G. F. Unger 2280 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6964-8 (ISBN)
Es war schon später Mittag, als ich mich auf den Weg zur Handelsagentur machte. Ich war einfach nicht aus dem Bett gekommen. So erging es mir immer, wenn ich nach Stinking Water Lodge zurückkehrte und die schöne Lizzy Bannack besuchte.
Aber nun war es Zeit, bei Jeffrey Halloway die Einkäufe für meinen nächsten Ritt ins Land der Gesetzlosen zu machen. Ich lebte nämlich davon, ständig mit sechs Packtieren umherzuziehen und die Menschen in den Bitter Roots mit allen Dingen des täglichen Gebrauchs zu versorgen. Gegen entsprechende Bezahlung, versteht sich.
Übrigens, mein Name ist Brolin, Jack Brolin. Und ich bin gewissermaßen ein Viertelindianer. Meine Großmutter war ein wunderschönes Nez-Perce-Mädchen.
Jeffrey Halloway griff bei meinem Eintreten unter den Ladentisch, holte eine Flasche mit Bourbon hervor und schenkte wortlos zwei Gläser ein.
Ebenso wortlos tranken wir uns zu.
Alles war wie gewohnt. Zufrieden dachte ich, dass das Leben doch eine ganze Menge verdammt guter Seiten hatte. Dabei sollte sich bald schon alles bei mir ändern. Denn es waren nur noch wenige Minuten, bis ich der Frau gegenüberstehen würde, die buchstäblich mein Schicksal werden sollte ...
Ghost Trail
Es war schon später Mittag, als ich mich auf den Weg zur Handelsagentur machte. Ich war einfach nicht aus dem Bett gekommen. So erging es mir immer, wenn ich nach Stinking Water Lodge zurückkehrte und die schöne Lizzy Bannack besuchte.
Aber nun war es Zeit, bei Jeffrey Halloway die Einkäufe für meinen nächsten Ritt ins Land der Gesetzlosen zu machen. Ich lebte nämlich davon, ständig mit sechs Packtieren umherzuziehen und die Menschen in den Bitter Roots mit allen Dingen des täglichen Gebrauchs zu versorgen. Gegen entsprechende Bezahlung, versteht sich.
Übrigens, mein Name ist Brolin, Jack Brolin. Und ich bin gewissermaßen ein Viertelindianer. Meine Großmutter war ein wunderschönes Nez-Perce-Mädchen.
Jeffrey Halloway griff bei meinem Eintreten unter den Ladentisch, holte eine Flasche mit Bourbon hervor und schenkte wortlos zwei Gläser ein.
Ebenso wortlos tranken wir uns zu.
Alles war wie gewohnt. Zufrieden dachte ich, dass das Leben doch eine ganze Menge verdammt guter Seiten hatte. Dabei sollte sich bald schon alles bei mir ändern. Denn es waren nur noch wenige Minuten, bis ich der Frau gegenüberstehen würde, die buchstäblich mein Schicksal werden sollte ...
Wir tranken uns also wortlos zu.
Danach fragte er: »So wie immer?«
Ich nickte. »So wie immer, Jeffrey. Und ich zahle auch wie immer bar und will die gleichen Prozente Skonto.«
Er nickte und schenkte uns noch mal ein. Er war ein massiger Mann, der an eine Bulldogge denken ließ. Als wir getrunken hatten, fragte er: »Willst du deine Gewinne immer noch nicht von mir aufbewahren lassen? Ist die schöne Lizzy mit ihrem Tresor immer noch deine Bank?«
Ich nickte nur und steckte mir eine Zigarre an, die ich von Lizzy bekommen hatte. Dann sagte ich: »In zwei Tagen bei Sonnenaufgang hole ich meine sechs beladenen Packtiere. Und ich verlasse mich darauf, dass die Packlasten wie immer gut mit Diamantschlingen gesichert sind.«
»Wie immer«, erwiderte Jeffrey Halloway. »Du weißt ja, dass du dich auf mich und Rusty verlassen kannst. Pass nur gut auf dich auf, denn es könnten wieder einige Kopfgeldjäger hier bei uns in Stinking Water sein, die dir folgen wollen, weil sie hoffen, dass du sie zu den verborgenen Camps führst.«
»Die sollen sich nur vorsehen«, murmelte ich und wollte wieder gehen. Aber dann fiel mir noch eine besondere Bestellung ein. Und so verhielt ich und sagte: »Die haben da in einem der Camps eine Schöne, die sich rote und schwarze Unterwäsche wünscht. Damit tanzt sie dann für die Jungs auf dem Tisch. Hast du solche Sachen, wie sie von den Mädchen im Hurenhaus getragen werden?«
»Sicher.« Halloway grinste. »Und wie viel wiegt die Schöne?«
»Na, so etwa hundertzwanzig Pfund«, vermutete ich.
»Dann weiß ich die Größe.« Er nickte. »Ich lege dir einen Katalog für Ladywäsche bei. Da kann sich die Schöne für die nächste Lieferung was aussuchen, hahaha!«
Ich wollte gehen, um draußen bei Rusty nach meinen Tieren zu sehen.
Aber da trat eine Frau ein und versperrte mir den Weg.
Ich hielt bei ihrem Anblick den Atem an, denn sie war eine Augenweide, etwas ganz Besonderes unter all den Evastöchtern auf dieser Erde, die zum Glück so verschieden sind, dass jeder Adam eine nach seinen Vorstellungen zu finden vermag, wenn er nur lange genug sucht.
Heiliger Rauch, dachte ich, was will die hier in diesem Land?
Hinter mir sagte Jeffrey Halloway: »Ach ja, Brolin, dies ist Mrs Laura Hardinson. Sie sucht einen Führer, der sie zu den verborgenen Camps führt. Ich sagte ihr, dass du der beste Mann auf diesem Gebiet seist. Mrs Hardinson, dies ist Mister Jack Brolin, von dem ich Ihnen erzählte. Ich sagte Ihnen ja, dass er bald fällig wäre und kommen würde, um neue Waren zu holen. Das ist er. Aber einig müssen Sie selbst mit ihm werden.«
Er verstummte mit einem Klang in der Stimme, als hätte er großzügig ein Geschenk verteilt.
Ich sah diese Mrs Hardinson an, und so wunderbar sie auch war, so sehr mich ihre Ausstrahlung auch traf, ich schüttelte stumm den Kopf.
Dann wollte ich um sie herum zum Ausgang. Aber sie versperrte mir den Weg, und so standen wir uns fast auf Tuchfühlung gegenüber. Sie war für eine Frau etwas mehr als mittelgroß, dennoch überragte ich sie um mehr als einen Kopf. Und so musste sie zu mir aufsehen.
Ich aber blickte auf sie nieder und in ihre tiefblauen Augen.
Sie hatte schwarze Haare und auf der Nase einige Sommersprossen. Sie war von der Sonne gebräunt, und dennoch erkannte ich die Farbflecke auf ihren Wangen, die mir ihre innere Erregung verrieten. Eine starke Strömung ging von ihr aus. Ich spürte ihren Stolz. Sie wollte und konnte nicht betteln.
Sie mochte zwei oder drei Jahre jünger sein als ich, aber sie war eine Frau, kein Mädchen mehr. Und Halloway hatte sie ja auch als Mistress und nicht Miss vorgestellt. Ja, sie war eine Frau, die das Leben kennt.
»Nehmen Sie mich mit, Mister Brolin«, verlangte sie. »Ich zahle gut. Ich will meinen Mann suchen, der in dieses Land geflüchtet ist und sich hier in irgendeinem Camp verborgen hält. Es könnte auch sein, dass er in einer Mine arbeitet. Ich will ihn finden. Warum wollen Sie mir dabei nicht helfen? Ich wäre Ihnen unterwegs ein guter Partner. Ich kann reiten, an einem Feuer kochen und auch mit Packtieren umgehen. Ich wurde in Texas auf einer Rinderranch geboren. Nehmen Sie mich mit. Mr Halloway sagte mir, dass Sie wahrscheinlich der einzige Mann in diesem Land seien, dem er mich anvertrauen könne. Also?«
Ich trat langsam einen Schritt zurück, denn ich wollte ihre Ausstrahlung nicht mehr so spüren, nicht mehr ihrem Zauber unterliegen. Ja, sie beeindruckte mich mächtig und ließ mich Lizzy vergessen, obwohl ich geradewegs aus deren Bett kam.
Heiliger Rauch, was ist das? Dies fragte ich mich und bekam mich endlich wieder unter Kontrolle.
Und so sprach ich: »Lady, in fast jedem dieser Camps leben Mistkerle. Ich könnte Sie dort nicht ständig beschützen. Ich müsste töten und könnte selbst getötet werden. Wenn ich Sie in die Camps mitnähme, wäre das so, als brächte ich ein Lamm in einen Raubtierkäfig.«
»Ich bin kein Lamm«, fauchte sie. »Ich kann für mich sorgen. Ich bin keine hilflose Tussi, die bei jeder Kleinigkeit zu kreischen beginnt. Ich bin eine Texanerin vom Brazos River, Mister Brolin. Und ich habe sogar schon gegen Comanchen gekämpft und auch welche von ihnen getötet, ebenso mexikanische Bandoleros. Ich wäre Ihnen wirklich eine gute Gefährtin, wenn sie mich mitnehmen würden. Ich kenne mich ja leider in diesem Land nicht aus. Schon, dass ich bis hierher gekommen bin, sollte Ihnen sagen, dass ich kein hilfloses Wesen bin. Also?«
Nun hörte ich nochmals dieses »Also«.
Aber ich schüttelte erneut stumm den Kopf und ging um sie herum hinaus.
Das fehlt mir noch, dachte ich. Wenn ich mit der in eins dieser Camps voller Mistkerle käme, gäbe es nur Ärger.
Nun, ich ging also hinaus und traf Rusty bei den Corrals.
»Fast alle Tiere müssen neue Eisen bekommen«, sagte er.
Ich nickte. »Dann fangen wir an mit dem Beschlagen«, sprach ich. »Machen wir Feuer in der Schmiede. Wir waren ja immer schon ein gutes Team, wenn es ans Beschlagen meiner Tiere ging.«
✰
Die beiden Tage vergingen schnell.
Es war im Morgengrauen der dritten Nacht in Stinking Water Lodge, als ich mich aus Lizzys Bett stahl. Sie schlief fest, aber sie war ja auch erst vor zwei Stunden eingeschlafen. Zuvor hatte sie mir noch eine Menge gegeben, sodass ich die nächsten Wochen davon zehren konnte.
Ich ging also ohne Frühstück zur Handelsagentur.
Mein Reitpferd war gesattelt. Die sechs Packtiere trugen ihre Packlasten.
Der Agent Jeffrey Halloway sagte: »Pass nur gut auf dich auf, denn du machst Geschäfte mit Mistkerlen. Ein edler Mensch bist du gewiss nicht.«
Er grinste im Morgengrauen bei seinen letzten Worten.
Ich erwiderte nichts, sondern saß auf und nahm die lange Leine aus Rustys Hand, an der meine sechs Packtiere hintereinander angebunden waren. Ich musste sie nicht ziehen. Sie begannen hinter meinem Pferd sofort mit diesem zu traben, denn sie waren daran gewöhnt. Und Pferde sind nun mal Gewohnheitstiere.
Ich ritt also wieder in die Bitter Roots.
Alles begann wieder wie immer.
Aber ich wusste nicht, wie es diesmal ausgehen würde. Es war stets ein Spiel. Und so war ich wohl eine besondere Art von Spieler. Ich spielte mit der Gefahr.
Aber die Geächteten, Banditen, Deserteure und Verfolgten zahlten gut. Und die Männer in den geheimen Goldminen zahlten noch besser.
Schon am Vormittag, als die Sonne brannte, merkte ich, dass mir jemand folgte und genau auf meiner Fährte ritt.
Als es Mittag wurde in dem unübersichtlichen Land, hielt ich vor einem engen Schluchtmaul an und ließ die Tiere verschnaufen. Denn wir hatten einen langen Anstieg auf Geröll hinter uns.
Aber ich war auch neugierig auf meinen Verfolger. Ich hatte etwa eine halbe Meile gute Sicht talwärts. Und dann sah ich sie kommen.
Es...
Erscheint lt. Verlag | 13.7.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | G.F.Unger |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6964-1 / 3751769641 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6964-8 / 9783751769648 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,1 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich