Eisfeld - Der Fall Katharina S. (eBook)

Kriminalroman | Auftakt der hochspannenden, neuen Krimi-Reihe aus Berlin um eine totgeglaubte Frau und einen Wettlauf gegen die Zeit.
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2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44822-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eisfeld - Der Fall Katharina S. -  Steffen Weinert
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Sie will nur eines: Gerechtigkeit. Manchmal vielleicht zu sehr ... In Steffen Weinerts Berlin-Brandenburg-Krimi »Eisfeld - Der Fall Katharina S.« löst die willensstarke, sympathische Kommissarin Mara Eisfeld ihren ersten Fall. Mara Eisfeld - eben erst zur neuen Leiterin der 9. Mordkommission im Berliner LKA befördert - sollte eigentlich nur den Tod eines Einbrechers untersuchen. Doch in dem Haus am nördlichen Stadtrand stößt sie auf einen geheimen Kellerraum, in dem sich ein düsteres Geheimnis verbirgt. Hier findet sie Hinweise auf die vor zehn Jahren als Teenager spurlos verschwundene Katharina Stellkamp. Mara war damals kurzzeitig an den Ermittlungen beteiligt, und seitdem hat sie der Fall nicht mehr losgelassen. Deshalb setzt sie nun alles daran, die junge Frau zu finden und aus der Gewalt ihres Entführers zu befreien. Authentischer Kriminalroman mit tollen Figuren Mara Eisfeld hat das Zeug zu einer Kult-Ermittlerin. Der Auftakt der Krimi-Reihe aus Berlin ist ein Fest für Fans starker Kommissarinnen wie Julia Durant, Sabine Kaufmann oder Femke Folkmer. Natürlich kommt auch Maras Privatleben nicht zu kurz. So viel sei verraten: In ihrer Ehe kriselt es so sehr, dass ihr Mann beschlossen hat, in einem Zelt anstatt im gemeinsamen Bett zu übernachten.

Steffen Weinert, geboren 1975, absolvierte sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg und ist heute hauptsächlich als Autor und Regisseur tätig. Sein Kurzfilm 'Der Aufreißer' lief auf über 60 nationalen und internationalen Filmfestivals und hat mehr als 20 Preise gewonnen. Sein Langfilmdebüt 'Finn und der Weg zum Himmel' wurde unter anderem auf den Festivals in Shanghai, Stuttgart und Biberach gezeigt, sowie im SWR und BR ausgestrahlt. Sein zweiter Spielfilm, das Drama 'Das Leben meiner Tochter', kam 2019 in die deutschen Kinos. Nach zwei humorvollen Romanen startet er mit der LKA-Ermittlerin Mara Eisfeld seine erste Krimi-Reihe.

Steffen Weinert, geboren 1975, absolvierte sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg und ist heute hauptsächlich als Autor und Regisseur tätig. Sein Kurzfilm "Der Aufreißer" lief auf über 60 nationalen und internationalen Filmfestivals und hat mehr als 20 Preise gewonnen. Sein Langfilmdebüt "Finn und der Weg zum Himmel" wurde unter anderem auf den Festivals in Shanghai, Stuttgart und Biberach gezeigt, sowie im SWR und BR ausgestrahlt. Sein zweiter Spielfilm, das Drama "Das Leben meiner Tochter", kam 2019 in die deutschen Kinos. Nach zwei humorvollen Romanen startet er mit der LKA-Ermittlerin Mara Eisfeld seine erste Krimi-Reihe.

3


Mara bog auf das Gelände des Landeskriminalamtes in der Keithstraße und fand zu ihrer eigenen Überraschung auf Anhieb einen freien Parkplatz. Kaum hatte sie jedoch den Motor ausgestellt, bemerkte sie, wer da just in dem Moment aus dem Wagen rechts neben ihr stieg: Bertram Banners. Ausgerechnet. Denn wenn Eisfeld bei der Arbeit um jemanden einen großen Bogen zu machen versuchte, dann war das Kriminalhauptkommissar Banners, Leiter der 5. Mordkommission.

Als Mara vor zehn Jahren im LKA Berlin angefangen hatte, war Banners ihr direkter Vorgesetzter gewesen, und sie hatte unter seiner Führung einiges gelernt. Vor allem, wie man sich nicht verhalten sollte, wenn man eine integre Polizistin sein wollte, deren oberstes Ziel die Aufklärung von Verbrechen und die Wiederherstellung von Gerechtigkeit war. Wenig verwunderlich also, dass sie und Banners schon nach wenigen Wochen heftig aneinandergeraten waren, denn Banners war so ziemlich das Gegenteil davon: faul, inkompetent und auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Die feine Linie zur juristischen Angreifbarkeit hatte er ihres Wissens zwar nie überschritten, wohl aber seinen Spielraum so weit wie nur möglich ausgereizt. Zudem hatte er es zu einer gewissen Meisterschaft gebracht, eigene Misserfolge anderen zuzuschreiben und fremde Erfolge für sich zu reklamieren.

Mara blieb im Wagen sitzen und gab vor, wichtige Nachrichten auf ihrem Handy zu lesen, doch Banners hatte sie bereits entdeckt, klopfte an die Scheibe der Beifahrertür und lächelte ihr übertrieben freundlich zu. Mit Erleichterung nahm sie zur Kenntnis, dass er nicht wartete, bis sie ausstieg, sondern sich auf den Weg ins Gebäude machte. Vermutlich, um nicht zu spät zu kommen und seinen Vorgesetzten keine weitere Munition zu liefern, seine Beförderung noch weiter hinauszuzögern. Diese war nämlich überfällig. Banners hatte die Leitung der 5. Mordkommission schon seit dreizehn Jahren inne. Seit Eckart Tamms Aufstieg zum Leiter der Abteilung »Delikte am Menschen« vor ein paar Wochen war dessen Posten als Dezernatsleiter unbesetzt. Eisfeld wusste, dass Banners sich darauf beworben hatte und er sich durchaus Chancen ausrechnen durfte. Sollte er Erfolg haben, müsste sich Mara warm anziehen. Eine Hierarchieebene würde es dann zwar immer noch zwischen ihnen geben, aber sollte ihr Chef aus irgendwelchen Gründen ausfallen, wäre sie Banners wieder direkt unterstellt.

Erster Programmpunkt des Tages, wie neuerdings regelmäßig zu Wochenbeginn, war das »Montagsbriefing«. Eckart Tamm hatte diesen festen Termin ins Leben gerufen, um den direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitern zu etablieren und zu pflegen.

Tamm war ein dicklicher, bärtiger, brumm- bis kuschelbärig wirkender Mann, dessen gemütliches Aussehen aber niemand mit Harmlosigkeit verwechseln sollte. Diejenigen, die diesen Fehler begangen hatten, saßen jetzt entweder im Knast – sofern es sich um Kunden handelte – oder waren von ihm auf der Karriereleiter rechts überholt worden – sofern es sich um Kollegen handelte. Angefangen hatte er als Verhörspezialist und sich während dieser Zeit offenbar Fertigkeiten angeeignet, die er auch beim Netzwerken gut gebrauchen konnte.

Im Laufe seiner Karriere hatte er einige gute Ideen gehabt, um die ihm unterstellten Kollegen zu Höchstleistungen zu animieren, das »Montagsbriefing« gehörte Maras Ansicht nach definitiv nicht dazu. Sie hielt es für verschwendete Zeit. Den Informationsgehalt der ersten beiden Male hätte man durch eine einzeilige E-Mail ersetzen können. Lesezeit: vier Sekunden. Tatsächlicher Zeitaufwand für das »Montagsbriefing«: dreißig Minuten. Eisfeld hatte nichts, aber auch gar nichts erfahren, was irgendeinen Gegenwert für ihre tägliche Arbeit gehabt hätte.

Das erste Briefing diente ausschließlich dazu, mal »Guten Tag« zu sagen und sich als neuer Chef vorzustellen, auf »kollegiale Zusammenarbeit« zu hoffen, die Erfolge seines Vorgängers hervorzuheben, zu bekräftigen, daran anknüpfen zu wollen, aber auch eigene, nicht näher beschriebene »Akzente« setzen zu wollen.

Thema des zweiten Briefings war die in einem halben Jahr anstehende Weihnachtsfeier. Als der Begriff »Weihnachtsfeier« fiel, hatte Mara ihre Gehörgänge mit kabellosen In-Ear-Kopfhörern versiegelt, die sich bestens unter den langen Haaren verstecken ließen, und eine ihrer Playlists gestartet. Sie hasste an Weihnachtsfeiern so ziemlich alles und zog es seit Beginn ihrer Polizeikarriere vor, an diesem Tag freiwillig den Bereitschaftsdienst zu übernehmen.

Mara war also alles andere als gespannt, welches prickelnde Thema heute auf der Tagesordnung stehen würde.

»Alles klar?«, fragte Umut Oktay, als sie sich im Großen Konferenzsaal neben ihn setzte. Der Raum hatte sich mittlerweile mit einem Großteil der auf Schicht befindlichen Kolleginnen und Kollegen gefüllt, und Umut hatte ihr wie immer einen Platz freigehalten. Wie immer in der letzten Reihe.

Umut Oktay war als Leiter der 9. Mordkommission formal ihr Vorgesetzter, was sich im Arbeitsalltag aber nie bemerkbar machte. Er war ihr Partner, betrachtete sie als ebenbürtig und behandelte sie auch so.

»Ja«, erwiderte Mara knapp und gab ihm eine der zwei Tassen mit Cappuccino, die sie eben noch aus der Küche geholt hatte. »Alles super.«

»Wie geht’s Matti? Ist er immer noch Camper?« Umut blickte Mara mit leicht besorgtem Ausdruck an. Der Umstand, dass der Ehemann seiner Stellvertreterin seit nunmehr einem Monat in einem Zelt im Garten wohnte, war schon nach kurzer Zeit durchgesickert und sorgte im Kollegenkreis für den ein oder anderen Lacher. Nicht so bei Oktay. Der nahm die Situation ernst und hoffte, dass in Maras Privatleben bald wieder etwas Ruhe einkehrte. Bisher schlugen sich ihre Eheprobleme zwar noch nicht auf die Arbeit nieder, er wollte aber ungern abwarten, bis es so weit kam.

Mara bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. »Wird Zeit, dass der Herbst kommt.« Das Thema wollte sie jetzt keinesfalls vertiefen und war deshalb froh, dass in diesem Moment Eckart Tamm in den Raum kam und sich ans Rednerpult stellte.

»Lassen Sie uns gleich anfangen«, begann er und wartete die drei Sekunden ab, die seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigten, ihre eben begonnenen Sätze zu Ende zu sprechen. »In den ersten beiden Briefings hatten wir ja eher weiche Themen auf der Tagesordnung. Ich wollte schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Ab heute wird sich das aber ändern. Wir wagen uns ans Eingemachte. Zu viele Dinge liegen hier bei uns leider schon seit zu langer Zeit im Argen, als dass man noch länger tatenlos abwarten dürfte.«

Er ließ seine Worte wirken. Eine leichte Unruhe breitete sich im Kollegium aus.

»Beginnen wir mit dem Punkt, der mir am meisten am Herzen liegt. Wie Sie wissen, wurden in der Vergangenheit immer wieder Informationen über laufende Ermittlungen an die Presse durchgestochen, und zwar zu einem Zeitpunkt, der für eine schnelle und erfolgreiche Aufklärungsarbeit äußerst hinderlich war. Um es mal harmlos auszudrücken.«

Nicht wenige nickten, denn Tamm sprach etwas an, das bei vielen großen Ärger erregt hatte.

»Ich nenne als jüngstes Beispiel den Sprengstoffanschlag auf das Fahrzeug in der Kaiserin-Augusta-Allee vergangene Woche. Im ARGUS ist nun nicht nur zu lesen, aus welchen Materialien der Sprengstoff hergestellt wurde, sondern auch das exakte Mischverhältnis. Eindeutiges Täterwissen also. Die Arbeit der ermittelnden Kollegen wird so massiv erschwert. Für mich sind derartige Vorfälle nicht mehr hinnehmbar, und deshalb habe ich heute den Auftrag erteilt, eine Kontaktstelle einzurichten, an die Hinweise über Regelverstöße anonym übermittelt werden können. Das Ganze funktioniert digital, zum Beispiel über Ihren Dienstcomputer, die Kennung des Hinweisgebers wird dabei aber nicht gespeichert. Die technischen Details entnehmen Sie bitte der E-Mail, die Sie in Kürze erhalten werden. Also: Wer etwas im Zusammenhang mit der nicht autorisierten Informationsweitergabe an die Presse weiß, gesehen oder gehört hat oder auch nur etwas vermutet, meldet dies bitte. Wir werden jedem Hinweis nachgehen. Helfen Sie mit, den oder die Verantwortlichen zu finden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche noch einen erfolgreichen Tag.« Sprach’s und war auch schon wieder aus dem Konferenzraum verschwunden. Alle anderen blieben mit ungläubigen Mienen sitzen.

»Äh, was war das denn jetzt?«, fragte Mara irritiert, ohne sich an einen bestimmten Adressaten zu wenden.

»Ich glaube, es wurde eben die Gründung von LKA Leaks verkündet«, antwortete Oktay leise.

»Sieht so aus, ja.« Mara konnte mit dem Kopfschütteln gar nicht mehr aufhören. »In Woche drei gleich mal ein internes Bespitzelungssystem eingerichtet. Hut ab, Tamm. Mit dem Vertrauen unter Kollegen ist es jetzt wohl erst mal vorbei.«

»Stasi 2.0«, witzelte der junge Kollege mit der Vorliebe für Hawaiihemden, der direkt vor Mara saß, dessen Name ihr aber momentan nicht einfiel.

Sie ignorierte ihn. »Das sind also diese sagenumwobenen Akzente, die er setzen wollte.« Ein Blick in die sich auflösende Runde sagte ihr, dass viele der Anwesenden ihre Empörung teilten, aber bei Weitem nicht alle. Von einigen wusste sie, dass sie Anweisungen von Vorgesetzten unreflektiert Folge leisteten. Mara kannte ihre Kandidaten.

»Seit 1972 verpetze ich grundsätzlich niemanden mehr«, sagte Umut mit dem durchschaubaren Ziel, die angespannte Stimmung etwas aufzulockern. »Da hab ich im Kindergarten mal richtig Dresche bekommen.« Er nahm Mara die leere Kaffeetasse ab und stand auf. »Aber die...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2024
Reihe/Serie Mara Eisfeld ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
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ISBN-10 3-426-44822-X / 342644822X
ISBN-13 978-3-426-44822-9 / 9783426448229
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