Zeit des Terrors (eBook)

Der dritte Fall für Karl Raben - Kriminalroman. Die neue Krimireihe des Bestsellerautors angesiedelt im historischen Berlin.
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2024 | 1. Auflage
512 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-30635-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zeit des Terrors -  Christian Ditfurth
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Eine packende Krimireihe im Berlin zur Zeit des Dritten Reichs: Polizeikommissar Karl Raben deckt eine Nazi-Verschwörung auf. Doch sein Kampf für Gerechtigkeit wird für ihn immer mehr zum lebensbedrohlichen Verhängnis.
Berlin, 1938. Die Beraubung der Juden erreicht ihren Höhepunkt, die Synagogen brennen. Die Angst ist überall. Der Berliner Kommissar Karl Raben fürchtet, dass alles auffliegt - seine Hilfe für Verfolgte, seine Sabotage von Heydrichs Befehlen, seine Ermittlungen in eigener Sache: Er will den dritten Mörder des Redakteurs Kurt Esser stellen. Zwei SA-Täter hat er schon bestraft. Gerade als die Verzweiflung ihn ergreift, stolpert er über einen Raubüberfall in der Friedrichstraße. Das Opfer ist ein Juwelier, ein Jude, dem Raben erst kürzlich die Flucht in die Schweiz ermöglicht hatte. Als weitere jüdische Juweliere überfallen werden, übernimmt Raben mit seinem Kollegen Georg Lichtigkeit die Ermittlungen. Sie stoßen auf eine Nazi-Verschwörung, und wieder muss sich Raben mit Mächtigen anlegen. Mittendrin schickt Heydrich seine Spürnase in die Tschechoslowakei, um deren Befestigungsanlagen an der Grenze auszuspionieren. Hitler ist entschlossen, seinen Krieg zu führen. Jetzt oder nie.

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie »Der 21. Juli« und »Das Moskau-Spiel« hat er u. a. die Krimiserie um den Historiker Josef Maria Stachelmann und die Eugen-de-Bodt-Serie veröffentlicht. »Zeit des Terrors « ist der dritte Band einer historischen Krimiserie um den Polizei-Kommissar Karl Raben, die im Berlin der 1930er Jahre beginnt und in der Bundesrepublik endet.

29.


Er lag auf dem Bett und bestarrte die Decke, als könnte die ihm verraten, was er tun sollte. Das Angebot des Franzosen lockte. Raben könnte endlich etwas Sinnvolles tun, etwas wirklich Sinnvolles. Seine Jagd auf die Esser-Mörder war richtig, aber sie änderte nichts am Mordsystem. Manchmal dachte er sogar, dass er keine besseren Methoden anwendete als Heydrich. Aber wenn er helfen könnte, den Krieg zu verhindern. Oder, wenn er doch käme, die Niederlage Hitlers beschleunigen könnte. Wenn sein Beitrag auch noch so winzig wäre, er könnte stolz darauf sein. Keine Widerstandsbewegung würde den Führer stürzen, aber so schrecklich ein Krieg wäre, steckte in ihm doch eine Hoffnung. Der Führer und die Deutschen waren eins, nichts konnte sie trennen außer einer Niederlage. Im Innern, wenn die Aufrüstung in der Krise endete, die sich jetzt schon ankündigte. Im Äußeren, wenn der Führer im Krieg unterging.

Sie waren zum Mittagessen wieder im Esplanade verabredet.

»Ihr Führer hat Blomberg und Fritsch entlassen. Die Gründe dafür haben ihm Himmler und Heydrich geliefert … Sie auch?«

Raben schüttelte den Kopf.

»Die beiden hatten nichts gegen Hitler, im Gegenteil. Aber sie waren Fachleute und fanden dessen Kriegspläne selbstmörderisch. Hitler ist ein Abenteurer und wird den Tod eines Abenteurers finden. Die Frage ist nur, wann. Und was er bis dahin anrichtet.«

»Woher wissen Sie, warum Blomberg und Fritsch rausgeworfen wurden?«

»Ich arbeite für einen Geheimdienst, für einen sehr guten.«

Raben hatte nicht gehört, dass gerade die Franzosen so erfolgreich wären. Die Briten ja, die Sowjets auch. Aber die Franzosen? Er fühlte sich unwohl. Am Bœuf bourguignon lag es bestimmt nicht. Und der Wein? Der Burgunder schmeckte gut. Sie speisten in einem der besten Restaurants. Raben trank einen großen Schluck Wasser. Er spürte den Schweiß auf der Stirn.

»Es ist die Angst«, sagte Duchamp. »Die verfluchte Angst, die ich auch kenne. Es ist nicht leicht, sie zu unterdrücken.«

Raben nickte.

»Aber man muss, will man sein Leben nicht wegwerfen«, sagte Duchamp.

»Ich werfe gar nichts weg, Sie Großmaul!«, zischte Raben. »Sie werden an Ihrer Arroganz noch ersticken.«

Duchamp erschrak, hob die Hände. »Nicht doch, das haben Sie falsch verstanden.«

»Ich habe alles verstanden. Sie glauben, mein Leben könne nur einen Sinn haben, wenn ich für Sie spitzle.« Was Raben erst richtig nervte: Duchamp hatte recht, aber wenig Ahnung, dass Raben längst einen eigenen Kampf führte, täglich sein Leben riskierte. »Sie hätten Ihre … Bitte, denn das ist sie … vielleicht mit ein wenig Bescheidenheit verzieren sollen.«

Duchamp schloss die Augen, nickte. Ein Zeigefinger trommelte lautlos auf dem Tisch. »Sie haben recht«, sagte er leise. »Ich weiß nicht, was Sie in Deutschland treiben, aber Sie leben gefährlich. Wie jeder, der gegen Hitler ist und nicht wegguckt.«

»Sie haben keine Ahnung, und Sie werden nie eine haben«, sagte Raben. »Vielleicht sollten Sie ein Praktikum in Dachau machen?«

»Ich habe viel mit deutschen Flüchtlingen gesprochen, die sich nach Frankreich gerettet haben. Sie haben wieder recht, ich kann es mir trotzdem nicht vorstellen. Aber Sie … Sie arbeiten für die Gestapo … Wie schafft man es, für die zu arbeiten und abends schlafen zu können?«

Raben blickte Duchamp an. Sein Zorn ebbte ab. Er erinnerte sich, was er sich in der Nacht ausgedacht hatte. »Wenn Sie mir garantieren können, dass Ihr Deuxième Bureau sich um meine Familie kümmert, sobald ich es wünsche …«

»Selbstverständlich!«

»Selbst wenn ich Ihnen traute, wie kann ich Ihrem Dienst trauen?«

»Sie wollen Garantien?«

»Exakt.« Er griff in die Innentasche seines Jacketts, zog ein Papier hervor und gab es Duchamp.

Der las, kaute Luft, hob die Brauen, faltete es zusammen. Er schnaufte leise. »Eine Million Franken auf einem Schweizer Konto?«

»Die ich nur anrühre, wenn Sie Ihre Zusage nicht einhalten.«

»Gibt es dafür eine Garantie?«

»Nein«, sagte Raben. »Ich setze mein Leben ein. Aber dieses Risiko tragen Sie.«

»Eine Million Schweizer Franken … geht’s billiger?«

»Betrachten Sie es als Ausdruck Ihres Bekenntnisses zu Ihrem besten Spion im Reich.«

Duchamp lächelte. »Aber das ist ja nicht alles. Sie verlangen einen Verbindungsmann in unserer Botschaft in Berlin, der Sie aber nicht kontaktieren darf.«

»Exakt.«

»Sie verlangen, dass sich Ihre Familie in unsere Botschaft flüchten darf, wann es ihr beliebt.«

»Ja. Im Fall eines Kriegs müssen Sie meine Familie in die Schweiz ausschleusen.«

»Und Sie geben einer Person eine Kopie unserer Vereinbarung, die veröffentlicht wird, wenn Sie es für richtig halten.«

»Wenn Ihr Dienst mich verrät.«

»Wann das der Fall ist, entscheiden allein Sie.«

»Richtig. In diesem Fall benutze ich das Geld, um meine Familie zu beschützen.«

»Sie verlangen also, dass wir eine schriftliche Vereinbarung aufsetzen, die all diese Punkte enthält.«

»Ich freue mich, dass Sie mich verstanden haben. Wenn ich aus Wien zurückkehre, möchte ich, dass wir das Papier unterschreiben. Zusammen mit Ihrem Botschafter.«

Duchamp lehnte sich zurück. »Das wird der nicht machen. Er darf es nicht.«

»Sie können auch Ihren Präsidenten schicken.« Raben lachte leise.

»Sie sind verrückt …« Duchamp blickte ihn streng an. »Sie wissen, dass es nicht geht. Wollen Sie alles wegen eines Wunschtraums scheitern lassen? Kein Botschafter der Welt täte es.«

»Außer dem sowjetischen«, erwiderte Raben.

Duchamp schüttelte den Kopf. »Wollen Sie sich etwa mit diesen Gangstern einlassen?«

»Gut«, sagte Raben, der die Ablehnung eingeplant hatte, um Druck zu machen. »Wir beide besuchen die französische Botschaft, und zwar sofort.«

»Sie fürchten, ich sei kein Agent des französischen …?«

»Wir sollten jeden Zweifel ausschließen.«

30.


»So, Herr Heller«, sagte Lichtigkeit ruhig. »Ihre beiden Kameraden beweisen, dass unsere Regierung Albert Einstein zu Recht rausgeschmissen hat. Hätte ich so viel Genie an unerwartetem Ort auch nur vermutet …«

Heller grinste. »Kommt es nicht auf die rechte Gesinnung an?«

»Damit allein könnten wir den Schlüssel des Reichs bei der Sowjetbotschaft abgeben.«

Heller lachte.

»Es war also der SS-Mann Kahle …«

»Unterscharführer Kahle«, sagte Heller.

»Wie konnte ich das vergessen?«

»Und jetzt lassen Sie mich raus.«

»Mein SS-Kollege Raben hat eine Vereinbarung mit SS-Obergruppenführer Dietrich, dass wir Sie bis zu seiner Rückkehr von einer Dienstreise behalten dürfen.«

»Sie wissen schon, dass Raben SA-Männer auf dem Gewissen hat? Dass der nach den Leuten sucht, die dem Bolschewistenschwein Esser den Garaus gemacht haben? Und der sich jetzt für Juden reinhängt? Das hat mir ein SS-Offizier …«

»Wollen Sie Ihre Beschwerde Gruppenführer Heydrich vortragen?«

Heller blickte Lichtigkeit an. »Ich verstehe gar nichts mehr.«

»Sie hätten die Beute nicht behalten dürfen«, sagte Lichtigkeit. »Das beweist Ihre niedere Gesinnung. Wenn ich Sie schon mal auf das Plädoyer des Staatsanwalts vorbereiten darf. Vielleicht geht der Fall an den Volksgerichtshof …«

Das war natürlich Quatsch, trieb Heller dennoch Schweiß auf die Stirn und Röte in die Wangen. »Das können Sie doch nicht machen.«

»Ich nicht, aber der Staatsanwalt. Die Justiz hasst Unordnung, und Sie haben für Unordnung gesorgt.«

»Aber das ist doch kein Hoch- oder Landesverrat.«

»Sie unterschätzen die Fantasie unserer Staatsanwälte und Richter. Wenn Sie Staat und Volk zersetzen, indem Sie das Ansehen von Staat und Partei beschädigen … Glauben Sie mir. Das ist ein Erfolg der braunen Revolution, die der Polizei alle Wünsche erfüllt hat.«

»Lassen Sie mich raus!«, schnauzte Heller.

»Ich kann Sie so lange hierbehalten, wie ich will. Und mein Kollege von der Gestapo könnte Sie mir nichts, dir nichts ins KZ stecken.«

Zurück im Büro, versorgte ihn Köpfchen mit Kaffee und einem Stück Schokoladentorte. »Hat Steinerchen rübergeschleust, Buddha ist zu fett.«

Er trat ihr die Hälfte ab. »Wann kommt unser Kriminaldirektor zurück?«, fragte sie mit vollem Mund.

»Wenn Sie Raben meinen, seh ich schwarz, SS-schwarz.«

Sie verzog die Miene. »Der Herr Nebe hat versucht, ihn zurückzuholen. Aber der Gruppenführer rückt ihn nicht raus. Hat einen Narren an unserm Vogel gefressen. Der war sogar zum Essen bei Herrn Heydrich eingeladen.«

»Woher wissen Sie das alles?«

»Na ja, Sie wissen doch, so unter Sekretärinnen. Sagen Sie’s nicht weiter.«

»Indianerehrenwort. Aber halten Sie mich auf dem Laufenden.«

»Und wenn nicht?«, fragte sie grinsend.

»Dann schleppt Sie unser Vogel zur Gestapo, wo Sie anständig vermöbelt werden.«

»Aber ich bitte doch, Herr Kommissar!«

31.


»Es hat keinen Sinn weiterzumachen, bevor mein Mann zurückkehrt«,...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Reihe/Serie Karl-Raben-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 1938 • 2024 • Alex Beer • Antisemitismus • Babylon Berlin • Berlin • brennende synagogen • der schatten von berlin • Drittes Reich • eBooks • Ermittler • Felix Blom • friedensjahre • Heimatkrimi • Heydrich • Historische Kriminalromane • Hitler • Juden • Judenverfolgung • Kommissar • Krieg • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Nationalsozialismus • Nazis • Neuerscheinung • NSDAP • Rath • Robert Hültner • SA • Verschwörung • Volker Kutscher
ISBN-10 3-641-30635-3 / 3641306353
ISBN-13 978-3-641-30635-9 / 9783641306359
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