Echo Park (eBook)

Der zwölfte Fall für Harry Bosch
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
512 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70544-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Echo Park -  Michael Connelly
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Dreizehn Jahre sind vergangen, doch der Fall Marie Gesto lässt Harry Bosch nicht los. Die junge Frau kaufte damals im Supermarkt ein Kilo Karotten für ihr Pferd - und ver­schwand danach spurlos. Ihr Auto wurde gefunden, die Zweiundzwanzigjährige nie wieder gesehen. Weder tot noch lebendig. Obwohl Bosch die Akte wieder und wieder durcharbeitet, kommt er der Lösung kein Stück näher. Bis er einen Anruf von der Staatsanwaltschaft erhält: Raynard Waits soll zwei Prostituierte ermordet haben, ihm droht die Todesstrafe. Waits ist bereit, mehrere andere Morde zu gestehen, wenn sein Strafmaß dafür auf eine lebenslängliche Haft reduziert wird. Eines seiner Opfer, sagt er, ist Marie Gesto. Bosch hat an den Schilde­rungen des Mannes so seine Zweifel. Sagt Waits die Wahrheit, oder schützt er den wahren Schuldigen? Als die Ermittler auf ein Detail stoßen, das all die Jahre lang über­sehen wurde, muss Bosch sich unweigerlich der Frage stellen, ob er weitere Morde hätte verhindern können.

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Renée Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.

Teil Eins Der Mörder


1


Der Anruf kam herein, als Harry Bosch und seinePartnerin Kiz Rider in der Abteilung Offen-Ungelöst an ihren Schreibtischen saßen und den Papierkram zum Fall Matarese erledigten. Am Tag zuvor hatten sie sechs Stunden in einem Zimmer mit Victor Matarese verbracht und über einen Mord aus dem Jahr 1996 an einer Prostituierten namens Charisse Witherspoon gesprochen. DNA, die aus dem Sperma im Mund des Opfers extrahiert und zehn Jahre aufbewahrt worden war, hatte sich als identisch mit der von Matarese erwiesen. 2002 war Matareses genetischer Fingerabdruck nach einer Verurteilung wegen Vergewaltigung in die Datenbank des Justizministeriums aufgenommen worden. Daraufhin hatte es noch einmal vier Jahre gedauert, bis Bosch und Rider sich daran gemacht hatten, den Witherspoon-Fall neu aufzurollen, dabei auf die DNA gestoßen waren und sie auf gut Glück an das staatliche Labor geschickt hatten.

Es war ein Fall, der an sich im Labor hätte aufgeklärt werden können. Aber weil Charisse Witherspoon Prostituierte gewesen war, reichte die DNA-Übereinstimmung für eine Verurteilung des Täters nicht aus. Die DNA hätte auch von jemandem stammen können, der ihre Dienste in Anspruch genommen hatte, bevor ihr Mörder aufgetaucht war und mehrere Male mit einem Vierkantholz auf ihren Kopf eingedroschen hatte.

Aufgrund dessen ließ sich der Fall nicht allein durch wissenschaftliche Untersuchungen lösen. Sie mussten zusehen, dass sie bei einem simplen altmodischen Verhör Matarese ein Geständnis entlockten. Sie holten ihn um acht Uhr morgens aus dem Bett und brachten ihn aus dem Rehabilitationszentrum, in dem er nach der Haftstrafe wegen Vergewaltigung seine Bewährungszeit verbrachte, ins Parker Center. Die ersten fünf Stunden im Vernehmungszimmer waren extrem mühsam. In der sechsten konnten sie Matareses Widerstand endlich brechen, und er rückte mit der Sprache heraus. Er gestand nicht nur, Witherspoon umgebracht zu haben, sondern legte noch drei weitere Morde drauf, lauter Prostituierte, die er in South Florida umgebracht hatte, bevor er nach L.A. gekommen war.

Als ein Anruf auf Leitung eins für Bosch ausgerufen wurde, dachte er zunächst, es wäre ein Rückruf aus Miami. War es aber nicht.

»Bosch«, sagte er, nachdem er abgehoben hatte.

»Hier Freddy Olivas. Morddezernat Northeast Division. Ich bin hier gerade im Archiv und suche nach einer Akte, und jetzt sagen die, dass Sie sie ausgeliehen haben.«

Bosch schwieg einen Moment, während er sich gedanklich aus dem Matarese-Fall ausklinkte. Er kannte Olivas nicht, auch wenn der Name etwas bei ihm klingeln ließ. Was ausgeliehene Akten anging, war es sein Job, alte Fälle zu prüfen und nach Möglichkeiten mithilfe neuer forensischer Erkenntnisse und Methoden zu lösen. Er und Rider hatten manchmal bis zu fünfundzwanzig Akten aus dem Archiv ausgeliehen.

»Ich leihe ständig Akten aus dem Archiv aus«, sagte Bosch. »Welche meinen Sie genau?«

»Gesto. Marie Gesto. Ein Fall von 1993

Bosch antwortete nicht sofort. Er spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog. Das war immer so, wenn er an Gesto dachte, selbst dreizehn Jahre später noch. Dann stieg jedes Mal das Bild ihrer Kleider wieder vor ihm auf, ordentlich zusammenfaltet auf dem Beifahrersitz ihres Autos.

»Ja, die Akte habe ich. Wieso, was ist los?«

Ihm entging nicht, dass Rider von ihrer Arbeit aufblickte, als sie die Veränderung in seiner Stimme bemerkte. Ihre Schreibtische waren in einer Nische aneinandergestellt, sodass sie sich bei der Arbeit gegenübersaßen.

»Etwas heikle Angelegenheit«, sagte Olivas. »Geheimsache. Es geht um einen aktuellen Fall, den ich gerade bearbeite, und der Ankläger möchte mal einen Blick in die Akte werfen. Könnte ich kurz bei Ihnen vorbeikommen und sie abholen?«

»Haben Sie einen Verdächtigen, Olivas?«

Zunächst antwortete Olivas nicht, und Bosch hakte nach.

»Wer ist der Ankläger?«

Wieder keine Antwort. Bosch ließ nicht locker.

»Hören Sie, Olivas, der Fall ist aktiv. Ich arbeite daran und habe einen Verdächtigen. Wenn Sie mit mir reden wollen, können wir das gerne tun. Aber wenn es von Ihrer Seite neue Erkenntnisse gibt, will ich eingeweiht werden. Andernfalls habe ich hier zu tun und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, ja?«

Bosch wollte schon auflegen, als Olivas endlich etwas sagte. Der freundliche Ton war aus seiner Stimme verschwunden.

»Also schön, mein Freund, ich werde eben noch mal mit jemandem telefonieren und rufe Sie gleich zurück.«

Er hängte grußlos auf. Bosch sah Rider an.

»Marie Gesto. Die Staatsanwaltschaft will die Akte.«

»Das ist doch dein Fall. Wer war das eben?«

»Jemand von Northeast. Freddy Olivas. Sagt dir der Name was?«

Rider nickte.

»Persönlich kenne ich ihn zwar nicht, aber ich habe von ihm gehört. Er leitet die Ermittlungen im Fall Raynard Waits.«

Jetzt konnte Bosch den Namen einordnen. Der Fall Waits hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Wahrscheinlich betrachtete ihn Olivas als seine Eintrittskarte für die große Show. Das LAPD war in neunzehn Reviere gegliedert, die sogenannten Divisions, von denen jede eine eigene Polizeistation und eine eigene kriminalpolizeiliche Abteilung hatte. Weniger anspruchsvolle Fälle wurden von den Morddezernaten der einzelnen Divisions bearbeitet, und entsprechend wurden sie als Sprungbretter für den Aufstieg in die Eliteeinheiten der Robbery-Homicide Division, kurz RHD, angesehen, die im Polizeihauptquartier im Parker Center stationiert waren. Dort wurden die eigentlich interessanten Fälle bearbeitet. Und eine dieser Einheiten war die Abteilung Offen-Ungelöst. Bosch war klar, dass Olivas, falls sein Interesse an der Gesto-Akte auch nur im Entferntesten mit dem Waits-Fall zu tun hatte, mit allen Mitteln versuchen würde zu verhindern, dass sich die RHD in die Sache einmischte.

»Was da genau läuft, hat er nicht gesagt?«, fragte Rider.

»Noch nicht. Aber irgendwas ist da im Busch. Er wollte mir nicht mal sagen, mit welchem Ankläger er zusammenarbeitet.«

»Ricochet.«

»Wie bitte?«

Sie sagte es langsamer.

»Rick O’Shea. Er hat den Fall Waits übernommen. Ich bezweifle, dass Olivas nebenher noch was anderes laufen hat. Sie haben gerade die Vorverhandlungen abgeschlossen und arbeiten jetzt auf einen Prozess hin.«

Bosch sagte zunächst nichts, sondern ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. Richard »Ricochet« O’Shea leitete die Special Prosecutions Section der Bezirksstaatsanwaltschaft. Er war ausgesprochen ehrgeizig und wollte unbedingt ganz nach oben kommen. Und nachdem der amtierende Bezirksstaatsanwalt im Frühjahr bekannt gegeben hatte, nicht für eine Wiederwahl zu kandidieren, war O’Shea einer der heißesten Kandidaten für das Amt. Er hatte bei den Vorwahlen die meisten Stimmen erhalten, allerdings war sein Vorsprung nicht deutlich genug ausgefallen, um sich darauf ausruhen zu können. Die endgültige Entscheidung würde in einem erbitterten Kopf-an-Kopf-Rennen fallen, bei dem O’Shea jedoch immer noch die Innenbahn hielt. Er hatte sich der Unterstützung des scheidenden Bezirksstaatsanwalts versichern können, kannte die Behörde in- und auswendig und konnte eine beneidenswerte Erfolgsbilanz vorweisen, weil er als Ankläger einige wichtige Fälle gewonnen hatte – was in den vergangenen zehn Jahren bei Anwärtern auf dieses Amt eher eine Seltenheit gewesen war. Sein Kontrahent hieß Gabriel Williams und war »einer von draußen«, wie man das in einschlägigen Kreisen nannte. Er war zwar zu Beginn seiner juristischen Laufbahn als Ankläger tätig gewesen, hatte aber die letzten zwanzig Jahre eine Privatkanzlei gehabt und sich auf Bürgerrechtsfälle spezialisiert. Im Gegensatz zu O’Shea war er schwarz. Er stellte im Fall seines Wahlsiegs in Aussicht, die Rechtssprechungspraxis im Bezirk strenger zu überwachen und, wo nötig, zu reformieren. Auch wenn die Anhänger des O’Shea-Lagers alles taten, um Williams’ Eignung und Qualifikation für das Amt des obersten Strafverfolgers öffentlich infrage zu stellen, schlugen sich sowohl der Umstand, dass er »von außen« kam, als auch die von ihm angekündigten Reformen in den Wahlprognosen recht positiv nieder. O’Sheas Vorsprung schmolz dahin.

Bosch wusste deshalb so gut über Williams’ und O’Sheas Wahlprogramme Bescheid, weil er in diesem Jahr die Kommunalwahlen mit besonderem Interesse verfolgte. Im Rennen um einen heiß umkämpften Stadtratssitz unterstützte er einen Kandidaten namens Martin Maizel. Maizel konnte bereits auf drei Amtszeiten zurückblicken und vertrat einen Bezirk in der Westside, der weit von dem Teil L.A.s entfernt lag, in dem Bosch wohnte. Er galt als versierter Machtjongleur, der Hinterzimmerzusagen machte und sich zum Nachteil seines Wahlbezirks eher den Interessen der finanzstarken Wählerkreise verpflichtet fühlte. Trotzdem hatte Bosch großzügig für seinen Wahlkampf gespendet und hoffte auf seine Wiederwahl. Sein Herausforderer war ein ehemaliger stellvertretender Polizeichef namens Irvin R. Irving, und Bosch war fest entschlossen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, Irvings Wahl zu verhindern. Wie Gabriel Williams versprach auch Irving Reformen, und in seinen Wahlreden wetterte er mit Vorliebe gegen das LAPD. Als Irving noch bei der Polizei gewesen...

Erscheint lt. Verlag 14.11.2024
Reihe/Serie Ein Fall für Harry Bosch
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cold Case • detective • Entführung • Ermittlung • Harry Bosch • Komplott • L. A. • Los Angeles • Mordfall • Prostituierte • Raynard Waits • Serienmord • Verschwinden
ISBN-10 3-311-70544-0 / 3311705440
ISBN-13 978-3-311-70544-4 / 9783311705444
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