Historical Saison Band 109 -  Louise Allen,  Lucy Ashford

Historical Saison Band 109 (eBook)

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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2649-4 (ISBN)
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DIE WIDERSPENSTIGE BRAUT DES EARLS von LOUISE ALLEN

Um einen Skandal zu vermeiden, lässt Viola die Hochzeit mit dem Earl of Easton platzen und flieht unter falschem Namen aufs Land. Doch fünf Jahre später steht sie dem Earl unvermittelt gegenüber! Zu ihrer Erleichterung erkennt er sie als 'Cressida Williams' nicht. Doch ihre täglichen Begegnungen machen ihre Lügen immer unmöglicher ...

ICH KÄMPFE FÜR IHREN RUF, MYLORD! von LUCY ASHFORD

Sein Ruf ist durch ein Missverständnis ruiniert, und nun hat James, der siebte Viscount Grayford, auch noch eine junge Haushälterin, die nichts taugt! Doch ausgerechnet Emma scheint entschlossen, seinen Ruf wiederherzustellen - und weckt in seinem stolzen Herzen und seiner Seele etwas, womit er nicht gerechnet hat ...



Louise Allen lebt mit ihrem Mann - für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden - in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.

2. KAPITEL


Stowe Easton, Hampshire – 6. Juli 1814

„Sieht aus, als hätten Sie ein funkelnagelneues Schild, Oberst. Wussten wohl, dass Sie kommen, was?“

Auf dem schmucken Ortsschild der Stadt prangte das Thornborough-Wappen, ein Rabe, der einen Blitz hielt. Guy hatte die Braunen genau davor gezügelt und hinderte das unruhige Zweiergespann am Weiterlaufen. „Mylord, Griggs“, erinnerte er seinen ehemaligen Offiziersburschen, der nun sein Kammerdiener war. „Wir sind nicht mehr in der Armee. Und nein, sie hatten keine Ahnung, dass ich hier durchfahren würde.“

Ebenso wenig wie er selbst, bis sein Vater vor einem Monat verkündet hatte, es sei an der Zeit, dass sein Erbe einen eigenen Landsitz beziehe und aufhöre, Thornborough Chase zu belagern.

Guy, nach achtundzwanzig Jahren unerquicklicher Erfahrungen sattsam mit dem Wesen seines Vaters vertraut, hatte nicht den Fehler begangen herauszustellen, dass das Bewohnen einer Sechs-Zimmer-Suite in einem Herrenhaus mit dreißig Schlafzimmern kaum als „Belagerung“ bezeichnet werden könne. Er erwiderte schlicht: „Sir?“

„Du solltest bald heiraten und eine Kinderstube einrichten, ehe du dreißig bist. Ich möchte meine Enkelsöhne sehen, bevor ich sterbe.“

Da sein Vater ein kerngesunder Achtundfünfzigjähriger war, fand Guy, dass ihm genügend Zeit blieb, diesen Wunsch zu erfüllen. „John hat zwei Söhne“, wandte er ruhig ein.

„Wären dein Bruder und dessen Nachwuchs nicht, hätte ich dich längst aus der Armee herausgeholt“, knurrte der Marquess. „Hätte dich gar nicht erst eintreten lassen sollen. Himmelfahrtskommandos anführen, in den Pyrenäen halb erfrieren und obendrein darauf bestehen, bis zur Abdankung dieses verfluchten Korsen auszuharren! Es ist ein Wunder, dass du überlebt hast, und das auch noch an einem Stück.“ Er rückte sich in seinem wuchtigen Sessel zurecht. „Die Unverwüstlichen? Pah. Allesamt tot oder verstümmelt, selbst du.“

Guy legte die rechte Hand über die linke, um den verkürzten kleinen Finger und die lange Narbe zu verbergen, die sich an seinem Unterarm hinaufzog, ein Vermächtnis von Badajoz. Er schluckte eine scharfe Erwiderung. Fünf Freunde tot, und Arthur hatte seinen linken Arm verloren – daran würde er jetzt nicht denken. Stattdessen sagte er: „Im Augenblick reizt mich der Gedanke ans Heiraten nicht.“

„Dir macht immer noch diese Sache mit dem FitzWalden-Mädchen zu schaffen, richtig? Das war schlimm, aber es besteht kein Grund, sich deswegen zu grämen. An dir haftet keine Schuld.“

„Das ist mir durchaus bewusst, Sir.“

„Ja, ja.“ Der Marquess winkte ungeduldig ab. „Steig von deinem hohen Ross. Ich meinte, dass die Öffentlichkeit dir weder Schuld noch Schande zuweist. Das dumme Ding hat sich selbst ruiniert, und jedermann hat zu Recht behauptet, du könnest dich glücklich schätzen, ihr entronnen zu sein. Was, wenn sie erst nach der Trauung davongelaufen wäre, hm?“

„Wohl wahr. Ich bin in der Tat froh darüber, entkommen zu sein. Ich habe vor, mich ab dem nächsten Jahr nach einer Braut umzuschauen.“ Das stimmte. Er sollte eine Familie gründen, bevor seine Neffen alt genug wären, um Mutmaßungen darüber aufzuschnappen, dass ihr Vater eventuell erben könnte.

„Wenn das so ist, solltest du nichts gegen meinen Vorschlag einzuwenden haben. Du wirst mir den Gefallen erweisen, Easton Court wiederherzurichten.“

Guy hatte nachdenklich die vielen Pläne unter der rechten Hand seines Vaters betrachtet; offenbar hatte dieser sich ernsthaft Gedanken gemacht. „Und die Kosten, Sir?“

„Die spielen keine Rolle. Das Anwesen sollte nicht verfallen, und mein Erbe braucht einen angemessenen Landsitz. Kümmere dich um Ackerland und Pachten, und die Investition wird sich bezahlt machen. Ist gutes Land.“

Guy hätte einwerfen können, dass ein fähiger Verwalter die Aufgabe ebenso gut bewältigen könnte, aber nach fast sieben Jahren in der Armee fühlte er sich rastlos. Was genau er wollte, war ihm nicht klar, jedenfalls nicht das träge Leben eines Müßiggängers.

Easton Court herzurichten, würde eine interessante Herausforderung sein. Doch dass die nächste größere Stadt Stowe Easton war, hatte er nicht bedacht, als er sich damit einverstanden erklärt hatte. Es war der Ort, an dem er zuletzt gesehen worden war, als er ohne seine Braut aus der Pfarrkirche geeilt war, derweil die Hochzeitsgäste und die halbe Stadt keuchend Spekulationen ausgetauscht hatten. Vermutlich zerrissen sie sich noch heute das Maul darüber.

Guy schnalzte den Pferden zu, und das Karriol rollte am Schild vorbei. Man diente nicht unter Wellington, um sich von einer Horde tratschender Krämer oder den Taten eines schwachen Mädchens in die Knie zwingen zu lassen.

Neben ihm regte sich Arthur Graham. „Fast auf den Tag genau fünf Jahre“, bemerkte er. „Der Ort hat sich kaum verändert, soweit ich das beurteilen kann. Hübsches Städtchen, fand ich damals schon.“

Arthur hatte viele gute Eigenschaften. Taktgefühl gehörte nicht dazu, aber Guy sagte sich, dass sein alter Freund und Kamerad einen ausgezeichneten Verwalter abgeben werde, und allein das zählte.

Die Hauptstraße wand sich eine leichte Anhöhe hinauf und um einen Hügel herum, auf dem sich der Friedhof befand. Das erweckte den Eindruck, als sei er schon immer dort gewesen und die Stadt sei um ihn herum entstanden. Vielleicht stimmte das: Guy erinnerte sich an einen seiner Lehrer, der sich begeistert über die römischen Ziegel und Steine ausgelassen hatte, die für den Bau des Kirchturms verwendet worden waren.

„Nettes Bauwerk, Mylord“, kommentierte Griggs.

Guy knurrte, auf die Pferde und die scharfe Kurve konzentriert, in der die Straße in den Marktplatz überging. Voraus lag das „Raven’s Nest“, das größte Wirtshaus der Stadt. Ihm war bewusst, dass er den Blick starr darauf gerichtet hielt und es sorgsam vermied, das überdachte Tor zum Friedhof anzusehen.

Feigling, schalt er sich. Du kannst dem nicht ewig aus dem Weg gehen. Oder der Stadt.

Einem Impuls folgend, bog er in den Hof des Wirtshauses ein. „Sie sollen einen Blick auf die Pferde werfen, ja, Arthur? Wir haben noch fünf Meilen vor uns, und ich meine, Firefly am Hügel stolpern gesehen zu haben. Gönn dir ein Bier und ein bisschen Bewegung. Ich gehe zur Kirche.“

Er sprang hinab, warf Griggs die Leinen zu und verließ mit langen Schritten den Hof.

Er betrat die Kirche durchs Südtor, weil das große Westportal verschlossen war. Das Gebäude war größer als in seiner Erinnerung und wirkte dank der Klarglasfenster und der frisch geweißten Wände umso geräumiger. An seinem Hochzeitstag war das alte Eichenholz des Kastengestühls mit Girlanden aus Grün und Rosen geschmückt gewesen – nun standen dort Reihen glänzender moderner Kirchenbänke. Der Bienenwachsduft ihrer Politur lag in der Luft und überdeckte den Kirchengeruch von feuchten, staubigen Gebetbüchern.

Die Absätze seiner Stiefel klapperten laut auf den Steinplatten, anders als die leisen trippelnden Schritte seiner fliehenden Braut damals. Trotz der Veränderungen waren vorn vor dem Altar zwei große Segmente des Kastengestühls geblieben. Das rechte gehörte Thurlow Court, das linke einer alteingesessenen Familie, an deren Namen er sich nicht erinnerte.

Guy blieb vor den Stufen des Altars stehen, wo zwei große Vasen mit Bindegrün, aber nicht mit Blumen gefüllt waren. Vielleicht stand eine Beerdigung an. Sein Blick fiel auf ein ausgebreitetes Stück Sackleinen mit einem Eimer, einer Schere und einem Häufchen Grünschnitt darauf. Also waren die Vorbereitungen noch im Gange. Es sah jetzt schon sehr ansprechend aus. Statt der üblichen erdrückenden Lorbeerflut gab es verschiedene Arten von Blattwerk, die mit einem guten Auge für Kombinationen und Formen arrangiert worden waren. Offenbar war die Gemeinde mit einer Blumenkünstlerin gesegnet.

Aber er war nicht hier, um Blumenarrangements zu bewundern, sondern um sich unangenehmen Erinnerungen zu stellen. Einer Regung folgend, wandte er sich nach rechts und betrat einen Raum, der durch kunstvolles Maßwerk abgetrennt und vermutlich einst die Marienkapelle gewesen war. Er würde ein paar Minuten hier verweilen, um die alten Geister ein für alle Mal zur Ruhe zu betten.

Es war kühl. Das Licht fiel in gefälligen Mustern auf altes Mauerwerk und ließ blank poliertes Messing gleißen. Guy schloss die Augen und spürte, wie Müdigkeit ihn übermannte. Es war eine lange Fahrt gewesen, gefolgt von einer unruhigen Nacht in einem Gasthaus.

Eine schwere Tür wurde geschlossen, ehe leise Schritte erklangen. Zunächst war ihm, als seien die Laute Teil eines Traums, doch er schlief nicht richtig. Jemand kam den Mittelgang herauf, und Guy stand nicht der Sinn nach höflicher Konversation. Wie typisch es wäre, wenn es sich um eine alte Jungfer aus dem Ort handelte, voller Enthusiasmus für Kirchenarchitektur und bereit, sich eine geschlagene halbe Stunde lang darüber auszulassen. Guy öffnete die Augen und setzte sich aufrechter hin.

Es war eindeutig eine Frau, mit einem Blumenbündel in den Armen. Sie schritt geradewegs zu den Altarstufen, legte die Blumen ab, kniete nieder und verschwand dadurch aus Guys Blickfeld, bis auf den Scheitel ihrer eleganten Schute. Die Blumenbinderin war zurück. Wie lange würde sie brauchen, ihre Arbeit zu beenden?

Nicht lange, wie es schien. Nach vielleicht fünf Minuten stand sie auf, trat zurück und begutachtete ihr Werk. Dabei schaute sie von einer Vase...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2024
Übersetzer Nina Hawranke, Charlotte Kesper
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7515-2649-8 / 3751526498
ISBN-13 978-3-7515-2649-4 / 9783751526494
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