Unrecht in Texas -  Birgit Schmidt

Unrecht in Texas (eBook)

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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-2765-7 (ISBN)
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Nachdem ihr Wolfsforschungsprojekt im Yellowstone-Nationalpark beendet wurde, kehren die Ärztin Anna Behringer und der Wildtierbiologe Bill Miles zu Bills Ranch zurück. Ihre Hoffnung auf ein ruhiges Ranch-Leben im Einklang mit der Natur wird jäh gestört, als Bill einen Brief von einem texanischen Gericht erhält. Verurteilt für einen Mord, den er nicht begangen hat, sitzt Bills Bruder George seit zehn Jahren in einer texanischen Todeszelle. Jetzt wurde der Termin für die Hinrichtung festgelegt, und es beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit. Nur zwei Wochen bleiben Anna und Bill, den wahren Mörder ausfindig zu machen und rechtzeitig der Justiz zu übergeben, um George zu retten...

Birgit Schmidt ist ein Kind des Ruhrgebietes. Aufgewachsen in Dortmund und Gelsenkirchen, studierte und promovierte sie in der Humanmedizin in Essen. Siebzehn Jahre arbeitete sie in der Klinik, später in der eigenen Praxis. In ihrem zweiten Leben widmet sie sich der Kunst und ist als Malerin, Fotografin und Autorin tätig. Ihre Ölgemälde wurden in den vergangenen 20 Jahren in diversen Ausstellungen präsen-tiert. In ihren Fotografien beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Landschaften und der Tier- und Pflanzenwelt Nordamerikas. Zahlreiche Reisen führten sie von Alaska und dem Yukon im Norden, hinein in die Wüsten und Canyons im Südwesten, bis hin zu den Großen Seen und in die tropischen Everglades. Sie sind eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration, besonders für ihre schriftstellerische Tätigkeit. Anlässlich des Weltfrauentages veröffentlichte sie 2019 die erste Anthologie »Es geschah hier und anderswo«. 2020 erschien ihr erster Roman »Flucht zum Crater Lake«, der Auftakt der Anna-Behringer-Reihe. 2021 gab sie eine weitere Anthologie mit Kurz-geschichten unter dem Titel »Frauen geben niemals auf« heraus, im selben Jahr erschien der zweite Band der Anna-Behringer-Reihe »Verrat im Yellowstone«. 2023 wurde »Entführt in Florida« veröffentlicht, der dritte Band der Reihe. Mit »Unrecht in Texas« legt sie jetzt den vierten Band der Anna-Behringer-Reihe vor, einen fesselnden Justiz-Thriller. Jeder Roman ist eine in sich abgeschlossene hochspannende Geschichte und spielt an einem anderen atemberaubenden Schauplatz in Nordamerika.

ABSCHIED


Kurz nach Sonnenaufgang brachen Anna und Bill zu ihrer üblichen Inspektionsrunde auf und fuhren zum Rendezvous-Platz des Wapiti-Wolfsrudels. Bill stellte den Jeep in einer Parkbucht ab. Vom Auto aus beobachteten sie mit Ferngläsern, ob sich die Familie mit ihrem diesjährigen Nachwuchs zeigte. Doch die von allen Seiten durch niedrige Büsche geschützte Grasfläche lag einsam und verlassen.

Kurz darauf hielt neben ihnen ein Auto, in dem ein Pärchen saß. Der Mann ließ den Motor laufen, stieg aus und klopfte an die Scheibe an der Fahrerseite.

»Wetten, dass er wissen will, ob wir Tiere gesichtet haben?«, sagte Anna und verzog den Mund.

Bill ließ das Fenster herab.

»Sind da Wölfe? Oder Bären?«, fragte der Mann hektisch.

Bill schüttelte den Kopf.

»Warum steht ihr dann hier?«

»Weil es uns Spaß macht.«

»Willst du mich verarschen?«

Bill sah ihn an und schwieg.

»Wir finden die Tiere auch ohne euch!«

»Das wäre gut.«

Der Mann zeigte ihm den Mittelfinger.

Bill fuhr die Scheibe wieder hoch. »Nicht zu fassen.«

Anna stieß ihn an. »Da, jetzt steigt die Frau aus.«

Schnurstracks marschierte sie von der Parkbucht zur Wiese, auf der eine Gruppe Bisons graste.

»Was hat die vor?«

Die Frau zog ihr Smartphone aus der Tasche und steuerte auf den vordersten Büffel zu.

»Die wird doch nicht …«

Bill sprang aus dem Auto. »Was Sie da vorhaben, ist lebensgefährlich! Sie sind viel zu nah!«

Die Frau drehte sich um, hielt ihr Smartphone in die Höhe und knipste ein Selfie mit Bison im Hintergrund. Und noch eins. Das Tier hinter ihrem Rücken senkte schnaubend den Kopf und kam näher.

Anna filmte die Szene mit dem Handy. »Ich glaub es nicht.«

Als der Bison nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, klatschte Bill ein paar Mal in die Hände, hob dann die Arme über den Kopf und rief: »Ho! Zurück! Ho!«

»Was soll das?«, brüllte der Mann. »Du vertreibst ihn ja! Wir machen doch nur Fotos!«

»Wisst ihr nicht, wie viel Abstand ihr halten müsst? Es sind schon Menschen von Bisons getötet worden, die ihnen zu nahe kamen.«

»Gib nicht so an. Ich zeig dich bei den Rangern an, dass du hier die Tiere verscheuchst.«

Inzwischen hatte die Frau bemerkt, dass der Bison hinter ihr höchst verärgert zum Angriff überging, und spurtete zum Auto zurück.

»Lass uns fahren. Hab die Fotos, die ich brauche.«

Sie knallten die Autotüren zu. Der Mann drückte aufs Gas, dass die Räder durchdrehten und Schotter aufwirbelte.

Kurz darauf bretterten sie die Straße hinunter.

Anna und Bill schwiegen. Ab und zu nahmen sie die Feldstecher zur Hand, doch außer den Bisons ließen sich keine großen Tiere blicken.

»Das ist nicht mehr der Yellowstonepark, in den ich damals gekommen bin«, seufzte Anna.

»Die Menschen zerstören alles«, sagte Bill und startete den Motor. »Lass uns schauen, ob wir die Mollies entdecken.«

Er steuerte Parkbuchten an, stoppte immer wieder und sie musterten die sanft abfallenden Wiesen am Lamar River.

»Nichts. Kein einziger Wolf des Mollie-Rudels zu sehen. Vor drei Tagen waren sie doch noch hier und haben ihren üblichen Ausflug vom Hayden ins Lamar Valley gemacht. Ich vermute, irgendwer hat sie vertrieben. Fahren wir mal die große Schleife und gucken, was sich sonst im Park tut.«

Sie kamen nicht schnell voran, denn der Nationalpark füllte sich minütlich mit mehr Besuchern, und sie rollten von einem Stau in den nächsten. Vor den Aussichtspunkten auf die berühmtesten Geysire standen lange Schlangen mit Autos, die auf einen Parkplatz warteten und die Straße blockierten. Auf dem Weg vom Yellowstone Lake zum Hayden Valley hatte jemand eine Grizzlymutter mit ihrem Nachwuchs entdeckt. Es brach das totale Chaos aus. Kreuz und quer parkten die Menschen auf der Grand Loop Road, sprangen aus den Autos und rannten kopflos auf die Wiesen, um Fotos von der kleinen Familie zu machen. Vergeblich versuchten drei Ranger, den Verkehr zu regeln, niemand kümmerte sich um ihre Anweisungen.

»Schau dir das an«, sagte Anna kopfschüttelnd, »die Leute sind völlig hysterisch.«

»Sie haben alles blockiert. Wir müssen warten, bis sich der Tumult auflöst.«

»Ich hoffe nur, dass die Grizzlymama möglichst schnell im Hinterland verschwindet. Sonst passiert ein Unglück, wenn die Leute ihr und den Kleinen zu nah auf den Pelz rücken und sie sich und ihren Nachwuchs bedroht fühlt.«

Bill nickte. »Und dann war wieder der Bär schuld.«

Es dauerte Stunden, bis sie von der Grand Loop Road nach Osten in die Road 212 einbogen, die zum Nordostausgang des Parks führte. Selbst im früher so beschaulichen Lamar Valley tummelten sich in diesem Sommer fast so viele Besucher wie in Disney World. Erst spät nachmittags erreichten sie die Lamar- Buffalo-Ranch. Malerisch und friedlich lagen die Gebäude in der Abendsonne.

»Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir keinen Wolf gesichtet haben. Wahrscheinlich sind sie von den vielen Besuchern in den vergangenen Tagen vertrieben worden«, sagte Anna und zog eine Grimasse.

Bill stellte den Motor aus. »Das ist der Fluch des Internets und der sozialen Medien. Kaum hat jemand einen Wolf oder einen Grizzly entdeckt, postet er es bei Facebook und Co., und binnen Minuten tauchen Heerscharen auf, bedrängen und vertreiben rücksichtslos die Tiere.«

»Wo wird das nur hinführen?«, sagte Anna nachdenklich. »Ich fürchte, irgendwann werden alle Wölfe hier verschwinden und unser Wolfsprojekt wird sich in Luft auflösen.«

Bill warf ihr einen Seitenblick zu. »Meinst du, dass Jeff mit uns deshalb heute Abend sprechen will?«

»Keine Ahnung, aber ich habe ziemlich ein ungutes Gefühl. In den letzten Tagen wirkte er auf mich bedrückt und abwesend. Und Yellowstone ist nicht mehr das, was es mal war. Als ich herkam, gab es nicht so einen Massenauflauf.«

Bill hob den Rucksack vom Sitz, warf ihn über die Schulter und verriegelte das Auto. »Stimmt, es ist jedes Jahr schlimmer geworden. Den Leuten geht es nur um ihre Selfies, um damit zu beweisen, dass sie an dem Ort waren. Für die Natur interessieren sich die meisten gar nicht. Nur wenige verhalten sich respektvoll und geben den Tieren ihren Raum. Lass uns reingehen, ich habe einen Mordshunger.«

Im Besprechungsraum, in dem sie sich abends immer trafen, um die Planungen für den folgenden Tag festzulegen, hatten Kate und Jimmy ein reichhaltiges Abendessen aufgefahren. Jimmy war Tierarzt und Kate Biologin, beide hatten im Rahmen des mehrjährig angelegten Wolfsprojektes im Lamar Valley die klinischen Untersuchungen an allen Tieren durchgeführt und dokumentiert. Rick, Techniker und Pilot, saß am Tisch und checkte Nachrichten in seinem Smartphone, während Michel, der Computerfreak des kleinen Teams, erst eine große Karaffe Wasser und dann zwei Kannen frischgebrühten Kaffee brachte und jedem einschenkte.

Anna, die stets ein sehr feines Gespür für Stimmungen hatte, gewahrte die verkrampfte Atmosphäre. Niemand sprach ein Wort, und auch der erdige Kaffeeduft vermochte die allgemeine Anspannung nicht zu lösen.

Endlich betrat Jeff den Raum. Wie immer trug er seinen Cowboyhut und darunter das graue Haar zum Zopf gebunden. Anna bemerkte, dass sein Gang nicht so leicht und federnd wie sonst war. Er hielt den Kopf gesenkt. Man sah ihm sein wahres Alter an. Die Falten in seinem Gesicht waren tiefer als üblich und sie entdeckte eine Spur von Traurigkeit in seinen Zügen.

Er setzte sich, trank einen Schluck Kaffee und schaute in die erwartungsvollen Gesichter.

»Seit einigen Tagen überlege ich, wie ich es euch sagen soll«, begann er leise und stockte, bevor er fortfuhr, »aber es gibt keine passende Gelegenheit, um schlechte Nachrichten mitzuteilen.«

Alle wechselten Blicke, doch niemand sprach ein Wort.

»Wie ihr wisst, haben sich in den letzten Jahren die politischen Umstände, was den Schutzstatus der Wölfe angeht, aber auch die Bedingungen für unsere Arbeit dramatisch verschlechtert. Die Gelder für das Wolfsprojekt wurden endgültig gestoppt, auch das Spendenaufkommen ist deutlich zurückgegangen. Das ist keine Überraschung, den Leuten geht es wirtschaftlich nicht gut und sie sparen, wo sie können.« Er seufzte. »Um es kurz zu machen: Es bedeutet das Aus für unser Projekt und eure Jobs.«

Betretenes Schweigen.

Jeff blickte jeden Einzelnen an. »Es tut mir unendlich leid, ich habe wirklich gern mit euch zusammengearbeitet. Wir haben eine engagierte und wichtige Forschungsarbeit geleistet und ihr habt euer Herzblut eingebracht. Es war eine schöne Zeit und ich werde euch vermissen.«

Als Erster ergriff der nüchterne und pragmatische Rick das Wort. »Wann...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7597-2765-4 / 3759727654
ISBN-13 978-3-7597-2765-7 / 9783759727657
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