bolzen schlug auf das Zündhütchen. Das Zündhütchen aktivierte den Treibsatz. Die Kugel flog aus der Kammer. Die Hülse schnellte aus dem Auswurf.

Dons Kopf war explodiert.

Es war nicht Jimmys Gedächtnis, das ihm das Bild vor Augen führte. Die Gewalt war ihm in die Hornhäute eingebrannt, war da, sobald er blinzelte. Jimmy hatte zu Don hinabgeblickt, dann die Waffe angestarrt, und dann hatte er mit ansehen müssen, wie eine Seite von Dons Gesicht sich verzerrte zu nur mehr Farbe und Struktur einer verfaulten Frucht.

Klickklick.

Die Waffe hatte eine Ladehemmung gehabt. Ansonsten würde Jimmy jetzt nicht durch die Straßen rennen. Er läge mit dem Gesicht nach unten neben Don in der Gasse, und Kondome und Zigarettenkippen und Nadeln würden ihnen auf der Haut kleben.

Gilmer Street. Courtland. Piedmont. Noch drei Blocks.

Sein Knie musste noch drei Blocks durchhalten.

Jimmy hatte noch nie einer feuernden Waffe in die Mündung gesehen. Der Blitz war eine Explosion von Sternenlicht gewesen – Millionen Stecknadelköpfe Licht, die die dunkle Gasse erhellt hatten. Zur selben Zeit hatte er das Klatschen auf seiner Haut gespürt, wie heißes Wasser, doch er hatte gewusst – er wusste –, dass es Blut und Knochen und Fleischfetzen gewesen waren, die seine Brust, seinen Hals, sein Gesicht getroffen hatten. Er hatte es auf der Zunge geschmeckt. Die Knochen hatten zwischen seinen Zähnen geknirscht.

Don Wesleys Blut. Don Wesleys Knochen. Er war davon geblendet worden.

Als Jimmy noch jünger gewesen war, hatte seine Mutter ihn oft gebeten, mit seiner Schwester ins Schwimmbad zu gehen. Sie war damals noch sehr klein gewesen. Wie ihre dünnen, blassen Beine und Arme aus ihrem winzigen Badeanzug geragt hatten, erinnerte Jimmy stets an eine kleine Gottesanbeterin. Im Wasser legte er oft die Hände aufeinander und rief ihr zu, er hätte ein Insekt gefangen. Sie war ein Mädchen, und trotzdem sah sie sich gern Insekten an. Sie kam herangeplanscht, um es sich anzusehen, und dann ließ Jimmy die Hände zusammenschnellen, sodass das Wasser ihr ins Gesicht spritzte. Sie schrie immer wie am Spieß. Manchmal weinte sie auch, aber beim nächsten Mal tat er es wieder. Das war schon okay, redete Jimmy sich ein, weil sie schließlich ja auch immer wieder darauf hereinfiel. Das Problem war nicht, dass er grausam war. Das Problem war, dass sie dumm war.

Wo sie wohl gerade war? Irgendwo in der Sicherheit eines Bettes, hoffte er. Auch sie war bei der Truppe. Seine kleine Schwester. Und dort war es alles andere als sicher. Eines Tages würde er womöglich auch sie durch die Straßen tragen. Er würde ihren schlaffen Körper auf den Armen balancieren, und seine Knie würden über den Asphalt scheuern, während ihre zerrissenen Bänder und Sehnen klirrten wie Zimbeln.

Vor sich sah Jimmy ein Leuchtschild: ein weißes Feld mit einem roten Kreuz in der Mitte.

Das Grady Hospital.

Am liebsten hätte er geweint. Sich zu Boden fallen lassen. Aber seine Last würde so auch nicht leichter werden. Don war höchstens noch schwerer geworden. Diese letzten zwanzig Meter waren die schwierigsten in Jimmys Leben.

Unter dem Schild hatte sich eine Gruppe Schwarzer versammelt. Ihre Kleidung war leuchtend purpurfarben und grün. Die engen Hosen waren unter dem Knie ausgestellt, und unter den Säumen blitzte weißes Lackleder hervor. Mächtige Koteletten. Bleistiftdünne Schnurrbärte. An den Fingern goldene Ringe. Cadillacs nur wenige Schritte entfernt. Zu dieser Zeit am frühen Morgen hielten sich die Zuhälter immer vor dem Krankenhaus auf, rauchten Zigarillos und sahen dem Sonnenaufgang entgegen, während sie darauf warteten, dass ihre Mädchen für die morgendliche Stoßzeit wieder zusammengeflickt wurden.

Keiner bot den beiden blutigen Polizisten, die sich zum Eingang schleppten, Hilfe an. Sie gafften nur. Die Zigarillos hingen in der Luft.

Jimmy fiel gegen die Flügeltüren. Irgendjemand hatte offenbar vergessen abzuschließen, und sie schwangen abrupt auf. Sein Knie kippte zur Seite. Er fiel mit dem Gesicht nach unten in den Warteraum der Notaufnahme. Der Ruck glich dem eines schlechten Tacklings. Dons Knie rammte sich ihm in die Brust. Jimmy spürte, wie ihm die Rippen gegen das Herz gedrückt wurden.

Er sah hoch. Mindestens fünfzig Augenpaare starrten zurück. Niemand sagte ein Wort. Irgendwo in den Tiefen des Behandlungsbereichs klingelte ein Telefon. Das Klingeln drang durch geschlossene Türen.

Das Grady. Mehr als zehn Jahre Bürgerrechtsbewegung hatten hier rein gar nichts verändert. Das Wartezimmer war noch immer unterteilt: die Schwarzen auf der einen Seite, die Weißen auf der anderen. Wie die Zuhälter draußen unter dem Schild starrten auch hier alle Jimmy nur an. Und Don Wesley. Die Blutlache, die sich unter ihnen ausbreitete. Jimmy lag immer noch auf Don. Eine fast schon anrüchige Szene – ein Mann auf einem anderen. Ein Polizist auf einem anderen. Doch Jimmy umfasste weiter Dons Gesicht. Nicht die Seite, die aufgerissen war – die Seite, die noch aussah, wie sein Partner ausgesehen hatte.

»Alles okay«, brachte Jimmy hervor, obwohl er genau wusste, dass gar nichts okay war. Nie wieder okay sein würde. »Alles okay.«

Don röchelte.

Bei dem Geräusch drehte sich Jimmy der Magen um. Er war sich fast sicher gewesen, dass sein Partner bereits tot war.

»Holt Hilfe!«, rief er mit letzter Kraft der Menge zu – aber es kam nur ein Flüstern. Aus seinem Mund kam lediglich eine flehende Kleinmädchenstimme. »Jemand soll Hilfe holen.« Don stöhnte. Versuchte zu sprechen. Das Fleisch seiner Wange war zerfetzt. Jimmy sah, wie sich die Zunge zwischen zertrümmerten Knochen und Zähnen bewegte.

»Alles okay.« Jimmys Stimme war jetzt ein hohes Pfeifen. Er sah wieder hoch. Keiner erwiderte seinen Blick. Nirgends waren Schwestern. Nirgends Ärzte. Niemand ging an das verdammte Telefon.

Don stöhnte wieder. Seine Zunge hing ihm aus dem Kiefer.

»Ist okay«, flüsterte Jimmy. Tränen strömten ihm über die Wangen. Ihm war schlecht und schwindlig. »Wird schon wieder.«

Don atmete scharf ein, als hätte ihn irgendetwas überrascht. Er hielt die Luft ein paar Sekunden lang in der Lunge, bevor ihm schließlich ein tiefes, unheilvolles Seufzen aus dem Mund drang. Jimmy spürte, wie das Geräusch in seiner Brust vibrierte. Dons Atem war sauer – der Geruch einer Seele, die den Körper verließ. Es war weniger die Farbe, die ihm aus dem Gesicht wich – es sah vielmehr aus wie Buttermilch, die in einen Krug gegossen wurde. Seine Lippen wurden dunkel, fast erdig blau. Die Neonröhren an der Decke zeichneten weiße Streifen ins...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2024
Sprache deutsch
Original-Titel Cop Town
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Atlanta • Autorin • Bestseller • blutig • Brutal • Buch • Disney • Disney plus • Georgia • Karen Slaughter • Karin Slaughter • Krimi • Kriminalroman • Mystery • Psychothriller • Reihe • Roman • Serie • spannend • Spannung • Spiegel • Thriller • USA • Will Trent
ISBN-10 3-7499-0816-8 / 3749908168
ISBN-13 978-3-7499-0816-5 / 9783749908165
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99