Die Erbin (eBook)

Sie will, was dir gehört. Der Preis dafür ist dein Leben. Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-30009-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Erbin -  JP Delaney
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Ein traumhafter Landsitz. Ein Mann zwischen zwei Frauen. Ein Todesfall. Und eine Frage: Wer ist das nächste Opfer?
Der neue spannende Psycho-Thriller vom internationalen Bestsellerautor - voller überraschender Twists und packend bis zum Schluss!

Als die Geschwister Finn und Jess vom Tod ihres Vaters erfahren, sind sie nicht sonderlich betroffen. Die Scheidung ihrer Eltern liegt lange zurück, und Kontakt zum Vater, der nach Mallorca auswanderte und ein unkonventionelles Althippie-Leben führte, hatten sie ohnehin nicht. Nun erben sie seine heruntergekommene Finca, mitten in den idyllischen Hügeln der Mittelmeerinsel. Der einzige Haken: Ruensa, die neue Frau ihres Vaters, die dort noch lebt. Finn fliegt nach Mallorca, um die Sache möglichst schnell und sauber zu klären. Seine Überraschung ist groß, als er ein luxuriös renoviertes Anwesen vorfindet und die atemberaubende Roze, die erwachsene Tochter seiner Stiefmutter. Hals über Kopf verliebt sich Finn in die geheimnisvolle und so verletzlich wirkende Roze und will alles dafür tun, dass sie auf der Finca - und bei ihm - bleiben kann. Doch dann beginnt die Polizei, Fragen zum vermeintlichen Unfalltod seines Vaters zu stellen, und auch Finn wird unsicher. Welches dunkle Geheimnis aus ihrer Vergangenheit verbergen die beiden Frauen? Sind sie wirklich die hilflosen Opfer, die unverschuldet in diese Situation geraten sind? Oder wollen sie die Finca für sich - koste es, was es wolle?

»Jede Story gleicht einem Labyrinth, hinter jeder Ecke ein neuer Twist. Auch Die Erbin ist packend bis zum Schluss und überzeugt auf ganzer Linie!« Hot Press

JP Delaney wurde mit seinem ersten Thriller »The Girl Before« weltweit zum Star: Der Roman erschien in 45 Ländern und stand an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Seitdem setzt JP Delaney mit seinen genialen Ideen und rasanten Romanen neue Standards im Thriller-Genre.

1


Beginnen wir mit dem Tod des Alten Dreckskerls, denn so fing alles an. Oder, genauer gesagt, mit dem Anruf von Jess, die mir davon berichtete.

»Sitzt du gerade?«, fragte sie, als ich abnahm.

»Ich liege im Bett. Passt das auch?«

»Das gibt’s doch nicht. Ich bin schon seit Stunden auf.«

Ich hörte, wie sie nebenbei herumrumorte, offenbar irgendwas im Haushalt erledigte. »Du wolltest ja unbedingt Kinder«, sagte ich trocken.

»Sagt der selbstgefällige Single. Also jedenfalls: Ich weiß nicht genau, ob es ein Anlass für Beileid oder für Glückwünsche ist, aber ich habe Neuigkeiten. Halt dich fest. Dad ist gestorben.«

Ich brauchte einen Moment, bis ich das kapiert hatte. »Im Ernst?«, sagte ich schließlich. »Wie ist das passiert?«

»Ist offenbar zusammengebrochen. Beim Aufschichten eines Feuers.«

»Ohne betrunken zu sein?«

»Hmm.« Ein Schweigen entstand, als Jess überlegte. »Ja, vermutlich schon, während er betrunken Äste verbrennen wollte«, sagte sie dann.

»Von wem hast du es erfahren?«

»Die Ehefrau hat mich angerufen. Ruensa.« Jess sprach den Namen mit rollendem R aus.

Ich setzte mich auf. Trotz allem kam es mir unpassend vor, im Liegen über den Tod meines Vaters zu sprechen. »In welchem Zustand war sie?«

»Na ja, es ist schon vor fast einer Woche passiert. Meine Nummer war auf seinem Handy gespeichert, aber Ruensa kannte seinen PIN-Code nicht, deshalb hat es so lange gedauert, bis sie mich kontaktieren konnte. War wohl alles ziemlich schlimm – der Krankenwagen konnte den steilen Weg nicht rauffahren, deshalb mussten sie ihn mit der Trage den Hang runterschleppen. Als sie die Klinik in Palma erreichten, war er schon tot.«

»Klingt furchtbar.« Dann kam mir ein Gedanke. »Sollten wir an der Beerdigung teilnehmen? Hat sie gesagt, wann die ist?«

»Hat bereits stattgefunden. Du weißt ja, wie die da sind – das geht immer schnell. Ruensa hat sich sehr dafür entschuldigt. Ich habe ihr gesagt, wir seien natürlich traurig, die Bestattung versäumt zu haben, hätten aber Verständnis.« Jess’ Tonfall war trocken.

»Empfindest du das so?«

»Ob ich traurig darüber bin? Nein, bin ich nicht. Abgesehen von allem anderen wäre das bestimmt auch etwas seltsam gewesen, oder? Die dritte Ehefrau des Vaters erst bei seiner Bestattung kennenzulernen.«

Jess und ich waren nicht zur Hochzeit eingeladen gewesen, einer standesamtlichen Trauung vor etwas über einem Jahr in Palma. Wir hatten beide nicht einmal gewusst, dass unser Vater wieder eine feste Beziehung eingegangen war. Und wahrscheinlich hätten wir so oder so nicht teilnehmen wollen, da wir beide ihn schon seit Langem gemieden hatten. Mit Jess hatte er noch alljährlich Weihnachten telefoniert, aber ich hatte auf seine Anrufe nicht reagiert.

»Aber wir sollten ihr zumindest schreiben«, sagte ich. »Also ich mache das auf jeden Fall.«

»Okay. Hey, das bedeutet, dass wir jetzt reich sind.« Jess hörte sich betont beiläufig an.

»Wohl schon, ja. Lieber Himmel, ich hätte nie gedacht, dass das jetzt so schnell geht.«

»Du willst wohl eher nicht dort leben?«

»Auf der Finca?« Ich schnaubte. »Da schneide ich mir eher die Hand mit einem rostigen Filetiermesser ab.«

»Geht mir auch so.«

Danach trat ein längeres Schweigen ein. Ich spürte aber auch ohne Worte, was Jess jetzt dachte. Unsere Gespräche verliefen oft so sprunghaft, als würden wir ständig den Faden verlieren, folgten aber dennoch einem tiefer liegenden Gedankengang. Kinder aus Scheidungsfamilien sind sich häufig sehr nah. Aber Kinder, die aus so extremen Verhältnissen stammen wie wir, fühlen sich meist noch enger verbunden.

»Also verkaufen wir – vermieten kommt nicht infrage«, sagte Jess schließlich. »Und was ist mit der Ehefrau? Meinst du, sie weiß, dass sie das Anwesen nicht kriegt?«

»Warum sollte sie so was haben wollen? Es ist doch völlig runtergekommen. Aber er wird ihr das bestimmt gesagt haben, denke ich.«

»Glaubst du? Ich meine, man sagt ja eher nicht so nebenbei: ›Ach, übrigens bin ich so ein versoffener irrer alter Geizkragen, dass ich nach meiner ersten Ehe keinen Unterhalt zahlen wollte und meine Kinder deshalb die Finca erben?‹ Und vergiss nicht, dass er auch noch ein totaler Feigling war.« Jess schwieg wieder einen Moment. »Ich vermute eigentlich, dass man sie erst darüber in Kenntnis setzen muss.«

Jetzt versank ich eine Weile in Schweigen. Weil ich meine Schwester zwar liebe, sie aber manchmal ziemlich hart und materialistisch finde. Ich weiß allerdings, dass das eine Folge unserer Kindheit ist. Der Lebensstil unserer Eltern war so chaotisch gewesen, dass manchmal außer einem Teller Haschkekse nichts zu essen im Haus war; dass wir nicht zur Schule gebracht wurden, weil im Künstlerdorf Deià eine spontane Strandparty stattfand; dass zum Frühstück wildfremde Leute aus den oberen Zimmern auftauchten. Da ist es dann kein Wunder, wenn man sich nach Stabilität und einem bürgerlichen Leben sehnt. Und Jess hatte diesen Weg hundertprozentig eingeschlagen – sie war mit einem Banker verheiratet und hatte ihre Kinder bereits für eine Privatschule angemeldet.

»Wir sollten aber schon einen angemessenen Zeitraum abwarten«, sagte ich entschieden, um das Thema abzuschließen. »Ich finde, es gehört sich nicht, sie zu drängen.«

»Aber was ist mit Hausbesetzern?«, sprach Jess weiter, als hätte ich nichts gesagt. »Hast du dir diesen Link mal angeschaut?«

»Habe ich, ja.« Vor etwa einem Monat hatte Jess mir einen Bericht darüber geschickt, wie auf Mallorca Hausbesetzer leer stehende Ferienhäuser übernahmen. Aufgrund der schwerfälligen spanischen Justiz hatten die rechtmäßigen Besitzer kaum Handhabe, um die Hausbesetzer schnell wieder zu vertreiben. Ich hatte mich damals etwas verwundert gefragt, warum Jess mir den Artikel geschickt hatte. Aber vielleicht hatte sie da bereits über die Zukunft der Finca unseres Vaters nachgedacht.

Oder unserer Finca, wie es jetzt aussah.

»Also sollte man auch nicht zu lange abwarten«, fuhr Jess fort, »sonst kann sie womöglich vorerst einfach bleiben. Ich denke, du solltest hinfliegen, unser Beileid aussprechen und gleichzeitig höflich klarstellen, dass das Anwesen uns gehört.«

»Nicht dein Ernst, Jess, oder?«

»Wieso? Du kannst ja die Emissionen von deinem Flug kompensieren, wenn du willst. Außerdem würde es dir guttun, mal rauszukommen.«

»Ach so? Wieso das denn?«, erwiderte ich spitz, aber darauf ging Jess nicht ein.

»Ist schön auf Mallorca um diese Jahreszeit. Die Orangen bäume blühen«, sagte sie stattdessen.

»Na klar. Und auf der Finca stinkt es nach fauligen Orangen und wurmigen Oliven, und es wimmelt nur so von riesigen Ratten und Baummardern.« Ich erinnerte mich plötzlich, in welchem Zustand das Anwesen gewesen war, als ich es zum letzten Mal erlebt hatte: das Haus baufällig, mit einem riesigen Loch im Dach und verrotteten Fensterläden, die Orangen- und Olivenhaine eine einzige Wildnis aus Pampasgras, Oleandersträuchern und verfaulenden Früchten. Es war ein imposantes und wunderschönes Anwesen – ein possessió, wie die Mallorquiner so etwas nennen, eine Villa mit Ländereien, in etwa entsprechend einem englischen Herrenhaus –, hoch oben in den Bergen gelegen. Aber es war bereits mehrere Jahrzehnte unbewohnt gewesen, als unsere Eltern dort eingezogen waren, und viele notwendige Reparaturarbeiten hatte man nie ausgeführt. Anfänglich gab es nicht einmal Strom; unser Vater hatte sich jahrelang damit gebrüstet, dass wir »autark« leben würden, als sei es eine Entscheidung für diesen Lebensstil und nicht einfach dem Mangel an Finanzkraft und Organisation geschuldet. Dann kam der Tourismusboom auf Mallorca, und eine Zeit lang verdiente unser Vater nicht schlecht mit dem Verkauf seiner Gemälde. Aber zuerst verpulverte er viel Geld für Drogen, dann für Brandy. Die Drogen wirkten sich nicht sonderlich negativ auf sein Schaffen aus, der Alkohol dagegen massiv. Und als meine Mutter – eine sanfte, träumerische Person, die sich nie gegen meinen Vater durchsetzen konnte – endlich die Reißleine zog und mit uns nach England zurückkehrte, hatte er schon jahrelang kein Gemälde mehr verkauft.

»Du könntest auch den Anwalt beauftragen, der Ehefrau die Lage schon mal zu erklären«, schlug Jess jetzt vor. »Wenn du dann vor Ort bist, kannst du ganz ungeniert die Rolle des lange verschollenen Stiefsohns spielen und betroffen kondolieren.«

»Dir ist schon klar, dass du ganz schön kaltherzig bist, oder?«

»Ich werde keinesfalls heucheln, ich hätte ihn gerngehabt. Und geliebt schon gar nicht.« Sie blieb einen Moment stumm. »Ich habe ihm ein einziges Mal gesagt: ›Pa, ich hab dich lieb.‹ Da muss ich etwa elf gewesen sein. Weißt du, was die Reaktion war?«

»Nichts Nettes, vermute ich mal.«

»Er sagte: ›Ach, sei doch nicht so scheißbürgerlich.‹«

Mir fiel ein, dass ich eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte, als ich meinen Vater ungeschickt zu umarmen versucht hatte. Er war zurückgewichen und hatte angewidert gesagt: Sei nicht so ein Weichei.

Wer glaubt, dass Hippies für Frieden, Liebe und Toleranz standen, kannte Jimmy Hensen nicht. Obwohl er streng genommen auch keiner war – eher ein chaotischer, zügelloser, selbst ernannter Bohemien. Aber viele Leute hatten ihn...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2024
Übersetzer Sibylle Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel The New Wife
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Bestseller Spannung • Die Fremde in meinem Haus • eBooks • Mallorca • Neuerscheinung • Psychothriller • Spanien • Thriller • thriller finca • toxische männlichkeit
ISBN-10 3-641-30009-6 / 3641300096
ISBN-13 978-3-641-30009-8 / 9783641300098
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