Friede, Freude, Fegefeuer (eBook)

Zauberer und Drachen
eBook Download: EPUB
2024 | 6. Auflage
164 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-3723-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friede, Freude, Fegefeuer -  Harley Kindred
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'Stell dich nicht so an! Als Mann musst du solche Schmerzen aushalten können! Männer weinen nicht!' In den Augen seines Ziehvaters ist Much ein Taugenichts, ein Faulpelz, ein Strohkopf. Dabei ist er nur ein armer Waisenjunge, der trotz aller Widrigkeiten versucht, im Wald zu überleben und allmählich erwachsen zu werden. Der naive Müllerssohn Much lebt mit einer Räuberbande im Barnsdale Forest, nachdem sie ihr geliebtes Dorf verloren haben und geächtet wurden. Auch wenn er ein unglaubliches Geheimnis erfährt und ihm das Leben vor so manche Herausforderungen stellt, so bewahrt er sich stets seine unbeschwerte Fröhlichkeit, seinen Optimismus und seine Offenheit. Gemeinsam mit seinen Freunden Bucky und Oscar verwandelt er langweilige Zeiten in phantastische Abenteuer. Als eines Nachts ein Feuer ausbricht, sieht sich Much erneut mit dem Tode konfrontiert.

Mein Name ist Harley, ich bin Schreiberling und veröffentliche meine Bücher im Selfpublishing. Ich habe mich 2021 selbständig gemacht und davor als pädagogische Fachkraft gearbeitet. Wenn ich nicht gerade dabei bin, meine Bücher zu schreiben, zu überarbeiten und zu veröffentlichen, dann begleite ich Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit. Seit der Grundschule schreibe ich Geschichten, aber ich habe mich nie getraut, sie jemanden zu zeigen. Meine Familie hat mich dazu ermutigt, meine Heptalogie 'Narren der Gerechtigkeit' Band für Band zu veröffentlichen. Bereits als Kind war ich davon fasziniert, wie unterschiedlich die Menschen ein und dieselbe Situation wahrnehmen können. Darum beschreibe ich die Legende jeweils aus den Perspektiven verschiedener Charaktere in weiteren Bänden.

Mein Name ist Harley, ich bin Schreiberling und veröffentliche meine Bücher im Selfpublishing. Ich habe mich 2021 selbständig gemacht und davor als pädagogische Fachkraft gearbeitet. Wenn ich nicht gerade dabei bin, meine Bücher zu schreiben, zu überarbeiten und zu veröffentlichen, dann begleite ich Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit. Seit der Grundschule schreibe ich Geschichten, aber ich habe mich nie getraut, sie jemanden zu zeigen. Meine Familie hat mich dazu ermutigt, meine Heptalogie "Narren der Gerechtigkeit" Band für Band zu veröffentlichen. Bereits als Kind war ich davon fasziniert, wie unterschiedlich die Menschen ein und dieselbe Situation wahrnehmen können. Darum beschreibe ich die Legende jeweils aus den Perspektiven verschiedener Charaktere in weiteren Bänden.

Kapitel 1: Keine andere Wahl


Der Wind rauschte leise in den letzten Blättern der Bäume. Dadurch fiel eine Ahornfrucht sanft herab und landete vor einem zwölfjährigen Jungen auf dem trockenen Boden. Es war Much, der Müllerssohn, der den Nasenzwicker aufhob und in seinen Händen betrachtete.

»Seht mal! Eine Hexennase!«, rief er seinen beiden Freunden Bucky und Oscar zu und setzte die Frucht auf seine Nase. Er nahm seinen langen Stab – den er einmal gefunden hatte und seitdem immer dabei hatte – und klemmte sich diesen zwischen die Beine, genauso wie es die Hexen in all den Geschichten der Barden mit ihrem fliegenden Besen taten. Am liebsten hätte er sich jetzt hinauf zum Himmel erhoben und wäre mit den Amseln um die Wette geflogen.

Doch Bucky, der zwei Sommer vor ihm geboren war, legte ihm eine Hand auf die Schulter und holte ihn mit dieser Geste in die bittere Realität zurück. Es war Herbst im Jahre 1190 und die drei Kinder lebten mit einer Bande von Geächteten im Wald. Tag ein Tag aus waren sie auf der Suche nach etwas Essbarem und mussten sich vor gefährlichen Räubern sowie harten Gesetzesvollstreckern in Acht nehmen.

»Hör bitte auf zu spielen, Much, gleich wird es ernst«, flüsterte Bucky und dabei klang der nur ein wenig Jahre Ältere fast wie ein Erwachsener. Er deutete zum Ende des Weges. Dort lag ein großer Bauernhof, vor dem ein beladener Karren stand. »Du weißt doch, wir dürfen nicht mit leeren Händen zurückkehren, sonst müssen wir heute ohne Essen schlafen gehen.« Einerseits wusste der verträumte Junge, dass sein Freund recht hatte, denn sie waren geächtet und mussten stehlen, um über die Runden zu kommen. Andererseits bereitete es ihm Bauchschmerzen, wenn er nur daran dachte, jemandem etwas wegzunehmen.

»Können wir nicht doch nach Pilzen suchen?«

Bucky seufzte. »Leider nicht. Eldred meinte, die letzten Tage war es zu trocken für Pilze. Ich will ja auch nicht stehlen, aber einen weiteren Tag ohne Nahrung halte ich nicht aus.«

»Lasst uns doch nach Beeren suchen.«

»Much …«

»Sonst haben wir auch immer irgendwas im Wald gefunden und dieses Mal wird es nicht anders sein. Die Tiere mopsen einander auch nicht das Essen weg. Oder hast du mal einen Hasen gesehen, der einem Dachs die Würmer gestohlen hat? Ich jedenfalls nicht. Kommt, kehren wir um und dann wird uns was Besseres einfallen.« Neben ihm malte das jüngste Bandenmitglied, der kleine Oscar, mit dem Fuß in den staubigen Boden. »Was meinst du dazu, Oscar?«

Much wusste, dass der Achtjährige ihm nicht antworten würde. Seit dem Überfall vor zwei Wintern auf ihr geliebtes Dorf hatte Oscar kein Wort mehr gesagt. Damals waren Muchs Eltern ums Leben gekommen und John hatte ihn als seinen Ziehsohn aufgenommen, wodurch er und Oscar wie Brüder miteinander aufwuchsen. Darum versuchte er ihn immer wieder zum Reden zu motivieren. Aber auch dieses Mal runzelte Oscar nur die Stirn, hob die Schultern und ließ sie wieder sinken.

»Weißt du, ich würde auch viel lieber mit euch spielen. Aber denk mal daran, wie John reagieren wird, wenn wir gar nichts tun. Er sagt ja immer, wir sollten langsam erwachsen werden, mit dem Spielen aufhören und stattdessen unseren Teil zur Bande beitragen. Wenn er erfährt, dass wir die ganze Zeit wieder nur gespielt und nichts vorzuweisen haben, wird er fuchsteufelswild!«

In Muchs Innerem baute sich das Bild eines riesigen Mannes auf, der vor Wut ganz rot im Gesicht wurde und aus dessen Ohren Dampf trat. Er stellte sich vor, wie ihn der Bandenanführer packte und im hohen Bogen aus dem Barnsdale Forest warf. Bei der Vorstellung wurde der Junge ganz blass um die Nase, denn er wollte John nicht wütend machen.

»Willst du das?«, fragte der Ältere nach.

Ohne zu zögern, schüttelte Much den Kopf. »Nein, das will ich nicht.«

»Dann lass es uns schnell hinter uns bringen. Wir werden ja nicht alles mitnehmen, sondern nur so viel, wie wir benötigen.«

Leise raschelte das vertrocknete Laub unter ihren Füßen, als sie näher an den Hof des Bauern heranschlichen. Neben der Scheune gingen sie hinter einigen Kisten in Deckung. Von dort aus spähten sie zu dem Karren, vor dem ein Esel gespannt war und auf dessen Ladefläche einige Säcke und Kisten standen. Bucky schaute aus der Deckung hervor und sah nach links und rechts, ehe er hektisch den beiden Jüngeren zuwinkte. Rasch verließen sie ihr Versteck, eilten zum Karren und ergriffen wahllos jeweils einen Sack, der in Reichweite lag. Noch immer war der Bauer nicht zu sehen. Dennoch spürte Much ein starkes Ziehen in seinem Magen.

Mit der Beute in den Händen rannten sie zum Wald zurück. Doch bevor sie auch nur einen Fuß in die Schatten der Bäume setzen konnten, blieb Bucky so abrupt stehen, dass die Jüngeren in ihn hineinliefen. Zu allem Überdruss rutschten den beiden die Säcke aus den Händen und fielen zu Boden. Die Schlaufen öffneten sich, sodass die Kohlköpfe und Pastinaken in den Morast kullerten.

»So ein Schlamassel!«, jammerte der Müllerssohn, bückte sich und begann das Gemüse einzusammeln.

»Ähm, Much?«

»Die müssen wir im Fluss waschen. Aber ich glaube, das hätten wir sowieso! Auch wenn ja bekanntlich Dreck den Magen säubert, würde John nicht wollen, dass das Essen so schmutzig …«

»Much!«

Nach dem auffordernden Rufen seines Freundes blickte er auf und erst jetzt erkannte er, warum sie so plötzlich stehen geblieben waren: Jemand hatte sich ihnen in den Weg gestellt und bedrohte die Jungen mit Pfeil und Bogen. Erschrocken richtete er sich auf und hob sogleich seine Hände hoch, wie es die anderen bereits taten. »Wir sind unbewaffnet!«

»Das sieht er doch.« Bucky räusperte sich, um das Gespräch zu übernehmen.

Allerdings kam ihm der ängstliche Much zuvor: »Bitte tut uns nichts! Wir hatten Hunger, aber nichts zu essen! Bitte schießt nicht auf uns! Wir sind noch Kinder!« Die Worte polterten nur so aus ihm heraus, während sein Körper wie angewurzelt dastand und gleichzeitig wie Espenlaub zitterte. In seiner Angst sprach er absichtlich so gehoben, denn von dem alten Eldred wusste er, wie wichtig Respekt und Höflichkeit für die Erwachsenen waren. Dabei kam er nicht drumherum, sein Gegenüber anzustarren. ›Was hat er da im Gesicht? Ist das etwa Dreck? Und diese Kapuze und die grünen Gewänder verbergen ihn. Er ist bestimmt ein Räuber, der uns die Beute wegnehmen will! Dann ist ihm auch egal, ob wir Kinder sind oder nicht!‹

»Ich töte nur, wenn es unbedingt sein muss.«

›Hmm, die Stimme des Räubers klingt irgendwie verkrampft‹, dachte Much und legte verwundert den Kopf schief.

Bevor er etwas sagen konnte, ergriff Bucky das Wort: »Wenn Ihr uns nicht töten wollt, verratet uns doch bitte, wer Ihr seid und was Ihr von uns wollt.«

Ängstlich kniff der Jüngere die Augen zu. War es wirklich klug, einen bewaffneten Menschen so auszufragen? John hätte ihm dafür sicherlich eine Kopfnuss verpasst.

»Wer ich bin, tut nichts zur Sache. Ich bin hier, um euch an das Wort Gottes zu erinnern: Du sollst nicht stehlen.«

›Ein religiöser Räuber?‹, fragte sich Much. Auch ohne den Glauben an einen Gott wusste er, dass es nicht gerecht war, anderen etwas wegzunehmen. Dennoch faszinierte es ihn, zu sehen, wie jemand so vehement diese Werte verteidigte.

»Das wollten wir auch nicht!«, antwortete Bucky und der Müllerssohn fügte schnell hinzu: »Ehrlich nicht!«

»Dann bringt die Säcke zurück. Das oder ihr müsst den Bauern anders entschädigen.«

Fragend runzelte Much die Stirn. »Ent- was?«

»Der Bauer hat das ganze Jahr für seine Ernte schwer geschuftet. Wenn ihr drei ihm die Früchte seiner Arbeit wegnehmt, schadet ihr ihm. Also müsst ihr ihm dafür etwas anderes geben, ihn bezahlen oder etwas für ihn tun, sodass dieser Schaden wiedergutgemacht wird.«

Much konnte diese Sichtweise nachvollziehen und dachte: ›Eigentlich ist er kein schlechter Mensch. Bestimmt ist er auch gar kein Räuber, sondern ein Mann, der die armen Bauern beschützt. Also ein Held!‹

Doch Bucky schüttelte den Kopf. »Wisst Ihr, wir haben nichts, was wir ihm geben könnten und … und ohne das Essen müssen wir hungern!« Noch nie zuvor hatte Much miterlebt, wie Bucky den Ton gegenüber einem Erwachsenen hob. Vermutlich war es der Frust oder der Hunger, der aus ihm sprach.

›Ich habe von Anfang an gewusst, dass es eine schlechte Idee ist‹, glaubte Much, unterdrückte jedoch diese Gedanken, als ihm beim Anblick der bedrohlichen Pfeilspitze eine zündende Idee einfiel: »Mein guter Herr, wenn Ihr uns beibringt, wie man mit Pfeil und Bogen schießt, können wir selbst auf die Jagd gehen und müssen niemandem mehr etwas wegnehmen. Dann müsst Ihr zumindest uns nicht mehr davon abhalten, Gemüse vom Bauern zu stehlen. Was sagt Ihr dazu?« Hoffnungsvoll blickten die drei Jungen auf.

»Ich verstehe die Absicht hinter der Bitte. Doch kann ich sie euch leider nicht gewähren.« Aufgrund ihrer Enttäuschung seufzten die Jungen und ließen die Schultern hängen. »So hört meinen Gegenvorschlag: Ihr bringt die Säcke zurück und ich jage euch ein paar Kaninchen.«

»Das ist sehr großzügig von Euch.« Lächelnd deutete Much eine Verbeugung an.

»Aber es wird nur heute satt machen. Was ist mit morgen und übermorgen?«, fragte Bucky.

»Mehr kann ich heute nicht für euch tun.«

Schnell fügte der Jüngere hinzu: »Und das braucht Ihr auch nicht. Es ist nicht Eure Aufgabe, uns die Jagd beizubringen. Wo treffen wir uns?«

»Ein paar Schritte in diese Richtung befindet sich ein toter Ahorn. Sobald ihr die Säcke zurückgebracht habt, kommt ihr...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Bogeschießen • England • Erste Liebe • Mittelalter • Queer • Robin Hood • Wälder
ISBN-10 3-7598-3723-9 / 3759837239
ISBN-13 978-3-7598-3723-3 / 9783759837233
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