Das Dschungelbuch (eBook)

Reclam Taschenbuch
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962282-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Dschungelbuch -  RUDYARD KIPLING
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Der Kinderbuchklassiker für Erwachsene Mogli, das Menschenkind, wird aus den Fängen des Tigers Schir Khan gerettet und von einer Wolfsfamilie im Wald aufgenommen. Der kleine Junge wächst in der liebevollen Obhut seiner Wolfseltern und -brüder auf, lernt den stets gut gelaunten Bären Balu kennen, den weisen Panther Baghira und Akela, den Anführer des Wolfsrudels. Doch bald ist Mogli im Dschungel nicht mehr sicher und muss zurück ins Menschendorf ... Rudyard Kiplings Dschungelbuch ist zweifellos der Glücksfall eines nie alternden Jugendbuchs, eine zeitlose Geschichte voller Abenteuer, Geheimnisse und zugleich ein Lob der Freundschaft. Sie wurde in über 35 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt, darunter die erfolgreiche Verfilmung von Walt Disney aus dem Jahr 1967, die auf Motiven der Dschungelbuch-Erzählungen beruht. - Mit einer kompakten Biographie des Autors. 

Rudyard Kipling (1865-1936), britischer Autor und bekannt für seine Romane Das Dschungelbuch und Kim, erhielt 1907 als erster englischer Schriftsteller den Nobelpreis. Mit 41 Jahren ist er damit bis heute der jüngste Literaturnobelpreisträger. Dieter Hamblock (1940-2020) war Professor für Fachenglisch an der Ruhr-Universität Bochum.

Rudyard Kipling (1865–1936), britischer Autor und bekannt für seine Romane Das Dschungelbuch und Kim, erhielt 1907 als erster englischer Schriftsteller den Nobelpreis. Mit 41 Jahren ist er damit bis heute der jüngste Literaturnobelpreisträger. Dieter Hamblock (1940–2020) war Professor für Fachenglisch an der Ruhr-Universität Bochum.

Kaa auf Jagd


Die Freude des Leoparden sind seine Flecken; seine Hörner der Stolz des Büffels.

Bleib sauber, denn eines Jägers Stärke erkennt man an dem Glanz seines Fells.

Entdeckst du, dass der Stier dich herumschleudern kann oder der finstere Sambur dich durchbohren,

lass nicht erst von der Arbeit ab, um uns das kundzutun: Uns ist es nämlich längst bekannt.

Unterdrück eines Fremden Junge nicht, sondern empfang sie wie Schwester und Bruder,

Denn sind sie auch klein und pummelig, die Mutter könnte die Bärin sein.

»Meinesgleichen gibt es nicht!«, sagt stolzerfüllt das Junge mit seiner allerersten Beute.

Doch groß ist der Dschungel, und das Junge ist klein. Es soll sich besinnen und ruhig sein.

»Balus Maxime«

Alles, was hier erzählt wird, trug sich zu, bevor Mogli aus dem Sioni-Wolfsrudel ausgestoßen wurde und sich an Schir Khan, dem Tiger, rächte. Es handelt sich um die Zeitspanne, in der Balu ihn das Gesetz des Dschungels lehrte. Der große, ernste, alte Braunbär war hocherfreut, einen so scharfsinnigen Schüler zu haben, da die Wolfsjungen das Dschungelgesetz lediglich so weit erlernen, wie es ihr Rudel und ihre Sippschaft betrifft, und davonlaufen, sobald sie den Jagdreim aufsagen können: »Füße, die geräuschlos laufen; Augen, die im Dunkeln sehen; Ohren, die den Wind verschnaufen hören, und scharfe weiße Zähne; all das zeichnet nur unsere Brüder aus, abgesehen von Tabaqui, dem Schakal, und der Hyäne, die wir hassen.« Als Menschenjunges aber hatte Mogli ein Gutteil mehr zu lernen als dies. Manchmal schlenderte Baghira, der Schwarze Panther, durch den Dschungel herbei, um zu sehen, wie sein Liebling vorankam, und schnurrte, den Kopf an einen Baum gelehnt, während Mogli Balus Lektion des Tages wiederholte. Der Junge konnte beinah so gut klettern wie schwimmen und beinah so gut schwimmen wie rennen; Balu, der Lehrer der Gesetze, unterrichtete ihn also in den Wald- und Wassergesetzen: wie man einen morschen Ast von einem gesunden unterscheidet; wie man wilde Bienen höflich anspricht, wenn man fünfzig Fuß hoch über dem Boden auf einen ihrer Stöcke trifft; was man zu Mang, der Fledermaus, sagt, wenn man sie zur Mittagszeit in den Zweigen stört, und wie man die Wasserschlangen in den Tümpeln warnt, bevor man sich zwischen sie plumpsen lässt. Keiner der Dschungelbewohner lässt sich gern belästigen, und jeder ist ohne weiteres dazu bereit, auf einen Eindringling loszugehen. Dann wurde Mogli auch der Jagdruf der Fremden beigebracht, der, sobald einer der Dschungelbewohner außerhalb seiner eigenen Jagdgründe jagt, so lange laut wiederholt werden muss, bis er beantwortet wird. Übersetzt bedeutet er: »Gestatte mir, hier zu jagen, denn ich bin hungrig«; und die Antwort lautet: »So jag denn, um deinen Hunger zu stillen, aber nicht zum Vergnügen.«

All das wird euch zeigen, wieviel Mogli auswendig lernen musste, und er hatte es satt, ein und dasselbe mehr als hundertmal zu wiederholen, aber wie Balu eines Tages zu Baghira sagte, als Mogli einen Klaps bekommen hatte und aufgebracht weggerannt war: »Ein Menschenjunges ist ein Menschenjunges; es muss das ganze Dschungelgesetz lernen.«

»Denk doch daran, wie klein er ist«, sagte der Schwarze Panther, der Mogli verwöhnt hätte, wäre es nach ihm gegangen. »Wie kann sein kleiner Kopf all dein langes Gerede ertragen?«

»Gibt es irgendetwas im Dschungel, was zu klein ist, um getötet zu werden? Nein. Darum bringe ich ihm diese Dinge bei, und darum haue ich ihn ganz sanft, wenn er sie vergisst.«

»Sanft! Was verstehst du schon von Sanftheit, alter Eisenfuß?«, grunzte Baghira. »Ganz blau ist sein Gesicht heute von deiner – Sanftheit. Uah!«

»Lieber verpasse ich ihm von Kopf bis Fuß blaue Flecken, als dass er durch Unwissenheit zu Schaden kommt«, antwortete Balu sehr ernsthaft. »Ich bringe ihm zur zeit die Kennwörter des Dschungels bei, die ihm bei den Vögeln und dem Schlangenvolk Schutz gewähren werden und bei allen, die auf vier Füßen jagen, außer bei seinem eigenen Rudel. So kann er den Schutz eines jeden im Dschungel beanspruchen, wenn er sich nur an die Worte erinnert. Ist das nicht einen kleinen Klaps wert?«

»Na, dann gib aber acht, dass du das Menschenjunge nicht umbringst. Es ist kein Baumstamm, an dem du deine stumpfen Klauen wetzen kannst. Doch was sind das für Kennwörter? Ich erteile zwar eher Hilfe, als dass ich darum bitte« – Baghira streckte eine Pfote aus und bewunderte die stahlblauen stechbeitelscharfen Krallen an deren Ende – »trotzdem würde ich sie gern erfahren.«

»Ich werde Mogli rufen, er soll sie aufsagen – wenn er Lust hat. Komm her, Kleiner Bruder!«

»Mein Kopf brummt wie ein Baum voller Bienen«, sagte eine trotzige kleine Stimme über ihren Köpfen; sehr ärgerlich und ungnädig rutschte Mogli an einem Baumstamm hinunter und fügte noch hinzu, als er den Boden erreichte: »Ich komme Baghira zuliebe und nicht deinetwegen, fetter alter Balu!«

»Das ist mir gleich«, sagte Balu, obwohl es ihn traf und kränkte. »Dann sag eben für Baghira die Kennwörter des Dschungels auf, die ich dir heute beigebracht habe.«

»Das Kennwort von welchem Volk?«, fragte Mogli, froh darüber, sich damit brüsten zu können. »Im Dschungel werden viele Sprachen gesprochen. Ich beherrsche sie alle.«

»Ein wenig beherrschst du, aber nicht allzu viel. Sieh, o Baghira, ihrem Lehrer danken sie nie. Nicht ein kleines Wölflein ist je zurückgekommen, um dem alten Balu für seinen Unterricht zu danken. Dann sag doch mal das Kennwort des Jägervolkes auf, du großer Studiosus.«

»Wir sind von einem Blut, du und ich«, sagte Mogli und verlieh seinen Worten den Akzent der Bären, dessen sich das ganze Jägervolk bedient.

»Gut. Jetzt das der Vögel.«

Mogli wiederholte die Worte mit dem Pfeifen des Milans am Satzende.

»Jetzt das des Schlangenvolkes«, sagte Baghira.

Die Antwort war ein ganz unbeschreibliches Zischen, woraufhin Mogli einen Luftsprung machte, in die Hände klatschte, um sich selbst zu applaudieren, und auf Baghiras Rücken hopste, wo er seitwärts saß, mit den Fersen auf das glänzende Fell trommelte und Balu die schlimmsten Grimassen schnitt, die ihm einfielen.

»Da – sieh! Das war einen kleinen blauen Fleck wert«, sagte der braune Bär zärtlich. »Eines Tages wirst du an mich denken.« Dann wandte er sich zur Seite, um Baghira zu erzählen, wie er Hahti, dem Wilden Elefanten, der sich in all diesen Dingen auskennt, die Kennwörter abgebettelt hatte, und wie Hahti Mogli mit hinunter zu einem Tümpel genommen hatte, um das Schlangenkennwort von einer Wasserschlange zu erfahren, weil Balu es nicht aussprechen konnte, und wie Mogli nun gegen so ziemlich alle Gefahren im Dschungel gefeit sei, da ihm weder Schlangen und Vögel noch die Vierbeiner etwas antun würden.

»Er braucht sich also vor niemandem zu fürchten«, schloss Balu und tätschelte seinen dicken pelzigen Bauch voller Stolz.

»Außer vor seinem eigenen Rudel«, sagte Baghira mit gedämpfter Stimme und fügte dann an Mogli gewandt laut hinzu: »Denk mal an meine Rippen, Kleiner Bruder! Was hopst du denn die ganze Zeit auf mir herum?«

Mogli hatte versucht, sich Gehör zu verschaffen, indem er an Baghiras Schulterfell zog und fest zutrat. Als die zwei ihm zuhörten, schrie er aus voller Kehle: »Und ich werde bald einen eigenen Stamm haben, den ich den ganzen Tag lang durch das Geäst führen werde.«

»Was ist das nun wieder für ein neuer Unsinn, du kleiner Träume-Träumer?«, fragte Baghira.

»Ja, und wir werden den alten Balu mit Zweigen und Schmutz bewerfen«, fuhr Mogli fort. »Das haben sie mir versprochen. Au!«

»Wutsch!« Balus große Pranke fegte Mogli von Baghiras Rücken, und als der Junge zwischen den großen Vorderpfoten lag, konnte er sehen, dass der Bär sich ärgerte.

»Mogli«, sagte Balu, »du hast mit den Bandar-Log – mit dem Affenvolk – gesprochen.«

Mogli schaute Baghira an, um zu sehen, ob auch der Panther verärgert war, und Baghiras Augen waren so hart wie Jadesteine.

»Du bist bei dem Affenvolk gewesen – bei den grauen Affen – dem Volk ohne Gesetz – den Allesfressern. Das ist eine große Schande.«

»Als Balu mir am Kopf wehgetan hat«, sagte Mogli (der noch immer auf dem Rücken lag), »bin ich weggegangen, und die grauen Affen sind von den Bäumen heruntergekommen, weil sie Mitleid mit mir hatten. Niemand anders hat sich darum gekümmert.« Er schniefte ein wenig.

»Das Mitleid des Affenvolkes!«, schnaubte Balu. »Die Stille des Gebirgsbaches! Die Kühle der Sommersonne! Und dann, Menschenjunges?«

»Und dann, und dann haben sie mich mit Nüssen und Leckereien gefüttert, und sie – sie haben mich auf ihren Armen in die Baumkronen hinaufgetragen und gesagt, abgesehen davon, dass ich keinen Schwanz habe, sei ich ihr Blutsbruder und werde eines Tages ihr Anführer werden.«

»Sie haben keinen Anführer«, sagte Baghira. »Sie lügen. Sie haben schon immer gelogen.«

»Sie waren sehr nett zu mir und haben mich gebeten wiederzukommen. Warum hat mich nie jemand zu dem Affenvolk mitgenommen? Sie stehen auf den Füßen, wie ich es tue. Sie schlagen mich nicht mit harten Pranken. Sie spielen von früh bis spät. Lass mich aufstehen! Ich will weiter mit ihnen spielen.«

»Hör zu, Menschenjunges«, sagte der Bär, und seine Stimme dröhnte wie ein Donnerwetter in einer heißen Nacht. »Ich habe dir das ganze Dschungelgesetz beigebracht, das für alle Völker des...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2024
Reihe/Serie Reclam Taschenbuch
Nachwort Dieter Hamblock
Übersetzer Erika Engelmann
Zusatzinfo 20 s/w-Abbildungen
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Abenteuer • Abenteuerroman • Baghira • Balu • Belletristik • das ist militärkultur • Disney • Disney Film • Englische Literatur • Geschenk • Geschenkbuch • hör auf mich glaube mir • Kaa • Kim • Kinderbuch • Kinderbuchklassiker • Klassiker • klassiker taschenbuch • Klassische Belletristik • Literatur • Literaturklassiker • Mogli • Nostalgie • Prosa • Roman • schir kahn • Taschenbuch • Tiere • Verfilmung • Walt Disney
ISBN-10 3-15-962282-7 / 3159622827
ISBN-13 978-3-15-962282-8 / 9783159622828
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