Dorian Hunter 153 (eBook)

Cocos Opfergang

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7236-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 153 - Roy Palmer
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»Du hast mich genügend verletzt«, schleuderte Coco Rebecca entgegen. »Ich habe gefühlt, wie Martin gelitten hat, und all die Pein habe ich bloß dir zu verdanken!«
»Ich will deinem Sohn nicht schaden - obwohl ich es könnte. Die Entwicklung der Dinge muss dir doch klar und deutlich zeigen: Ich will, dass Martin lebt.«
»So selbstlos kenne ich dich nicht«, gab Coco voll Spott zurück.
Rebecca lehnte sich zurück. »Ich habe die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben. Ich will dich, Coco, für mich gewinnen ...«

Olivaro hat sein zweites Gesicht geopfert, um Dorian von der magischen Pest zu heilen. Zudem wurde der Bann Baphomets über Martin Zamis gebrochen. Aber da ist immer noch die Vampirin Rebecca, die nach der Macht greift und dabei auch nicht davor zurückscheut, Coco für sich einzuspannen!

1. Kapitel


Gea, das Mädchen, spielte mit Gefühl, doch ihre Gedanken waren woanders. Sie folgten ihrem Bruder Hans und ihren Eltern Edda und Herbert Bronski und bedrängten sie mit Fragen, immer wieder mit den gleichen: Wohin geht ihr mitten in der Nacht? Welches ist euer Ziel? Warum wollt ihr es mir nicht verraten?

Sie waren wieder fort, wie so oft. Es lag ihnen fern, die üblichen Vergnügungen wie Tanz und andere Arten blendenden Rummels zu suchen – nein, dorthin hätten sie sie auch sicherlich mitgenommen. Sie gaben vor, Freunden eine Visite abzustatten. Gea war die Jüngste der Familie. Für sie wurde das zu spät. Gea glaubte kein Wort von dem, was ihr Bruder und ihre Eltern ihr vorschwindelten. In ihrem Kummer hatte sie sich wieder in das Zimmer an ihren geliebten Flügel geflüchtet. Die Musik war ein Freund, der Trost vermittelte. Aber die Musik vermochte nicht die Mauer des Schweigens und der Ungewissheit zu durchbrechen. Was taten Hans und die Eltern wirklich in diesen schlaflosen Nächten, die sich in unregelmäßigen Zeitabständen wiederholten? Warum weihten sie sie nicht ein? Was verbarg sich hinter der ganzen Geheimnistuerei?

Gea Bronski war ein ziemlich hübsches Mädchen mit großen, ängstlich blickenden Augen, sanft geschwungenen Lippen und einem schmalen, gertenschlanken, fast knabenhaften Körper mit Gazellenbeinen. Seit vier Jahren besuchte sie das Konservatorium, und bald würde sie vor der entscheidenden Prüfung ihres Lebens stehen – wenn nichts dazwischen kam.

Irgendwie, aus einem unerklärlichen Grund, hatte sie Angst. Sie wollte gerade zum Allegretto übergehen, da fühlte sie sich plötzlich unangenehm beeinflusst. Im Raum war etwas. Sie hielt inne. Ihre Fingerspitzen lösten sich von den Tasten, die Musik verflog wie ein Hauch, schien nie da gewesen zu sein. Gea lauschte in die Dunkelheit hinein. Sie war ein sensibles Mädchen, empfand tief und war mit geschärften Sinnen ausgestattet. Ihr Gehör hatte ein winziges Geräusch aufgenommen. Langsam drehte sie sich um. Der Schemel knarrte. Gea sah sie vom Esszimmer aus eintreten. Es waren zwei.

Ihr Entsetzen ließ Gea wie gelähmt sitzen. Sie brachte nicht einmal einen Schrei heraus; nicht den leisesten Ton. Sie saß da, wie zur Salzsäule erstarrt. Sie fühlte sich wie eine leere Hülle. Die beiden näherten sich ihr, waren darauf eingestellt, sie zu überraschen, zu überfallen – es war unheimlich! Unfassbar!

Sie waren hochgewachsen und schlank. Ihre Gesichtszüge konnte man nicht genau erkennen. Es schien, als ob sie Mäntel trugen. Nein, es waren eher Flügel, die bis auf den Boden reichten. Sie näherten sich behutsam, und mit etwas eckigen Bewegungen kamen die beiden auf sie zu.

Der Erste, der sich verbal bemerkbar machte, war der Linke. Er schritt aufrecht, leicht gebückt wie sein Begleiter. Seine Stimme klang etwas merkwürdig, als er sagte: »Diese Musik, der goldene Schein in cis-Moll, die Sonate des Mondes; sie wirkt wie eine einzige Poesie. Warum spielst du nicht weiter, Gea Bronski?«

»Du hast recht, Edu«, meinte der Gefährte. »Ich finde es auch blöd, dass sie das Konzert unterbrochen hat. Hat etwa eine Treppenstufe geknarrt, als wir von oben heruntergekommen sind?

»Sei still.«

»Du kannst mir nicht einfach den Mund ...«

»Ich kann. Sei still.«

Gea bebte jetzt am ganzen Körper. Die Angst schien ihren Körper durchzuschütteln, doch sie konnte sich etwas beruhigen und fand sogar ihre Sprache wieder. Sie schluckte zweimal, dann sagte sie: »Wer sind Sie? Und was wollen Sie? Und wie ... wie sind Sie hier eingestiegen?«

Edu lachte verhalten. »Wie wir eingestiegen sind, will sie wissen. Sag's ihr, Soldan.«

»Wir kommen von oben.«

»Von oben.« Das Ganze war lächerlich. Ihr Benehmen war närrisch, aber Gea versuchte, Zeit zu gewinnen. Das hier war eine Farce, aber eine, die einen bitteren Ausgang verhieß.

»Vom Dach führt ein kleines Oberlicht auf den Dachboden«, erklärte Soldan. Er trat noch ein Stück vor. Das Mondlicht fiel jetzt auf sein Antlitz. Gea sah, dass er hager aber wachsbleich war und einen verschlagenen Ausdruck im Gesicht trug. »Der Rest war einfach«, sagte Soldan noch, dann ergriff Edu wieder das Wort.

»Einen schönen Hals hat sie, findest du nicht auch?«

»Ein Schwanenhals.«

»Zum Verlieben.«

»Ich denke, solche Hälse sind selten. Wirklich zum Anbeißen.«

»Du lässt mir den Vortritt!«, erwiderte Edu eine Spur härter.

»Selbstverständlich«, erwiderte Soldan.

Gea blickte nun auch in das Gesicht des linken Eindringlings. Dieser Edu hätte ein gut aussehender Bursche sein können, wenn er nicht auch so entsetzlich gewesen wäre und einen Pickel am Kinn und an der linken Wange gehabt hätte. Er streckte seine Hand nach ihr aus. Es war eine dürre Hand.

Gea zuckte zurück. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte fast vom Schemel, doch dann schlug sie mit den Ellbogen auf die Tastatur des Flügels. Es gab einen harten Misston. Die Dissonanz war eine Beleidigung für die Ohren, doch das Grinsen auf den Gesichtern dieser Eindringlinge überbot alles, es war die Gefahr und das Böse – es war die Hölle.

»Nein!« Geas Stimme klang schrill. »Fort! Gehen Sie! Ich schreie!«

Edu sprach sanft. »Schrei, so viel du willst. Man wird dich vielleicht hören, aber es ist zu spät, wenn Hilfe kommt. Zu spät. Wir sind schnell und gründlich und Meister des Rückzuges. Pack sie, Soldan.«

Soldan hob die Hände, und Gea meinte ein trockenes Rascheln zu vernehmen. Die Aufschläge seines Mantelumhanges schlugen hoch und die weiten Ärmel waren wie Flügel. Krallen glänzten im Mondlicht. Gea schrie, sprang auf, riss den Drehschemel um. Soldan lachte – und sie sah seine dolchspitzen, überlangen Eckzähne schimmern.

Soldan stürzte von rechts auf sie zu. Edu nahte von links. Gea besaß noch die Geistesgegenwart, sich fallen zu lassen. Sie kroch zwischen den Holzbeinen des Flügels hindurch, während über ihr Soldan auf die Tasten schlug. Der Flügel entließ ein Dröhnen. Soldan fluchte. Edu rief: »Du Idiot!«

Gea raffte sich wieder auf, stieß sich fast den Hinterkopf an der Kante des Instrumentes, rannte zum Fenster. Sie wandte nicht den Kopf. Aber sie spürte das Grauen in ihrem Rücken und sie glaubte wahrzunehmen, wie Soldan und Edu über den Konzertflügel hinwegsprangen und hinter ihr her flogen.

Sie war am Fenster. Aber aufzerren konnte sie es nicht mehr. Soldan packte ihre Beine. Edus Krallenfinger streckten sich nach ihrem Hals aus. Geas Schrei erstickte in einem Gurgeln, die Angst schnürte ihr die Kehle zu.

»Beiß zu, beiß zu«, drängte Soldan.

Edu sprach wispernd, sein Atemhauch war modrig. »Endlich habe ich dich, liebliche Gea. Lass dir den Hals küssen und Bruderschaft mit einem stolzen Geauscu trinken.«

Wie in Trance erlebte Gea, dass sich die Tür öffnete und drei Gestalten hereingeweht kamen – Hans und ihre Eltern.

Edu und Soldan, die beiden Unheimlichen, kreischten, aber dann gingen ihre Sinne in einem wahren Orgeldröhnen unter. Die Fensterkonturen verschwammen, die Wand leuchtete in intensivem Blaugrün. Ein Riss lief zuckend wie ein Blitz von oben nach unten; die Wand klaffte auf, ein heißer Windhauch packte die Eindringlinge und hob sie mit sich zum Haus hinaus. Ein pfeifendes Keuchen war das Letzte, das Gea von ihnen vernahm. Sie sank hin. Dann waren die Gesichter von Edda und Herbert Bronski und ihrem Sohn Hans über ihr. Gea fand, dass ihre Haut ein bisschen grün war und ihre Ohren nach oben hin spitz zuliefen, aber sie war zu verwirrt, um echte Feststellungen zu treffen.

»Ein Glück, dass wir eher zurückgekehrt sind«, sagte Herbert Bronski. »Sie hat keine Bissmale am Hals. Nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn ...«

Hans fluchte, wie Gea es nie von ihm gehört hatte. »Wir müssen sie doch einweihen, Vater.«

»Das sage ich auch«, meinte Edda Bronski. »Wir müssen sie endlich zu einer der unseren machen und ihr etwas von unseren Fähigkeiten beibringen.«

»Ich wollte es vermeiden«, sagte Herbert Bronski leise.

Seine Frau stieß eine wüste Beschimpfung aus, dann fügte sie noch hinzu: »Willst du vielleicht, dass die Geauscus, die Hunde, es noch mal versuchen und sie in ihren Bann reißen? Soll ganz Wien dieser Bande anheimfallen? Willst du das?«

Martin, der Sohn des Dämonenkillers, stand in einer Ecke des Innenhofes von Castillo Basajaun und blickte starr in Richtung des Burgfrieds. Er schaute aber nicht wirklich auf den Torm del Homenaja, er schaute hindurch. Seine Miene war verschlossen. Die Sonne schien, und der Himmel über dem Seitental des Valtra del Norte war azurblau, doch Martin erfreute sich nicht daran.

Virgil Fenton verließ das Hauptgebäude und betrat den Innenhof. Er war sehr besorgt um Martin. Seit seinem Eintreffen – Unga hatte ihn gesund und wohlbehalten hergebracht –...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2024
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-7236-7 / 3751772367
ISBN-13 978-3-7517-7236-5 / 9783751772365
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