Lassiter Sonder-Edition 50 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7309-6 (ISBN)
Lassiter hatte das Gefühl, sein Körper wäre bereits abgestorben. Vom Hals bis zu den Fußsohlen schien keine Spur von Leben mehr zu sein. Aber er konnte sehen und den Kopf hin und her bewegen. Und er konnte noch atmen. Nur in ganz kurzen Zügen, denn seine Brust konnte sich nicht mehr heben und senken. Sein ganzer Körper steckte im Sand der Wüste. Eine Tonnenlast presste seinen Brustkorb und den Bauch zusammen.
Die Schufte hatten ihn eingegraben, nachdem sie ihm alles genommen hatten, was er besaß: Geld, Waffen, Pferd und Kleidung. Es war viel Geld, zwanzigtausend Dollar. Und auch sein Pferd, der Sattel und die Waffen stellten einen hohen Wert dar.
Diese verdammten Bastarde! Sie hätten ihn auch erschießen können. Aber das machte ihnen nicht den richtigen Spaß.
LASSITER UND DIE TODESBOTIN
von Jack Slade
Lassiter hatte das Gefühl, sein Körper wäre bereits abgestorben. Vom Hals bis zu den Fußsohlen schien keine Spur von Leben mehr zu sein. Aber er konnte sehen und den Kopf hin und her bewegen. Und er konnte noch atmen. Nur in ganz kurzen Zügen, denn seine Brust konnte sich nicht mehr heben und senken. Sein ganzer Körper steckte im Sand der Wüste. Eine Tonnenlast presste seinen Brustkorb und den Bauch zusammen.
Die Schufte hatten ihn eingegraben, nachdem sie ihm alles genommen hatten, was er besaß: Geld, Waffen, Pferd und Kleidung. Es war viel Geld, zwanzigtausend Dollar. Und auch sein Pferd, der Sattel und die Waffen stellten einen hohen Wert dar.
Diese verdammten Bastarde! Sie hätten ihn auch erschießen können. Aber das machte ihnen nicht den richtigen Spaß.
Deshalb gruben sie ihn ein bis zum Hals, und jetzt ragte nur noch sein Kopf aus dem glühend heißen Sand.
Die Sonne stand senkrecht über ihm. Brannte erbarmungslos. Hatte bereits den letzten Rest von Feuchtigkeit aus seiner Haut gesogen.
Seine Kehle war völlig ausgetrocknet. Die Zunge war zu einem Stück alten Leders geworden.
Er hatte es längst aufgegeben, sich zu befreien.
Aus eigener Kraft war das unmöglich. Sie hatten ihm ja die Hände auf den Rücken gefesselt.
Wenn sie das nicht getan hätten, wäre ihm noch eine winzige Hoffnung geblieben.
So aber war er verloren.
Zum Sterben verdammt.
Seit zwei Stunden stand er nun bis zum Hals im Sand. Die winzigen, im Sonnenlicht glitzernden Kristalle erschienen ihm groß wie Diamanten. Die Saguaros ragten fünfzig Schritt von ihm entfernt wie riesige Obelisken in das Blau des Himmels.
Winzige Tiere bewegten sich hier und da im Sand. Ameisen, Käfer, die er noch nie zuvor so bewusst bemerkt hatte. Rote Ameisen. Er sah eine Springmaus, die in ihrem Erdloch verschwand. Und dann tauchte zwei Meter von ihm entfernt die Schlange auf. Eine Klapperschlange. Sie rollte sich vor dem Loch der Springmaus zusammen und richtete kurz ihren starren Blick auf den Kopf, der da aus dem Sand ragte.
Lassiter verspürte keine Furcht.
Er befand sich bereits in jenem Zustand, in dem einen Menschen nichts mehr erschüttern kann.
Ihm war alles egal.
Wenn die Schlange kam und ihre Giftzähne in seine Wange oder seinen Hals schlug, wurde sein Leiden nur verkürzt.
Dann wurde ihm vieles erspart.
Er wusste genau, was ihn erwartete.
Der Durst und die gnadenlose Hitze würden ihn in den Wahnsinn treiben. Ein unendlich langsames, unendlich qualvolles Sterben lag vor ihm.
Die ersten roten Ameisen krochen über sein Gesicht. Er spürte die beißenden Stiche.
Immer mehr Ameisen kamen hinzu. Setzten sich in seinen Nasenlöchern, den Augenwinkeln und den Ohren fest.
Er war ihnen wehrlos ausgeliefert.
Er verfluchte die Banditen, dass sie ihn nicht erschossen hatten.
Er verdammte sich selbst, dass er so arglos in ihre Falle geritten war.
Aber es hatte ihn auch niemand gewarnt, als er von Wellton aus nach Süden aufgebrochen war. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sich ausgerechnet in diesem gottverlassenen Landstrich eine Bande aufhielt.
Drüben in dem schmalen, von Felsen gesäumten Arroyo hatten sie ihm die Falle gestellt, ihn mit einem Lasso gefangen.
Im nächsten Augenblick waren sie über ihm. Einer versetzte ihm einen Hieb mit dem Gewehrkolben gegen den Schädel, und als er später aufwachte, lag er gefesselt im heißen Sand.
Sieben Mann standen um ihn herum.
Sie hatten ihm bereits alles genommen, während er bewusstlos gewesen war, auch seine Kleidung.
Nackt und gefesselt lag er da, und sie begannen mit dem Verhör.
Er hatte die Kerle nie zuvor gesehen.
Aber sie hielten ihn für ihren Feind. Für einen Staatenreiter oder Spezialagenten der Regierung, den ein Sonderauftrag in den Südwesten von Arizona geschickt hatte.
Er hatte sie nicht vom Gegenteil überzeugen können.
Und nun krabbelten die roten Ameisen bereits in seiner Nase, und sie waren schlimmer als der Durst und glühende Sonnenhitze.
Er wusste nicht einmal, wer diese Schufte waren, denen er das alles zu verdanken hatte.
Sie hatten auf seine Frage nur höhnisch gelacht und waren dann davongeritten.
Ein unheimliches Rudel...
Lassiter hatte die Augen fest geschlossen.
Zum ersten Mal in seinem Leben sehnte er den Tod herbei. Denn was er hier aushalten musste, war selbst für ihn zu viel.
Er spürte noch, wie sein Körper immer leichter wurde. Er hatte das Gefühl zu schweben und sich mehr und mehr in nichts aufzulösen.
Aus!, dachte er. So sieht also das Ende aus.
Dann hörte er dumpfe, pochende Geräusche.
Gaukelten ihm seine Sinne bereits Halluzinationen vor, oder waren das vielleicht schon Geräusche aus einer anderen Welt, aus dem Jenseits?
Oder war dieses Pochen tatsächlich Hufschlag?
Waren die Banditen zurückgekommen, um sich an der letzten Phase seines entsetzlichen Sterbens zu weiden?
Sein Kopf war nach vorne gesunken.
Er wollte den Kopf anheben und die Augen öffnen. Aber es gelang ihm nicht. Er war völlig am Ende.
Er glaubte, eine tiefe Stimme zu hören, doch er konnte nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Sinnestäuschung unterscheiden. Ihm war alles völlig egal.
Und dann floss etwas Kühles über sein Gesicht.
Wasser!
Es war wie ein Schock.
Jemand fasste in sein Haar und bog seinen Kopf nach hinten.
»Der lebt noch«, hörte er eine tiefe Stimme sagen. »Gib die Wasserflasche, Lys!«
Gleich darauf berührte die Öffnung der Blechflasche Lassiters Lippen. Wasser floss in seinen Mund.
Lassiter versuchte zu schlucken, aber seine Kehle war zusammengeklebt. Er behielt einen Teil der lebenspendenden Flüssigkeit im Mund und ließ sie einwirken. Er spürte, wie sich seine Schleimhäute vollsogen, wie die zu Leder gewordene Zunge wieder zu gehorchen begann.
Endlich gelang ihm dann der erste Schluck. Es war ein wohltuender Schmerz, als das Wasser in seinen Magen hinablief.
Er öffnete die brennenden Augen. Sah zwei Gesichter über sich. Die Gesichter eines Mannes und einer Frau.
Die Frau war knapp dreißig. Sie hatte pechschwarzes Haar und ein Gesicht von herber Schönheit. Einen schmalen, etwas gebogenen Nasenrücken. Hohe Wangenknochen und dunkle Augen. Eine Frau mit leicht asiatischem oder indianischem Einschlag.
Der Mann war groß und breitschultrig. Er trug eine fransenbesetzte Wildlederhose und ein blaues Hemd, das vorne offenstand und die stark behaarte Brust freigab.
Ein wuchtiger Mann.
Sein Bart und das Haupthaar waren grau. Aber es war nicht das Grau des Alters, sondern eher das etwas ins Schwarze gehende Grau eines Timber-Wolfes.
Er lachte breit.
»Du hast Glück gehabt, Mann«, sagte er. »Wenn wir erst ein paar Stunden später hier vorbeigekommen wären, hättest du den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erlebt.«
Lassiter versuchte ein Grinsen. Es wurde eine klägliche Grimasse. Jeder Muskel schmerzte in seinem verbrannten, von Ameisen zerbissenen Gesicht.
»Den Spaten, Lys!«, sagte der Mann.
Sie reichte ihm den kurzen Klappspaten, und er begann mit der Arbeit. Als er Lassiter bis zu den Hüften freigeschaufelt hatte, griff er ihm unter die Arme und zog ihn nach oben.
Er musste über ungewöhnliche Kräfte verfügen. Kaum ein anderer Mann hätte das geschafft, denn die Sandmassen lagen so fest um Lassiters untere Körperpartien wie der Gipsabdruck des Bildhauers um die Form.
Und Lassiter selbst war fast zweihundert Pfund schwer.
Jetzt lag er auf dem Rücken.
Die Frau hatte eine Decke ausgebreitet, auf die ihn der Mann gelegt hatte. Sie kam mit einem Wasserschlauch aus Ziegenleder, tränkte ein Tuch mit Wasser und rieb Lassiters Körper ab. Sie arbeitete schweigend, und hin und wieder legte sie das Tuch beiseite und massierte seine starr gewordenen Muskeln mit bloßen Händen.
Der Mann kauerte sich neben Lassiters Kopf in den Sand und entkorkte eine Whiskyflasche.
»Auch 'nen Schluck?«, fragte er. »Könnte dir vielleicht ganz guttun. Kommt allerdings ganz darauf an, was du gewöhnt bist.«
Lassiter streckte die Hand aus. Es war wie ein Wunder, dass er die abgestorbenen Gliedmaßen schon wieder bewegen konnte.
Er nahm einen vorsichtigen Schluck. Der Whisky brannte in seiner Kehle wie Höllenfeuer, aber er belebte auch.
Der Grauhaarige nahm die Flasche wieder zurück und trank ebenfalls.
Die Frau massierte gerade die hartgewordene Muskulatur von Lassiters rechtem Oberschenkel.
Lassiter spürte auf angenehme Art, wie wieder Leben und Wärme in seinen Körper zurückkehrten.
»Ich habe euch beiden eine Menge zu verdanken«, sagte er. »Hoffentlich kann ich das jemals wieder gutmachen. Übrigens – mein Name ist Lassiter. Komme von Norden, von Wellton. Wollte nach San Luis.«
»Reb Longfellow«, sagte der Grauhaarige. »Das ist meine Frau Lys. Wir wohnen fünfzehn Meilen östlich von hier. In den Gila-Bergen. Wir werden Sie mit uns nehmen.«
Sein Blick glitt...
Erscheint lt. Verlag | 6.7.2024 |
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Reihe/Serie | Lassiter Sonder-Edition |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-7309-6 / 3751773096 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7309-6 / 9783751773096 |
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