Ausgecheckt -  Marko Jovicic

Ausgecheckt (eBook)

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2024 | 1. Auflage
232 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-0036-0 (ISBN)
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Willkommen im Hadrian Hotel, dem Inbegriff von Luxus und Eleganz. Hier bieten Marta und Tristan ihren Gästen einen Aufenthalt jenseits aller Vorstellungskraft. Doch hinter der schillernden Fassade lauert das Unvorstellbare. Während einer exklusiven Veranstaltung wird das Hotel zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens. Ein Mörder geht umher, getarnt in den Schatten der Pracht und mit einem perfiden Plan. In einem fesselnden Katz-und-Maus-Spiel kommen die Geheimnisse der Gäste und Mitarbeiter ans Licht, während Tristan verzweifelt versucht, die Wahrheit zu enthüllen. Jeder hat eine Verbindung zum Opfer, doch wer von ihnen ist der Mörder? Seien Sie eingeladen zu einem Aufenthalt, den Sie niemals vergessen werden.

Aufgewachsen in Köln widmete er sich dem aktiven Schreiben kurz vor der Geburt seines ersten Sohnes. Neben seinem Hotelberuf absolvierte er eine journalistische Ausbildung, in der er seine Leidenschaft für das Schreiben entdeckte. Nach einem Abstecher in das biografische Schreiben, widmet er sich nun wieder primär dem Schreiben von Kurzgeschichten und Thrillern.

Kapitel 1


Donnerstag

Es würde kein schönes Gespräch werden. Das war ihr klar, als sie in ihrem E-Mail-Kalender die Notiz »Preff Meeting 9 Uhr« las. Es gab nicht viel, was sie positiv mit Heinz Preff in Verbindung brachte. Marta überlegte, während sie um 8:55 Uhr den Aufzug in den sechsten Stock des Hadrian Hotels nahm. Dort befand sich die VIP-Lounge; ein exklusiver Bereich mit eigener Rezeption, Bistro, Meetingräumen sowie Zimmer und Suiten mit der besten Aussicht auf das Kölner Rheinufer und den alles überstrahlenden Kölner Dom.

Marta nutzte den blank polierten Spiegel im Aufzug und zupfte sich ihren Hosenanzug zurecht, atmete tief durch und schloss die Augen.

Nein, viel Positives konnte man tatsächlich nicht über Heinz Preff sagen.

Vorsitzender einer Privatbank, Baulöwe und politisches Schwergewicht im Rheinland.

Aalglatter Geschäftsmann, intoleranter Macho und aufgeblasener Fatzke, fügte Marta in Gedanken hinzu. Einmal im Jahr hielt Preff im Hadrian Hotel die Mitgliederhauptversammlung seiner Bank ab. Drei Tage lang würde das Hotel alle Kapazitäten aufwenden, um diese Veranstaltung zu betreuen. Über hundert Zimmer wurden gebucht, praktisch alle Veranstaltungsräume genutzt, die Restaurants exklusiv gebucht und bis spät in die Nacht die Hotelbar besucht. In dieser Zeit galt für alle Mitarbeiter ein generelles Urlaubsverbot.

All das in einem 5-Sterne-Tempel zu veranstalten, konnten sich nicht viele leisten. Heinz Preff allerdings schon. Marta wusste, dass dieses Event ihrem Hotel den Löwenanteil des Jahreshauptumsatzes bringen würde. Was sie jedes Mal dazu nötigte, sich von Preff wie ein Schulmädchen behandeln zu lassen, wenn dieser wieder seine Liste mit Anforderungen vorlegte. Diese sah jedes Jahr mehr oder weniger gleich aus. Es sollte immer das Teuerste und Beste aufgetischt, ausgeschenkt und präsentiert werden.

Ob es dieses Mal auch so kommen wird?, fragte sie sich. Sie hatte mitbekommen, dass Preffs Bank dieses Jahr das erste Mal seit acht Jahren negative Zahlen schrieb. Und für jemanden, der es gewohnt war, alles nach eigenen Wünschen zu gestalten, musste diese Tatsache wie ein Stachel im Fleisch sein.

Das Ergebnis erwartete Marta nun in der VIP-Lounge. Der Aufzug öffnete sich und sie betrat den schwarz-weiß gekachelten Marmorboden, auf dem man praktisch essen konnte. Sie kam an einem mit Blumen und Obst dekorierten, langen Mahagonitisch vorbei. Er befand sich im Empfangsbereich, auf dessen rechter Seite sich eine kleine Rezeption befand. Sie grüßte freundlich ihre beiden Mitarbeiterinnen, die sich hier oben um ihre goldenen Kälber kümmerten. So nannte sie die Gäste, die sich regelmäßig hier einbuchten.

Links befand sich eine kleine Cafébar, auf der das Frühstücksbuffet aufgebaut war.

Marta ging weiter in den hinteren Loungebereich, wo sich einzelne Sitzgruppen befanden. Jede mit teuren Sesseln und Tischen ausgestattet. Hier konnten die Gäste unter sich sein, wenn sie es wünschten. An den Wänden rechts und links lief auf großen Flatscreens lautlos CNN. Die hintere Abgrenzung bestand aus einer einzigen Fensterfront, durch die man einen atemberaubenden Ausblick auf die Rheinuferpromenaden mit dem Kölner Dom als dominantem Blickfang erhielt. Von hier aus konnte man auf die Kölner Innenstadt bis hinunter zum Rheinauhafen mit seinen drei Kranhäusern blicken. Gäste, die zum ersten Mal hier oben waren, blieben nicht selten mit offenem Mund mitten in der Lounge stehen.

Normalerweise genossen die Gäste ihre Ruhe in der Lounge, doch ruhig war es dieses Mal nicht. Dafür sorgte ein in seiner Stammecke sitzender und lautstark telefonierender Heinz Preff. Marta war froh, dass zurzeit nur zwei weitere Gäste anwesend waren. Diese schienen sich an Preff wenig zu stören, wofür Marta sehr dankbar war. Nicht selten musste sie andere Gäste beruhigen, wenn Preff sich benahm wie der Platzhirsch, für den er sich hielt.

Marta nickte den beiden Gästen – ein Mann und eine Frau aus China – höflich zu und positionierte sich in Preffs Sichtfeld, allerdings mit einigen Schritten Abstand, sodass er sie wahrnehmen, sich aber nicht in seiner Privatsphäre verletzt fühlen konnte.

»Es ist mir egal, wie Sie das anstellen, verstehen Sie? Ich zahle Ihnen nicht ein mittleres Vermögen, um mir anzuhören, was Sie nicht können. Mich interessieren diese Klimachaoten nicht und jetzt finden Sie eine Lösung oder ich finde eine für Sie, ist das klar?«

Er knallte sein Smartphone auf den Tisch und murmelte etwas vor sich hin. Marta widerstrebte es, sich ihm zu nähern, da sie befürchtete, den Restfrust abzubekommen, der Preff immer noch einen roten Kopf bescherte. Auf seiner Halbglatze spiegelte sich die Deckenbeleuchtung wider.

»Ferger, wollen Sie da Wurzeln schlagen?«, bellte Preff Marta an.

»Setzen Sie sich, wir haben einiges zu besprechen und ich muss gleich weg.«

Preff zeigte mit dem Finger auf den Sessel gegenüber. Marta rieb sich kurz die Hände und nahm Platz.

»Guten Morgen, Herr Preff. Freut mich, Sie wieder bei uns ...«

»Hören Sie, Ferger, ich brauche dieses Jahr etwas Besonderes.«

»Gern. Was können wir für Sie tun?«

»Ich will dieses Jahr die Mitglieder, insbesondere den Vorstand, wegblasen, verstehen Sie?

Ich will, dass sie während des gesamten Aufenthalts quasi wie im Rausch verbringen. Kriegen Sie das hin?«

Marta verstand, dass das keine Frage war. Ihr schwante nichts Gutes.

»Darf ich fragen, an was Sie ungefähr gedacht haben?«

»Sagen Sie es mir. Ist doch Ihr Schuppen hier.«

»Nun, darf ich Ihnen kulinarisch etwas vorschlagen, möchten Sie die Willkommensgeschenke auf den Zimmern ändern oder soll die Ausstattung in den Konferenzräumen ausgebaut werden? In welchem Bereich wünschen Sie eine Veränderung?«

Preff sah sie das erste Mal direkt an und legte seinen Kopf schief.

»Sagen Sie, haben Sie heute Morgen schlecht gefrühstückt? Ich rede vom Wegblasen. Davon, dass meine Gäste sich im Dauerdelirium befinden und Sie kommen mir mit leckeren Häppchen und besseren Mikrofonen.«

Marta erwiderte seinen Blick. Sie war zu lange im Geschäft, um sich einschüchtern zu lassen.

»Herr Preff, verzeihen Sie, aber wenn Sie mir keinen Anhaltspunkt geben, fällt es mir schwer, Ihre Erwartungen zu erfüllen.«

Preffs Augen wurden zu Schlitzen.

»Nun, wie soll ich sagen? Ich dachte eher an so was wie ... Unterhaltung.«

Bei dem Wort schnalzte er mit der Zunge und rieb sich die Fingerkuppen, was bei Marta augenblicklich ein Stechen in der Magengegend verursachte.

»Herr Preff, ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe, ...«

»Doch, das tun Sie.«

Preff wollte gar nicht erst den Anflug einer Negation zulassen.

»Meine liebe Ferger«, sein Grinsen hatte etwas Diabolisches, »haben Sie schon einmal was von monetärer Logik gehört?«

Bevor Marta die Reißleine zog, wollte sie Klarheit haben.

»Herr Preff, wenn ich Sie recht verstehe, möchten Sie, dass wir zu Ihrer Veranstaltung Damen«, sie beugte sich in seine Richtung und senkte die Stimme, »von schwereloser Tugend einladen.«

Preff gab keinen Pfifferling darauf, ob er belauscht wurde.

»Nennen Sie sie, wie Sie wollen. Ich will, dass die beste Ware anwesend ist. Jeden Abend, ab 19:00 Uhr. Und nicht weniger als sechs an der Zahl. So, dass mindestens jedes Vorstandsmitglied bedient ist. Wenn Sie mehr ranschaffen können, umso besser. Schön, dass wir uns verstehen. Ich muss jetzt gehen.«

Preff packte sein Smartphone und seine Unterlagen zusammen und wollte gerade aufstehen.

Jetzt oder nie, dachte Marta.

»Herr Preff, bitte bleiben Sie sitzen.«

Preff nagelte seinen Blick in Martas Augen.

»Ich sagte, ich muss weg.«

Innerlich sah Marta ihre Felle davonschwimmen. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Gästen jeden Wunsch zu erfüllen. Dabei nahm sie in Kauf, dass es hin und wieder Leute gab, die ihr Arbeitsethos nur zu gerne ausnutzten. Ihr ging es jedoch um die Gäste, die ihr bei Abreise ehrliche Wertschätzung und Dankbarkeit entgegenbrachten.

Als sie das Hotel von ihrem Großvater übernahm, gab sie ihm das Versprechen, das Haus gewissenhaft und einem Luxushotel würdig zu führen. Sie fühlte sich ihm so sehr verpflichtet und verbunden, dass sie sich fortan zu 110 % in den Dienst des Hotels stellte. Da sie alleinstehend und kinderlos war und auch sonst keine nennenswerten Interessen hatte, war Marta das Gesicht, Herz und die Seele des Hotels. Und das seit mittlerweile über 20 Jahren.

Menschen wie Preff widerten sie an. Sie verstand jedoch, dass es Gäste wie ihn benötigte, um auf der Gegenseite den anderen Gästen eben jene Atmosphäre bieten zu können.

»Eine Wissenschaft des Unsichtbaren«, hatte ihr Großvater immer gesagt....

Erscheint lt. Verlag 24.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7597-0036-5 / 3759700365
ISBN-13 978-3-7597-0036-0 / 9783759700360
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